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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1905
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- Erscheinungsdatum
- 08.08.1905
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- Deutsch
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pH 18L, 8. August 1905. Nichtamtlicher Teil. 6971 Nichtamtlicher Teil. Friedrich Johann Justin Sertnch. Von I. H, Eckardt IV. (Fortsetzung aus Nr. 178, l?8, 180 d. Bl.) Bevor der Tätigkeit des eifrigen Mannes als Buch händler, seines Kampfes gegen die Nachdrucker, seines Ver hältnisses zu den Großen in Weimar und zu Göschen hier das Schlußwort gesprochen wird, sei noch seines äußern Lebens gedacht. Bertuch erfreute sich in Weimar großen Ansehens, er war ein beliebtes Mitglied der Gesellschaft, an deren geselligen Vergnügungen, Theateraufführungen, Masken scherzen usw. er regsten Anteil nahm. Seine Ehe war die denkbar glücklichste; zwei Kinder, eine Tochter und ein Sohn, waren ihr entsprossen. Der Ertrag seiner Arbeiten und seiner geschäftlichen Tätigkeit gewährte ihm die Mittel zum behaglichen Leben. Er baute sich vor den Toren der Stadt ein Haus, das zu den Sehenswürdigkeiten Weimars gehörte und mit geschmackvollen Gartenanlagen umgeben war. Einen Teil des Terrains — ursprünglich herzoglicher Baumgarten — hatte ec gegen sein Gartenhaus am Stern eingetauscht, das Karl August 1776 Goethe zum Geschenk machte Neben Goethe leitete er die Erweiterung und Umänderung des Weimarer Parks, und er hat sich auch hierbei große Verdienste er worben. Von seinem Besitztum gibt Schiller in einem Brief an Körner vom August 1787 folgende Schilderung: »Bertuchen habe ich kürzlich besucht. Cr wohnt vor dem Tore und hat ohnstreitig in ganz Weimar das schönste Haus. Es ist mit Geschmack gebaut und recht vortrefflich meubliert, hat zugleich, weil es doch eigentlich nur ein Landhaus sein soll, einen recht geschmackvollen Anstrich von Ländlichkeit Nebenan ist ein Garten, nicht viel größer als der Japanische, der unter 75 Pächter ver theilt ist, welche 1 bis 2 Thaler jährlich für ihr Plätzchen erlegen.« sBertuch war auch hier wieder einer der ersten, der die Pläne, die sich in volkswirtschaftlichen Schriften der Zeit finden, praktisch erprobte. Zu gleicher Zeit wurde in Holstein, besonders in Kiel, dieses Verfahren ein- geführt.j »Die Idee ist recht artig, und das Ökonomische ist auch dabei nicht vergessen. Auf diese Art ist ein ewiges Gewimmel arbeitender Menschen zu sehen, welches einen fröhlichen Anblick giebt. Besäße es Einer, so wäre der Garten oft leer. An dem Ende des Gartens ist eine Anlage zum Vergnügen, die Bertuchs Geschmack wirklich Ehre macht. Durch ein wildes, buschreiches Wäldchen, das vielleicht nicht größer als der Raum ist, den das Japanische Palais in Dresden einnimmt, ist ein Spazier weg angelegt, der 8 bis 10 Minnten dauert, weil er sich in Labyrinthen um sich herumschlingt Man wird wirklich getäuscht, als ob man in einer weitläustigern Partie wäre, und einige gutgewählte Anlagen und Ab wechselungen machen diesen Schattengang äußerst an genehm. Eine Grotte, die ihm zufälligerweise das Ge wölbe einer Brücke über einen jetzt vertrockneten Bach dargeboten hat, ist sehr benutzt. Hier hat er einen großen Theil seines von tzairoto dictirt. Die Bertuchs müssen in der Welt doch überall Glück haben. Dieser Garten, gestand er mir selbst, verzinst sich ihm zu 6 pro C. und dabei hat er das reine Vergnügen umsonst.« Häufig wird des Hauses und Gartens in Briefen und Schilderungen aus der Zeit Erwähnung getan; auch die industriellen Unternehmungen fanden in dem ausgedehnten Gewese Unterkunft. Bis 1796 war Bertuch im Staatsdienst tätig; im Juli 1796 nahm er zur großen Überraschung seiner Freunde, seine Entlassung. Häufige Kränklichkeit, starke Inanspruch nahme durch seine kaufmännischen Unternehmungen, mannig facher Ärger zwangen ihn zu dem Schritt Der Herzog gewährte die Entlassung in den gnädigsten Ausdrücken und blieb ihm auch weiterhin stets gewogen. Am 80. Januar 1816 verlieh er ihm als einem der ersten den weißen Falkenorden. Eine vorübergehende Spannung, die in den Zeiten der Reaktion zwischen dem Fürsten und Bertuch 1818 entstand, wurde bald gehoben, und das Verhältnis blieb das alte herz liche bis zum Tode Bertuchs. Sein Lebensabend war durch manche schmerzliche Verluste getrübt. Alte treue Freunde sah er vor sich Hinsterben, seine Frau, Schwägerin und sein Sohn wurden ihm durch den Tod entrissen; ihm blieb nur die mit dem Professor der Medizin Froriep vermählte Tochter Charlotte. Diesem Schwiegersohn übergab er in den letzten Lebensjahren mehr und mehr die Leitung der Unternehmungen; 1817 gingen das Landes-Jndustrie-Comptoir und das Geographische Institut ganz in dessen Besitz über. Bertuch lebte, abgesehen von der Leitung des Oppositionsblattes, von der er sich aber, wie wir sahen, aus Verstimmung über die vernichtete Preßfreiheit mehr und mehr zurückzog, in den letzten Jahren seines Lebens nur noch seinen literarischen Neigungen und der Er innerung an die frühern Zeiten; seinen Garten hatte er zu einem Hain der Freundschaft umgewandelt, in dem die Standbilder der großen Männer, die ihm nahe gestanden hatten, ihren Platz gesunden hatten. Die Beschwerden des Alters machten sich bemerkbar. Am 20. Januar 1821 schreibt er an Böttiger'): »Freund Heyn komme früher oder später, er findet mich bereit zu folgen, ohne Murren, ohne Reue; aber aus meinem Schilde und mit den Waffen in der Hand will ich sterben, wie ein braver Krieger; drum arbeite ich auch noch täg lich 8—10 Stunden an meinem Schreibe-Tisch, und leite und redigire noch 8 Journ. und periodische Werke. Sie sehen daraus, daß ich meinem literar. Geburtshelfer-Amt treu bleibe. - Am 3. April 1822 rief der Tod ihn ab; der fast Fünf- undsiebzigjährige starb infolge Altersschwäche in den Armen seiner Tochter. In der Todesanzeige") im Weimarischen Wochenblatt heißt es: -Er starb mit dem Bewußtseyn nicht vergebens für seine Zeit gelebt zu haben.« Der Kanzler von Müller hielt ihm am Grabe einen warmen Nachruf, den er in Gemeinschaft mit Goethe verfaßt hatte Die formvollendete Rede, die Müller im Namen der Loge Amalia hielt, deren Neugründer, Meister vom Stuhl und eifrigstes Mitglied Bertuch gewesen war, war in den -Zeitgenossen« 1822, N. R. V, abgedruckt; Feldmann sügt sie seiner Arbeit bei: »Ein langes, thaten- und sorgenreiches Leben — heißt es da — ist beschlossen, ein fester, kräftiger Wille, der nach allen Richtungen menschlicher Tätigkeit, von frühester Jugend herauf bis zum spätesten Alter, gemeinnützige Zwecke rastlos und glücklich verfolgte, hat für unsere Kreise zu wirken aufgehört. »Um den zärtlich liebevollen Familienvater weinen tief gebeugte Kinder und Enkel, um den warmen, redlichen Freund die Verbündeten seines Geistes und Herzens, den unermüdet thatkräftigen Bürger beklagt die Stadt, beklagt das Vaterland, unser erhabenes Fürstenhaus den treuen, innigst anhänglichen Diener! *) Feldmann, Bertuch. S. 46. **) Feldmann, Bertuch. S. 46. 923'
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