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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1925
- Strukturtyp
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- 1925-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1925
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- Deutsch
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103, 4, Mai lSW. Redaktioneller Teil, »ö-Ienbl-U s, d. r,,chn. 7L 87 Romanen, Modczeitschriften, politischen Werken, zum Teil aus kost spieligem Papier, dicke Papprollen, die vielfarbige, auf Glanz papier abgezogene Bilder enthalten, die Damen in verführerischen Kostümen darstellen, Zirkulare über bibliophile Neuausgaben, die selbst in jeder Weise bibliophil hergestcllt sind, bilden meinen täg lichen Postcingang, Ich werde gebeten, solche Anzeigen in nieinem Schaufenster, welches allerdings niemals existiert hat, günstig zu placieren. Alles kommt direkt per Post. Ich handle, wie man sehen wird, gegen mein eigenes Interesse, wenn ich berichte, was ich mit diesen Sendungen mache. Sie wandern natürlich sämtlich in den Papierkorb — aber nicht ganz; den» ich trenne mit einem gewissen Gefühl des Dankes jene Seiten ab, die unbedruckt sind, und benutze dieses schöne, weiße Papier für geschäftliche Notizen aller Art, Und da jetzt die Zeit vorüber ist, in der Papicrnot alle Zirkular-Verfertiger zu größter Sparsamkeit zwang, lebe ich nun in herrlichem Ubcrsluß, Wie ein Strafrichter, der täglich über Menschen-Schicksale zu entscheide» hat, abgestumpft werden muß, so habe auch ich schließlich das Mitleid mit meinen Kollegen ver lernt, die sich so große Kosten und Mühen umsonst machen. Aber hier möchte ich fragen: Muß das sein? Gewiß hat es Schwierig keiten, Firmen bei allgemeiner Versendung herauszulassen — ein einziger Fehlgriff kann mehr Schaden verursachen, als die Er sparnis einbringt —; gewiß kostet es Zeit und infolgedessen auch Geld, wenn man etwa vor jeder Sendung sortiert und ausscheidet; aber schließlich haben auch diese Bedenken eine Grenze, zumal für jene Verlaßssirmen, die kostspielige Reklame häufig und regelmäßig treiben. Reine Spezialfirmen immer und immer wieder mit teu ren Zirkularen über Werke himmelweit verschiedener Richtungen zu bombardieren, das könnte doch im ureigensten Interesse der Absender vermieden werden, zumal in einer Zeit, in der immer und immer wieder mit vollem Recht nach einer Verbilligung der Büchcrproduktion gerufen wird, (Da die gerügte Gewohnheit sicher nicht eine Spezialität des Buchhandels ist, so berühre ich mit diesen Zeilen eine Angelegenheit allgemeinen wirtschaftlichen Inter esses, und spitzfindige Statistiker könnten den Millionenschaden, den diese Wahllosigkeit der deutschen Volkswirtschaft zusügt, berechnen.) Große Firmen, von denen viele in der angegebenen Weise sün digen, haben doch sicher ein statistisches Bureau, das ihnen sagen muß, daß ich noch niemals ein Lehrbuch der Astrologie oder des Skats, eine Anweisung, wie man sich selbst Kleider herstellt, oder ein guter Redner werden kann, bestellt habe, daß ich noch niemals von irgendeiner Jnscrtionsaufforderung in rein-literarischen Blättern oder in Tageszeitungen Gebrauch gemacht habe. Und — das brauche ich wohl nicht erst zu bemerken — ich bin nur einer von sehr vielen, die sich einer gleichen Unterlassung -schuldig ge macht haben. Also ich bin uneigennützig genug, den freundlichen Spendern weißen Papiers zuzurufen: Revidiert euer Adressen material! In der Berliner Ausstellung »V o l k s k r a s t<, die hauptsächlich die Leistungen auf dem Gebiete der dem Sport die nenden Industrie zeigen sollte, und die soeben geschlossen wurde, war auch eine große und geschickt arrangierte Koje der sportlichen Literatur gewidmet. Es war der unermüdlichen und von Begei sterung für die Sache getragenen Tätigkeit des Berliner Spczial- sortimenters sür Sport, August Re her, gelungen, eine Zahl von Verlegern (wie Grcthlein, Weidmann, Dieck L Co,, Stalling, Quelle sc Meyer und andere) zu einer gemeinsamen Ausstellung zu veranlassen, die sich recht wirkungs voll ausnahm. Bedauerlich ist nur, daß die Werke nicht nach ihrer Spezialität, sondern nach den Verlegern angeordnet werden mußten, Herr Reher hat sich einen geschmackvollen Stand, der auseinandergenommen und an einem anderen Orte im Hand umdrehen wieder aufgebaut werden kann, Herstellen lassen und beabsichtigt, diese Ausstellung auch an anderen Orten Deutsch lands (vorerst Nürnberg, Essen, München) zu zeigen. Wenn man in Betracht zieht, wie außerordentlich wichtig nach Wegsall der Militärpflicht der Sport gerade in Deutschland geworden ist, und wenn man andererseits die Wahrnehmung machen kann, wie ge ring der Wille, Bücher zu kaufen, gerade in sportlichen Kreisen bisher gewesen ist, so muß man sür jedes Wirken, das dahingeht, diesen Zustand zu bessern, dankbar sein. Dieses muß hauptsächlich darin bestehen, daß durch Ausstellungen zum Ankauf gereizt wird, daß dann aber auch weiter, was ja beabsichtigt wird, durch direkte Propaganda an die verschiedenen Vereine herangctrcten wird. Große Reichtümer dürfen allerdings nicht als Resultat erwartet werden, denn die sportliche Literatur ist im Preise ungewöhnlich billig. Ein jeder Verein könnte sich also ohne Mehrbelastung seiner Mitglieder eine Bibliothek zulegcn (ca, l0 der wichtigeren Anweisungen usw, sür den Fußball z, B, kosten zusammen M — Mark), Ho üben, Heinrich Hubert: Kleine Blumen, kleine Blät ter aus Biedermeier und Vormärz. Ein Strauh,u meinem SV, Geburtstag, 1SL5. 8°. 174 Setten. Mit SS Abbildungen. Dessau, Karl Rauch Verl-ag. Ladenpreis Mt. 6.5V, geh. Mk. 8.50. Ter Verfasser zählt zu den besten Kennern der deutschen Kultur- und Literaturgeschichte der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, vor nehmlich des »Jungen Deutschland«, der Literatur über Gutzkow, Laube. Eckermann, über das Weimar der Biedermeierzeit und über die vormärzliche Zensur. Seiner Feder verdanken wir eine Reihe wertvoller Bücher über jene Zeit, Neuausgaben von Werken, Erinne rungen. Tagebüchern und Briefen einst berühmter Persönlichkeiten. Es gehört eine bewundernswerte Kenntnis der Zeitverhältnissc und der Literatur darüber, rastlose Arbeit in zahlreichen Archiven und Bibliotheken dazu, um diese Schätze zu heben. Nun stand allerdings dem Verfasser als hervorragendem Mitarbeiter des Verlags F. A. Brockhaus auch das Archiv dieses großen Verlags zur Verfügung — die genaue Kenntnis desselben hat Houbcn schon vor 11 Jahren durch Herausgabe des Buches »Berühmte Autoren des Verlags F. A. Brock haus« bezeugt. Es gibt ja kaum einen deutschen Verlag, dessen bis heute erhaltenes Archiv reichere Schätze aus jener Zeit bieten könnte. Stand doch die Firma Brockhaus mit den hervorragendsten politischen und literarischen Persönlichkeiten in Beziehung durch ihren Buchver lag. ihre Jahrbücher und Zeitschriften. Es würde zu weit führen, hier zahlreiche Namen anzugeben: für das Arbeitsgebiet von Professor Houben seien nur Varuhag-en, Adele, Arthur und Johanna Schopen hauer. Gutzkow, Eckcrmann genannt. Als großes zusammenfassendes Werk von Houben ist im Erscheinen begriffen »Verbotene Literatur von der klassischen Zeit bis zur Gegenwart«, 2 Bände (Karl Rauch, Dessau; Band 1 erscheint soeben in 2. Auslage, Band 2 im nächsten Jahre). Dazwischen entstanden kleinere Arbeiten über die Zensur (Der ge fesselte Biedermeier, H. Haessels Verlag) und das vorliegende reizvolle Werk, das der Verfasser seinen Freunden zu seinem 50. Geburtstag (30. März 1925) bot. Das Buch enthält als erstes Stück einen literarischen Scherz: einen Brief aus der Unterwelt von Saul Ascher (gestorben am 8. Dezember 1822) an Rcinhold Steig. Literarhistoriker in Berlin, übcrschrieben: Heinrich von Kleists Freunde und Gegner. Es folgen »Der erste Zei tungsbericht über die Leipziger Völkerschlacht«, den Friedrich Arnold Brockhaus »auf Befehl« der alliierten Heeresleitung in seinen »Deut schen Blättern« brachte: »Mendelssohnerinncrungen aus der Goethe zeit«, aus den Tagebüchern von Adele Schopenhauer stammend, ebenso aus deren Nachlaß das Dokument von Arthur Schopenhauers Ent erbung durch seine Mutter, dessen Entstehung erzählt wird. Ein fes selndes Kapitel ist die Schilderung der auf Anregung des Alt-Neichs- kanzlers von vr. Ed. Brockhaus 1875 unter vielfachen Mühen gelun genen Besorgung eines Exemplars von Bismarcks Schullcscbuch »Sei denstücker, Eutonia«, 1810 bei Mallinckrodt in Dortmund erschienen. Ungemein interessant ist auch der größere Abschnitt über Leben und schriftstellerische Tätigkeit des Fürsten Hermann von Pückler-Muskau. der vor einigen Menschenaltern mit seinen anonym erschienenen Reisc- schilderungen die vornehme Welt entzückte. Er gab auch dem jungen Heinrich Laube eine allerdings unfreiwillige Freistatt in MuSkau an stelle der Festungshaft, dem Jugendfreunde und Dichter Leopold Sche- fer, dem Verfasser des einst vielgelesenen »Laienbreviers«, sorgenlose Lebensstellung. Die Werke Wicklers, die »Briefe eines Verstorbenen« und die vielen Bände Semilassos liest jetzt niemand mehr, nur sein Buch über Laudschaftsgärtnerci ist auch heute noch von Wert. Das Leben des Fürsten ist in Houbens Schilderung prächtig zu lesen. Auch die weiteren Gaben: »Ein Besuch bei Goethe im Jahre 1827«, »Laubes verschollene Jugenddramcn«, »Jmmermann und Adele Schopenhauer«, »Zensurhumor« und »Bildzensur im Vormärz«, »Ferdinand Gregoro- vius als Journalist« sind durchweg von großem Interesse. Nament lich die beiden Zensurkapitel bringen köstliche Anekdoten und humor volle Erinnerungen. Durch die zahlreichen Abbildungen, Porträts, Landschaften, Scherenschnitte von Adele Schopenhauer gewinnt das Buch, das dem Leser eine schon 100 Jahre zurückliegende Vergangen heit deutscher Kultur und Literatur lebendig darstellt. 8. 9SS*
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