Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050808
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190508082
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050808
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-08
- Tag1905-08-08
- Monat1905-08
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
8972 Nichtamtlicher Teil. 182. 8 August 1908. »Doch wie gerecht auch diese Klagen, wie tief und schmerzlich uns alle die Trauerkunde seines Verlustes ergriff — am Grabe des Mannes, der sein Leben durch die eigenthümlichste Lebenskunst zu vervielfachen und zu zahllosen Geisteswirkungen zu verewigen verstand, — am Grabe des Weisen, der, in Glück und Unglück, heitern Blicks dem Tod ins Auge zu sehen gewohnt war, — ist kein Todtenopfer würdiger, als die Betrachtung seines Strebens, als die dankbare Anerkenntniß jener höhcrn Fügung, die ihm, dem Einzelnen, so viel Treffliches und Großes zu vollbringen vergönnte. -Denn es strebt der bessere Mensch, mitten im Wechsel des Irdischen ein Bleibendes zu ergreifen, ein Ewiges festzuhalten; um die Urne seiner Geliebten schlingt er den Kranz der Unsterblichkeit und steigert durch treues Ge- dächtniß ihres wohltätigen Wirkens das eigne Bewußtsein menschlicher Würde.» Bertrichs Bedeutung für den Buchhandel seiner Zeit ist nicht zu unterschätzen Mehr als einmal ist er der Ver mittler zwischen den Großen in Weimar und ihren Verlegern gewesen, durch seine Zeitschriften und Zeitungen war er eine Persönlichkeit geworden, mit der man in literarischer und buchhändlerischer Beziehung rechnen mußte Den Anteil, den Bertrich an der Etablierung Göscheus nahm, erwähnte ich schon; er übertrug ihm den Verlag seiner Schriften, die bis dahin in der Dessauer Anstalt erschienen waren, wirkte für ihn in Weimar und hat augenscheinlich auch seine Bekanntschaft mit Wieland vermittelt und ihm Hufeland in Jena als Autor zugcsührt. Er übertrug dem jungen Anfänger auch den Vertrieb des Merkur an die Buchhändler und sicherte ihm dadurch eine sehr gute Position. Den Vertrieb der Litteraturzeitung, den ihm Bertrich später auch noch übertragen ivollte, lehnte Göschen indessen ab, um sich nicht durch zu viele Unternehmungen zu zer splittern. Er schrieb unterm 23. November 1785 an den Weimarer Gönner"): »Ich handle nicht mit Sortiment, mein theuerfter Herr und Freund, folglich ist es mir unmöglich, die Kom mission für die Litteraturzeitung zu übernehmen. Über haupt mag ich auch nicht zu viel übernehmen, um mich nicht in Unordnung zu stürzen. »Mein eigener Verlag und die Besorgung der Ge schäfte der Akademischen Buchhandlung in Strasburg, der Merkur usw. werden mir Beschäftigung genug geben. Für Gehülfen verdiene ich noch nicht genug, folglich muß mein eigener Kopf, meine eigene Hand und die Hülse zweier Zöglinge zum Buchhandel alles bestreiten.» — Beim Merkur hatte Göschen vorerst nur den Vertrieb an die Buchhändler, während eine Anzahl Subskribenten ihre Exemplare direkt durch die Post erhielten, wie es da mals üblich war. -Der Merkur» wurde im Meßkatalog unter Göschens Firma eingetragen, und Göschen hatte dabei den Auftrag, den Herausgebern seine Meinungen und Vor schläge, die zur Hebung des Umsatzes dienen könnten, mit zuteilen. Göschen unterzog sich mit Freuden dieser Aufgabe. Schon am 23. November 1785 meldet er seinem Gönner, wie man den Merkur in Leipzig beurteilt; er soll zu wenig Interesse für das Allgemeine haben, nicht nur Gelehrte seien Leser desselben, sondern auch Herren und Damen von Welt; die Aufsätze seien oft herzlich unbedeutend, die Dichtungen minderwertig. Ein andermal klagt er, wie wenig kauflustig das Publikum sei: »zwanzig Leute lesen und einer kauft. Man ist zufrieden, wenn man nur die Sachen nach zwei Monaten erhält und die 3 Pf. ersparen kann». *i Göschens Leben. I. 70 u. folg. Der Kommissionsverlag des Merkur wurde deshalb noch besonders wichtig für Göschen, weil er Kritiken über alle neuen Erscheinungen enthielt, und der Einfluß, den er über ein solches kritisches Organ auszuüben vermochte, förderte nicht nur den Verkauf der in seinem Verlage erschienenen Bücher, sondern setzte ihn auch in den Stand, die Dienste, die seinen Autoren anderwärts geleistet wurden, reichlich zu lohnen. So schrieb er mehrfach an Bertuch und bat ihn, dieses oder jenes Buch in der Litteraturzeitung zu empfehlen; er brachte dagegen Besprechungen des Journals der Moden in der Thalia und seinen andern Zeitschriften. Besonders herzlich war der Verkehr zwischen Bertuch und Göschen in den ersten Jahren des Bestehens der Göschenschen Handlung. Der junge Verleger schüttet dem gewiegten Geschäftsmann sein Herz aus, macht ihn vertraut mit den Sorgen und Lasten, die auf ihm ruhen, holt sich bei ihm Rat und Hilfe. Da schreibt er einmal 1785 "): »Meine Sachen gehen nun zum Anfang gut genug. Ich muß suchen, nach und nach weiter zu kommen. Wenn ich nur erst einige Jahre auf dem Rücken habe, so hoff' ich, ein ganz hübsches Ding von Handlung zu besitzen. Reich werd' ich nie werden, dazu Hab' ich zu wenig Eigen nutz Wenn ich »ur erst Herr über ein Sechs Tausend Thalerchen bin, so soll es wohl gehen. Sorge und Mühe von Innen, Neid und Mißgunst und Verachtung von Außen, das ist doch so das Schicksal aller Anfänger. Wohl mir, ich Hab es mit in meinem Calkül gebracht und bin also darauf gefaßt. Am Ende soll doch Alles gut werden, wenn sich nur einmal ein Mann von Ansehen entschließt und etwas aus Liebe für einen jungen Mann thut, der sich durcharbeiten will. Ich will nichts geschenkt haben; nur ein Verlagsbuch, das einer Handlung An sehen giebl.» — Bertuch war nach Möglichkeit bestrebt, dem Wunsche Göschens nach berühmten Autoren Rechnung zu tragen, und bald konnte er dem jungen Freund den Verlag der Werke des berühmtesten deutschen Dichters, Goethes, zuwenden Vorher hatte Göschen den vielvermögenden Bertuch gebeten, etwas süc Schiller zu tun und dessen Thalia zu empfehlen und zu besprechen; der Brief, in dem Göschen dem Weimarer Freunde die Verhältnisse des Dichters klarlegte, wurde von mir kürzlich in dem Aufsatz -Schillers Verleger» im Börsen blatt zitiert. Auch bei weitern Heften der Thalia nimmt er Bertuchs Hilfe in Anspruch. Da schreibt er einmal 1786: -Im Nahmen der Thalia mach ich den Akkord mit ihrem himmlischen Verwandten Merkur, daß sie alle ihre Kräfte und ihre weiblichen Reize, die sich sehr schön seit ihrer ersten Erscheinung entwickelt haben, ausbieten soll, um den Merkur zu empfehlen. Der Herr Merkur wird dagegen so galant ser>n, und diese Höflichkeit zu erwiedern suchen.» — Nach der Ostermesse 1786 kam Göschen dann selbst nach Weimar, und zwar auf Veranlassung von Wieland, der ihn persönlich kennen lernen und als Unterhändler bei der Auseinandersetzung mit Bertuch verwenden wollte. Wieland, dessen Verhältnis zu Bertuch seit der Affäre mit der Litteraturzeitung kein sehr herzliches mehr war, wollte ihn gern zum Austritt aus der Geschäftsgenossenschaft be züglich des Merkurs veranlassen um dann seinen Schwieger sohn Reinhold als Teilhaber aufzunehmen. Göschen gelang es wirklich, Bertuch zur Ausgabe seines Anteils zu bewegen; er llberbrachte Wieland den Bescheid und erwarb sich dadurch dessen Zuneigung in so hohem Grade, daß er ihm später den Verlag seiner Werke übertrug. Es war bald nach dieser Angelegenheit, daß Göschen ") Göschens Leben. I. 71.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder