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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.08.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 03.08.1905
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- Deutsch
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^Ik 178, 3. August 1S05. Nichtamtlicher Teil. 6853 Die jungen Genies, die bald nach Goethes Ankunft von allen Seiten nach Weimar wunderten und dort ihr Heil zu finden hofften, waren ihm ein Greuel; die großen Summen, die er für sie verausgaben mußte, fchmerzten ihn sehr, und oft war er außer sich über die Anforderungen, die an die von ihm verwaltete Kasse gestellt wurden. Den jungen Brauseköpfen erschien er dagegen als Spießbürger und Philister, und die meisten, so Lenz und Klinger vor allem, bewahrten ihm keine liebevolle Erinnerung. Dagegen trat er zu Merck, dem Freunde Goethes, in nähere Beziehungen. Die Charaktere beider waren sich in manchem ähnlich, beide hatten großen Unternehmungsgeist und gleichartige Interessen; nur war Bettuch ein besserer Geschäftsmann als Merck. Aus dem reichhaltigen Briefwechsel von Merck wissen wir, wie vielseitig seine Beziehungen waren, wie er den fürstlichen Personen in Weimar Berater in Kunstsachen war und für sie Gemälde und andre Kunstwerke erwarb. Hierdurch kam er in vielfache Berührung mit Bettuch, dem er als eifriger Mitarbeiter am Merkur bereits bekannt war »Mich freut's von Herzen,» schreibt Merck 1777 an Bettuch, -daß dieses Kunstgemakel uns näher zufammengebracht hat. Ich hätte wohl sonst nie Gelegenheit zu finden wissen, an Sie zu schreiben — denn das Schriftsteller-Verhnltniß ist ein so weitläuftiges, als wenn sich zwey weiße Menschen in Indien Landsleute nennen. Zudem gehöre ich nicht einmal dazu, indem ich mich bisher nur in der Lntiobambro der Schul klopfer, Ausrufer und Stubenheizer oder Saalwärter auf- gehalten habe.» — In der Folge werden wir uns noch weiter mit der Verbindung der beiden zu beschäftigen haben, vorzüglich bei der Gründung der Buchhandlung der Ge lehrten und der Verlagskasse in Dessau. Der Herzog Karl August interessierte sich sehr für die Pläne seines Schatzmeisters und unterstützte sie nach Möglich keit. Er bewahrte ihm allezeit ein großes Wohlwollen und schenkte ihm unbedingtes Vertrauen. Wegen seiner Verdienste in Angelegenheiten des Fürstenbundes, wobei Bettuch den größten Teil des Briefwechsels zu erledigen hatte, wurde er 1785 zum Legationsrat ernannt. Trotz seiner vielen Amtsgeschäfte fand Bettuch Zeit für literarische Arbeiten und seine vielseitigen geschäftlichen Unternehmungen. Schon im Herbst 17 74 hatte er, wie Feldmann anfllhrt, in Gemeinschaft mit Wieland die Grün dung einer Verlagsbuchhandlung in Weimar geplant und darüber unterm 7. November an Gleim berichtet: »Wieland und ich wir haben beyds, wenn uns Gott leben läßt, fest be schlossen, hier in Weimar, unter dem Schutz und mit Unter stützung unseres jungen vortrefflichen Fürsten, eine große Buchhandlung zu errichten, die besten Schriftsteller Deutsch lands durch höhere Bezahlung ihrer Werke mit uns zu ver binden, der großen Buchhändler-Rotte dadurch das Gleich gewicht zu halten, und folglich dieselben zu nöthigen, gerechter und billiger gegen verdienstvolle Gelehrte zu sein, die sie jetzt als ihre Tagelöhner halten und bezahlen.» Man sieht, der Geist des Selbstverlags, der, wie ich in einem frühem Aufsatz bereits ausfllhrte, in den Köpfen der meisten Autoren — ich erinnere nur an Lessing, Bode und Klopstock — spukte, macht sich auch bei Bettuch bemerkbar. Man müßte fast versucht sein anzunehmen, daß recht viele Buchhändler damals Anlaß zu Klagen gaben — überall beschweren sich die Autoren, daß sie schlecht behandelt und schlecht bezahlt werden; Bettuch spricht von der Buchhändler- Rotte und Schiller von »Buchhändlern oder andern Inden», — wenn man nicht wüßte, daß diese Vorwürfe von Schrift stellern stets erhoben werden, mögen sie nun im achtzehnten, neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert leben. Der Buch händler ist in ihren Augen stets der Schuldige, wenn ein Werk nicht geht oder nicht die erhoffte Anerkennung findet. Börsenblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. Es wäre töricht, zu leugnen, daß nicht manche solcher Klagen berechtigt waren und sind; Tatsache ist aber, daß sie ver stummen, wenn die Autoren der Sache näher auf den Grund gehen, sich selbst praktisch betätigen und beim Selbst verlag die übelsten Erfahrungen machen. Bettuch ist auch sehr bald von seinem wegwerfenden Urteil abgekommen. Er hat gesehen, daß der Krebsschaden des damaligen Buchhandels in dem überall üppig wuchernden Nachdruck bestand, und hat in erster Reihe der Kämpfer gegen den Nachdruck ge standen. Der Plan der in Gemeinschaft mit Wieland zu grün denden Buchhandlung kam nicht zu stände; dagegen be teiligten sich beide 1781 an der Gründung der Buchhandlung der Gelehrten und der Verlagskasse in Dessau, über die ich bereits an früherer Stelle in einer Reihe von Artikeln Mit teilung gemacht habe?) Bettuch, der Streitigkeiten mit den Leipziger Buchhändlern Aritzsch und Reich wegen des Verlagsrechts seiner Don Quixote- Ubersetzung gehabt hatte, unterstützte das neue Unternehmen aufs bereitwilligste und warb sehr dafür. An Merck schrieb er am 16. Juni 1787; »Von der Buchhandlung der Gelehrten und Künstler, von der Sie Nachricht wünschen, habe ich mich genau unterrichtet, und hier ist, was ich Ihnen sowohl von ihr, als von einem neuern, noch wichtiger» Institute, das auch in Dessau entstanden ist, nämlich der Verlagskasse für Gelehrte und Künstler, mit Wahrheit sagen kann. Der Plan zu jener ist von einem gewissen Magister Reiche, dem Verfasser der synchronistischen Weltgeschichte, der jetzt beim Philantropin in Dessau ist, einem wackern und ehr lichen Mann, der Muth hat wie ein Löwe und seinen Mann steht, wie ein alter Schweizer. Der Fürst hat ihre Fundationsgesetze confirmirt, und, damit allen Gelehrten die möglichste Sicherheit gewährt werde, hat er noch den Hofrat Herrmann und Amtsrat Demarbes, ein Paar sehr gute Köpfe, als Aufseher darüber ernannt. Daß der Ge lehrte, der selbst drucken läßt, von dieser Handlung aufs ehrlichste bedient, und von seines Kopfes oder seiner Hände Arbeit auch (wenn sie sich erst mit dem übrigen llorps ckos librairss ausgesöhnt hat) den möglichsten Nutze habe, zweifle ich im geringsten nicht; mir wird sie, da sie 1) blos den General Commis des Gelehrten, der vermögend genug zum Selbstverlag ist, macht, und folglich ein junger oder unvermögender Autor sie nicht benutzen kann; 2) keinen Credit gibt; 3) kein Sortiment anderer Buchhändler für ihre Werke nimmt, noch beträchtliche Schwierigkeiten in Debit, sonderlich auf den Messen finden und etwas langsam zu ihrem Zweck kommen. Ihre umständlichen Acta finden Sie in dem neuen Journale, das sie heraus- giebt; »Berichte der Buchhandlung der Gelehrten« und welches ich Ihnen als ein unterhaltendes Phänomen empfehle. »Weit wichtiger und sowohl für Gelehrte und Künstler als Publicum nützlicher ist hingegen das 2te, so zu sagen, aus jenem Samenkorn mit entsprossene Institut, die Verlagskasse für Künstler und Gelehrte. Es ist eine Gesellschaft begüterter Actionärs, die schon einen beträcht lichen Fonds zusammen hat und, ohne dem Schriftsteller das Eigenthum seines Werkes zu rauben, ihm Verlags kosten und Honorar vorschießt, alle Arten des Debits einschlägt, Credit giebt, dem snbscribirenden Leser 20 p Ct. Rabatt und ihrem Commissionär 10p. Ct. pro onra gibt, kurz es dem Autor und Leser so bequem und gut als möglich macht. Ihr Hauptzweck, woran sie jetzo arbeitet, ist wo möglich durch ganz Tentschland, Holland, Polen, ') Börsenblatt 1804, Nr. 53, 58, 84. 908
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