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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1905
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- 08.08.1905
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- Deutsch
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6974 Nichtamtlicher Teil. oR 182, 8. August 1905. »Seit der Messe habe ich noch kein Exemplar verkauft.» — Endlich im Oktober erschien die ersehnte Besprechung, in der es hieß: -Wir wünschen sehr, daß das Publikum dem Ver leger die Uneigennlltzigkeit lohnen, und niemand gewinn süchtige Nachdrucker, die einen so gutdenkenden Buchhändler um ein wohlerworbenes Eigenthum bringen, unterstüzen möge.» Göschen hatte nämlich gerade damals sehr unter dem Nachdruck zu leiden. Auch mit Goethe selbst gab es Unannehmlichkeiten, nicht allein weil er mit Druck und Papier unzufrieden war, sondern es gab auch Differenzen wegen der Höhe der Auflage und wegen der verschiedenen Ausgaben, über die Mißverständnisse herrschten. Der Brief war durch den Kammer-Kalkulator Seidel in Weimar, der Goethes Interessen vertrat, zuerst an Berluch gesandt worden, der ihn, mit Bemerkungen ver sehen, an Göschen weitcrsandte. Er bespöttelte die Klage über den schlechten Druck, der er übrigens keine Bedeutung beilegte, und ermahnte Göschen, sich gegen das Verlangen des Dichters, weitere Freiexemplare abzugeben oder eine neue starke Auflage auf gutem Papier zu drucken, ablehnend zu verhalten; die ans gutem Papier gedruckten Exemplare sollten nur für wohlhabende Käufer in kleiner Anzahl gedruckt und keineswegs eine Auslage der Schriften darstellen, von der Goethe Freiexemplare zu beanspruchen habe. »Man müsse Goethe» — sagt Berluch — »unter andern Gründen vorstellen, daß diese neue Ausgabe von 500 Exemplaren, während der größere Teil der alten Auslage noch unverkauft sei, für Göschen ein Risiko, nicht Profit bedeute.» Mit den Worten: -Ich gestehe, ich hätte Goethe solche Schikanerei nicht zugetraut», schließt Bertuchs Brief. Göschen, dem bei dem Vielsachen Arger und den Sorgen der letzten Zeit der Brief von Goethe sehr unangenehm und schmerzlich war, schreibt unterm 23. November 1787 sehr erregt dem Weimarer Freunde'): -So ein Brief wie der Goethes kann den Frohmuth sehr Niederschlagen. Mit der Schrift ist vorher keine Zeile gedruckt worden, und sie soll stumpf sein! Das Papier, welches weiß ist und nicht stark, um bequeme Bände zu bekommen, soll Druckpapier sein, — mag es doch! Herder soll nur die Auslage seiner Schriften damit vergleichen. Ich weiß nunmehr wohl, woran es hängt. Der feine Hartknoch") hat sicher Lunte gerochen und sich gefürchtet: ich möge ihm ins Gehege kommen, und hat deswegen diesen oder jenen Damm bei Herdern gezogen. Mag auch das! Aus den Sonntag send ich eine Beantwortung von Goethe's Brief. Herder muß ich sehen hernmzubringen. Goethe müssen wir in Rücksicht der Zukunst die Exemplare schenken. Lassen Sie uns hier nicht genau handeln; das Papier ist zu übersehen. Druckfehler und Auslassungen können nicht in den Werken sein, sie müssen im Manu skripte stehn. Ich werde Goethe melden, daß ich 3000 gedruckt habe. Denn ich möchte gern aufrichtig handeln. Aber, wird er nicht sagen, wir vermehren die Auflage in's Unendliche? Melden Sie mir Ihre Meinung. Ich ver sichere Ihnen heilig, hätt' ich Herdern und Goethen von der Seite gekannt, als ich sie jetzt kenne, sic hätten mich nicht so glücklich machen sollen, ihre Werke zu verlegen. Sind denn 2000 Thlr. ein Kinderspiel? Doch es wurmt heute bei mir, und ich mag nicht länger Ihre Geduld belästigen.« Man sieht, daß Göschen bezüglich der Freiexemplare anders dachte als Bertrich, und daß er überhaupt Herder für den Schuldigen hielt, der Goethe zu seinen Vorwürfen an- ') Goethe-Jahrbuch II S. 404 u. s. gestachelt hätte. Einige Tage später schreibt er nochmals an Bertuch") bei Übersendung des Briefes für Goethe: »Hier ist der Brief an Goethe. Diesen muß Herder und Seidel nicht lesen. Lassen Sie ihn direct nach Rom gehen. Ich muß diese Satisfaktion an Herdern haben, und alle Pfaffen hole der Teufel. Ich denke, Goethe soll die 40 Exemplare nicht verlangen; verlangt er sie, so gebe ich sie ihm mit Freuden, denn mit eben der Zuversicht, als ich zu manchen Dingen rieth, die andern Menschen ge glückt sind, sag' ich, daß Angelikas"") Zeichnung und der Egmont unsere Ausgabe heben wird. Goethe schenkt seine 40 Exemplare weg; damit wird unsere holl. Ausgabe be kannt, er wird in guten Willen erhalten und das Papier läßt sich übersehen. . . . Finden Sie etwas in Goethe's Brief, das Ihnen nicht gefällt, so schreib' ich ihn anders. Sagen Sie mir's frei heraus. Noch glaub' ich, Goethe wird geleitet. Sollte es nicht sein, so veracht' ich ihn ebensosehr, als ich ihn verehrt habe, und ich muß glauben, daß er zu den niedrigen Menschen gehört, welche glauben, alle Buchhändler sind Juden. - Der nächste Brief Goethes lautet bereits viel freund licher; er wünschte Bezahlung der Kupferplatten von Lips zur Iphigenie und Egmont mit 8 Carolin und für die Vignette nach Belieben und Zahlung des Honorars für den 5. Band an Seidel. Göschen schlug Bertnch vor, darauf einzugehen, und er suchte ihn, die gewünschten Zahlungen zu leisten. Die Ausgabe der Goetheschen Werke schritt nur sehr langsam voran; bald ließ der Autor den Verleger, bald der Verleger den Autor warten, und Bertnch mußte nur zu oft den Vermittler zwischen dem wieder in Weimar weilenden Goethe und Göschen spielen. Nach Abschluß der teuren Ausgabe in acht Bänden ver anstaltete Göschen eine billige Ausgabe in vier Bänden, um dem Nachdruck zu begegnen. Bertnch hatte ihm geraten, diese Ausgabe ohne Nennung seines Verlags herauszugeben, damit man sie für einen billigen Nachdruck halte. Göschen tat dies nicht, sondern veranstaltete die Ausgabe unter seiner Firma, allerdings augenscheinlich ohne Goethe davon in Kenntnis zu setzen. 1791 war das Werk vollendet, ohne den erhofften Ge winn gebracht zu haben. Bertuch wurde über den Absatz usw. immer auf dem laufenden gehalten. Im September 1789 be liefen sich die gesamten Kosten aus 7087 Taler, die Ein nahmen von verkauften Exemplaren auf 5307 Taler, so daß das eingeschossene Kapital bei weitem noch nicht wieder heraus war. Trotzdem schlug Göschen nach der Ostermesse 1791 Bertuch vor, ihn abzufinden, und dieser ging darauf ein. Göschen verpflichtete sich, Bertuch die 2000 Taler, die sein eingezahltes Kapital repräsentierten, mit fünf Prozent Zinsen zurückzuerstatten und ihm außerdem als Äquivalent sllr den Gewinn und für Übertragung des Verlagsrechts die Summe von 600 Taler zu zahlen. Nach dieser Zahlung sollte Göschen das vollständige und alleinige Eigentumsrecht an dem Aktiv bestand, Resten, Lagervorräten usw. zustehen. Die Abmachung wurde am 30. Mai 1791 getroffen, Bertuch sollte gezahlt erhalten; 2026 Taler 12 Groschen, Zinsen bis zum 3. April 1791 405 Taler 15 Groschen und 600 Taler als Äquivalent für den Gewinn. Einige Wochen vorher hatte Bertuch noch an Göschen eingehende Vorschläge gemacht, wie man der Schmiederscheu Nachdruckausgabe von Goethes Werken begegnen könne. Unterm 10. April schreibt er""): *) Goethe-Jahrbuch. II. S. 405. ") Angelica Kaufmann. Goethe-Jahrbuch. Il, 408.
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