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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1905
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- Deutsch
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6204 Nichtamtlicher Teil. 156, 8 Juli 1905. gültigkeit gegenüber kaufmännischen Erfolgen, die einst für die großen Verleger so charakteristisch gewesen sein soll, existiert allerdings nicht mehr; sie ist vielleicht überhaupt nur in Me moiren und in literarischen Journalen zu finden gewesen. Das Bemühen, zu gewinnen, trat aber in der Zeit der ersten amerikanischen Vcrlagshäuser sicher nicht so augenscheinlich zutage wie jetzt. Die direkten Herstellungskosten für Bücher haben sich seither vielleicht etwas verringert, aber alle andern Ausgaben stiegen in einer Generation ins Ungeheuerliche Es kostet jetzt mehr, ein Buch zu verkaufen, denn je. Die Aunoncenpreise haben sich verdoppelt und verdreifacht, man muß außerdem viel mehr annoncieren. Selbst ein kleineres Verlagshaus allgemeiner Richtung hat jährlich 30 000 bis SO 000 ,K für Inserate aufzuwenden Die Autoren sind ebenfalls kaufmännischer geworden und erhalten Honorare, von denen sich ihre Großväter nie etwas träumen ließen. Es gab eine Zeit, in der Verleger ohne Reisende auskommen konnten, jetzt hat jedes Haus von nur einiger Bedeutung wenigstens zwei. Die fortlaufend steigenden Mieten, Pro spekte, Plakate, die sich dauernd vergrößernde Korrespondenz und sonstige Geschäftsunkosten, nicht zu vergessen ein 6 Monats-Kredit, erhöhen die Verlegerausgaben und das Risiko. Alle diese modernen Geschäftsmethoden haben den Verlagsbuchhandel wohl andern Fabrikbetrieben ähnlicher ge staltet, als es einst der Fall zu sein schien, selbst als es einst der Fall mar. Es gibt Verleger, es hat deren immer gegeben, die nur ihre Hauptbücher als Maßstab für ihren Erfolg betrachten, das Ansehen des gesamten Vcrlagsbuch- handels hat durch ihre zu geschäftliche Methode zu leiden. Es war einst Ehrensache, daß die Verleger die von ihnen mit ihren Autoren hergestellten Verbindungen gegenseitig re spektierten, so wie ein Arzt die Beziehungen eines andern Arztes zu seinem Patienten respektiert. Die ersten amerika nischen Verlagshäuser, die sich der Hochachtung der gesamten Bücherwelt erfreuen, werden noch ganz nach diesen Prinzipien geleitet Es gibt aber leider auch andere Verleger; diese gehen zu den eingesllhrten Autoren und versuchen sie für sich einzufangen. Autoren selbst, einige wenigstens, stellen sich auf den Markt und gehen von Verleger zu Verleger. In der Regel haben aber beide mit dieser Methode keinen Erfolg, wenigstens keinen dauernden. Die herumziehenden Autoren werden von den Verlegern nicht besonders geschätzt, die Werke nicht besonders vertrieben, ein jeder weiß, daß er in aller Wahrscheinlichkeit nicht der Ver leger des folgenden sein wird; der wandernde Verleger mag hin und wieder einen unmittelbaren Erfolg erzielen, in der Regel verlieren beide aber mit der Zeit mehr, als sie je ge wonnen haben Der dauernde Erfolg eines Verlagshauses be ruht auf dem Vertrauen und der Achtung der schreibenden Welt, sowie es diese verliert, wankt es Von einem Gesichtspunkt aus ist der Verleger der Fabrikant und Handelsmann, von einem andern der persön liche Freund und Ratgeber des Autors, ein Mann, der den Markt kennt und ein sicheres literarisches Urteil besitzt, um dem Autor durch seinen Rat auch nützen zu können. Die ideale Verbindung zwischen Autor und Verleger bedarf dieser Doppelbeziehungen. Ein Verleger mag für eine Zeit wohl Bücher verlegen, sein Haus wird aber nie einen leitenden und ersten Platz gewinnen und aufrecht erhalten können, wenn ihm diese besondern Verlegereigenschafteu nicht gegeben sind. Die großen amerikanischen Verlagshäuser werden als würdige Institutionen so wenig geschäftsmäßig betrieben, wie je ein Unternehmen in früherer Zeit. Sie haben keine großen Vermögen erworben, aber keins hat je verfehlt, gute, gesunde literarische Unternehmungen anzuerkennen und zu unterstützen; ein jedes von ihnen verlegt Werke, von denen sie keinen unmittelbaren Erfolg erwarten können, durch die sie aber der Literatur Dienste zu erweisen versuchen. Über das Annoncieren der Bücher weiß keiner etwas. Alles, was man darüber sagen kann, ist, daß einige Ver leger sehr interessante Experimente anstellten, aber keiner hat bis jetzt noch ein einziges allgemeines Prinzip entdeckt, das von irgendwelchem größeren Wert ist; sie geben das selbst zu. Die Grundschwierigkeit besteht darin, daß fast jedes Buch besonders behandelt sein will. Man kann einen erfolgreichen Plan für die Propaganda eines Werks haben, auf ein anders Buch ist sie unanwendbar. Diese Grundschwrerigkeit unter scheidet ein Buch z. B. von einem Schuh. Wenn ein Schuh macher herausgefunden hat, wie er seine Ware zu beschreiben hat, und in welchen Zeitungen es verlohnt, Annoncen ein zusetzen, dann ist sein Problem gelöst. Kürzlich entdeckten einige Verleger einen erfolgreichen Weg, einen Roman an zuzeigen; sie versuchten es mit einem andern und mit noch einem andern — aber ohne Erfolg. Die altmodische Me thode, eine kurze, einfache und würdige Ankündigung eines jeden Werks zu veröffentlichen, wie es jetzt noch in dem englischen Spectator geschieht, ist gut, diese Anzeige geht aber nicht weit und wird nur von ein paar Tausend Personen gelesen, die außerdem warten, bis die Bücher besprochen werden oder bis irgend ein Freund oder eine Autorität darüber spricht. Aus diesem stichhaltigen Grund vergeben einige Verleger nicht viel Inserate für Publikationen, die sich nur an das literarische Publikum wenden, weil sie bis zu einem gewissen Grad überflüssig sind. Die An zeigen dienen mehr dazu, um den Verlegern und ihren Werken einen gewissen Rang zu geben und um gute Verbindungen mit den Verlegern dieser Journale zu unterhalten Dann kommen natürlich die populären Monats blätter; sie werden weiten Kreisen zugänglich, und hier zu inserieren, ist sehr logisch. Die Preise sind aber so hoch, daß sich das fast von selbst verbietet. Der Reingewinn bei Büchern ist nur gering und nicht ausreichend, um ein um fangreiches Inserieren in diesen Zeitschriften zu gestatten. Es bleibt dem Verleger deshalb nichts weiter übrig, als ein Dutzend neuer Bücher auf eine Seite zusammenzuziehen; aus dem so begrenzten Raum findet er natürlich nicht ge nügend Platz, uin sich über die Eigenart eines jeden Werkes auslassen zu können und so das Inserat wirksam zu gestalten Es folgen die Tagesjournale. Eine oder zwei der besten Zeitungen in jeder größeren Stadt werden von den Verlegern als Jnsertionsorgan benutzt. Sie können nicht weitergehen, falls es sich nicht um Romane handelt, von denen vielleicht l00 000 Exemplare oder mehr abgesetzt werden, so daß ihnen entsprechende Mittel zur Verfügung stehen. Leider haben nur ganz wenige alljährlich diesen Erfolg. Was soll nun ein Verleger tun, der einen Roman hat, der sich vielleicht in 10 oder 20 000 Exemplaren ver kauft. Kann er durch intensives Annoncieren eine Auflage von 50 000 oder 100 000 Exemplaren erzwingen? Vielleicht — einmal in 10 oder 20 Fällen, aber nicht öfter. Fünf oder sechs Häuser geben alljährlich über 50 000 K für Inserate aus, zwei bedeutend mehr, und eine Firma soll über 250 000 K hierfür auswenden; das sind keine großen Summen im Vergleich zu den Beträgen, die andre Branchen für Annoncen ausgeben. Aber eine Anzeige, die heute einen Schuh empfiehlt, hilft auch noch zum Verkauf, wenn man an den angezeigten Roman lange nicht mehr denkt. Es ist deshalb nur zu wahr, daß man die Kunst, praktisch und erfolgreich zu annoncieren, für den Buchhandel noch nicht erfunden hat. Das Studium des Annoncenproblems legt uns unwill kürlich die Frage nahe — was macht ein Buch populär? Selbst wenn jemand klug genug sein sollte, das zu wissen, muß man sich fragen, ob es dann notwendig sei, zu
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