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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.07.1905
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- 25.07.1905
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- Deutsch
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^ 170, 25. Juli 1905. Nichtamtlicher Teil. 6629 Tiefen aufzuregen und das Interesse zu fesseln. Wie Cotta. Göschen und die andern berühmten Verleger unsrer klassischen Dichterheroen bei ihren Autoren nicht in erster Linie auf den materiellen Gewinn, sondern darauf sahen, daß sie dem Publikum eine gediegene literarische Kost darboten und es sich zur Ehre anrechneten, die Vermittler der geistigen Er zeugnisse ihrer großen Autoren zu sein, so war auch das Bestreben Gustav Heckenasts anfänglich nicht darauf gerichtet, große finanzielle Vorteile zu erzielen, zumal auch ihm die Geschmacksrichtung der Zeit, die an grobkörniger Lektüre Gefallen fand, nicht gefiel und er der festen Überzeugung lebte, daß die vom Hauch des Idealismus durchwehten Schriften eines Poeten wie Adalbert Stifter schließlich dazu beitragen müßten, die Herzen und Gemüter zu läutern. Gutes zu stiften und eine immer größere und dankbarere Leserwelt um seinen Autor zu scharen — und der Erfolg, den er nach beharrlicher Ausdauer erzielte, bestätigte die Voraussetzung dieses kühnen Unternehmers. Eine Schilderung der Beziehungen zwischen Adalbert Stifter und Gustav Heckenast dürfte daher anläßlich des be vorstehenden hundertsten Geburtstages des erstem für unsre Leser von besonderm Interesse sein. Adalbert Stifter begann als bereits reifer Mann — im 35. Lebensjahr stehend — seine ersten Novellen zu ver öffentlichen. Der Geschichtschreiber Graf Johann Mailäth gab Anfang der vierziger Jahre des vorigen Jahrhunderts im Verlage von Gustav Heckenast in Pest ein Taschenbuch. -Iris« betitelt, heraus, und darin wurden teilweise jene novellistischen Skizzen und Studien Stifters veröffentlicht, die durch die oben gezeichneten Vorzüge gleich bei ihrem Er scheinen Aufsehen erregten und allgemeine Beachtung fanden. Es waren dies die »Feldblumen», der »Hochwald», die »Narrenburg», »Der Hagestolz». »Zwei Schwestern», »Der Waldgänger». »Prokopus« rc. Heckenast regte den Verfasser zu immer neuem Schaffen an und honorierte die Arbeiten des armen Poeten, der als Hofmeister bei dem Staatskanzler Fürsten Clemens Metternich bedienstet war. in Anbetracht dessen, daß Stifter noch gar keinen literarischen Ruf hatte, in sehr liberaler Weise. Der Inhalt und die Form der in dem Taschenbuch »Iris« abgedruckten Beiträge des in Wien lebenden Autors veranlaßten Heckenast, von der Hauptstadt Ungarns nach der Stadt an der schönen blauen Donau zu reisen, um Stifter persönlich kennen zu lernen und ihm die mündliche Zusicherung zu geben, daß er alles, was der Verfasser schreiben werde, angemessen honorieren würde; auch sprach er ihm gegenüber die Bitte aus, seine Manuskripte ausschließlich dem Taschenbuch »Iris», bezw. seinem Verlag zu übergeben. Bevor noch die Skizze »Der Hochwald- an die -Iris« abgeliefert worden war, erklärte sich Heckenast sofort bereit, den Wunsch des Autors, ihm 100 Gulden Konventionsmünze ä conto zu senden, zu er füllen. auch bewilligte er stets gern bedeutende Vorschüsse, obschon Stifter den Termin der Ablieferung des jeweiligen Manuskripts nicht immer innehalten konnte, weil er oft kränkelte und auch durch Krankheiten in seiner Familie an der prompten Erfüllung seiner Pflichten wiederholt gehindert war. Die freigebige Hilfe seines Freundes nahm nun Stifter gar oft in Anspruch, und zwar schon zu einer Zeit, wo die Schriften des Autors dem Verleger noch keinen nennens werten Gewinn einbrachten. So schreibt der Verfasser der »Studien« — Wien. 22. Mai 1846 — an seinen Verlegern »Zu meinem Sommer bitte ich Sie freundlich um Beihilfe. Wenn Sie aus Folgendes eingingen, wäre es sehr gut für mich: jetzt 200 Gulden und Anfang August 150 Gulden, Anfang September 100 Gulden und Anfang Oktober 150 Gulden. Weisen Sie es gefälligst, wie Sie wollen, an. ich kann es auch in meiner Abwesenheit in Wien erheben lassen. Ich werde meine Dankbarkeit schon durch mein Leben hindurch in Taten BSrleublait lllr d-n brutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. zeigen. Meine Arbeiten werden sich von Ihrem Verlage nie trennen, und wie ich von Herzen Ihr Freund bin, wissen Sie vielleicht ohnedem. Ich möchte vielleicht eine kleine Reise nach München machen, denn ich lechze schon nach den Kunstsachen dort und nach manchem Meister, der mich wieder zu neuen Dingen begeistere- — und der allezeit dienstbereite Heckenast erfüllte sofort diesen Wunsch Der Briefwechsel, der von dem ersten Augenblick der Verbindung zwischen beiden Männern be gann und bis zum Ableben Stifters fleißig fortgesetzt wurde, gibt den deutlichsten Beweis von der Freundschaft, die sich zwischen dem Autor und seinem Verleger entwickelte und die nicht durch den geringsten Mißton je getrübt wurde.") Als der erste Band der »Studien« im Jahre 1844 im Heckenastschen Verlag zu Pest erschien, richtete sich die Auf merksamkeit weiterer Kreise nicht allein in Österreich, son dern auch in ganz Deutschland auf den bis dahin nur wenig bekannten Autor, zumal die Ausstattung des Buchs, das der Verleger durch namhafte Künstler, wie Axmann und Geiger, auch illustrieren ließ, eine außerordentlich splendide war und er dafür Sorge trug, daß die hervorragendsten Zeitungen und Zeitschriften jener Zeit auf die literarische Novität nach drücklich hinwiesen. Entzückt schreibt Stifter an Heckenast — Wien, S. Januar 1845 —: »Hinsichtlich der Studien kann ich Ihnen sagen, daß die Ausnahme, die sie finden, soweit über meine Erwartung geht, daß ich oft wie im Traum bin. Sie erinnern sich des enthusi astischen Brieses, den wir zusammen lasen — nun sagen mir ältere, ruhige und verständige Männer fast dasselbe. Auf die entgegengesetztesten Parteien machen sie denselben Eindruck. Ich kann mir dies nur dadurch erklären, daß die tiefe, sittlich schöne Sprache des Buches auf die niedrige, unmoralische Richtung der Tagesliteratur die so erfreuliche Wirkung tut; denn in künstle rischer Hinsicht kenne ich selber die Fehler sehr gut. an denen die Arbeit leidet, und hoffe, daß es mir mit energischem Streben gelingen wird, sie in Zukunft zu vermeiden.- 'Bereits nach einem Jahre war Gustav Heckenast in der angenehmen Lage, eine zweite Auflage des 1. Bandes der »Studien« zu veranstalten, worüber ihm der Verfasser in einem Briefe vom 15. Juli 1845 seine lebhafte Freude ausdrückt, schon deshalb, -weil Sie in Ihrer Vorliebe und freund schaftlichen Schätzung meiner Arbeiten keine unglückliche Spekulation gemacht«. Bis 1846 war Stifter gleichsam nur im Nebenamt Schriftsteller; seine Haupteinnahmequelle bildete das Honorar, das ihm der Staatskanzler Fürst Clemens Metternich dafür zahlte, daß er seine Söhne erzog. Um sich ganz und gar dem schriftstellerischen Beruf zu widmen, machte der Verfasser dem Verleger den Vorschlag, ihm auf Verrechnung für jeden Monat, vorläufig auf ein Jahr, hundert Gulden an jedem Ersten zu zahlen. Er schrieb ihm in diesem Sinne unter dem 18. Oktober des genannten Jahres; -Ich wäre dann für jeden Bedarf gedeckt und könnte das ganze Jahr mit Ruhe fort arbeiten; ich habe unsere Rechnung angesehen und sie ist wohl dieses Jahr etwas stark geworden; allein ich habe Dinge anschaffen müssen, die ich fürs ganze Leben brauchte, und nun ist es vorüber und ich habe derlei Ausgaben nicht mehr. Dafür hoffe ich, in Kürze alles ins reine zu bringen. Im Herbste 1847 händige ich Ihnen einen ein bändigen Roman ein, auch spiegele ich mir vor, ich könnte außerdem mein Drama fertig machen; allein ich mißtraue mir, ich möchte mich etwa belügen. Bon den Studien hoffe ich. daß der 3. und 4. Band in ein paar Monaten vergriffen sein werde, dasselbe erwarte ich auch vom 5. und 6. Bande. Wenn es sein kann erfüllen Sie meine Bitte, Sie machen mich glücklich, wenn *) Die nachstehend veröffentlichten Briefstellen sind dem drei bändigen. nach dem Tode des Verfassers erschienenen Werke -Adalbert Stifters Briefe, herausgegeben von Johs. Apprent- Pest 1869, Heckenasts Verlag, entnommen. 877
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