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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.05.1905
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- 1905-05-19
- Erscheinungsdatum
- 19.05.1905
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4764 Nichtamtlicher Teil. 115, 19. Mai 1905. Referendar ein. Als er während des deutsch-französischen Krieges im Februar 1871 znm Feldauditoriat nach Epinai (in den Vogesen) kommandiert war, fand seine Bücherliebe in dem Laden des dortigen Kleinstadt-Buchhändlers eine starke Anregung. Einige Bände der von dem Pariser Bibliophilen Pierre Jannet herausgegebenen > Sibliotbdguo Lttevirisnuo- erregten seine Aufmerksamkeit und Kauflust. Die geschmackvoll in der Art der berühmten Vorbilder ausgefiihrte Ausstattung dieser Bändchen war ihm etwas Neues und erregte sein Gefallen in dem Maße, daß er, nach Berlin zurückgekehrt, alsbald die erste deutsche »Elzevirausgabc» seines zwei Jahre vorher erschienenen Erstlingswerks »Der neue Tanhäuser- veranstaltete. Von jetzt an hatte er offene Augen für Buchausstattung, studierte mit Lust und Liebe die Erzeugnisse aus der Blütezeit des deutschen Druckgcwerbes und erwarb durch eifriges Sammeln und Vergleichen bald großes künstlerisches Verständnis für ein gediegenes Außeres des Buchs. Dies kam in erster Linie den eignen Kindern seiner Muse zugute. Er überließ nie mehr das Technische der Herstellung seinem Verleger allein, sondern er ließ cs immer seine Sorge sein, seinen Geisteskindern ein möglichst würdiges Gewand, eine originelle und interessante Ausstattung z» geben. Darin nahm er stets das Planen und die Vorbereitungen seinem Verleger ab. Eine verständnisvolle und leistungsfähige Mitarbeiterin in der Verwirklichung seiner Ideen fand er in der W. Drugulinschen Druckerei in Leipzig. Von seinem äußern Leben sei noch mitgeteilt, daß Grisebach 1872 der kaiserlich deutschen Gesandtschaft in Rom, ein Jahr darauf der in Konstantinopcl zugeteilt wurde und 1875 Verweser des deutschen Konsulats in Smyrna war. Seine Konsulatslaufbahn führte ihn noch, nach vorüber gehender Beschäftigung im Auswärtigen Amt des Deutschen Reichs in Berlin, 1878 als Vizekonsul nach Jassy und dann als Konsul nach Bukarest (1880), Petersburg (1881), Mailand (1883) nnd(I887) Port au Prince (Haiti). Seit 1889 lebt er im Ruhestand in Berlin. Die größte Förderung erfuhr seine Biicherliebc, wie Grisebach selbst erzählt, während seines Aufenthalts als deutscher Konsul in Mailand. Hier (1883—86) verwandte er seine freie Zeit vornehmlich dazu, seine Bibliothek in vielen Richtungen zu bereichern, und machte hier zuerst Bekanntschaft mit der italienischen Renaissanceliteratur und ihrer bewunderungswürdigen Bücherausstattung. Aber auch an den übrigen Stätten seiner Wirksamkeit, besonders im Orient, erhielt er manche Anregung für seine wissenschaftlichen Neigungen auf dem Gebiet der Literaturforschung. Die in Buchform erschienenen Arbeiten und Dichtungen Ed. Grisebachs findet der Buchhändler zusammengcstcllt in Othmers Vademecum 5. Ausl. 1903, mit Zusätzen und Ver besserungen in den »Ergänzungen- zu dieser Auflage (1904) Viel ausführlicher, mit allem bibliographischen Beiwerk und genauer Beschreibung der verschiedenen Ausgaben, sind seine Schöpfungen natürlich in dem vorliegenden Katalog seiner Bibliothek verzeichnet. Man kann da ihre Schicksale genau verfolgen^ alle Ausgaben und Neudrucke find bibliographisch- gewissenhaft mit allen Unterschieden aufgefllhrt. Diese sind oft nicht wenig bei der Vorliebe Grisebachs für Versuche in künstlerisch-typographischer Ausstattung und bei seinem schon erwähnten, die Kosten nicht scheuenden Bestreben nach immer neuer, gediegenerer Drucklegung. Kommt nun, wie bei seiner hervorragendsten dichterischen Schöpfung -Der neue Tanhäuser-, die seinen Namen in der literarischen Welt bekannt gemacht hat, auch ein großer buchhändlerischer Erfolg hinzu, der sich bis jetzt in einer Reihe von einundzwanzig Auflagen ausdrückt, so findet man natürlich von diesem Werk eine stattliche Zahl verschiedener Ausgaben aus geführt. »Der neue Tanhäuser- tritt uns in 26 Aufnahmen entgegen, und »Tanhäuser in Rom-, danach seine erfolg reichste Dichtung (neun Auflagen), in 11 Ausgaben. Aber sein Interesse für literarische Forschung und seine Tätigkeit als kenntnisreicher und sorgfältiger Literarhistoriker würde in einem ganz dürftigen Bild erscheinen, wollte man nur auf seine als Bücher erschienenen Arbeiten Hinweisen. Als Bearbeiter, Kommentator, Herausgeber hat er noch manche wert volle literarische Erscheinung aus der Taufe gehoben, das Ver ständnis manches Autors und Klassikers durch seine text kritischen und biographisch - geschichtlichen Erläuterungen wesentlich gefördert und verallgemeinert. Darüber findet der Buchhändler im Othmer keine Hinweise. Es sei ver sucht, sie nachstehend zur Ergänzung und zur Vervollständi gung des Bildes der literarischen Wirksamkeit Grisebachs zu geben. Vor allem wird den Buchhändler interessieren, daß er zum hundertjährigen Todestag G. C. Lichtenbergs (1898) dessen Briefe an den Göttinger Buchhändler Johann Christian Dieterich aus der Zeit von 1770—98 herausgegeben hat (Leipzig 1898). Dieterich war der Gründer der hochange sehenen Dieterichffchcn Buchhandlung in Göttingen, deren Verlag 1897 in neuen Besitz nach Leipzig kam. Lichten berg, den Fr. Ehr. Schlosser als den »größten Satiriker der Deutschen» bezeichnete, war mit Dieterich in enger Freund schaft verbunden, und diese Briefe geben ein ehrendes Zeug nis von dem schönen Verhältnis des gelehrten Autors zu seinem Verleger. Lichtenberg ist eine der Geistesgrößen, denen Grisebach besondres Interesse entgegenbrachte, wie sein Bibliothekskatalog anzeigt und ein weiteres Werk von ihm: Lichtenbergs Gedanken und Maximen. Mit einer biographischen Einleitung. Leipzig 1871, F. A. Brockhans. Sehr viel beschäftigte sich Grisebach mit dem Philo sophen Artchur Schopenhauer. Seine Bücherschätze an Originalausgaben und Schriften von ihm waren 1897 schon so bedeutend, daß er in der ersten Auflage seines Welt- literatnrkatalogs (1898) ans die in elf Abteilungen ver zeichnten Nationalliteraturen in einer besonder», zwölften Abteilung -den größten deutschen Prosaschriftsteller des neun zehnten Jahrhunderts-, Arthur Schopenhauer, folgen ließ, »der zugleich der Weltphilosoph ist, in dessen Philosophie alle früheren, wie die Ströme in den Ozean, münden-. Als selbständige Schriften Grisebachs über ihn sind zu nennen: seine Schopenhauer-Bibliographie: »Edita und Inedita Schopenhaueriana», Leipzig 1d88, F. A. Brockhaus, und die »Geschichte seines Lebens», Berlin 1897, Ernst Hofmann L Co., in der Biographien-Sammlung »Geisteshelden». Hat er in diesen beiden Büchern als Bibliograph und Biograph schätzbare Beiträge zur Schopenhauer-Forschung geliefert, so sind seine Textrevisionen und Bearbeitungen Schopcn- hauerschcr Werke nicht minder wertvoll. Für die Verlags handlung Phil. Reclam jun. in Leipzig gab er »Schopenhauers sämtliche Werke in 6 Bänden, klon mult»» mit biographisch- bibliographischem Anhang, ferner seinen »Handschriftlichen Nachlaß- in vier Bänden und schließlich seine »Briefe an Becker, Franenstädt, v. Doß, Lindner und Asher, sowie andre, bisher nicht gesammelte Briefe aus den Jahren 1813—1860- herans. Diese sehr geschätzten Ausgaben bilden sämtlich Teile der Reclamschen Universal-Bibliothek. Auch besorgte er für dasselbe Unternehmen nach dem Tode des Verfassers die Neuausgabe der »Gesammelten Aufsätze Uber Schopenhauer von Hans Herrig-. Den Schluß seiner Schopenhauer- Publikationen bildet das Buch »Sch.'s Gespräche und Selbst gespräche.» 2. vermehrte Auflage. Berlin 1902, Ernst Hof mann L Co. Seine weitere literarhistorische und textkritische Tätigkeit wandte sich den deutschen Klassikern Bürger, Grabbe, E. Th. A. Hoffmann und Heinrich von Kleist zu. Von
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