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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.05.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 27.05.1905
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- Deutsch
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V 122, 27, Mai 1805, Nichtamtlicher Teil, 5025 Debatten viele und lange, und erst kurz zuvor hatte die ausgedehnte 27, Abgeordneten-Versammlung des Verbands der Kreis- und Ortsvereine ihr Ende gefunden. Der Begrüßungsabend war wieder erfreulich zahlreich besucht. Alle Tische waren besetzt, in den breiten Gängen ein ununterbrochener Wandel, beständig sich bildende und wieder lösende Gruppen, Heiteres Plaudern, freundliche Ge sichter überall, Musik, früher die unvermeidliche Begleiterin dieses frohen Treibens, war — wie auch schon im vorigen Jahr — nicht beliebt worden. Die heitere Muse hat sich als störend erwiesen; weise hat sie der Fest ausschuß verbannt. Ernstere Unterhaltung bot dafür die Bibliothek des Börsenrereins, deren Bibliothekar aus den Schätzen der dort bewahrten Blattsammlung eine knappe Auswahl des Interessantesten in der Wandel bahn vor dem Festsaal zur Ausstellung gebracht hatte, Bildnisse von Buchhändlern alter und neuerer Zeit und aus aller Herren Ländern, Prachtstücke des Kupferstichs und der Lithographie, viele Charakterköpfe darunter, alle von großem Interesse, bildeten den Hauptbestand und fanden die meiste Aufmerksamkeit, kaum mindere aber auch Buch händlerbriefe, alte Zirkulare, Privilegiengesuche und -Aus fertigungen, beide oft wunderbaren, bisweilen kaum noch verständlichen Stils, Lehrbriefe, Blätter aus wertvollen alten Drucken und Manuskripten, alte Bucheinbände, Ver ordnungen, Jubiläumstafeln, Festgedichte, Exlibris, Post karten u. a, m. Die unmittelbare räumliche Verbindung lockte viele aus dem lärmenden Treiben im Saale hinaus in die Stille der Ausstellung zu kurzer Betrachtung und Erholung, Vielleicht hat sie manchen Inhaber einer alten Handlung dazu angeregt, in verstaubten und halbvergessenen Archivbeständen seines Hauses Musterung zu halten und Geeignetes den Sammlungen im Deutschen Buchhändler hause zuzuführen. Es wird sicher willkommen sein. Wie hergebracht, so verlief sich auch diesmal die Menge schnell, Wohl die wenigsten strebten der Häuslichkeit und der wohlverdienten Nachtruhe zu; manche Parole, die man hörte, wie Aeckerlein, Sachsenhof, Ratskeller, schienen das Gegenteil zu verraten. Eine Vermutung, die sich am nächsten Tage als Gewißheit offenbarte, als schöne Gewiß heit, die den Berichterstatter bedauern ließ, nicht überall dabei gewesen zu sein, denn fröhlichste Laune in engeren Kreisen hatte noch lange geherrscht und nächtliches Dunkel in eitel Sonnenglanz gewandelt. Aber nicht lediglich frohe Zecher laune beherrschte diese intimeren Zusammenkünfte, von denen die in Aeckerleins Keller (am Markt) ihren Ruf als eine der seßhaftesten wieder bewährt hat. Der er fahrene Kantategast erinnert sich gern der besonders leb haften Stimmung, die hier zu herrschen pflegt, angeregt durch die unverwüstliche Munterkeit des Kollegen Otto Petters aus Heidelberg, So wetteifert denn die Zecher freude von jeher ganz insbesondre in diesen traulichen Ge wölben mit nicht minder froher Geberlaune, Schön ist es und ehrend, daß man nicht nur selber lebt, sondern dabei auch leben läßt, daß man beim Becher, bei einigen Stunden eignen und gewiß zu gönnenden Wohllebens, der darbenden Kollegen und ihrer Angehörigen freigebig gedenkt. Bekannt ist der dort herumgehende, nun fast schon historisch gewordene Hosenklingelbeutel, dessen Inhalt zum größern Teil in eine besondere Otto Petters-Stiftuug beim llnterstützungsverein deutscher Buchhändler und Buchhand lungsgehilfen fließt. Der humorvolle Einfall, dem eine lustige Begebenheit zugrunde liegt, hat seit seiner damals sofort in die Tat umgesetzten konkreten Wirklichkeit nun schon seit Jahren bedeutende Summen dem edlen Zweck zugesührt. Auch diesmal war sein Ergebnis ein außergewöhnlich reiches und dankenswertes. Schon dieser erste Abend bei Aecker- Börscnblatt für den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. lein brachte ungefähr 850 wohlgemerkt aus kleinem Kreise, Im Laufe folgender Meßabende konnten dem um fangreichen Sammelbeutel dann noch weitere etwa 600 entnommen werden. Vorgreifend sei hier gleich hinzugefügt, daß der Erfolg des diesmaligen Otto Pettersschen Auftufs zur Wohltätigkeit beim Festmahl am Kantate-Sonntag den runden Betrag von etwa 1800 eingebracht hat, daß die unermüdlichen Bemühungen des wackern Kollegen den Kassen zur Linderung der Bedürftigkeit im Berus in dieser Messe insgesammt also ungefähr 8250 ^ zugeführt haben. Wie leicht begreiflich ist es zum größten Teil der Humor, der solche Erfolge zeitigt, reicher, gewinnender, nie um den treffenden Ausdruck verlegener Humor, wie er Freund Petters so prächtig zur Verfügung steht, mit dem er den Menschen aus dem Geschäftsmann herauszuholen, ihn da zu packen weiß, wo menschliche Schwäche ihm den Angriff er leichtert, Sehr hübsch gelangte die Anerkennung für dieses treue Wirken diesmal bei Aeckerlein zum Ausdruck, Ein Besucher hatte im Heidelberger Heim des Kollegen musi kalische Talente bei diesem entdeckt, die weitern Kollegenkreisen bisher völlig unbekannt waren, Freund Petters singt und begleitet auch sehr gewandt auf der Gitarre, Da reifte schnell ein guter Gedanke, Kollege Fritz Schwach aus München war es, der dem so schöner Künste Beflissenen im Namen von vier Freunden mit launiger Ansprache ein Prachtstück von Gitarre überreichte; natürlich unter dem jubelnden Beifall der Versammelten, der den so nett Über raschten nötigte, seinen Dank durch sofortige Bewährung seiner Talente zu fröhlichem Ausklang zu bringen. Allge meine Mitwirkung blieb nicht aus und hat natürlich auch ihrerseits viel zur anhaltenden Heiterkeit beigetragen, bis der heraufsteigende Morgen an die Pflichten des Kantate- sonutags mahnte, — Die Hauptversammlung des Börsenvereins am Sonn tag hatte sich unerwartet lang ausgedehnt. Es ging auf 2 Uhr, als endlich das Protokoll unterzeichnet war und der Letzte den Saal verlassen konnte. Da war es ein Glück, daß das Festmahl erst um > ,4 Uhr begann; den innern und äußern Menschen herzurichten blieb nun doch Zeit, Der Börsenvcrein hatte auch diesmal wieder die Freude, zahlreiche Ehrengäste an seiner Festtafel zu sehen, Männer in hohen Ämtern und Würden, der Kommandierende General des 19, Armeekorps Exzellenz Graf Vitzthum von Eck- städt, der Stadtkommandant Generalleutnant Exzellenz d'Elsa, der Kaiserliche Oberpostdircktor Domizlaff, der Kirchenrat und Superintendent Pfarrer Pank, der Bürger meister von Leipzig vr, Dittrich, der Vorsteher der Stadt verordnetenversammlung Rechtsanwalt vr, Junck, der Polizei direktor vr, Bretschneider, der Rechtsanwalt Justizrat vr, Freukel, der Geschichtsschreiber des Buchhandels vr, Goldfriedrich, der Direktor der Buchhändler-Lehranstalt vr, Frenzel, sie alle waren gern der Einladung gefolgt und nahmen im Verein mit den Vorstandsmitgliedern, auch den früheren Vorstehern vr, Eduard Brockhaus und Kommerzienrat Engelhorn, sowie den neugewählten Vorstandsmitgliedern vr, Erich Ehlermann (Dresden), Karl Siegismund (Berlin), Arthur Sellier (München), ihre Plätze an der langen Ehrentafel ein, die sich an der Seite längs der Wandelbahn hinzog. Die Rednerbühne hatte ihren Platz gegenüber. Den Ausblick in die Höhe des Saales hinderte ein leichtes Zeltdach, das die ganze Weite des Festsaals in Höhe der Galerien überspannte und die Verständlichkeit der Reden außerordentlich verbesserte. An genehm gedämpften Lichts leuchteten die mächtigen Kronen durch das Hindernis, und auch die Tafelmusik zog Vorteil aus der Schalldämpfung, Erst in vorgerückter Tafelstunde, als hier und da Zigarrenwölkchen emporringelten, wurde 6K2
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