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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.12.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-12-05
- Erscheinungsdatum
- 05.12.1912
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- Deutsch
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15570 Börsenblatt f. b. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 283, 5. Dezember 1912. Lektüre. Es fehlt ihnen auch die Zeit dazu, denn sie sind durch ihr Geschäft, ihre gesellschaftlichen Verpflichtungen, Sport u. dergl. in Anspruch genommen. »Euer bester — um nicht zu sagen einziger — Kunde, o blinde Buchhändler, gehört zu einer Art, die immer seltener wird, deren Mittel, ohnehin stets beschränkt, jetzt noch durch die allgemeine Teuerung bedeutend in Anspruch genommen werden. Der Geschmack an geistvollen Werken ist fast immer von einem mittelmäßigen Vermögen begleitet, auch hat er den Nachteil, zu verhindern, daß sein Besitzer sich Unterneh mungen widmet, die mehr cinbringen. So lebhaft aber auch sein Drang nach geistiger Anregung ist, so muß er doch nicht mit derselben unbedingten Notwendigkeit befriedigt werden wie der nach Nahrung und Kleidung. Da seine Mittel durch die ständig steigenden Preise für das Notwendige sehr in Anspruch genommen sind, wird er einfach aus das Vergnügen, Neuerscheinungen zu kaufen, verzichten, und sich daran ge wöhnen, eure Novitäten, oder wenigstens die Mehrzahl der selben, zu ignorieren. Er wird vielleicht hin und wieder für gewisse Autoren, wie A. France, M. Barres oder P. Loti ein Opfer bringen, aber alles andere wird er euch lassen und sich mit der Lektüre von Zeitungen begnügen, die ja billig genug sind. Dagegen wird er von neuem seine Klassiker lesen und warten, bis die modernen Schriftsteller in einer der bil ligen Sammlungen erscheinen, von denen immer neue Konkur renzunternehmungen entstehen, die alle florieren. Der Erfolg der billigen Ausgaben ist eine symptomatische Erscheinung, denn weit davon entfernt, hohe Preise zu bezahlen, verlangt das Publikum mit Nachdruck Literatur zu erschwinglichen Preisen.« Der Artikel schließt mit den Worten: »3 Frcs. zu zahlen, erschreckte den Käufer schon, der Preis von 3 Frcs. 50 Cts. wird ihn unweigerlich zum Streik veranlassen«. Die jungen Schriftsteller machen aus der evtl. Erhöhung des Verkaufspreises eines Romanbandes um 50 Cts. eine Frage, deren Bedeutung der von »Sein oder Nicht sein . . .« gleichkommt. Ihre Werke können natürlich nicht in billigen Ausgaben erscheinen, da darin nur solche Bände ausgenommen werden, bei denen eine bedeutende Auflage von vornherein aus Absatz rechnen kann. So fürchten sie denn, daß mau noch weniger als früher ihre Bücher kaufen wird. Dies alles zeigt, eine wie einschneidende Bedeutung die Erhöhung des 3 Frcs. 50 Cts.-Bandes gehabt hätte, so daß die Sortimenter davon vorerst absahen, um Wohl später der Frage näherzutreten Ein moderner Kritiker sagte letzthin in einem Artikel über den Einfluß des französischen Geistes: »Nicht nur unser Theater, auch das französische Buch ist noch heule eine wohl tätige Quelle, zu der die Intelligenzen der ganzen Welt kom men, um sich zu erfrischen und zu stärken« .... Dieser Be hauptung gegenüber nimmt sich die Bewegung gegen die etwaige Erhöhung des Preises des Romanbandes in Frank reich selber etwas eigenartig aus. Andererseits hat der »Oirqua äs karis« aus Anlaß des letzten kox-dlatokes Carpen- tier-PaPke an einem einzigen Abend 120 000 Frcs. an Ein trittsgeldern vereinnahmt, einzelne Plätze wurden sogar bis zu 200 Frcs. bezahlt. Der genannte Betrag ist das Zehn fache der Maximaleinnahme der »Opera«, — und eine nicht unberechtigte Erhöhung des Buchpreises soll einen Streik der Büchcrkäufer veranlassen! In Deutschland schwankt übrigens nach meinen Er fahrungen der Verkaufspreis des 3 Frcs. 50 Cts.-Bandes zwischen .U 2.80, 3.—, 3.15 und 3.50, in gewissen Gegenden Österreichs rechnet man sogar wie folgt: 3 Frcs. 50 Cts. — 3,50 -4k — 4 Kr. 10 k, so daß die Sommergäste immer sehr empört über diese »Sommerpreise« zurückkehren und der Ver leger einen verfehlten Absatz bedauert, wenn der Kunde sich Die Zensur ist in Frankreich seit 1004 abgeschasft, doch mehren sich seit einiger Zeit die Stimmen, die ihre Wieder einführung, natürlich gegen gewisse Garantien, verlangen. Man findet, daß die Vielgeschmähte trotz aller Mängel auch einige gute Seiten hatte, so daß sie noch spät einen Ruhm erwirbt. Nur soll nicht der Staat allein mit der Handhabung der Kontrolle betraut werden, vielmehr hofft man einen über wachungsrat schassen zu können, in dem sich auch gebildete Laien befinden, die, frei von Rücksichtnahme auf Künstler oder Gruppen, verhindern sollen, daß das Vergnügen zu tief sinkt; sie sollen vielmehr versuchen, dar Niveau nach und nach zu heben. Das bringt mich auf die Frage der Bekämpfung der por nographischen Literatur in Frankreich. Die belletristische Litera tur ist durchaus nicht aus einem solchen Tiefstand angekommen, wie die »pikante Pariser Lektüre«, die man im Ausland feil bietet, manchmal annehmen läßt. Denn diese Art Ware ist meistens eigens für den Export hergestellt, und deren Verleger und Autoren erfreuen sich einer großen Unbekanntheit im eigenen Lande. Allerdings hat die Freiheit der Presse dahin geführt, daß ein Schriftsteller oder Illustrator eine viel größere Möglichkeit hat, feiner Phantasie freien Spielraum zu lassen. Alle Hinweise eines Ausländers auf ein etwa ent decktes Zuviel, werden leicht mit der Bemerkung zurückge wiesen, daß der »Lsxrit« etwas speziell »Gallisches« sei, dessen tieferes Verständnis den Anderen abgehe. Wird es aber einmal gar zu bunt, wenn z. B. die anarchistischen Blätter den König von Spanien mit Bombenanschlägen be drohen für den Fall, daß er sich nach Paris wagen würde, oder wenn in der genannten Presse Vorschriften gegeben werden, wie die Mobilisierung »sabotiert« werden könne, so greift der Staatsanwalt ein. In gewissen Städten hat man auch die Darstellung der Untaten der Verbrecher im grauen Auto (Bonnot, Garnier u. Cie.) in den Kinotheatern verboten. Im allgemeinen aber führen die Vereine für öffentliche Sitt lichkeit den Kamps gegen den Schmutz in Wort und Bild allein und haben dann auch alles damit verbundene Risiko zu tragen. So hatte der Verleger Ofsen- stadt den Vorstand des Vereins für öffentliche Sittlichkeit in Orleans auf 10 000 Frcs. Schadenersatz verklagt, weil dieser das bei der genannten Firma erscheinende Witzblatt »üa Oulotta rvuxe« aus die Liste der pornographischen Publikationen gesetzt hatte. Die klagende Firma ist jedoch kostenpflichtig abgewiesen worden, da das Gericht der Ansicht war, daß die Art, wie die genannte Publikation über gewisse Laster spricht, dazu angetan sei, dem Verbrechen unter der Jugend Vorschub zu leisten, und gerade »I-a Ouiotto rouge« zu den gefährlichsten »Witzblättern« gezählt werden müsse. Dies Urteil ist von allen Verständigen gutgeheißcn worden, da man in der Tat bei dem genannten Blatt sehr vieles nicht einmal mit den Worten »i'art paar I'art« erklären kann. Einen ähnlichen Prozeß hat der bekannte Verleger Felix Juden gegen einen Kritiker angestrengt und 20 000 Frcs. als Ersatz für den zugesügten Schaden bean sprucht. Juven veranstaltet seit einigen Jahren im ?»Isis cie Oiaee eine Ausstellung von humoristischen Gemälden und Zeichnungen derjenigen Künstler, die an den in seinem Ver lage erscheinenden Blättern: »To Rire« und »leantasio« Mit arbeiten. Ein allgemein geachteter Kritiker hatte sein Be dauern darüber ausgesprochen, daß das künstlerische Niveau des letzten »Salon des Uumoristes« so wenig bedeutend sei, da die obszönen Darstellungen überwögen. Auch Juven wurde kostenpflichtig abgewiesen, da das Gericht sich aus den Stand punkt stellte, daß der Kritiker in der Würdigung von nach weisbaren Tatsachen seine Befugnis nicht überschritten habe. Dabei möchte ich auf eine künstlerische Lithographie in nicht etwa direkt an ihn oder einen französischen Buchhändler i Farben Hinweisen, die der bekannte Maler Eug. Bnrnand wendet. s für den »Französischen Bund gegen öffentliche und private
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