Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.07.1905
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 04.07.1905
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19050704
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-190507046
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19050704
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1905
- Monat1905-07
- Tag1905-07-04
- Monat1905-07
- Jahr1905
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
6094 Nichtamtlicher Teil. ^ 152, 4. Juli 1905, gewiesen. Der Hof stellte sich anfangs nicht gerade unfreundlich zu der Enzyklopädie, Frau oon Pompadour begünstigte sie sogar offen, bis die wachsende Aufregung in allen Kreisen der altersmorschen höheren Gesellschaft und die Verfolgungen durch Sorbonne und Parlament den Hof ein- schllchterten. Im Jahre 1759 erfolgte ein Verbot des Weiter erscheinens der Enzyklopädie; erst seit 1785 durfte sie, aber scheinbar vom Ausland eingeführt, fortgesetzt werden. Der letzte Band erschien 1771, die Ergänzungsbändc erschienen 1777. Das ganze Werk umfaßt 35 Foliobände. Über die periodische Presse im jetzigen Frankreich urteilt Engel im ganzen zutreffend wie folgt: Über die politische Tagespresse der Franzosen hier nur die allgemeine Bemerkung, daß sie von der Presse der großen Kulturländer die schlechtest unterrichtete und unterrichtende ist. Die Presse nimmt es im Drange des hetzenden Tages nirgend streng mit der Wahrheit im kleinen; in der französischen Presse herrscht eine je nachdem harmlose oder böswillige Abneigung gegen die Wahrheit im großen. Sie ist durchschnittlich flotter, nahmen wie immer abgerechnet. In neuester Zeit hat sich zudem die Käuflichkeit eines Teiles der französischen Presse gezeigt, die auch alle anständigen Männer Frankreichs mit Trauer erfüllt. Sehr niedrig steht die französische Presse der illu strierten Blätter, namentlich beim Vergleich mit Deutsch land und England?) Allerdings ist nicht zu übersehen, daß die eigentliche Leserwelt in Frankreich mehr Bücher liest und kauft. Dürftig genug ist auch die Witzpresse Frankreichs. Das lournal amüsant z. B. hält gar keinen Vergleich mit den »Fliegenden Blättern- oder »Lustigen Blättern- aus, weder im Inhalt noch im Bilderschmuck. Vortrefflich dagegen ist es sittlich und geistig mit dem französischen Zeitschriftenwesen bestellt. Es hat nicht annähernd die Ausdehnung des deutschen und englischen erreicht, aber von den bestehenden Wochen- und Monats schriften zählen einige zu den besten ihrer Art. Die Iksvns äss Doux-Nonckss, Rovutz blsns (politigus 6t littsrairs), Ksvus äs karis, Xonvollo ksvus stehen vornan in der Reihe der großen Zeitschriften Europas. Mehr biographisch als kritisch gehalten ist die Broschüre: Charles Dickens Ein Essay von G. G. Bagster, Lektor für englische Sprache an der k. k. Universität in Wien (Ver lag von Strecker L Schröder in Stuttgart. 51 Seiten. 8". Preis geheftet 1 ^). Aus dieser Schrift seien hier einige Einzelheiten mitgeteilt. Fast alle Werke Dickens' sind lieferungsweise erschienen. Der Durchschnittsabsatz der ersten Lieferungen der »Pick- wickier- war 400, von der fünften Lieferung an (d. h. nach dem Auftreten Sam Wellers) war er bereits 40 000. Das Buch entstand in folgender Weise. Die Londoner Ver leger Chapman L Hall kannten einen jungen Mann namens Seymour, der drollige Bilder vortrefflich zeichnen konnte, besonders solche, die sich auf Sport bezogen. Durch die »Skizzen- von Dickens auf diesen aufmerksam gemacht, schlugen sie ihm vor, einen Text zu Bildern von Seymour zu schreiben. Aber in der ersten Besprechung drehte der junge Schriftsteller die Sache um, und es wurde beschlossen, daß Seymour den von Dickens geschriebenen Text illustrieren *) Als eine sehr rühmliche Ausnahme ist unbedingt die »Illustration- zu erwähnen und zwar sowohl wegen ihrer vorzüglichen Illustrationen und Kunstbeilagen, als auch wegen ihres gediegenen Textes, ihrer Romanbeilagen und der »Illustration tbsätrals«, die in zwanglosen Heften den Text der neuesten erfolgreichsten Theaterstücke bringt. 1'. li. sollte. Da Seymour nach dem Erscheinen der ersten Nummer Selbstmord beging, mußte man einen neuen Illustrator suchen, und unter den Bewerbern um den Posten war kein Geringerer als Thackeray, der später als Schriftsteller so berühmt wurde. Dickens erhielt für sein Meisterwerk 3500 Pfund Sterling, während die Verleger einen Rein gewinn von etwa 20000 Pfund Sterling hatten. Als Dickens glaubte, daß seine Leser die lieferungsweise erscheinenden Romane satt haben müßten, gründete er ein Wochenblatt »Meister Hnmphreys Standuhr-, das er fast ganz allein schreiben wollte. Der Plan bestand darin, daß Pickwick, die beiden Weller und noch einige sich bei der Standuhr ihres Freundes Old Humphrey versammeln und einander mit Geschichten unterhalten sollten. Es wurde ferner geplant, daß das Blatt außerdem Essays, Skizzen usw., aber nicht notwendig fortlaufende Erzählungen enthalten sollte. Bald stellte es sich jedoch heraus, daß Dickens sich bezüglich des letztem Punkts geirrt hatte. Das Publikum verlangte von seinem Lieblingsschriftsteller Romane und nicht Essays, so gut diese auch sein mochten, und so begann be reits in der vierten Nummer der große Roman »Der Raritätenhändler» zu erscheinen, und wie der junge Kuckuck stieß dieser nachher den rechtmäßigen Bewohner des Nestes, den alten Meister Humphrey, hinaus. Später brachte Dickens den Roman -Barnaby Rudge» in dieser Zeitschrift; nachher wurde der Klub gänzlich fallen gelassen, und die zwei Romane wurden als selbständige, in sich ab geschlossene Werke herausgegeben. Später hielt Dickens vielfach Vorlesungen aus seinen Werken. Er erhielt von der Konzertagentur Chappell an fänglich 50, dann 60 und schließlich 80 Psd. Sterling für jede Vorlesung. In Amerika trat er jedoch für seine eigne Rechnung auf. Seine Tour dorthin brachte ihm einen Rein gewinn von etwa 456 000 Kronen, während er in Europa einen solchen von ca. 624 000 Kronen erzielte. Der Gewinn war also sehr groß, aber diese 423 öffentlichen Vorlesungen bedeuteten eine sehr aufregende Tätigkeit, die sein Leben sicher um einige Jahre verkürzt hat! Aus dem Werk: Die Aufnahme Lord Byrons in Deutschland und sein Einfluß auf den jungen Heine von vr. Wilhelm Ochsenbein (Untersuchungen zur neueren Sprach- und Literaturgeschichte, herausgegeben von Professor 2r. Oskar F. Walzel; 6. Heft. Verl, oon A Francke in Bern. X, 229 S 8". Preis 3 60 H) sei folgendes mitgeteilt: Von dem rasch zunehmenden Absatz von Byrons Werken in der Originalsprache geben folgende Zahlen ein anschauliches Bild. Die »Illlglisb Lvräs anä Lootob Us- visvsrs- erschienen nach einem Jahre in 4. Auflage, die ersten zwei Gesänge des »Obiläs ÜLrolä« nach einigen Monaten in 5., der »KiLonr- nach zwei Jahren in 14. Auflage, der »Oorssir» wurde an einem Tag in 13 000 Exemplaren abgesetzt. Was von den Honoraren Byrons ins Publikum drang, mußte den deutschen Schrift stellern Vorkommen wie Märchen aus einer bessern Welt. In Deutschland wurde Byron erst durch zwei Nach drucke seiner Werke in den weitesten Kreisen heimisch. Der erste Nachdruck war: »Pbs vorsts vk tbs rigbt bonourabls l»orä Lz-ron. I-sipsioL, printsä kor (Itzrvrä kleisobor tbo zwan-sr, 1818«. Diesem folgte bald ein zweiter Nachdruck in Taschenformat: »lös vorlrs ok tbs r. b. I-orä Lz-ron. llvisLvll, printoä kor brotbsrs Leburnauu 1819, 20- (9 Bände). Aus den weiteren Kapiteln der gründlichen Darstellung sei hauptsächlich der Abschnitt über die Übersetzungen Byron scher Werke erwähnt. Man ersieht hieraus, welch lebhaften Anteil der deutsche Buchhandel an der Verbreitung dieser Werke genommen hat.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder