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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.05.1905
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- Erscheinungsdatum
- 11.05.1905
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- Deutsch
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4460 Nichtamtlicher Teil. 108, II. Mai 1905 Nichtamtlicher Teil Schiller - Gedenkfeier des Leipriger Buchhandels. L Vor einigen Wochen haben wir an dieser Stelle ans dem Börsenblatt vom November 1859 den Bericht wieder holt. der uns anschaulich erzählt, wie zur hundertsten Wieder kehr von Friedrich Schillers Geburtstag der Leipziger Buch handel sich znsammcngeschlossen hatte, um das Gedächtnis unscrs großen Dichters in umfassender Weise zu ehren. An die feierliche Handlung in der deutschen Buchhändlerbörse schloß sich ein Festzug an; ein Festmahl im damaligen Schützenhause (dein jetzigen Kristallpalast) folgte, bei dem August Schurmann in warm zu Herzen dringenden Worten den Empfindungen der Versammelten für das Werk und die liebenswerte Persönlichkeit des Unsterblichen Ausdruck gab; ein Fackelzug schloß das Fest am 10. November 1859. Nur 46 Jahre, die knapp bemessene Lebenszeit des großen Lieblings aller Deutschen — in welcher Richtung der An schauungen. Bekenntnisse. Parteien immer sie sich bewegen — sind seitdem verflossen. Wieder hat sich das deutsche Volk — und mit ihm auch das Ausland — mit neuem unge stümen Durchbruch inniger Verehrung seines Dichters erinnert, an dessen Werken es sich in stetig wachsendem Grade be geistert. Es ist selbstverständlich, daß aller Orten, wo dies mal der schönen Erinnerung gehuldigt wurde, auch wieder der Buchhandel an erster Stelle sich beteiligt hat. So natürlich insbesondere in Leipzig, wo die Gedächtnisfeier des Buchhandels die lang ausgedehnte Reihe der festlichen Ehrungen eröfsnete. Lange vor Beginn der Feier hatte sich am Abend des 6. Mai der schöne Festsaal des Zentraltheaters am Thomas ring, ein ungewöhnlich geräumiger Bau. gefüllt. Chefs und Gehilfen mit ihren Angehörigen hatten sich in schönem Verein zusammengefunden. Der Verlaus der Feier war würdig, erhebend. Das gut geschulte Winderstein-Orchcster eröfsnete sie mit Richard Wagners Vorspiel zu den »Meistersingern» und brachte im weitern Verlauf des Abends Beethovens Egmont-Onvertiire und den Schlußsatz seiner herrlichen Linkovia oroie» meisterhaft zum Vortrag. Dein Eröffnungsvortrage folgte die gedankenreiche und formvollendete Rede Professor vr. Georg Witlowskis. des hochgeachteten Lehrers der deutschen Literaturgeschichte an der Universität Leipzig, die die regste Aufmerksamkeit der Hörer fand und deren Dank am Schlüsse in stürmischem Beifall entfesselte. Sie folgt diesem Berichte im Wort laut. Mit prächtiger, glockenreiner und machtvoll den Raum füllender Stimme sang Fräulein Elena Gerhardt, die begnadete Schülerin aus Leipziger Gesanglehre und Schutz befohlene unsers berühmten Dirigenten Professor Arthur Nikisch. Lieder von Schiller l»Des Mädchens Klage». »An den Frühling»), Heine s»Das Fischermädchen-) und Eichendorff (»Heimweh-), köstliche Perlen Franz Schubert scher und H. Wolfscher Komposition. Herr Wilhelm Walter, ein beliebtes Mitglied der vereinigten Leip ziger Stadttheater, sprach mit meisterhaftem Vorlrng Schillerscher Gedichte und Sprüche zum Herzen. Er brachte uns »Nänie-, Monolog aus dem »Menschenfeind», eine erlesene Wahl aus den »Votivtafeln- und den schwierigen, wohlgelungenen und ansprechenden Vortrag einer Schillerschen Ballade, des »Grafen von Habsburg». Mit Goethes herrlichem Epilog zu Schillers »Lied von der Glocke-, rief er am Schluß noch einmal alle die ernsten Gedanken mach, die die Hörer erfüllten, und brachte sie mit bezwingender Vortragskunst zu lebendigem Ausdruck. Mit diesem weihevollen Nachruf des großen Freundes an de» allzu früh dieser Zeitlichkeit entrückten Unsterblichen schloß die schöne Feier, die allen Teilnehmern unvergeßlich bleiben wird. Red. Frstrrde, gehalten bei der Schillrrfeier des Leipziger Buchhandels am 6. Mai 1905 von Georg Witstowski. Wer der Ehre gewürdigt wird, in diesen Tagen vor einer großen Versammlung dem allgemeinen Empfinden Ausdruck zu verleihen, der ist vor eine schöne aber schwere Aufgabe gestellt. — Er soll der Schillerbegeisterung, die jetzt die ganze deutsche Welt durchweht, Worte geben, womöglich ihre Ursachen, ihre Berechtigung Nachweisen Entspringt sie doch nicht dem Denken und dem klar bewußten Fühlen vom Werte der großen Persönlichkeit und ihrer Taten, sondern dem instinktmäßigen Drange, seinem Gefühle, in dem Goethe ausrief: »Es ist eine Wollust, einen großen Mann zu ver ehren!- Wir fühlen, daß unsre menschliche Gattung in ihren Heroen über sich selbst hinaus gesteigert erscheint. Und ist es ein Heros unsers Volkes, den wir feiern, so schwellt unsre Brust ein doppeltes Hochgefühl in dem Gedanken, daß er unser war. daß in ihm das Beste unsrer Eigenart Gestalt gewann, uns selbst und den andern Völkern offenbar wurde. Das gilt von jedem der Großen, die unser Volk gebar, und von keinem mit höherm Rechte als von Fried rich Schiller, der vor hundert Jahren aus der Welt schied. Blicken wir sechsundvierzig Jahre zurück, dieselbe kurze Zeitspanne, die ihm aus Erden zu wandeln vergönnt war. so tritt vor unser Auge der Tag. an dem schon einmal, so weil die deutsche Zunge klingt. Schillers Andenken in der allen Welt und jenseits des Weltmeers gefeiert wurde. In einem Zeitalter der Reaktion, der nationalen Schwäche stärkte sich damals an seinem großen Bilde die Hoffnung auf die Einheit. Freiheit und Größe des Vaterlandes. Noch war jener Idealismus, der in seinen letzten großen Werken verkörpert erschien, im deutschen Bürgertum lebendig. Noch galten diese Werke allgemein als die für immer gülti gen Vorbilder der echten Kunst. Wie ein Bannerträger in den politischen und künstle rischen Kämpfen der Zeit, stand Schiller vor jenem Geschlecht von 1859. Der Blick in sein großes blaues Auge, aus sein hochragendes, männlich kühn zurückgeworfenes Haupt be geisterte die Deutschen, alles für die Größe des Vater landes, für die Freiheit des Denkens, für den Sieg einer erhabenen Lebensanschnuung zu wagen. So unmittelbar gewaltig greift heutzutage Schillers Einfluß nicht mehr in das Leben hinein. Erreicht ist das Ziel, dem das Sehnen der frühern Geschlechter vor allem zustrebte. Geeint und mächtig steht Deutschland inmitten der Völker. Was der Dichter zu Beginn des neunzehnten Jahr hunderts mit ahnendem Auge oorausschaute. ist erfüllt; »Dem, der den Geist bildet, beherrscht, muß zuletzt die Herr schaft werden, denn endlich an dem Ziel der Zeit, wenn anders die Welt einen Plan, wenn des Menschen Leben irgend nur Bedeutung hat. endlich muß die Sitte und die Vernunft siegen, die rohe Gewalt der Form erliegen und das langsamste Volk muß alle die schnellen, flüchtigen einholen... Dem Deutschen ist das Höchste bestimmt, und so wie ec in der Mitte von Europas Völkern sich befindet, so ist er der
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