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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.10.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-10-29
- Erscheinungsdatum
- 29.10.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- Zeitungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19121029
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258, 28, Oktober 1912, Nichtamtlicher Teil, Wq-nblE >, d, Dtiqn, 18383 sangreich als diese, weil sie nicht die gleiche Menge Inserate/trägt: »Höchste Auflagenziffer der Zeitungen der ganzen enthalten, woran der hohe Preis der Annoncen schuld sein dürfte. Außerdem ist das Abonnement auf Tageszeitungen durchaus nicht so allgemein wie in Deutschland, vielmehr hat das Publikum die Gewohnheit, seine Zeitung nummernwcise — im allgemeinen zum Preis von 5 Cts, — bei einer der vielen »maredauäss äs journaux« zu kaufen. Für den Zei tungsverleger sind diese Verhältnisse insofern ungünstig, als er gezwungen ist, eine weitaus größere Anzahl von Nummern Herstellen zu lassen, als der wirkliche Bedarf ausmacht, »in nun das Publikum an ein bestimmtes Journal zu fes seln, gelangen in den Feuilletons solche Romane zur Veröffent lichung, die auf lange Zeit das Interesse des Lesers beschäf tigen, Oft treten auch »Memoiren« von Persönlichkeiten, die von sich reden machten, an die Stelle der Romane, So hat unlängst »1,0 3ouriu>!« die Denkwürdigkeiten der Mine. Stein heil und der Gräfin Tarnowska gebracht, während »1s Llatin« vor etwa Jahresfrist mit der Veröffentlichung der persönlichen Auszeichnungen des früheren Ministerpräsidenten Waldeck- Rousseau begann, die viel Staub aufwirbelten und anschei nend auf Veranlassung der Regierung nie zu Ende kamen. Dann werden die Tagesereignisse in einer Weise beurteilt, wie sie der Hauptmasse der Leser schmeichelt, und ihrer Sucht nach Neuigkeit wird durch möglichst viel Meldungen in den »laits ckivers« Rechnung getragen. Um die Leser persönlich zu interessieren, werden Umfragen veranstaltet und ein großer Teil der eingegangenen Antworten abgedruckt. So fragt der »älatin« zurzeit seine Leser und Leserinnen: »Welcher Mann versteht die Frauen?« Die Menge der einlaufenden Meinungen zeigt, daß das Thema weite Kreise interessiert, — »1s 6il Ilias« hat seine Spalten den bedeutendsten modernen Ma lern zur Verfügung gestellt, damit sie darin ihre Meinung iiber das »Malen in freier Luft« darlegen, »1s k'ißaro« veröffentlicht die Enquete, von der eingangs die Rede war, nachdem vorher monatelang die Reiseberichte Jules Hurcts in seinen Spalten erschienen. Alle Bücher Hurets über Deutschland und Amerika sind nach den Reisebriefen ent standen, die er dem »KiZaro« geliefert hat. Aus geschäft lichen Gründen werden diese Untersuchungen mit mehr oder weniger großen Zwischenräumen fortgesetzt, damit das In teresse des Publikums wacherhalten bleibt. Seitdem das Fortwersen von Prospekten auf der Straße mit Polizeistrafcn belegt wird, können die Zeitungen, die sich an die große Menge wenden, nicht mehr wie früher die Romanansänge, meistens mit einem farbigen Bild auf der ersten Seite, in Hundertlausenden gratis verteilen lassen. Darum wird jetzt die Aufmerksamkeit des Publikums durch große, packende Plakate zu erwecken gesucht, eine Reklame, die die Zeitungsverkäufer durch Verteilen der illustrierten Probelieferungen unterstützen. Ein Bankhaus hat es verstanden, sich für eine ganze Reihe von Tageszeitungen das Monopol der Lieferung des Börsen berichts übertragen zu lassen. Für neue Emissionen ist darum die Unterstützung dieser Firma stets sehr erwünscht, und ge wisse Blätter haben Wohl nicht ohne Grund aus die Gefahr hingewiesen, die ein derartiges System zeitigen kann. Die erste Zeitung, die zum Preise von 5 Cts, die Nummer verkauft wurde, war »1s kstit 3ournal«; sie hatte von Anfang an einen Riesenerfolg, die Auflage betrug im ersten Jahre 150 000 Exemplare, im zweiten 300 000, im dritten 600 000 und übersteigt heute eine Million, Seit Jahren kämpft jedoch »1e Petit .lournai« mit »1e pstit parisisn« um die höchste Auf lagenziffer: beide Zeitungen verfügen über einen ungeheuren Stab von Mitarbeitern, über die neuesten Maschinen und ver wenden alle Mittel der modernen Technik, um sich gegenseitig zu iiberbieten. Es hat den Anschein, als sollte der Erfolg sich dem »?stit parisisn« zuneigen, der am Kopfe die Worte > Feuilleton noch zwei kurze Erzählungen oder Novellen, Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. Welt« und dessen Direktor Jean Dupuy, der Minister der öffent lichen Arbeiten im Ministerium Poincars, ist. Die beiden genannten Blätter finden ihren Leserkreis in der breiten Masse des Volkes, man nennt sie »Iss journaux «Iss oonvisrAss« (die Zeitungen der Portiers), Die Feuilletons bringen stets groß- angelegte Romane, in denen heldenhafte und schaurige Motive einen großen Raum einnehmen. Sie haben keine literarischen Prätentionen, sondern legen ihr Hauptgewicht auf die Wieder gabe von Unglücksfällen, Gerichtsverhandlungen usw,, wobei nach Möglichkeit die Photographien der in Frage kommenden Personen resp, eine Aufnahme der Unglücksstelle, die Aussagen, die der »Ivneisiße« über den Lebenswandel eines verschwun denen Kassierers gibt, usw, veröffentlicht weiden. Die Journale des bürgerlichen Mittelstandes sind: »1s 3 ournaI« und »1 e 5latin«, die ebenfalls erbitterte Gegner sind und dies in keiner Weise verhehlen. Bezüglich der Be richterstattung über Verbrechen usw, stehen sie den obenge nannten um nichts nach, aber die von ihnen veröffentlichten Romane und Novellen können höheren literarischen Ansprüchen genügen, und besonders »1s 3ournal« hat sich bemüht, litera rischen Fragen einen angemessenen Platz einzuräumen. Beide Zeitungen arbeiten mit großen Mitteln, um die Aufmerksam keit aus sich zu lenken, und veranstalten zu diesem Zweck, zum Teil mit Unterstützung der Regierung, sportliche Proben, wie Dauerritle, Fußrennen oder Wettfliegen von Aeroplanen. - »1« 5latin« sucht seinen Ruf durch ein möglichst chauvinistisches Wesen zu erhöhen und hat dem gemäßigten »3ournal« durch Hetzblätter, wie »3 e <1 is tout«, die auf seine Veranlassung unter dem Namen eines Strohmannes erscheinen, den Vor wurf gemacht, es sei an Deutschland verkauft (vsnclu au Kaiser!). Es herrscht das Prinzip zwischen beiden Gegnern, stets das anzugreifen, was der Andere lobend hervorhebt. So hat z, B, der »blatin« lange Zeit alle ungünstigen Urteile über das Präparat «806« des Professors Ehrlich gesammelt, während »1s 3ournal« die günstigen Urteile brachte. Die grundsätzliche Verschiedenheit der Meinung geht oft sogar so weit, daß von zwei Verbrechern der eine vom »Natin« und der andere vom »3ournal« als unschuldig hingestellt wird. Ein Redakteur des »3ournai«, Jacques Dhurr, hat die Spezialität, sich mit Justizirrtümern zu beschäftigen und in seinem Blatt solange für die Revision eines Prozesses ein zutreten, bis der Gerechtigkeit Genüge geschehen ist. So ist z, B, vor wenigen Tagen infolge des mannhaften Eintretens dieses Redakteurs ein Soldat (Rousset) freigelasscn wor- den, der seit drei Jahren unschuldig in den Ge fängnissen in Afrika schmachtete. Dies eine Beispiel ge nügt vielleicht, um klarzulegen, daß die Presse in Frankreich tatsächlich einen großen Einsluß als Leiterin der öffentlichen Meinung ausübt. Als öffentliches Organ der dritten Republik — und also etwa der Bedeutung der »Norddeutschen Allgemeinen Zei tung« entsprechend — »1s Ismps« zu nennen, ein in jeder Hinsicht ernstes Blatt, das auch allen literarischen Fragen ein weitgehendes Interesse entgegenbringt. Diese Zeitung ist neben »1e ltaulois« die einzige, die den Preis von 15 Cts, für die einzelne Nummer aufrechterhalten hat. »1e Pi garo« ist die Zeitung der reichen Bourgeoisie und der Finanz, etwas klerikal, aber von vornehmen Manieren und ein beachteter Kritiker in literarischen Dingen, »1s 6il Oias« ist mehr »koulsvarciisr« als Politiker und legt sein Haupt- gewicht auf die Meldung Pariser Ereignisse, wenn er sich nicht darin gefällt, Anekdoten aus Künstler- oder Politiker kreisen weiterzutragen. Seine belletristischen Veröffent lichungen gehören aber zu den besten der modernen Literatur; jede Nummer enthält außer der Fortsetzung des Romans im Die
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