5030 Nichtamtlicher Teil. 122. 27. Mai 1905. Wo rohe Kräfte sinnlos walten, Da kann sich kein Gebild gestalten. Der Mann muß hinaus Doch endlich da legt sich die wilde Gewalt. Seid einig, einig, einig! Wohl dem, der frei von Schuld und Fehle Bewahrt die kindlich reine Seele. Sie rauschet, sie perlet, die himmlische Quelle, Der Busen wird ruhig, das Auge wird Helle. Wer kommt, was seh ich? O ihr guten Geister, mein Rodrigo! Wie wird mir, leichte Wolken heben mich. Max, bleibe bei mir, geh nicht von mir, Max. Im engen Kreis verengert sich der Sinn, Es wächst der Mensch mit seinen höhern Zwecken. Greift an mit Gott, dem Nächsten muß man helfen, Es kann uns allen Gleiches ja begegnen. Der brave Mann denkt an sich selbst zuletzt. Und die Treue, sie ist doch kein leerer Wahn. Daran erkenn' ich meine Pappenheimer. Duldet mutig Millionen! Droben überm Sternenzelt Wird ein großer Gott belohnen. Frauen, richtet nur nie des Mannes einzelne Taten, Der Zug des Herzens ist des Schicksals Stimme. Hier vollend' ich's, die Gelegenheit ist günstig. Geschworen Hab' ich's, ja ich hab's geschworen, Mich selbst zu bändigen. Und glaubt er fliehend zu entspringen, Geflügelt sind wir da, die Schlingen Ihm werfend um den flücht'gen Fuß, Daß er zu Boden fallen muß. Von der Stirne heiß rinnen muß der Schweiß. Und sieh, er will noch immer haben Und nennt noch geizig mich. Was wollt Ihr? ruft er vor Schrecken bleich, Ich habe nichts als mein Leben. Dem Mann kann geholfen werden. Mach deine Rechnung mit dem Himmel, Vogt. Ich fühle eine Armee in meiner Faust. Hab mich nie mit Kleinigkeiten abgegeben. Ich Hab' hier bloß ein Amt und keine Meinung. Ich habe getan, was ich nicht lassen konnte. Frech witzelte das Schlangenheer der Spötter. Die Weltgeschichte ist das Weltgericht. Ich Hab' das Meinige getan, tun Sie das Ihre. Unser Schuldbuch sei vernichtet. Leergebrannt ist die Stätte. Hier wendet sich der Gast mit Grausen. Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, Der Mohr kann gehn. Und mit seinem Raub zufrieden Zieht er freudig fort. Was ist der langen Rede kurzer Sinn? Spiegelberg, ich kenne dich, aber ich will nächstens unter euch treten und fürchterlich Musterung halten. Der stürmischen Heiterkeit mit ihrem ernsten und dankenswerten Nachklange, die insbesondere der Petterssche Vortrag entfacht hatte, folgt noch eine ausgedehnte Sitzung bei den üblichen Schlußgerichten und darauf der allgemeine Aufbruch zum Kaffee und zur ersehnten Zigarre im rechten Nebensaal, der schnell mit angenehmem Duft des Mokkas und der Importen erfüllt war. Erst spät lichteten sich die Reihen. — Zum Montag abend hatte der Festausschuß die »meß- vergnügten Buchhändler« mit ihren Damen in das Theater am Thomasring gebeten, einen mächtigen, geräumigen und schönen Bau. der sich unmittelbar an der (dort überwölbten) Pleiße erhebt und von drei Straßen den Zutritt gestattet. Pünktlich hatten die Geladenen sich eingestellt und füllten bis auf den letzten Platz den prächtigen Zuschauerraum, der 1600 Personen bequemen Platz gewährt. Ein reicher Damenflor belebte die Unterhaltung vor Beginn und in den Pausen der Vorstellung, insbesondere aber nach deren Schluß bei zwanglosem Beisammensein im anstoßenden großen Festsaal des Hauses, wo auch für leibliche Stärkung gesorgt war. Ein bisher unbekanntes »Theater des Börsen vereins«, das war die Firma, die neben dem Buchhändler wappen auf dem Theaterzettel prangte und einen Musik schwank in drei Akten verhieß, verfaßt von Max Möller, vertont von Th. Cursch - Bühren. Der Titel lautete »Das Plagiat«. Ein von übermütigster Laune eingegebener, witzreicher, in buntem Szenenwechsel sich