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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.09.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1912-09-14
- Erscheinungsdatum
- 14.09.1912
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- Deutsch
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10 k 7 2 VSrl-ndl-t, f. d. Mschn. Buchender Nichtamtlicher Teil. ^ 215. l4. September 1»1». des Deutschen Kaisers sehr richtig angedeutet wurde, dem Volke durchaus geläufig und keineswegs wie bei uns eine Art Er kennungswort für die ästhetisch Geschulten. Schließlich schafft die Methode der schweizerischen Verfassung und Verwaltung immer wieder neue Notwendigkeiten für den Einzelnen, sich weiterzubilden. Wer gewärtig sein muß, ohne weitere Vor bereitung und ohne Examen durch das Vertrauen seiner Mit bürger in wichtige Verwaltungsstellen gewählt zu werden, hat naturgemäß ein größeres Bedürfnis, geistig auf dem Laufenden zu bleiben, als etwa ein deutscher Kaufmann, der ganz sicher ist, niemals als Richter oder Schulrat bestellt zu werden. Schließlich ist zu bedenken, daß die schweizerische Bevölkerung durchschnittlich außerordentlich wohlhabend ist. Besonders günstig aber scheint ein Umstand zu sein, der nicht übersehen werden darf. Die schweizerische Industrie ist in viel größerem Maße auf dem Lande ansässig als bei uns. Es drängt sich nicht alles in den Großstädten zusammen. Und diese Verteilung einer industriellen und halbindustriellen Be völkerung mit gutem Einkommen scheint der Durchdringung der einzelnen Landesteile mit Literatur außerordentlich förderlich zu sein. In allen diesen Dörfem, die halb städtischen Cha rakter haben, bestehen Lesegesellschaften, die jährlich außer ordentliche Summen aufwenden. Leihbibliotheken und Lese zirkel sind fast unbekannt; sie werden durch diese Lesegesell schaften vertreten. In diesen Gesellschaften, die vielfach auf eine ehrwürdige Geschichte zurückzublicken vermögen (der be rühmte Hottingensche Lesezirkel*) steht hier durchaus nicht allein da), sind vielfach Pfarrer und Lehrer die Geschäftsführer. Es wird kaum Fälle geben, in denen versucht worden ist, den Be darf dieser Gesellschaft unter Umgehung des Buchhandels zu decken. Der Darstellung dieser schweizerischen Verhältnisse haben wir aus besonderen Gründen einen größeren Raum gewidmet; wir werden später darauf zurllckkommen. Sehen wir uns nun Klagen und Reformvorschläge ein mal näher an, die von buchhändlerischcr Seite gemacht wur den. Zunächst kann man Wohl, ohne Widerspruch zu finden, feststellen, daß die Verleger geneigt sind, zu glauben, der Sorti menter verwende sich nicht in genügendem Maße, und daß der Sortimenter erklärt, der Verlegerrabatt sei ungenügend, außer dem mache der Verleger unbilligerweise direkte Geschäfte mit dem Publikum. Der Sortimenter fühlt sich ferner beschwert durch die steigenden Spesen, mit denen die Steigerung des Umsatzes nicht Schritt hält, er fühlt sich beschwert durch die Konkurrenz der »Auchbuchhändler«, der Spezialbuchhand lungen und Reisegeschäfte, der modernen und wirklichen Anti quariate, der Zeitungsprämien, Warenhäuser und gemein nützigen Vereine. Das sind alles Beschwerden, die schon oft mit guten Gründen belegt worden sind. Was ist dazu zu sagen, und wie kann Abhilfe geschafft werden? Es ist selbstverständlich und bedarf keines Beweises, daß der Sortimenter sich nicht für jede Neuigkeit verwenden kann. Von außerordentlichem Interesse würde gleichwohl eine Er hebung bei einer Reihe von Firmen in bezug auf die Frage sein, wie groß gewissermaßen das Fassungsvermögen einer gutgefllhrten allgemeinen Buchhandlung ist. Wenn wir die Zahl 3000 annehmen, so dürfte das mehr sein, als auch das bestgeleitete Sortiment verarbeiten kann. Denn in diesem Falle kommen auf jeden Tag 10 Neuerscheinungen. Ich glaube mit der Hälfte ungefähr das richtige zu treffen. Mehr darf man vor allem deshalb nicht annehmen, weil während der Sommers diese Zahl monatelang nicht erreicht wird. 1500 Neuerscheinungen pro Jahr ist auch schon eine ordentliche Por tion. Das ist aber nur ein Zwanzigstel, und selbst wenn wir bet 3000 bleiben, so ist das erst ein Zehntel der gesamten Vcr- lagsproduktion. Die übrigen neun Zehntel, die natürlich für Red. die verschiedenen Firmen sich verschieden zusammensetzen mö gen, fallen demnach von vornherein unter den Tisch, d. h. der Sortimenter kann sich beim besten Willen und im äußersten Falle nur für höchstens ein Zehntel der gesamten Jahrespro duktion verwenden, wenn man unter Verwendung mindestens die L cond.-Bestellung der Neuigkeiten versteht. Es ist aber nicht richtig, wenn der Begriff der Verwendung so eng gefaßt wird. Der Sortimenter verwendet sich für jedes Buch, das er zu liefern bereit und in der Lage ist. Bestände diese Möglich keit für den Einzel-Interessenten, jedes gewünschte Buch ohne Umstände und Kosten besorgt zu erhalten, nicht, so unterliegt es keinem Zweifel, daß die bisherige Produktion binnen kur zem mindestens um die Hälfte sich vermindern müßte. Soweit sich nun aber die bisherige Verwendung des Sorti ments im Laufe der letzten Jahre vermindert hat, ist diese Verminderung lediglich auf die auch im Buchhandel stark zu nehmende Spezialisierung zurückzuführen. Und gerade diese Spezialisierung, die eine durchaus moderne, aus der Praxis herausgewachsene Erscheinung ist, wird ja dem Sortiment von berufenen und unberufenen Kritikern immer wieder als er strebenswertes Muster vorgehalten. Aber niemand kann zween Herren dienen. Ein juristisches Spezialsortiment kann sich nicht für Medizin und Belletristik, eine Buchhandlung für schöne und bibliophile Literatur nicht für wissenschaftliche Werke ver wenden, und ein modernes oder anderes Antiquariat kümmert sich um die Neuigkeiten naturgemäß nur dann, wenn sie ihm wirklich oder modern antiquarisch angeboten werden. Am vollkommensten versagt auf diesem Gebiete das Warenhaus, um das manche Reformer heutzutage ihre Tänze aufführen, wie die Mücken um eine Bogenlampe an einem Sommerabend. Lassen wir die gewiß auch einmal untersuchenswerte Frage nach der Qualität der von den Warenhäusern bevorzugten Literatur beiseite: soviel ist sicher, für die Neuerscheinungen tun sie einfach nichts, wenn es sich nicht gerade um eine ganz außergewöhnliche Sache handelt. Man kann demnach als Er gebnis dieser Erwägungen feststellen, daß das alte vielge schmähte allgemeine Sortiment allein imstande ist, sich wenigstens für einen Teil der gesamten Produktion gleichmäßig zu verwenden. Die Verleger haben das größte Interesse an der Erhaltung dieses Sortimentstyps, um so mehr, als noch keineswegs feststeht, daß die wissenschaftlichen Spezialsortimente den Gesamtumsatz in den betreffenden Wissenschaften wirklich gesteigert haben. Und an der Erhaltung dieses allgemeinen Sortimentstyps hat auch die Allgemeinheit allein ein Interesse. Nur das allgemeine Sortiment vermag wirklich alle Kulturaufgaben zu erfüllen, die ihm auferlegt sind. Gerade dieser Sortimentstyp befindet sich aber heute vielfach in einer Lage, die man eine Notlage nennen muß. Die Spesen wachsen in sprunghaftem Tempo, der Umsatz wächst langsam, bleibt stehen oder, was im Grunde dasselbe ist, geht zurück. Ich glaube nicht, daß der Grund allein in der starken Konkurrenz zu suchen ist. Die Buchhandlungen vermehren sich wohl kaum in rascherem Tempo als die Bevölkerung. Wir sehen andererseits, daß in Städten, die sich innerhalb der letz ten Jahrzehnte stark vermehrt haben, während nene Buchhand lungen dort gar nicht gegründet wurden, die Klagen über un günstigen Geschäftsgang nicht verstummen wollen. Dabei ist zu bedenken, daß das Bildungsniveau der Bevölkerung sowie ihre Kaufkraft von Jahr zu Jahr beständig und unaufhaltsam wächst. Ganze Schichten entstehen neu, die sehr Wohl als Käufer gewonnen werden könnten. Es ist eine alte und, wie jeder unbefangene Kenner der Verhältnisse zugeben muß, be rechtigte Klage, daß die Sortimenter im allgemeinen zu sehr auf den alten Käufern und Käuferschichten herumreiten. Die wirklichen Bücherkäufer und gar die Sammler einer Stadt sind meistens den ansässigen Sortimentern wohlbekannt, sie werden nun mit Prospekten und Ansichtssendungen ohne Gnade und *>'Dem Buchhandel angeschlossen.
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