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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1905
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- Deutsch
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6778 Nichtamtlicher Teil. ^ 17L, 31. Juli 1908. Skeptizismus und die Ungläubigkeit in voller Flucht, und unsre Kollegen beginnen klar zu sehen. Sie sehen, daß mir praktischen Altruismus treiben und einen wachsamen Bund bilden, der stets bereit ist, unsre Berufsgenossen ebenso gegen die Verführungen eines Lebens in den Wolken zu schützen, das an Enttäuschungen so reich ist, wie gegen die unwürdige Aus beutung unsrer Kräfte seitens eines überpraktischen Journalis mus, der gierig ist nach Gewinn ohne Maß und um jeden Grenzen des menschlichen Könnens achtet und die Rechte des Talents in das gehörige Verhältnis setzen will zu den harten Forderungen, die aus der täglich wachsenden Transformation der Presse entstehen, welche die Ausdehnung des telegraphischen und telephonischen Dienstes mit sich bringt. Pflichten behandeln, die man der Presse so reichlich zumutet, und die ja auch in Wirklichkeit ihr letztes Ziel sind. Und es ist ja auch wahr, daß wir durch unsre Statuten verpflichtet werden, uns auf Herren, die Übel bekämpfen, die die Presse bedrücken oder be drohen; den Journalisten Licht und Luft verschaffen, damit sie in allen Ländern ihren Beruf mit größter Freiheit und aller Würde ausüben können, die zerstreuten Kräfte sammeln zur Einigkeit der Anschauungen und zur einigenden Aktion in allen Fragen unsers Lebens; das Talent nach Möglichkeit von der Sorge des Kampfes um das tägliche Brot befreien, nach dem Maß unsers Könnens also degradierendes Elend zurück drängen und durch noble Beispiele den Journalisten das Be- lemik verringern, dem Kleinsten endlich und Elendesten unter uns den Trost geben, daß er von einer großen Weltorganisation gestützt wird: wie, meine Herren, das wäre kein Ziel, aufs innigste zu wünschen? Meine Herren! Je mehr die Presse frei sein wird von Fesseln aller Art, desto mehr wird sie auf den Höhen ihrer Pflicht wandeln und desto mehr die Menschen wie die Dinge mit Ruhe und Würde zu beurteilen vermögen große Dienste zu leisten. Dies ist das Interesse, das alle Welt an unfern Kongressen haben muß, und das ist auch der ge nügende Grund für die Ehre, die uns die Autoritäten dieses Landes sowie der Stadt Lüttich erwiesen haben, indem sie uns in die altehrwürdige Stadt beriefen, damit wir hier die impo santen Äußerungen des Genies und der Arbeit, die Welt ausstellung von Lüttich, bewundern können.« Der Präsident erinnerte im weitern daran, daß die Belgier Heuer das fünfundsiebzigjährige Jubiläum ihrer Unabhängigkeit feiern, und, ihnen die Glückwünsche der Weltpresse darbringend, beiaewohnt haben, den Dank aus und schloß mit einem Hoch auf Lüttich, auf Belgien und Se. Majestät König Leopold. Die Rede des Präsidenten wurde wiederholt mit stürmischem Beifall ausgenommen. Hierauf ergriff der Gouverneur der Provinz Lüttich, Herr Pety de Thozee, das Wort zu folgender Ansprache: »Ich erwartete nicht, daß mir diese hohe Ehre zufallen werde, angesichts der so erlesenen Versammlung der Vertreter der Presse der gesamten Welt das Wort zu ergreifen; allein so wohl der Minister des Innern und des Unterrichts de Trooz als auch der Arbeitsminister Francotte sind durch unsre natio nalen Feste und durch unaufschiebbar wichtige legislative Arbeiten verhindert. Mein erstes Wort muß daher ein Wort der Entschuldigung sein. Ich weiß, daß die höchsten Persönlichkeiten die frühern Kongresse mit ihrer Anwesen heit beehrt haben. Wir feiern den fünfundsiebzigsten Jahres tag unsrer Unabhängigkeit; die gesetzgebenden Körperschaften erörtern ernste und schwierige Fragen, und auch die Ausstellung ist in vollem Gang; all das bringt es mit sich, daß jeder auf seinem Platz ist. Ich beklage mich darüber nicht, da mir dies, wie gesagt, die hohe Ehre verschafft, Ihnen unfern Willkommen gruß zu entbieten. Ihr hochverehrter Präsident hat im Beginn seiner Rede ein Wort tiefster Wahrheit gesprochen: die Einigkeit macht die Kraft. Dieses Wort gilt namentlich für Sie, meine Herren Journalisten, die Sie einander täglich heftig, ja leiden schaftlich, immer aber ehrlich bekämpfen, jeder in der Ver tretung einer Idee, die seinen innersten Überzeugungen ent spricht. Das ist der gute Kampf, und Sie üben ein wahres Priesteramt aus, um so schöner, um so erhabener, als Sie einen unbegrenzten Einfluß auf das Publikum haben. Je größer Ihre Rechte, desto größer aber Ihre Pflichten. Wenn Ihre Kongresse, die bereits so schöne Resultate ergeben haben, nichts andres zustande gebracht hätten, als daß sie freundschaftliche Beziehungen unter Freunden und Gegnern anknüpften, so wäre schon das ein wertvolles und dankenswertes Werk. -Besonders angenehm waren uns die so herzlichen Glück wünsche, die Ihr ehrenwerter Präsident der Stadt Lüttich, der Provinz und dem ganzen Belgien darbrachte. Diese Glück wünsche, noch mehr aber die Wahl unsrer arbeitsamen Stadt als Kongreßort, legen uns nun die so angenehme Pflicht auf, Ihnen, meine Herren Journalisten, herzlichst zu danken. Im Namen von Belgien, im Namen der Wallonen, deren Dolmetsch zu sein ich die große Ehre habe, heiße ich Sie willkommen. Unser Land hat das seltene Glück, ein neutrales Land zu sein und auf die Freundschaft aller zählen zu können, — die unsrige ist Ihnen vollauf gesichert. (Lebhafter Beifall.) Entschuldigen Sie den geringen Zusammenhang meiner Improvisation, da ich nicht darauf gefaßt war, zu sprechen. Ich kann meine Worte nicht besser schließen als mit dem Rufe: Es leben die Souveräne aller hier vertretenen Nationen! Es lebe die Presse!« (Lang anhaltender Beifall.) Es folgte sodann die erste Geschäftssitzung. Generalsekretär Viktor Taunay verlas den Jahresbericht, indem er des glänzenden Erfolgs des vorjährigen Wiener Kongresses und des herzlichen Empfangs gedachte, den dieser in Österreich gefunden hat. Im Kongreßsaal der Ausstellung wurden heute nachmittag die Beratungen begonnen. Zunächst wurden die Wahlen in das Komitee vorgenommen und hierbei sämtliche bisherigen Dele gierten der einzelnen Länder wiedergewählt. Sodann wurde das Referat über die Würde der Presse und die Organisation der Standesgerichte (Berichterstatter Singer sWienj, Bergouignan sParisj, Osterrieth sBerlinj erstattet und an die Konstituierung der Standesgerichte geschritten. Es erfolgte nach einzelnen Ländern die Wahl der Ehren richter, bzw. der Mitglieder des Internationalen Standesgerichts, deren Namen dann durch den Präsidenten Singer, der von den bekannt gegeben wurden. Hierauf referierten Wilhelm Singer, Georg Schreiber, Taunay und Voderau über das »journalistische Berufsgeheimnis«. An der Debatte beteiligten sich nach dem Berichterstatter Taunay: Liman (Berlin), Burluney (London) und Campion (Northampton). Die vorgeschlagene Resolution wurde mit Zusätzen einstimmig angenommen. Der Nachmittagssitzung präsidierte de Marteau (Lüttich). Nach Schluß der Geschäftssitzung wurde vor dem Kunst gebäude zur Feier des fünfundsiebzigjährigen Jahrestages der Unabhängigkeits - Erklärung Belgiens in Gegenwart des Präsi denten des Kongresses, der Komiteemitglieder, zahlreicher Kongreß gepflanzt. Um 8 Uhr abends fand ein Empfang der Kongreßteilnehmer durch die Lütticher Gemeindevertretung statt, sodann eine Gala vorstellung im königlichen Theater. Vom 26. Juli meldet der Lütticher Berichterstatter der Wiener Zeitung folgendes Weitere über den Gang der Ver handlungen und der geselligen Unterhaltungen: Der gestrige Abendempfang der Kongreßteilnehmer im Rat hause verlies ungemein glänzend. Bürgermeister Kley er empfing die Gäste, umgeben von den Lütticher Schöffen, am Eingang der prächtigen Säle. Unter den Geladenen befanden sich die Spitzen der Lütticher Gesellschaft und die Generalkommisfäre der Aus stellungssektionen. In den Prunkräumen konzertierte eine Kapelle. Bürgermeister Kleyer machte die Honneurs und unterhielt sich mit
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