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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1905
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- Deutsch
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182, 8. August 190S. Nichtamtlicher Teil. 6973 der Verleger Goethes wurde, und zwar einzig und allein durch Bertuchs Vermittlung. Dieser hatte erfahren, daß Goethe eine Ausgabe seiner Schriften plane und mit Unger iu Berlin darüber verhandle; er teilte dies Göschen mit, und da er die Honoraransprllche in Erfahrung brachte, auch diese. Sie waren sehr hoch; trotzdem nahm Göschen an, daß Unger sofort zugreifen würde. Als der Berliner Verleger nun wider Erwarten zögerte, nahm Bettuch das Interesse seines Schütz lings wahr, machte Goethe auf den jungen, rührigen Ver leger aufnierksam und erbot sich, die Verhandlungen zu führen. Goethe ging darauf ein, und man einigte sich, wie wir sehen werden, auf ein Honorar von 2000 Taler. Da Göschens eigne beschränkte Mittel einen solchen Aufwand nicht gestatteten, so bot sich ihm Bertuch als Teilnehmer an. Es wurde ein Vertrag geschlossen, nach dem sie sich zur ge meinsamen Ausgabe von Goethes Werken gegenseitig ver pflichteten mit dem gleichen Anteil an Kosten, Profit und Verlust, und zwar sollte Göschen für sich und seinen Teil haber Körner für zwei Drittel, Bertuch für ein Drittel haften. Nachdem so die Summen für Honorar und Druck sichergestellt waren, schloß Bertuch mit Goethe ab. Am 29. Juni konnte Bertuch schreiben*): »Am Dienstag war ich bei Goethe und sprach mit ihm über seine Erklärung. „Sie haben die Schraube sehr scharf angezogen", sagte ich ihm, „Göschen wird zucken; indessen wir wollen sehen, was er darauf sagt; einige Milderung werden Sie ihm aus alle Fälle akkordiren müssen." „Es ist wahr", sagte er, „ich habe meine For derung etwas gesteigert, meine gedruckten und ungedruckten Werke in eine Brühe geworfen, und eine Summe über haupt gefordert, 1) weil ihm bepde wegen der neuen Bearbeitung gleich, und so gut wie ganz neu sind; 2) um uns nicht wegen der diversen Bogenabrechnungeu zu geniren; 3) weil ich, da Göschen nicht fangirt, sondern blos coulant handelt, auf eins zweite Auflage so gut als nichts rechne, und also alles, was ich hoffen kann, von dieser erwarten muß. Hingegen will ich ihn wegen der Stärke der Auflage gar nicht einschränken, und für die gute Auflage in gr. 8 auch nichts verlangen, auch die Subskription auf alle Art durch meine Freunde unter stützen Helsen" u. s. w. Dies war ungefähr seine Meinung, und ich merke, daß er von den 2000 Rt. wohl nicht ab gehen wird.» Das war auch der Fall, und der Vertrag wurde dem entsprechend abgeschlossen, nachdem Goethe noch zugesagt hatte, in einem Briefe, der der buchhändlerischen Anzeige beigesügt werden sollte, die Gründe anzugeben, die ihn zur Heraus gabe seiner Schriften veranlaßt hatten. Zwischen Bertuch und Göschen fanden nun eingehende Beratungen über die Ausgabe statt. Der Weimaraner, als gewandter Geschäftsmann, stellte an Göschen alle möglichen Fragen betreffs Stärke und Form der verschiedenen Auflagen, der Zeit der Fertigstellung und wegen der Maßnahmen gegen den Nachdruck. So fragt er einmal: »Billigen Sie meine Idee, die Namen der Sub skribenten zu drucken? So wenig ich jetzt mehr darauf halte, so bin ich doch hier noch dafür; denn ich bin sicher, daß in diesem Falle grade Mancher und Manche aus Eitelkeit mit subskripirt, wenn er weiß, daß er gedruckt wird.« Man beschloß die von Goethe vorgesehene Ausgabe in Großoktav nicht drucken zu lassen; dagegen sollte die gewöhn liche Ausgabe in 4000 Exemplaren (später beschränkte man die Zahl aus 3000) gedruckt und, um die Nachdrucker irre zu führen, eine billige Reserveausgabe, in 2000 Exemplaren gedruckt werden. *) Göschens Leben. I. 107. Börsenblatt für een deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. Dieses große Unternehmen, das Göschen und Körner schwere Sorgen verursachen und ihre Trennung veranlassen sollte, wurde dann am 2. September 1786 verbrieft und besiegelt. Die Fertigstellung begegnete mancherlei Schwierig keiten. Goethe weilte in Rom und war schwer zu erreichen, der Druck verzögerte sich, und die Kupfer konnten nicht an gefertigt werden, weil Goethe sich noch nicht über die Sujets ausgesprochen hatte. Voll Ungeduld schreibt Göschen an Bertuch: »Wollte Gott, Göthe erklährte sich bald über die Wahl der Sujets zu unfern Kupfern-, heißt es einmal, »sonst geht uns Chodowiecki aus dem Garne. Die Pressen werden nun fiep. Bald soll die Probe des Druckes erfolgen. Ich weiß nicht, wo Göthe ist.« So wurden die Herstellungs arbeiten erschwert und verzögert, obwohl Göschen tat, was ein Verleger nur tun konnte; er erklärte Bertuch gegenüber: »Göthe liegt mir so nahe am Herzen. Ich lese jeden Bogen selbst, und würde mich ängstigen, den Buchdruckern die Sache allein anzuvertrauen«. Ende Februar 1787 konnte endlich mit dem Druck be gonnen werden, und das Erscheinen des ersten Teiles (die ersten 4 Bände) wurde für die Ostermeffe 1787 angekündigt. Am 17. März schreibt Göschen an Bertuch: -Die Subscription aus Göthe wird zur Ostermesse geschlossen. Man wird und muß die Werke kauffen, und wir können den erhöhten Preis auch mitnehmen. Wir werden in der Osterwoche 1000 absetzen zum Subscriptions preis, das ist gewiß; oder meine Calculation müßte ganz gewaltig trügen. - Doch trotz seiner Zuversicht hatte Göschen sich geirrt. Die Subskription aus Goethes Schriften blieb weit hinter allen Erwartungen zurück; Bertuchs Hoffnung, daß die Veröffent lichung der Namen der Subskribenten auf den Absatz günstig einwirken sollte, war verfehlt gewesen. Schon kurz vor Erscheinen schrieb Göschen voll Bitterkeit an Wieland: -Freylich subscribirt das deutsche Publikum nicht so gerne auf Göthens Schriften als auf Geißlers des jüngeren*) unsterbliche Werke. Die Subscriptionslisten von beyden werden das zur Ehre Deutschlands beweisen, und den Patrioten wird das Herz darüber lachen vor Freuden.» Anstatt der erhofften 1000 Subskribenten waren es nur 550 geworden; Göschen geriet in schwere finanzielle Sorgen, die durch Körners Weigerung, weitere Gelder zu bewilligen, nicht geringer wurden. Der Absatz der Bände ließ aber auch sonst viel zu wünschen übrig; mit Druck und Ausstattung der Schriften waren weder Goethe noch das große Publikum zufrieden, und Göschen bekam manche Klagen darüber zu hören. Die Rechtfertigung, die er dagegen erließ, förderte den Absatz auch nicht weiter, und die erhofften ausführlichen Be sprechungen blieben gänzlich aus. Göschen klagte Bertuch sein Leid und bat ihn, die Besprechungen in der Litteratur- zeitung zu beschleunigen. Er schreibt unter anderm, wie es ihn verdrieße, daß nur eine so flüchtige Rezension Goethes erschienen sei, daß Buchhändler, die aus Spekulationen mehrere Exemplare der Werke bezogen hätten, diese nun, da nichts darüber gedruckt würde, zurückzusenden wünschten. »Iphigenie» werde nicht verstanden; der »Triumph der Empfindsamkeit» gelte als veraltet, die »Vögel- als zu dunkel. Der Teufel wisse, was das Publikum wolle. Man müsse es bei der Nase nehmen und daraus hinleiten; dann würde er nichts mehr fürchten.« Daher bäte er Bertuch, doch eine recht geistreiche Rezension zu veranlassen. Einige Tage später schrieb er nochmals an Bertuch: *) Ein Modeschriftsteller der Zeit, dessen seichte, schlüpfrige Schriften sehr viel gelesen, aber auch von ernsten Blättern recht abfällig beurteilt wurden. 924
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