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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1905
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- Erscheinungsdatum
- 27.05.1905
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- Deutsch
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5028 Nichtamtlicher Teil. ^ 122, 27. Mai 1905. das ungeheure Dach zurückgezogen, ein überraschend schnell und fast geräuschlos ausgeführter Vorgang. Wie schon seit einigen Jahren, waren die Tafeln wieder auf den Festsaal beschränkt, die früher üblich ge wesene Heranziehung der Nebensäle als unpraktisch aus geschaltet worden. Begreiflicherweise zum Vorteil der Redenden und Hörenden, leider freilich auch zum Nachteil der Teilnehmerzahl, die dadurch eingeschränkt war. Sie betrug diesmal 485. Der eine der beiden geräumigen Neben säle diente nach Aufhebung der Tafel dem Plauderstündchen bei Kaffee und Zigarre. Prächtiger Roseuschmuck zierte die festlichen Tafeln Speisen- und Weinkarte, von I. I. Weber (Leipzig) mit wahrhaft monumentalen Typen gedruckt, inhaltlich recht ver heißungsvoll, dazu in hübschem Karton einen Taschen kalender (Samtleder mit Goldbeschlag), mit feinem Ge schmack hergestellt von der Leipziger Buchbinderei A.-G. (vor mals Gustav Fritzsche), Leipzig, und — last not least — den wieder ungemein launigen -Feucht-Fröhlichen Liederkranz für meßvergnügte Buchhändler» (XI. Heft, Cantate 1905) unsers bewährten Vereinsdichters mit dem Schalk im Nacken (Kollegen Otto Heidmüller, Wismar) fand jeder Teilnehmer auf seinem Platz. Verteilt wurden im Laufe des Mahles zwei weitere sangbare Drucksachen: -Ein buchhändlerisches Tanz- und Pfeiflied (in Frühlingslustbegeisterung über den sonnigen Witterungsbericht des Vereinsjahres 1904/05 ge- dichlet und den beneidenswerten börsenvereinlichen Kantate festlern gewidmet von M. Georg)- und »Meßrummel-Lied, Cantate 1905«, dessen form- und witzgewandter Dichter sich leider nicht genannt hat. Das Mahl verlief in der herkömmlichen vornehmen und schönen Form. Zur langen Folge trefflicher Gerichte kamen ausgesucht gute Weine, wovon insbesondere denen unsers alten Kollegen von der Haardt, Eduard Witter (der, ein- undachtzigjährig, in ungebeugter Munterkeit jetzt in Heidel berg lebt), mit Vorliebe zugssprochen wurde. Für gute Tafelmusik sorgte die berühmte Curthsche Kapelle, die auch für bisweilen schwierige Melodien der lachend gesungenen Chorlieder eine sichere und diskrete Stütze war. Es erübrigt fast zu bemerken, daß die zahlreichen Festredner dankbaren, rauschenden Beifall fanden, daß ihre Worte zündeten und lauten Widerhall weckten, der in brausen den Hochs, in Beifallklatschen und (beim ersten Trinkspruch) im Sang der Nationalhymne ausklang. Wir lassen die Reihe der Reden im Wortlaut hier folgen und bemerken im einzelnen dazu, daß insbesondere die Ansprachen unsrer Ehrengäste Exzellenz Graf Vitzthum von Eckst ädt und des Bürgermeisters von Leipzig Dr. Dittrich dankbare Aufnahme fanden. Den größten Heiterkeits- (und, wie schon bemerkt, auch klingenden) Erfolg erntete wieder der gewandte Fürsprecher der Wohltätigkeit, Kollege Petters-Heidelberg. Er verzichtete völlig auf eigne Worte, die etwa ein »geistiges Eigentum» begründen könnten, sein lustiges Durcheinander von Textworten des deutschen Lieblingsdichters wurde im Schillergedenkmonat völlig ver standen, und dieses unmittelbare Verständnis schuf er durch die Beredtheit der Geste, den wechselnden Tonfall, den Ausdruck der Miene. Alles dies in gegenseitiger Unter stützung gab der luftigen Anthologie Zusammenhang, Inhalt, Zweckbestimmung, sehr wesentliche Faktoren, auf die hinzu weisen der Berichterstatter nicht unterlassen darf, weil eben der Druck nur eine trockene Aneinanderreihung, ein unbe lebtes Bild geben kann. Erster Vorsteher des Börsenvereins, Herr Albert Brockhaus: »Meine Herren! »Hier sind wir versammelt zu löb lichem Tun, drum Brüderchen, ergo bibamus!» Dank baren Herzens und fröhlichen Sinnes richte sich unser Blick zunächst auf eins der hohesten und heiligsten Güter, die wir besitzen: unser Deutschtum, unser Vaterland, unsre Heimat! Wie wir ihr Treue halten sollen »zu Wasser und zu Lande, bei Tag und bei Nacht-, so wollen wir ihrer auch nicht vergessen beim fröhlichen Mahle. Ver körpern wollen wir uns die herrliche deutsche Heimat, zu deren Ehre auch wir schaffen und wirken, seien wir nun Reichsdeutsche, Österreicher oder Schweizer, in der Sieg friedsgestalt des Deutschen Kaisers, in den jugendlich fröh lichen Zügen des Königs, in dessen gesegnetem Lande wir raten und taten seit nunmehr achtzig Jahren. Echte deutsche Männer voll bürgerlichen Pflichtgefühls, voll idealer Begeisterung für alles Hohe und Edle, so stehen unsre Fürsten an unsrer Spitze, Vorbilder für jeden Ein zelnen unter uns. Heimat und Vaterland und Deutsch tum, alle unsre Ideale lassen wir leben, indem wir rufen: Hoch Seine Majestät der Deutsche Kaiser! Hoch Seine Majestät der König von Sachsen!« Erster Schriftführer des Börsenvereins, Herr Or. Wilhelm Ruprecht (Göttingen): »Hochgeehrte Gäste, liebe Herren Kollegen! »Wir feiern heute das Neujahrsfest des Buchhandels. Es ist allen, auch unfern Gästen, bekannt, daß der Buch handel seine Eigentümlichkeiten hat, und tiicht nur schlechte Leute sagen, daß nicht alle Eigentümlichkeiten des Buch handels berechtigt wären. Ich will diese Frage heute nicht entscheiden. Immerhin ist es merkwürdig, daß der Buch handels sein eignes Neujahrsfest hat; unerhört aber ist es, daß das Buchhändlerjahr niemals zweiundfünfzig Wochen zählt. Man mag über diese Eigenart spotten; aber ich bin doch froh, daß heute, wo meine sechsjährige Tätig keit im Vorstand zu Ende geht, ich nicht genötigt bin, dem Kantatesonntag die Totenglocke zu läuten. Wer wie ich den Vater, ja den Großvater schon hat erzählen hören vom Kantatefest, für den ist Kantate ein Zauber wort, und ich muß sagen, die Verhandlungen, die wir heute morgen über die Festlegung der Messe gehabt haben, berühren beinahe mehr das Gemüt als den Verstand »Daß Kantate auch außerhalb des Buchhandels seinen Zauberklang noch nicht eingebllßt hat, trat mir neulich recht lebhaft entgegen, als ein Professor einer benachbarten Uni versität mir sagte: es war doch noch eine schöne Zeit, als ich und manche meiner Kollegen zum Kantatefest hinüber fuhren. Wir haben uns ja durch die Rücksichten auf den Raum genötigt gesehen, die Zahl der Gäste etwas zu be schränken; aber das Erscheinen einer so stattlichen Reihe — sie ist leider durch ungünstige Umstände in letzter Stunde noch gelichtet — zeigt uns auch heule, daß »Kantate» noch seine Anziehungskraft besitzt. »Den Vertretern der Stadt Leipzig gilt mein erster Gruß. Wie innig die Beziehungen zur Stadt sind, das geht wohl daraus hervor, daß das alte Oberhaupt dieser Stadt, unser Ehrenmitglied Oberbürgermeister Georgi, uns in treuem Gedenken an diesem Tage ein freundliches Begrüßungstelegramm aus Trient sendet. Es war nicht die schlechteste Zeit, als unsre Städte ihre stattlichen Rat häuser bauten, die Rathäuser, die nun alt geworden sind. Das geschah in einer Zeit der Blüte des deutschen Städtelebens, und so ist es auch gewiß ein Zeichen des Aufschwungs, wenn Leipzig jetzt jenen stolzen Neubau er richtet Dabei sorgt die vereheliche Stadtverwaltung nach alter Sitte dafür, daß man sich dessen bewußt bleibe, daß sich mit ernster Arbeit auch ein fröhliches Tun verträgt. Viele von uns haben sich gewiß in diesen Tagen überzeugt, daß in den unteren, bis jetzt allein zur Verfügung stehen-
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