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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-21
- Erscheinungsdatum
- 21.07.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-07
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- Börsenblatt für den deutschen Buchhandel
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167, 21. Juli 1905. Nichtamtlicher Teil. 6543 tCludius» von Ihnen bestimmt 15—20 Proz. erwartet, und nur in dieser Erwartung wies ich meinen Hilfsprediger an, bei Ihnen die Bestellungen zu machen, was er auch in seinem Bestellschreiben zum Ausdruck gebracht hat. Wenn Sie auf diesen Wunsch nicht eingehen wollen, dann hätten Sie erst anfragen müssen, ob dennoch die Bestellung ausgeführt werden soll. Zurückschicken werde ich nun nichts, bitte Sie aber, Bücher, die schwer ver käuflich, aber für unsere Volksbibliothek gut brauchbar sind, uns vielleicht geschenkweise zu überlasten. Ich habe jährlich etwa 150 für diese Zwecke zur Verfügung und möchte sie natürlich im Jnt>resse des hier sehr gefährdeten Deutschtums möglichst gut ausnützen.- Eine Nachbestellung habe ich nicht bekommen, habe also auch diese Verbindung verloren. Wenn die Buchhändler die Bücher zu satzungsgemäßen Preisen liefern, und die Gesellschaft mit 33 Prozent dieselben Werke anbietet, — was für einen Begriff von unserem Ver dienst muß sich dann das Publikum machen! Man hält uns für Betrüger! Ich sagte schon, und Sie wissen es, wie viel Geld in der letzten Zeit für Bibliotheken ausgegeben wird. Es gibt 18000 evangelische Pastoren und 15 000 katholische, und es gibt wohl keinen Pastor, der nicht heute einer Bibliothek Vorstände, es müßte denn ein Hilssprediger sein. Jede einzelne Schule hat heute ihre Bibliothek. Die Regierung gibt große Summen für Bibliotheken aus, ebenso die Stadt Berlin und all die andern Städte, die Kreise, die Fabriken rc.; da kommen Millionen zusammen, und auf diese Summen ist es abgesehen, die will die Gesellschaft für Volksbildung allein haben; sie arbeitet auf ein Monopol hin. Sie will aber auch Alleinherischerin auf geistigem Gebiet sein. Sie wissen, daß in der letzten Zeit viel Streit war über die Richtung, die die Jugend schriftenliteratur einschlagen müsse. In diesem Streite will die Gesellschaft ihren Einfluß ausüben und ihrer Richtung zur Alleinherrschaft verhelfen. Da mache ich die Herren Verleger darauf aufmerksam, daß hier für sie fast noch eine größere Gefahr liegt als für die Sortimenter. (Sehr richtig!) Ich möchte Ihnen einige Worte des Herrn Lews aus der Jugendschriftenwarte vorlesen. Er sagt: -Mein Verzeichnis ist, wie alle praktische Arbeit, ein Kompromiß. Ich habe mich zunächst nach der guten Literatur umgesehen, dann kam die Preisfrage und dann leider die Nachfrage«. Ein Verleger schrieb mir, daß seine Bücher von Herrn Tews aus dem Katalog gestrichen worden seien, während dieselben Bücher von andern Lehrervcreinen sehr empfohlen werden; es sind gute Bücher. So würde es nach und nach den meisten Verlegern gehen. Die eine Gruppe legt den Hauptwert bei Jugendschriften auf erziehlichen und belehrenden Inhalt, die andere Richtung auf den Kunstwert. Gewiß sollen die Jugendschriften auch Kunstwert haben; sie sollen aber auch erziehen. Kommt heute die Richtung der Jugend schriftenwarte zur Geltung, so werden viele von den heutigen Jugendschriftenverlegern ihre Tore schließen können. Bei der Gesellschaft für Volksbildung sind die Grund sätze des Akademischen Schutzvereins verwirklicht worden; die Gesellschaft verschafft ihren Mitgliedern die Bücher zu Netto preisen, und das ist das gefährlichste dabei. Es liegt in den Zeitverhältnissen, daß die Fachvereine immer größere Kreise ergreifen; es gibt Technikervereine, die sich über ganz Deutschland erstrecken; dann den Pfarrverein; ich erinnere an den Bvrromäusverein, den großen Lehrer verein und viele andre. Alle diese Vereine kommen jetzt schon, oder werden in Kürze dazu kommen, ihren Mitgliedern die Bücher zu Nettopreisen zu liefern. Erst werden sie es machen wie die Gesellschaft für Volksbildung, sie werden im stillen arbeiten, bis sie sich ein großes Umsatzgebiet geschaffen haben, und dann ist es schwer, gegen sie aufzutreten, wie wir das beim Bvrromäusverein sehen, wo ein Verein einen ganzen Stand mit wissenschaftlichen Büchern versorgt. Hier bei der Gesellschaft für Volksbildung sehen Sie dasselbe. Der Damm, den die Satzungen bilden, wird durchbrochen, und es entsteht die Gefahr, daß das ganze Sortiment durch die Lieferung von Seiten solcher Vereine ersetzt wird. Des halb habe ich auf Ihre Unterstützung gerechnet, und deshalb stehe ich hier; ich glaube aber jetzt, daß ich Unterstützung bei Ihne» finden werde. (Bravo!) (Die Rede des Herrn Cludius war im ganzen Saale und am Stenographentisch schwer verständlich; Herr Cludius hat seine Darlegungen in der Kantateversammlung in ausführlicherer Weise wiederholt; vergl. das Stenogramm der Kantateversammlung, in dem seine Rede wortgetreu enthalten ist.) Zweiter Vorsteher des Börsenvcreins Herr vr. Vollert; Ich habe im Namen des Vorstandes des Börsenvereins eine kurze Erklärung abzugeben. Über die Erklärung des Herrn Cludius, daß er die gegen den Börsenvereinsvorstand angestellte Klage zurückgezogen hat, und daß er in Zukunft wieder in gutem Frieden mit dem Börsenverein leben will, kann der Vorstand natürlich nur seine herzliche Befriedigung aussprechen. Der Börsenvereinsoorstand hat niemals den Wunsch gehabt, mit Herrn Cludius oder seiner Firma in Unfrieden zu leben; das hat, glaube ich unser ganzes bisheriges Verhalten gezeigt; nach dem aber Herr Cludius den vorhin verlesenen Antrag an die Hauptversammlung gestellt hat, kann der Börsenvereinsvorstand nicht darauf verzichten, diese Angelegenheit morgen in der Hauptversammlung erörtert zu sehen. Denn, meine Herren, der Vorstand des Börsenvereins hat, und ich glaube, diese Auffassung wird von der Mehrzahl von Ihnen wohl geteilt werden, in diesem Anträge unbedingt eine Beschwerde des Herrn Cludius über den Börsenvereins - Vorstand und sein Vorgehen in dieser Sache erblickt, und kann eine solche Be schwerde nicht einfach unter den Tisch fallen lassen, ohne sich vor der Hauptversammlung, an die der Antrag gestellt worden ist, zu rechtfertigen. Ich glaube aber, es wird nicht nötig sein, daß wir auf die Sache hier weiter eingehen. Ich bin überzeugt, daß wir uns morgen in allem Frieden ver ständigen werden, und ich glaube auch, daß Herr Cludius mit den Erklärungen, die wir morgen abgeben werden, zu frieden sein wird. Eine Beschlußfassung oder Abstimmung über den Antrag Cludius dürfte sich daher heute erübrigen. Herr Pape (Hamburg); Herr Cludius hat darauf hinge wiesen, daß bezüglich der Jugendschriftenliteratur zwei Grund anschauungen sich gegenüberständen. Herr Cludius sagt, die Jugendschriften sollen erziehlich und belehrend wirken, und ein großer Teil der deutschen Lehrerschaft hat ein anderes Prinzip; darnach sollen sie in erster Linie künstlerisch wert voll sein. Zu welchen Folgerungen das führt, ist leicht ein zusehen, es handelt sich nicht allein um eine buchhändlerische Frage, sondern eine große vaterländische Frage. So ist z. B. ein Gedicht Detlev von Lilicncrons »In einer Winternacht« in der Hamburger Lehrerschaft als ungeeignet abgelehnt worden trotz seines hohen poetischen Wertes, weil es den Kaiser verherrlichte, der das Sozialistengesetz unterschrieben hat; und die Hamburger Lehrerschaft ist leider in der Lehrer schaft des Reichs noch sehr maßgebend. Wir haben es ferner erlebt, daß die Hamburger Lehrerschaft eine Ausstellung von Jugendschriften mit Verkauf derselben veranstaltete, wobei der Verkauf der Sozialdemokratischen Parteibuchhandlung über tragen worden ist; zugleich hat sozialdemokratische Literatur, Bebels »Frau« und vieles andre dagelegen, nebst Empfeh lungen sozialdemokratischer Schriften. Es läßt sich also die Frage der Volksbibliotheken und Jugendschriftcn nicht ledig lich als eine buchhändlerische betrachten. Die Hamburger Lehrer haben sich damit gerechtfertigt, daß sie sagten; es ist uns einerlei, ob die Erträge der Ausstellung und des Ver- 8KK>
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