Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 10.08.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050810
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190508105
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050810
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-10
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
7024 Nichtamtlicher Teil. pv 184, 10. August 1S08. mit Geschmack einrichten könnte? wenn Sie deutsche Damen bäten, Patriotinnen zu seyn und ihre Er findungsgabe und ihren Geschmack in solchen Mustern zu llben, die dem Körper eine Zierde und dem ehrlichen Ehemann eine Ersparnis, sowie den deutschen Fürsten, die das Geld gern im Lande behalten, eine angenehme Er scheinung wären. Wie, wenn Sie durch eine schickliche Abhandlung, ein Raisonnement über den Zweck und die Schönheit eines jeden Kleidungsstückes den Damen auf die Sprünge hälfen? Auch wäre es gut, wenn Sie zuweilen eine Kritik mit der Anzeige der ausländischen Moden ver bänden. — Noch eins, mein theuerster Freund, Sie werden wohl thun, wenn Sie mehr auf Ameublement als Kleidung sehen. Hier können wir täglich lernen, und Sie befördern dadurch viel Gutes, und sicherlich gewinnen Sie durch diesen Artikel, nicht die mehrsten Leser, sondern die mehrften Käuffer. Die Moden der Kleider sind bald vor über: aber ein nützliches Ameublement dauert länger und man hat das gegebene Modell zum Ankauf weit nötiger als das Modebild eines Kleides, welches man durch den ersten Anblick gemeiniglich weg hat.« Wie bemerkt, erwuchsen dem Verleger aus dem Druck der Pandora große Schwierigkeiten; Buchbinder und Kupfer stecher ließen ihn im Stich, und doch konnte Göschen nur dann auf Erfolg rechnen, wenn das kleine Buch rechtzeitig fertig wurde und spätestens im November auf dem Büchermarkt erschien. Göschen hoffte 6000 Exemplare zu verkaufen; eine französische Ausgabe sollte neben der deutschen erscheinen. Seine Briefe an Bertuch gaben Kunde von seinem Verdruß und seinen Sorgen. »Hilf uns auch aus der Pandoranoth, fing ich in der Litaney künftigen Bußtag« schreibt er im November an Bertuch, und am 4. Dezember fügt er hinzu: »Dieses Jahr ist die Sache nun wohl ein wenig ver dorben. Künftiges Jahr wollen wir's anders machen. Sie würden erschrecken, wenn Sie auf mein Pult sähen, und die Mahnbriefe wegen der Pandora läsen, grob und ungezogen, empfindlich und jammernd, alles eins um's andere. Alle sagen: nach Neujahr können wir sie nicht mehr gebrauchen.« Trotz alledem war der Erfolg des Taschenbuchs, das kurz vor Neujahr ausgegeben werden konnte, ein großer, und Göschen hätte zweifelsohne ein Geschäft damit gemacht, wenn er nicht auch eine kostspielige gebundene Ausgabe gebracht hätte. Diese blieb, infolge des verspäteten Erscheinens, fast völlig unverkauft, und der pekuniäre Verlust des Verlegers war infolgedessen ziemlich bedeutend. Die deutsche Ausgabe wurde zwar ausverkaust, wenn man auch mit dem Inhalt des Büchelchens nicht immer einverstanden war; »aber obgleich das Publikum tadelte«, wie Göschen anführt, -so kaufte es doch, denn ein jeder wollte »seinem Liebgen ein Present machen«, und das Präsent mußte ein neuer Kalender sein. Bertuch und Kraus erlitten keine pekuniäre Einbuße, da sie ein festes Honorar erhalten hatten. Natürlich hatte Bertuch Interesse daran, daß die Pandora auch weiterhin erschien, und schon bald nach Erscheinen des ersten Jahrganges be stürmte er den Verleger wegen der Vorarbeiten zum zweiten Jahrgang. Er sandte ausführliche Vorschläge dasllr ein. Göschen machte auf Grund der Erfahrungen, die er mit dem ersten Baud gemacht hatte, alle möglichen Gegenvorschläge. Er schlug Abbildungen von griechischen Kostümen vor; er wollte eine Auswahl von sechs interessanten Szenen aus der griechischen Geschichte getroffen wissen. Wenn der gewählte Gegenstand pathetischen Charakters sei, so würde es die Ge legenheit zu einer rührenden Erzählung bieten, oder, wenn komischen Charakters, »Anlaß zum Witz«. Diese Erzählungen würden die »Pandora« über den »Frauenzimmerkalendsr«') erheben, der »wegen seiner weinerlichen, empfindlichen Ge schichten von den Damen mit einer unbeschreiblichen Wut gekauft wird.«") Bertuch war nicht ganz damit einverstanden und meinte, einfache Erklärungen der Kupfer würden genügen. Aber Göschen verneinte: . . . »weil es die Weiber nicht interessiert«. Und was wollen Sie über Sujets von Moden, das das Herz der Weiber interessiren kann? Hingegen eine Gruppe aus dieser oder jener Geschichte giebt vielleicht Gelegenheit zu einem Dialog, der zugleich Erklährung ist, und zur Darstellung des Putzes des Zeitalters, worin die Geschichte sich ereignet hat?") In einem andern Briefe erörtert Göschen noch die Frage, ob man nicht Tänze nnd Tanzmusik der Pandora beifügen solle; er schreibt in humoristischer Weise darüber an Bertuchs-): »Die Tänze sollten eigentlich modische Benennungen haben. Wir haben zum Beispiel Figarotänze gehabt. Machen wir einen Cagliostrotanz? Nein! aber was? Wie wär's, wenn wir auch einmal ein Ding thäten und einen Oberonstanz, einen Werthertanz, einen Tanz b In Geßner machten? Die Musik müßte die Hauptsache bei der Charakteristik thun. Zum Beispiel in dem Geßnerischen müßte etwas pastoralmäßiges in der Wahl der Instru mente und in der Melodie seyn .... Die Touren zum Geßnerischen Tanz müssen leicht, ungezwungen, fröhlich seyn. — Über die Tanzkunst läßt sich gewiß recht viel sagen; man tanzt sich entweder zu Tode oder ist so schwehrfällig dabey wie ein Baum; über die Grazie des Tanzens, über seinen Nutzen, und mir deucht, das soll wohl niemand besser machen als Freund Bertuch. »Ein prächtiger Schatz ist mir in die Hände gefallen, nämlich die geistreiche und geniale Komposition englischer Tänze von unserm einstigen Freudenkinde, dem jungen Gallisch. Er hat einen Tanz mit Flöte und Oboc- begleitung komponiert, der so schmelzend ist, daß unsere gutherzigen Mädchen sich die Augen wischten, als sie ihn tanzten. Das würde uns einen Tanz » Is Weither geben.« Auch dieser neue Jahrgang der Pandora war für Göschen kein glänzender pekuniärer Erfolg. Als er im April 1788 dann nach Weimar kam, um mit Bertuch wegen der Fortsetzung der Pandora und von Goethes Werken zu ver handeln, machte Bertuch ihm den Vorschlag, sein Geschäft ganz nach Weimar zu verlege», und stellte ihm manche Vorteile in Aussicht. Aber Göschen ging darauf nicht ein und ver hielt sich auch manchen andern Plänen Bertuchs gegenüber ablehnend, da er fürchten mußte, daß die vielfachen Unter nehmungen ihm schließlich über den Kops wachsen könnten. Von der Pandora erschien noch ein dritter Jahrgang, für 1789, der von Schiller das Gedicht: »Die berühmte Frau» enthielt. Wie recht aber Göschen daran tat, sich den Wünschen Bertuchs gegenüber taub zu stellen, sollten die nächsten Monate zeigen. Die Michaelismesse des Jahres l788 verlief im höchsten Grade ungünstig für Göschen. Die Werke Friedrichs des Großen waren bei Boß und Decker in Berlin erschienen und wurden nur bar abgegeben; alles Geld der Buchhändler ging in deren Kassen; die andern Ver leger hatten das Nachsehen. »So hat der alte König nach seinem Tode noch einmal einen Tribut von Sachsen er hoben«, schreibt Göschen an Bertuch, indem er ihn wegen der *) Leipziger Kalender f. Frauenzimmer, Hrsg. v. G.K. Claudius, erschien seit 1784 bei Cnobloch in Leipzig und ist bis 1820 fori gesetzt. ") Göfchen's Leben. I. T. 150 u. ff. *") Ebendaselbst. f) Göfchens Leben. 1. S. 151.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder