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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-09-30
- Erscheinungsdatum
- 30.09.1912
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
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11548 Börsenblatt s. d. Dtschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. 228, 30. September 1812 verschafft, fehlt unseres Erachtens noch.« Der Titel der Zeit schrift ist einem Denkmal entnommen, das in Köln im vorigen Jahre enthüllt wurde und ein Monument der Arbeit ist (Ein Rheinarbeiter zieht ein Tau aus den Fluten). Es ist die einzige Verherrlichung der Arbeit, die wir in Köln neben einer Unzahl von Fiirstendenkmälcr» aufzuweisen haben, und doch hat dieStadt ihre heutige angesehene Stellung viel mehr der Arbeit (oder genauer gesagt dem Handel) zu verdanken als der Gunst der Könige. Im September ist dann noch eine Zeitschrift für Satire und groteske Kunst erschienen, die den schönen Titel »DieBlalt - laus« führt und zum Verleger einen Künstler hat. Der Maler Hans Schwartz, der für den Übermut in Bild und Vers verant wortlich zeichnet (im doppelten Sinne verstanden), hat schon früher von sich reden gemacht. Die Anklagebank, die manche Leute auch jetzt wieder über feinem Kopfe schweben sehen, ist ihm keine fremde Sitzgelegenheit. Vor einigen Jahren war's, als der hiesige Gewerbeverein ein Preisausschreiben zur Erlangung eines wirksamen Plakats für die Gewerbe förderungsanstalt erließ, dessen Preise wegen ihrer Höhe (wenn man dafür das Wort gebrauchen kann) von SO und 100 «Ä unfern Künstlern allzuwenig imponierten. Statt sich als fleißige Knaben ernstlich mit der gestellten Aufgabe ab- zumllhen. setzten sie sich hin und malten als Plakate — Kari katuren ! Die Herren Preisrichter besahen sich diese Schöpfun gen aufgebrachter Künstlerseelen mit gemischten Gefühlen, und nur wenige waren unter ihnen, die den Grundsatz beher zigten. daß man gegen den Humor keinen Krieg führen soll. Die übrigen liefen zum Kadi und legten die eingesandten »Preisbewerbungen« entrüstet auf den Tisch des Hauses. Die Richter, die nicht ganz des Sinnes für Humor entbehrten, suchten beim Anblick der Bilder mit Mühe die Würde des Gerichts zu wahren und beriefen Sachverständige, die ihnen aus dem Dilemma zwischen Anerkennung der Kunst und Hei lighaltung des dräuenden Schwertes der Themis hinaushelfc» sollten. Die Sachverständigen gaben den Klägern zu. daß sie ans einigen der Blätter recht derb angefatzt würden, aber sie lachten herzlich, und da das Lachen, wie bekannt, befreit, so erklärten sie, daß sie für Freisprechung stimmen würden, wenn sie die Richter wären. Und also geschah es. Die »Beleidig ten« brauchten nun erst recht für den Spott nicht zu sorgen. Damals stand Hans Schwartz als der Anstifter des Künst lerscherzes, und weil von ihm die hauptsächlich inkrimi- uierten Blätter ausgegangen waren, vor den Schranken des Gerichts. Die Erwägung, daß es sich bei diesen Erzeugnissen um wirkliche Kunst handelte, löste ihn aus den Banden, die ihn zu umstricken drohten. Er ist, aus der untersten Volks schicht hervorgegangen, in der Tal ein Künstler hohen Ranges, der vor allem für die Karikatur ein fabelhaftes Geschick be sitzt. Eine Ausstellung seiner Karikaturen im städtischen Mu seum füllte im letzten Jahre mehrere Räume; man sah da ganz kostbare Blätter, aber verkauft wurde nichts! Für unsere »gute Gesellschaft« ist er nicht der rechte Künstler, weil er seine Motive meist aus der nicht guten Gesellschaft holt, die nach Schnaps riecht und skoekmA ist. Man kann doch seine Wände nicht mit »solchen« Bildern zieren! Ich hätte übrigens gar keine Veranlassung, für den Mann Partei zu ergreifen, weil meine werte Persönlichkeit in wenig schmeichelhafter Verfas sung auch in der erwähnten Ausstellung vertreten war. Ich lachte darüber mit den Unbeteiligten, aber ein anderer Thcaterreferent zeterte in seinem Blatte, als eine Theater zeitung das verhältnismäßig harmlose, dabei witzige Bild re produzierte. Nun genug der Reminiszenzen! Also Herr Schwartz läßt in der »Blattlaus« wieder einmal seine Zügel schießen. In der zweiten Nummer wird die Sonderbundausstellung, von der hier schon verschiedene Male die Rede war, verulkt. Hier werden nach rechts und links, gegen die Philister, die Hyper modernen und die »Kunstmäzene«, die die Künstler für eine mehr oder weniger gute Kapitalanlage bewerten, scharfe Hiebe ausgeteilt. Besonders die »Kunsthhänen«, die aus toten Künstlerknochen Gold zu münzen verstehen, kommen schlecht weg bei dem derb-jugendlich-grotesken Übermut, der hier blatt los sich äußert. Die Karikierung der auffallendsten Bilder und Statuen der Ausstellung ist von köstlichem Humor, und andere Bilder zeugen von einer uferlosen Künstlerphantasic. Das Publikum steht der neuen Kunst, die sich in der Sonder- bundausstcllung zeigt, äußerst kühl gegenüber. Nicht so unsere Kunstsachverständigen. Der erste Direktor unseres städtischen Museums, vr. Hagelstange, der freilich in seiner Eröffnungs rede zu der Ausstellung das schöne Bekenntnis ablegte, er ver stehe manche Bilder selber nicht, ist gleichwohl sehr eingenom men von der neuen Kunstrichtung. Das wäre ihm ja weiter nicht zum Vorwurf zu machen, wenn sich diese Vorliebe nicht auf eine ganz eigenartige Weise zeigte. Die Säle unserer städtischen Gemäldeausstellung entleerten sich in den letzten Monaten aber dergestalt, daß man selbst bekannte Werke älte rer Maler vergebens suchte. Unsere Museumsleitung hat jetzt nämlich entdeckt, daß Bilder, die frühere Kunstverständige und das Publikum für Meisterwerke der Malerei hielten, nichts wei ter als Kitsch sind, der höchstens verdient, auf dem Museums speicher zu verstauben. Ferner hat man die wichtige Ent deckung gemacht, daß man dicht neben- und übereinander hängende Bilder gar nicht würdigen kann, sondern nur solche Bilder, die eine möglichst große und in den Farben gut ab gestimmte Wandfläche um sich herum haben. Da nun aber unser Museum eine verwünscht große Zahl von Bildern, aber nur eine beschränkte Zahl von Sälen bzw. Wänden besitzt, so ergibt sich mit logischer Notwendigkeit, daß die Masse der Bilder zugunsten einiger, die eine vom lieben Gott erleuchtete Museumsleitung bestimmt, verschwinden muß. Im Zeitalter der Grundsätze Nietzsches ja ganz verständlich. Nun ist aber das Kölner Publikum so rückständig, sich feine Bilder (denn die durch Schenkung und Erwerbung in die Sammlung gekom menen Werke gehören nach Auffassung weiterer Kreise in der Tat der Bürgerschaft und nicht dem jeweiligen Museums- direklor!) nicht einfach eskamotieren zu lassen, und so setzt man denn dem Herrn Direktor in den Lokalblättern kräftig zu. Er aber, wenn er auch sonst an Siegfried nicht erinnert, hat eine hürnene Haut, und man kann auf den Ausgang dieses aus der einen Seite mit Ausdauer und auf der andern mit Wur stigkeit geführten Kampfes begierig sein. G. Hölscher. Die Alten Hallenser. Vor dreißig Jahren trafen sich in Leipzig einige jungfröhliche Buchhandlungs-Gehilfen, die in der benachbarten Universitätsstadt Halle in Stellung gewesen waren. Sie hatten in der Luft der alten ^lma Klater das übliche Leben der Buchgesellen geführt, halten als gute Kollegen zusammen gesessen, ihre Freuden und Leiden mit einander geteilt, getrunken, gesungen, fachgesimpelt, geschwärmt, auch einmal gestöhnt, waren aber ihres Lebens froh geblieben. Nun hatte ein guter Wind sie nach der Buchhandelshanptstadt verschlagen, und der Wunsch, daß es dort sein möchte wie früher, daß man sich nach des Tages Last und Arbeit zu froher Stunde wieder zusammcn- finden möchte, blieb lebendig in ihnen. Einen ihnen zusagenden Anschluß hatten sie in dem damals noch stillen buchhändlerischen Vercinsleben nicht gefunden, so halfen sie sich ans andere Weise und gründeten einen neuen Verein. Klein war er nur, man ging nicht eben eifrig vor in der Werbung neuer Mitglieder, nur lang sam setzten neue Zweige an, aber der Baum, in dessen Schatten die Freundschaft Unterkunft suchte, wuchs doch und wurde stark. Mit der Zeit kamen natürlich auch andere Mitglieder, die nicht in Halle an der Saale grünem Strande gewesen waren, die sahen, daß cs sich wohl leben ließ bei den Alten Hallensern. Damals trieb man in den Gehilfenvereinen noch nicht so viel Sozialpolitik wie heute, die Zeiten erforderten auch nicht so viel Mammon, das Wort
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