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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.08.1905
- Strukturtyp
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- Band
- 1905-08-30
- Erscheinungsdatum
- 30.08.1905
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- Deutsch
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^>k 201, 30. August 1S0S, Nichtamtlicher Teil. 7547 Nichtamtlicher Teil. Albert Cohn am 24. August 1S0L. Albert Cohn, der Senior der deutschen Antiquare und unbestritten ihr Erster, ist nicht mehr. Dem beinahe Achtzig jährigen, dem bis zuletzt unermüdlich Tätigen, hat der Tod die Feder aus der Hand genommen. Er, der sein ganzes Leben nicht geruht hat, ruht jetzt aus von seiner Arbeit. Viel hat er geschaffen, viel hat er erreicht, die Tätigkeit seiner letzten Jahre, nachdem er sich vom Geschästsleben zurückgezogen hatte, gehörte der Zusammenstellung einer umfassenden, wissenschaftlichen Shakespeare-Bibliographie, deren Vollendung er nicht erleben sollte! An ihm hat sich das Wort des Psalmisten erfüllt: »Unser Leben währet siebenzig Jahr und wenn es hoch kommt, so sind es achtzig Jahre, und wenn es köstlich ge wesen ist, so ist es Mühe und Arbeit gewesen.« Ja Mühe und Arbeit ist dieses Leben gewesen, aber gerade die Arbeit war ihm das Köstliche, die Arbeit des Berufs und die Arbeit an der Erkenntnis der drei Heroen, denen er ein gutes Teil seines Lebens gewidmet hat: »Goethe, Schiller, Shakespeare!« Albert Cohn war ein kritischer und findiger Kopf, und die Fähigkeiten, die den Antiquar machen, waren ihm an geboren. Dazu kam ein eiserner Fleiß und eine Energie, die keine Schwierigkeiten kannte, wenn es einen Zweck zu erreichen galt. Dazu ein vorzüglicher Geschäftsmann, der aber über dem Geschäftsmann nie die höheren Ziele des geistigen Arbeiters vergaß. Albert Cohn ist als einer der ersten zu nennen unter denen, die den Ruf des deutschen Antiquars im Auslande geschaffen haben; ihni verdanken wir die heutige Stellung des wissen schaftlichen deutschen Buchhandels, der die öffentlichen Bibliotheken des ganzen Universums und die Privatbiblio theken der Gelehrten aller Länder versorgt. So war er ein Pionier des deutschen Buchhandels, und mit Stolz können wir sagen, er war unser; in der Geschichte des Buchhandels lebt er fort! Öffentlich hervorgetreten ist er nur selten, es widerstrebte dies seinem ganzen Charakter, auch fehlte es ihm stets an Zeit, da er neben der Leitung eines umfangreichen Geschäfts der Vermehrung seiner Büchersammlung und seinen wissenschaftlichen Arbeiten lebte. Es ist heute nicht an der Zeit, ein ausführliches Lebensbild dos Verstorbenen zu geben; das sei einer spätern Zeit Vorbehalten, dem Verstorbenen zum Ge dächtnis, den Jüngeren zur Nacheiferung. Heute sei nur kurz erwähnt, daß Albert Cohn, nachdem er eine gute Schulbildung genossen, bei Julius Springer in Berlin den Buchhandel erlernte und darauf bei A. Asher als Gehilfe eintrat. Dort lernte er das Anti quariat kennen und legte im Berkehr mit seinem hoch- begabten und gelehrten Prinzipal, sowie mit einem aus erlesenen Publikum die Grundlage zu seinem umfassenden Wissen nnd Können. Im Jahre 1852 übernahm er die Firma, in der er bis dahin Gehilfe gewesen war, zu sammen mit seinem Freunde Daniel Collin, dem spätern Besitzer von I. Guttentag, der noch jetzt sein otiuw oum äigllitsto genießt, und führte sie — später allein — bis 1874, in welchem Jahre er sie an den auch zu früh ver storbenen unvergeßlichen Leonhard Simion und Adolf Behrend') käuflich überließ. Albert Cohn begründete nun mehr ein Antiquariat unter seinem Namen, das er in kurzer Zeit zu einer außerordentlichen Blüte brachte und in dem er wesentlich die Verwertung seltner und kostbarer Bücher, sowie von Autographen betrieb. Vor wenigen Jahren gab "1 Heute im Besitz von Adolf Behrend und Eugen Golm. er auch diese geschäftliche Tätigkeit auf, um sich lediglich wissenschaftlichen Arbeiten, namentlich der Ausarbeitung einer umfassenden Shakespeare-Bibliographie zu widmen, die ihn, wie schon oben gesagt, bis in seine letzten Lebenstage beschäftigt hat. Eine frühere Frucht seiner Beschäftigung mit dem großen Briten war sein im Jahre 1865 erschienenes Werk: »Lboicospoars in Osrmonv«, in dem er die Tätigkeit der englischen Schauspieler im sech zehnten und siebzehnten Jahrhundert in Deutschland und deren Einfluß auf die dramatische Literatur der Deutschen schildert und dokumentarisch belegt. Das Buch gilt als ein grundlegendes und ist von den kompetentesten Beurteilern als eine durchaus originale und bahnbrechende Arbeit be grüßt worden, die bis heute von ihrer Bedeutung nichts eingebüßt hat. Bei der anstrengenden Tätigkeit, der Albert Cohn sein ganzes Leben hindurch oblag, ist es begreiflich, daß ihm nicht viel Zeit blieb zu Geselligkeit und leichter Unterhaltung, und so mag er manchem schroff nnd unnahbar erschienen sein. Er konnte aber von einer hinreißenden Liebenswürdigkeit sein, wenn Verständnis ihm entgegentrat, und namentlich Jüngeren gegenüber kargte er nicht mit seinem Wissen, das er in zwangloser und unaufdringlicher Weise darzubieten wußte. Allerdings: Dünkel und Aufgeblasenheit, sowie jedem Scheinwissen gegenüber war er unerbittlich, mit der Lauge seines Spottes wußte er Dümmlinge niederzuschmettern, und dies mag ihm manchen Feind gemacht haben. Seine Kunden waren großenteils seine Freunde, er ihr steter Berater, auf dessen unfehlbares Urteil sie mit Recht schworen. Der Unterzeichnete hat fast 1l> Jahre unter und mit dem Verstorbenen zusammen gearbeitet; was er gelernt hat, verdankt er großenteils seiner Anregung und seinem Beispiel; aufrichtiger Dank und dauerndes Gedenken über das Grab hinaus sind ihm gewiß. R. L. Prager. Vom Vücherlesen und Vücherksufen in England. Die Durchsicht eines Leihbibliothek-Katalogs und ein Artikel in Uublisbvrs' Lireulur regen unwillkürlich Betrach tungen über unfern Buchhandel an und werfen Fragen auf, die vielleicht niemand zufriedenstellend beantworten kann» — so sagt Mr. Andrew Lang in einer Plauderei in der »Weshalb sind vor allen Dingen die Bücher in England im Verhältnis soviel teurer als auf dem Kontinent? — Man kann wohl sagen: weil die Papierfabrikanten, Drucker, Buchbinder und die Autoren in England und in Amerika besser bezahlt werden als dort. Autoren englischer Zunge können, wenn sie Erfolg haben, hier sicher größere Honorare und Tantiemen erzielen als ihre kontinentalen Kollegen, und ebenso sind die verschiedenen, mit der Biicherherstellung und mit dem Büchervertrieb beschäftigten Professionen hier besser bezahlt; das mag wohl alles dazu beitragen, daß die Bücher in England so viel teurer sind als in Frankreich oder in Deutschland. Aber würden nicht alle Zweige — vom Autor angefangen — sich ebenso gut stehen, wenn sie die doppelte Anzahl der Bücher zum halben Preise verkaufen würden? In Frankreich kann man ein dickes Geschichtswerk rc. für 7 Frcs. kaufen; in England würde eine Übersetzung desselben Buches vermutlich in zwei starken, in Leinen gebundenen Bänden herausgegebe» werden und etwa 18 sb. kosten; wenige nur würden das Werk kaufen, und da die Leihbibliotheken fast nur für Romane zu haben und für wissenschaftliche und instruktive Bücher wenig Neigung haben, so wird das 1001'
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