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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1905
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- Erscheinungsdatum
- 24.05.1905
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- Deutsch
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V 119, 24. Mai 1905. Nichtamtlicher Teil. 4SI? machte er. immer bestrebt, die Lücken seiner Vorbildung durch Privatstnnden bei einem Gymnasiallehrer in der englischen, französischen und lateinischen Sprache und in eigner Fort bildung durch Lesen bis spät in die Nacht hinein aus- znfiillen. eine gute Schule durch. Das erste Buch, das der Lehrling auszeichnete, war Scheffels Ekkehard, >855 erschienen. Schon in der Lehre machte sich sein Sammeleifer und sein Suchen nach seltnen, wertvollen Büchern bemerkbar und wies ihm den Weg. den er in der Folge gehen sollte. In einem Ankauf des Sohnes seines Chefs entdeckte er einen Reiberdruck die »AirsbiliL urbis Komas«, wovon in diesem Jahre ein Faksimile-Neudruck erschienen ist. Für den nach heutigen Verhältnissen spottbilligen Preis von 1200 ^ wurde das spannenlange Bändchen, wie sich der glückliche Finder in einem Brief an seinen Vater ausdriickte, verkauft. Vor der Vernichtung durch Einstampfen rettete dann sein Sammeleifer eine große Anzahl Goethescher Original ausgaben. Nach dreieinhalbjähriger Lehrzeit, die der immer Strebende gut ausgcnützt hatte, erhielt er von seinem Chef das Lehrzeuguis mit den besten Wünschen für die Zukunft. Nur kurze Zeit arbeitete der junge Gehilfe in der Kuhl- mey'schen Buchhandlung (H. H. Feddersen) in Liegnitz. Der Trieb zur Selbständigkeit ließ dem auf Verdienst angewiesenen strebsamen Jüngling keine Ruhe, er suchte Be tätigung der in der Lehre empfangenen Anregungen im eigenen Geschäft. Daher gründete der noch nicht zwanzig jährige junge Mann nach rühmlicher Ablegung der in der Neuzeit vergeblich wieder angestrebten Lehrlings- bezw. Gehilfen-Prüfung und der Prüfung für den selbständigen Betrieb des Buchhandels und Antiquariats Ende des Jahres 1859 unter stiller Teilhaberschaft seines Vaters in Fellheim in recht bescheidenen Verhältnissen ein Antiquariat durch den Ankauf der ersten Bibliothek. Rastlose geschäftliche und private Arbeit und kleine Erfolge spornten den immer weiter Schreitenden, der nie ver gaß. sein bibliographisches Wissen und seine typographischen Kenntnisse zu bereichern und praktisch auszunützen, zu neuen Unternehmungen an. Im Jahre 1863 trat er mit dem Gesamtbuchhandel in Verbindung, wurde Mitglied des Börsenvcreins und hatte seinen Kommissionär in Leipzig und Stuttgart. Gleichzeitig erschien der erste Antiquariats- Katalog. »Katholische Theologie«, schon mit einem Anhang -Manuskripte», Marienliteratur. Jesuiten und Haeresie. Er umfaßte die stattliche Anzahl von 3000 Nummern älterer Literatur. Dieser Richtung, vorwiegend nur ältere Literatur im reinen Antiquariat zu vertreiben, ist der früh Entschlossene auch immer treu geblieben. Es folgten beim steten Fort schritt der geschäftlichen Entwicklung ganz naturgemäß Kataloge über protestantische Theologie. Reformationsschriften. alte Jurisprudenz und Medizin, typographische Seltenheiten, Holzschnittwerke, Ornamentik, Werke in schönen Ein bänden usw. Für eine weitere Ausdehnung konnte der kleine Ort Fcllheiin dem jetzt geschäftlich schon vielgcwandten Antiquar nicht mehr genügen. Er verlegte daher sein Geschäft, nachdem ihm auf sein Gesuch »in Erwägung, daß der pp. Rosenthal die gesetzlichen Vorbedingungen zur Ansässigmachung resp. Übersiedlung erfüllt hat, eine sehr gute Befähigung besitzt und nachgewiesenermaßen mit so viel Vermögen (es waren laut Vermögens- und Leumundszeugnisses der Gemeinde- Verwaltung zu Fellheim 5000 Gulden) versehen ist, daß mit Sicherheit angenommen werden kann, daß derselbe dahier seinen Nahrungsstand wird sichern können, zumal ihm das Zeugnis großer Geschästsgewandtheit und Tätigkeit zur Seite steht, und das Antiquariatsgewerbe vorzüglich kommerzieller Natur ist» . . . eine persönliche Antiquariatsbuchhandlungs- Konzession für die Stadt München bewilligt war. im Jahre 1867 nach München. München war der richtig gewählte Ort. Hier konnten sich die Kräfte des jungen Antiquars voll entfalten. Es entwickelte sich bei dem rastlosen Eifer und der Herausgabe bibliographisch anerkannt gut bearbeiteter Kataloge das Geschäft schnell weiter. Geschäftsreisen im engen Vaterlande, in Deutschland, Österreich. Frankreich. Italien. England er weiterten den Gesichtskreis immer mehr, führten zur Auf findung und Erwerbung seltener typographischer Erzeugnisse und Handschriften, schufen neue Verbindungen und Absatz gebiete. brachten den iinmer Lernbegierigen mit Gelehrten und Bibliophilen zusammen, die wiederum den regen Eifer, das vielseitige bibliographische Wissen und das schnelle Er fassen und Erfüllen ihrer Wünsche von seiten des jungen Geschäftsmanns zu schätzen wußten. Im Jahre 1874 nahm Ludwig Rosenthal seine Brüder Jacques und Nathan, die bei ihm das Antiquariats-Ge schäft erlernt hatten, zu Teilhabern auf; er selbst blieb aber nach wie vor die Seele des Geschäfts. Große Ankäufe von hervorragenden Bibliotheken, der Bibliothek des Benediktiner klosters St. Veit bei Ncumarkt a/Rott, der Stadtbibliothek Leutkirch in Württemberg, der Bibliothek der Familie Hoer- mann von Gutenberg (mit Kupferstichsammlung), der Biblio thek des Jesuiten-Kollegiums Landsberg, der Bibliothek des Freiherrn Karl Maria von Aretin, Direktors des Königlichen Bayrischen National-Museums in München, eines Teils der Bibliothek des Karthäuscrklosters Buxheim bei Memmingen, der Bibliothek des Rittergutes Lobris in Schlesien, brachten mit der Zeit eine Ausdehnung des Geschäfts, daß das Bücherlager der Firma Ludwig Rosenthal's Antiquariat in München an Inkunabeln, seltenen Drucken, Handschriften, Einzelblättern das größte Deutschlands geworden ist und einen Weltruf erworben hat. Ja, die Größe des Geschäfts ließ es wünschenswert erscheinen, eine Teilung zu schaffen, und so gingen die Brüder, die über 20 Jahre an dem großen Bau gemeinsam gearbeitet hatten, im Jahre 1895 auseinander und führten, jeder für sich unter eigener Firma, ein Antiquariat weiter. Ludwig Rosenthal behielt, seinem Hauptantcil am Geschäft entsprechend, die alte Firma und führte sie mit alter Kraft in den für richtig erkannten Bahnen weiter, bis er in diesem Jahre 1905, 50 Jahre nach Eintritt in den Buchhandel, seine drei Söhne Adolf, Norbert und Heinrich zu seinen Teilhabern ernannte. Was die Wissenschaft dem Rosenthalscheu Antiquariat verdankt, ist oft in Berichten und Besprechungen anerkannt worden. Die gut bearbeiteten Kataloge der Firma werden wegen ihrer bibliographischen Genauigkeit als Nachschlage werke benutzt und öfter in Spezialdibliographien zitiert. Bei der Auffindung der verschollenen Globuskarte mit dem Schiffskurs der Magelhdesschen Weltumsegelung in den Jahren 1519—1522 des Johannes Schöner von 1523, durch Professor vr. Fr. R von Wieser kritisch gewürdigt, und bei der Auffindung des »Kisssls spseiols». in dem Hupp, Misset und Stein einen Versuchsdruck Gutenbergs und einen Vor läufer des Psalteriums von 1457 erkannten, durfte Ludwig Rosenthal der Wissenschaft die ost bewährten Handlanger dienste tun. Er selbst hat im Repertorium für Kunstwissen schaft, Band V, Seile 379—405 eine bibliographische Studie über Hans Behams alttcstamcntliche Holzschnitte und deren Verwendung zur Bücherillustratiou 1529 — 1612 geschrieben, auch sonst manches von bibliographischem Interesse in Fach blättern mitgeteilt. Wohl die meisten Bibliotheken und Museen beziehen ihre Cimelien direkt oder indirekt vom Hause Ludwig Rosenthal. Ein Hauptgeschäft macht die Firma nach Amerika, ganz erklärlich, weil die dortigen 648
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