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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1905-07-18
- Erscheinungsdatum
- 18.07.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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6456 Sprechsaal. .Ir 164. 18. Juli 1905. holt unverrichteter Sache zurück; schließlich behauptete man, die Bücher seien bereits abgeholt. Es handelte sich um ein Objekt von mehr als 30 >6 netto. Die Besorgnis, daß ein Unbefugter die Bücher auf meinen Namen abgefordert habe, war naheliegend, und ich sah mich deshalb gezwungen, meinen Verlust der Polizei anzuzeigen; auch im Börsenblatt wurden die Titel der Bücher veröffentlicht. Die Ostermesse kam heran, aber die Bücher blieben verschwunden — ich mußte sie zwei in der Disponenden-Kolumne gesperrten gestattet worden ist. Längere Zeit nach der Ostermesse sandte mir mein Kunde die Bücher zurück; bei einem Umstellen von Möbeln aus einen: Zimmer ins andre war das Vücherpaket verräumt worden. Bedauerlicherweise scheint in Schriftsteller- und Verlegerkreisen eine auf Unkenntnis der tatsächlichen Verhältnisse beruhende Geringschätzung des Sortimentsbuchhandels Platz zu greifen. So wird in einem vor noch nicht Jahresfrist erschienenen Buch, dessen Verfasser üble Erfahrungen schildert, die er als redaktioneller Mitarbeiter einer Verlagshandlung ge macht hat, der Sortimentsbuchhandel völlig als yuantite v6xli§63.dl6 behandelt. Offenbar ist der Verfasser nie in einem Sortiment tätig gewesen, sondern kennt diesen Geschäftszweig des Buchhandels nur aus seiner frühern Eigenschaft als Bücherkäufer, später vom Kontor einer Verlagsbuchhandlung aus. Immerhin ist nicht anzunehmen, daß er seine Meinung über den Sortiments buchhandel nur aus eignen Erfahrungen gebildet habe; sie scheint vielmehr eine Reproduktion dessen zu sein, was er in Schrift steller- und Verlegerkreisen als traditionell gehört hat. Leider fehlt es nicht an Beispielen, daß Verleger den Geschäftsbetrieb des Sortimenters unrichtig beurteilen, seine Arbeit und seine Fähigkeit, dem Verleger förderlich zu sein, unter- oder über schätzen. Ich darf aus letzter Zeit an den im Börsenblatt (1905, Nr. 69) abgedruckten offnen Briefwechsel erinnern, der die Ver sendung von Novitäten kurz vor Weihnachten betraf. Jeder in der Praxis des Sortiments Erfahrene wird die Unzweckmäßig keit später Versendungen bestätigen. Der früher fast allgemeine Brauch, daß selbst Inhaber großer Verlagsgeschäfte ihre Söhne, die ihnen Geschäftsnachfolger werden sollten, einige Jahre in renommierten Sortiments geschäften arbeiten und Einblick in deren Betrieb nehmen ließen, scheint leider mehr und mehr aufgegeben worden zu sein. Und dieser Wandel ist erklärlich aus dem Einfluß, den die Gewerbe freiheit auf den Sortimentsbuchhandel gewonnen hat. Das Her vortreten solcher Firmen, die nun den Buchhandel kaufmännisch zu betreiben unternahmen und nur solche Bücher in den Bereich ihrer Tätigkeit zogen, deren Gangbarkeit erwiesen (meist erst durch die Bemühungen der Sortimenter) war, mußte diesen notwendigerweise schaden und ihre Vertriebstätigkeit lähmen. Im umgekehrten Verhältnis wie die Bestellungen der kaufmännischen Betriebe auf gangbare Literatur wuchsen, nahm die Fähigkeit der Sortimenter, sich um die Ein führung guter, aber noch nicht genügend bekannter Bücher in den Kreis ihrer Kunden zu bemühen, ab. Diesen Hergang erkannten leider nicht alle Verleger; sie singen an, den Sortimentsbuchhandel gering zu schätzen. Wozu sollten sie ihre einstigen Geschäftsnach folger Einblick in solche Geschäftsbetriebe tun lassen?! Ein Kenner des Buchhandels hat vor einer Reihe von Jahren die geeignetste Stelle zur gründlichen Erlernung des Buchhan dels bietet, welchem andern Zweig auch immer der künftige Mann sich zuzuwenden gedenkt; denn nur das Sortiment kann das Verständnis für den eigentlichen Vertrieb vermitteln, der doch immer die Hauptsache bleibt; nur im Sortiment können die Bedürfnisse des großen Publikums aus eigner Erfahrung erkannt werden, und deshalb ist dieser Zweig des Buchhandels besonders geeignet, die Grundlagen für die Kenntnisse abzu geben, auf welchen alles andre notwendige buchhändlerische Wissen aufgebaut werden kann.« Fände dieser Rat im Buchhandel allgemein Beachtung, so würde überall Verständnis für die gegenseitigen Interessen von Verlag und Sortiment vorhanden sein und manches unberechtigte Leipzig, im Juli 1905. Nachschrift. Die Redaktion des Börsenblatts, die ich gebeten hatte, mir vor dem Abdruck obiger Ausführungen einen Korrckturabzug zu senden, hatte die Liebenswürdigkeit, mich auf das Erscheinen der Bemer kungen des Herrn Karl P. Geuter hinzuweisen. (Nr. 160 d. Bl.) Auch ich beklage sehr, daß das Publikum jede Kleinigkeit ohne Kaufzwang vom Buchhändler zur Ansicht zu verlangen verwöhnt ist. Aber das ist nun einmal ein Zustand, mit dem gegen wärtig noch gerechnet werden rnuß. Daß eine Besserung im Interesse von Verlag und Sortiment sehr erwünscht ist, wird kein Buchhändler bestreiten. Freilich kann der Einzelne, Sortimenter sowohl als Verleger, nur schwer dagegen ankämpfen. in Kommission liefern wollten. Im allgemeinen müßte dem Publikum, das ein nicht vorrätiges Buch zur Ansicht wünscht, vom Sortimenter sogleich ein Zweifel an der Ausführung einer solchen Bestellung von seiten des Verlegers ausgesprochen und jedenfalls die Rückgabe des etwa nicht fest Behaltenen innerhalb kurz bemessener Frist bedungen werden. Unterm 6. August 1901 schrieb mir ein Sortimenter, dem ich kommissionsweise Lager-Ergänzung meiner Sammlung »Was willst Du werden?« empfohlen hatte, unter andern:: »Vor einer Reihe von Jahren hatte ich sämtliche Hefte am Lager. Die Folge davon war, daß die Hefte einfach zur Ansicht verlangt und nach Durchsicht ebenso einfach zurückgegeben wurden. Die Verhältnisse hier, am kleinen Platz, zwingen mich dazu, ein derartiges Verlangen nicht abzuschlagen. Jetzt erkläre ich ein- vom Verleger nur bar abgegeben! Da die Serie hier genügend bekannt ist, so kommen wir beide besser weg und ersparen uns unnütze Arbeit.- Und ich selbst habe, weil ich von der Richtigkeit dieser An schauung überzeugt bin, meinen Fakturen für kommissionsweise Lagersendungen folgende Bemerkungen aufgedruckt: »Nicht damit das Publikum die Hefte durchsehen, das ihm Wichtige herauslesen und sie an den Sortimenter zurück geben kann und so Verleger und Sortimenter um das wohl verdiente Erträgnis ihrer Mühe und Arbeit bringt, liefere ich meine Sammlung »Was willst Du werden?« bereitwillig in Kommission, sondern lediglich, um dadurch meinen Herren Geschäftsfreunden die schnelle Ausführung fester Bestellungen zu erleichtern. »In meinen Anzeigen (vergl. Daheim 1904, Nr. 18; Woche 1904, Nr. 7 u. a. m.) weise ich das Publikum ausdrücklich auf die Sortimentsbuchhandlungen als Bezugsquelle hin und erkläre mich nur da zu direkter Lieferung zu erhöhtem Preise 50 H -j- Porto bereit, wo der Bezug durch eine Sortimentsbuch handlung auf Schwierigkeiten stößt. Zur Ansicht liefere ich die Hefte ans Publikum nicht; es ist aber auch, obschon ich fast täglich direkte Aufträge erhalte, bei denen Besteller bereitwillig Porto und gegebenen Falles auch Nachnahmegebühren tragen, unter 1000 solchen Aufträgen vielleicht kaum einer gewesen, in denen die Hefte erst zur Ansicht verlangt worden wären. »Es liegt also in allererster Linie im Interesse der Herren Sortimenter, dem Publikum die Hefte nur für feste Rechnung abzugeben, in solchen Fällen aber, wo es die Sammlung »Was andres Heft zur Orientierung über die Anlage der Sammlung »Was willst Du werden?« vorzulegen.« Verlangzettel auf kommissionsweise Übersendung früher er schienener Hefte pflege ich mit ablehnendem Bescheid zurückzugeben; in den meisten Fällen trifft dann einige Tage später eine feste Bestellung auf dieselben Hefte ein. Wenn Verlag und Sortiment die Gegenseitigkeit ihrer Interessen kennen, so werden sie auch bei ihrer Arbeit Hand in Hand gehen und vermeiden, durch mißtrauisches Sichbefehden Dritten Vorteile zuzuwenden, die sie selbst von Rechts wegen verdient haben. Leipzig, den 14. Juli 1905. Paul Beyer.
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