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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.08.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.08.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
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-15 179, 4. August 1905. Nichtamtlicher Teil. «877 September war sie im Anzeiger des Merkur abgedruckt. Mit arbeiter wurden in immer größrer Anzahl geworben, und ob gleich sich viele gewichtige Stimmen gegen die neue Zeitung aussprachen und ihr keinen Erfolg versprachen, verlor Bertuch den Mut nicht. Der Erfolg hat ihm Recht gegeben, und sein kaufmännisches Genie hat sich hierbei im glänzendsten Licht gezeigt. Als er zur Mitarbeit aufsorderte, hatten die Freunde u a. geschrieben, daß es doch sehr zweifelhaft sei, ob bei der ungeheuren Menge gelehrter Zeitungen und Rezensions journale diese Allgemeine Litteratur-Zeitung ihr Glück machen würde. Man schätzte den höchstmöglichsten Absatz auf 600 Exemplare und glaubte, daß dieser erst im dritten oder vierten Jahre erreicht werden könnte; bei diesem Absatz könnte aber kaum das Honorar bezahlt werden, und in den ersten Jahren müßte Bertuch notwendig einbüßen und zu setzen. Doch Bertuch ließ sich nicht abschrecken. --Unsere Ankündigung«, schreibt er an Schütz'), »fängt an allenthalben Sensation zu machen, natürlich schwatzt nun das prokannm vulgus die Kreuz und Quer darüber, lobt und tadelt, freut sich oder fletscht die Zähne, je nachdem es sein Interesse heischt. laut wieux pour nous; wenns nur Lärmen macht. Jedermann, den ich noch darüber gesprochen habe, erhebt den Plan himmelhoch, wünscht, daß es zu Stande komme, zuckt aber die Achseln vor der Größe und Schwierigkeit der Entreprise- Desto besser meine Lieben! denk ich, dafür laßt uns nur sorgen; thut nur das Eurige und bestellt Exemplare; die Maschine selbst wollen wir schon treiben. . . Nur Muth und rastlose Thätigkeit, und immer kluge Übersicht unsers Feldes, und wir werden gewiß siegen.« Bertuch ließ alle Minen springen, um nicht nur Mit arbeiter, sondern auch Abnehmer für das Blatt zu gewinnen. Unter andern schrieb er, allerdings ohne großen Erfolg, au -die Fürsten und Größen dieser Erde-, wie er Schütz mit teilte. ") »Ich bin jetzt mit dem Fürsten Volke beschäftigt«, schrieb er, »das mir viel Mühe macht. Es wimmelt so voll davon wie Mücken in Teutschland; und doch ist nicht viel davon zu brauchen. Denn ich wähle nur die sichersten, um nicht Zeit und Papier zu verschwenden.« Bevor die Zeitung noch recht ins Leben trat, erwuchsen Bertuch große Schwierigkeiten und Unannehmlichkeiten da durch, daß Wieland sich von dem Unternehmen zurückzog. Der launenhafte und verwöhnte Dichter hatte von vorn herein Bedenken und Befürchtungen wegen des Unternehmens gehabt und bereut, Geld dazu gegeben zu haben. Es kam dazu eine gewisse Eifersucht auf Bertuch und Arger darüber, daß er ihn seiner Zeit als Teilhaber am Merkur ausgenommen und ihm nun alljährlich einen Teil des Ertrags abgeben mußte. Dazu kam noch, daß in Weimar eine starke Strömung gegen das Unternehmen war, besonders durch Herder genährt, der sich durch eine Rezension seiner Ideen zur Geschichte der Menschheit von Kant, die nicht nach seinem Wunsch ausgefallen war, gekränkt fühlte. Schließlich kam noch eine persönliche Angelegenheit hinzu. Der spätere Schwiegersohn Wielands, Reinhold, der damals schon ständiger Gast im Wielandschen Hause war, fühlte sich gekränkt, daß eine Rezension, die er eingesandt hatte, von Schütz geändert war, weil der Stil dessen Wün schen nicht entsprach. Wieland nahm Reinholds Partei und schalt auf das ganze Institut, den Schulfuchs in Jena, der nichts verstünde, und verwünschte die Stunde, wo er zu einer solchen Sache die Hand geboten hatte. Die Sache wurde schlimmer, je mehr sich die Verhältnisse *) Feldmann, Bertuch. S. 77. ") Feldmann, Bertuch. S. 78. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. zwischen Schütz und Reinhold zuspitzten. Reinhold hatte sich darauf berufen, daß er bereits zwei Jahre Rezensent einer Wiener Zeitung gewesen sei, als solcher Erfahrungen gesammelt hätte und sich derartige Eingriffe verbäte. Schütz antwortete, und zwar so scharf, daß Bertuch Bedenken trug, den Brief weiter zu befördern, obgleich es, wie er an Schütz schrieb,') -ihm heilsam erscheinen würde, diesem zweijährigen Rezensenten die Blase aufzustechen, die er im Gehirn hat.» Bertuch war bald der ewigen Zänkereien und Nörgeleien Wielands müde. An Schütz schrieb er:") »Wieland ist ein schwacher, kindisch stolzer und in konsequenter Mann, der nicht einen Gran Festigkeit im Charakter hat, morgen nicht mehr will, was er heute heiß wünschte, heute in die Hölle schmeißt, was er gestern in den Himmel erhob, kurz ein Poet, und der uns noch tausend Noth und Ärger machen wird, wenn wir nicht eine Parthie ergreiffen, die dieses alles hindert.» Schütz und Bertuch kamen daher überein, daß es wohl besser sei, wenn unter diesen Umständen das Verhältnis zu Wieland gelöst würde, und am 21. Dezember 1784 einigte man sich dahin, daß Wieland seinen Einschuß zurückerhalten, dagegen an dem etwaigen Verlust oder Gewinn des ersten Jahres teilhaben und Ende 1785 aus der Gesellschaft aus- schciden sollte. Ferner müßte er sich schriftlich verpflichten, nichts gegen die Allgemeine Litteratur-Zeitung selbst zu schreiben oder im Merkur zu veröffentlichen. Wieland hatte kaum zugestimmt, als er plötzlich wieder seine Meinung änderte. Er behauptete, daß er übervorteilt würde, daß man ihn hinausgedrängt habe, und warf seinen bisherigen Teilhabern alle möglichen Bosheiten und Belei digungen an den Kopf. Bertuch hat Wieland darauf sehr energisch und deutlich geantwortet, und dieser hat den Brief eingesteckt, hat anfänglich noch gezürnt, war dann aber mit der ihm eignen Inkonsequenz bald wieder versöhnt und nach kurzer Zeit wieder gut Freund mit Bertuch und Schütz. Übrigens hat er seinen Rücktritt von dem Unternehmen bald sehr bereut, als er sah, wie die Litteraturzeitung an Abnehmer zahl zunahm und welch erheblichen Gewinn sie Bertuch ab warf. Anfänglich hatte dieser zwar mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen, nachdem Wieland ausgeschieden war. Er hatte für den Buchdrucker die Pressen gekauft und überall große Vorschüsse geleistet, stand nun plötzlich allein, ohne beträcht liche Hilfsmittel und ohne Gewißheit, wie die Zeitung ein- schlagen würde. Seine rastlose Tätigkeit wußte jedoch Rat zu schaffen, und bald hatte er eins der bedeutendsten lite rarischen Blätter jener Zeit geschaffen. Im ersten Jahr hatte die Zeitung bereits 600 nach einem Jahr 1100 Ab nehmer, und 1796 zählte man 2400 Abnehmer. Bertuch und Schütz hatten schon 1787 2500 Taler jährliche Ein nahme allein durch die Zeitung. Neben Schütz war noch der Jurist Gottlieb Hufeland als Redakteur tätig. — Bevor ich die Lebensschicksale Bertuchs und seine andern Unternehmungen weiter führe, will ich im Zusammenhang die Entwicklung seiner Litteraturzeitung behandeln. Der äußere Erfolg stieg von Jahr zu Jahr. Zwischenfälle blieben zwar nicht aus. So war 1787 infolge eines Artikels des Hofrats Klüber gegen Eingriffe der Reichspostjuris diktion die Sperrung der Zeitung bei allen Reichsposten verfügt, da Bertuch sich geweigert hatte, den Verfasser des Artikels zu nennen. Natürlich entstand dadurch zeitweise eine bedenkliche Stockung; es gelang Bertuch aber — so groß war sein Einfluß — vom Herzog von Weimar und dem Ministerium die Erlaubnis zu erhalten, dem Taxisschen Minister im Namen der Regierung die Drohung auszusprechen, daß die drei ') Feldmann, Bertuch. S. 79. "> Ebendaselbst. 9lt
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