9674 Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Fertige Bücher. ^ 196, 23. August 1912. Verlag von Georg Wigand in Leipzig Soeben erschien: (Z) Lebenshöhen Neue Balladen :: und Lieder :: von Alice Freiin von Gaudy Preis geheftet M. 2.50, in Pappband gebunden M. 3.— Zu den hervorragendsten unserer modernen Balladendichter zählt Alice Freiin von Gaudy. deren neue Sammlung Zeugnis ablegt von dem mächtigen Aufschwung ihrer stolzen und frohen Kunst während des letzten Jahr zehnts. Lebenshöhen nennt sie den inhaltreichen Band. Aus Lebenshöhen stehend, blickt sie frei in die Welt, ihre unabhängige Natur gibt in eigenpersönlichem Stil, in besonderen Formen und Farben das Geschaute und Erlebte wieder. Ans Lebenshöhen hebt sie ihre Gestalten, Vollmenschen mit großen Leidenschaften und heißen Herzen, aber auch Menschen mit starkem Pflichtgefühl, die Selbstbezwingung gelernt haben. Etwas Markiges. Gesundes, Fortreißendes ist in diesen Dichtungen. Ihr hoher Schwung bleibt frei von Pathos, ihre echte, tiefe Empfindung streift nirgends das Sentimentale. Persönliche Offenbarungen ihres Innersten gibt Alice von Gaudy nicht. Selbst über den wenigen, rein lyrischen Stim mungen liegt ein verhüllender Schleier. Und doch leuchtet aus all ihren Schöpfungen lebendig die keusche, vornehme Frauenseele, die Aristokratin auch des Empfindens. Köstliche Frische entströmt dem Rhythmus dieser formvollendeten Verse, deren Reime ein für Klangreinheit sehr empfindliches, musikalisches Ohr verraten. Was aber als Hauptvorzug dieses Balladenbandes gelten darf und was die Dichterin unbestritten all ihren Kolleginnen voraus hat, das ist der feine herzliche Humor, dessen sonniger Goldglanz selbst Anekdoten künstlerisch zu adeln weiß. Daß die Lebenshöhen einen Schatz für Rezitatoren bedeuten, sei noch besonders betont. Sie bergen eine Fülle höchst wirkungsvoller Vortragsstücke ernsten und heiteren Inhalts, die jedem Rsdekünstler zu lohnender Erweiterung seines Programms dienen dürsten. Die zahlreichen Freunde und Verehrer der Verfasserin werden für einen Hinweis auf ihr neuestes Buch empfänglich sein. Ich bitte zu verlangen. Bestellzettel anbei. Leipzig, August 1912. Georg Wigand