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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.04.1905
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 14.04.1905
- Sprache
- Deutsch
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^ 87, 14, April 1905, Nichtamtlicher Teil. 3K2S seine vorsichtigen und berechnenden Kollegen, wurde ein an gesehener Verleger und hinterließ nach seinem Tod Millionen an Geld, Häuser, eine Buchdruckcrei und einen berühmten Namen, — Der vorsichtige, berechnende Hoppe arbeitete Dutzende von Jahren unermüdlich und starb buchstäblich ohne einen Groschen zu hinterlassen, nachdem er sich ver geblich bemüht hatte, das von ihm ins Leben gerufene Unternehmen auf festen Boden zu stellen?) Der dritte — Kornfeld — nahm rllcksichtlich des Erfolges eine mittlere Stellung ein: der Verlag machte ihn nicht reich; er ruinierte ihn aber auch nicht. Charakteristisch ist es, daß alle drei der russischen Ge sellschaft, der russischen Literatur vollständig fern standen. Sie konnten sich sogar zu Anfang mit ihren russischen Kollegen, den russischen Dienstboten und Arbeitern nur deutsch, und nach einem Jahr ' nur in gebrochenem Russisch verständigen. Und dennoch gingen aus ihnen russische Ver leger hervor, dennoch ist mit ihrem Namen die Geschichte der russischen Verlagstätigkeit in den letzten 30 Jahren eng verbunden. Aber woher das verschiedene Schicksal der einstigen Ge hilfen bei Wolfs? War der eine, der Millionen aufhäufte, wirklich ein Verlegergenie, und der andre, dem cs nicht ver gönnt war seinen Kindern auch nur einen armseligen Groschen zu hinierlassen, ein unfähiger nichts begreifender Arbeiter? So einfach ist die Erklärung doch wohl nicht. Aber der Vorgang gibt Veranlassung, über die Rolle des Schicksals bei Verlagsuniernehmungen nachzudenken II, Wenn es jemals dazu kommen sollte, in St, Petersburg ein Museum der Verlagsuniernehmungen zu errichten, so muß ein interessantes Dokument darin ausgenommen werden, das sich nach der Angabe Nussakows in den Händen eines seiner Bekannten befindet. Es ist das ein vergilbtes Blättchen mit Rubel- und Kopeken - Linien, auf dem sich zwei geschriebene Zeilen be finden, Die eine lautet: -Gegeben an Marcks für Stiefel sechs Rubel«, und die andre: »Sechs Rubel richtig erhalten, Marcks«, Die erste Zeile ist von dem schon oben genannten, vor längerer Zeit gestorbenen Buchhändler M, O, Wolfs ge schrieben, die andre von dem kürzlich verstorbenen Adolf Fedorowitsch Marcks, dem reichen Verleger, der die »kliivo» herausgab, und ein großes, ausschließlich durch Verlags unternehmungen erworbenes Vermögen hinterlassen hat. Zu der Zeit, auf die sich das obige Dokument bezieht, das ist in den sechziger Jahren, war Marcks allerdings noch kein reicher Verleger und dachte auch nicht daran, ein solcher zu werden. Er war damals nur ein armer Buchhandlungs gehilfe, der aus Deutschland nach Rußland gekommen war, um sein Glück zu suchen, und war eben, nachdem er einige Zeit bei Bietepage gearbeitet hatte, ohne Stellung, Eine solche aber in irgend einer Buchhandlung St, Pelersburgs zu erhalten, selbst wenn sie deutsche Bücher vertrieb, war ohne Kenntnis der russischen Sprache schwer, und der junge, mittellose Gehilfe befand sich in einer recht kritischen Lage, Es ist schwer zu sagen, wie sich sein Schicksal gestaltet hätte, und ob je in Rußland ein Journal von dem Typus der »dliva» ent standen wäre, wenn sich nicht zufällig bei Wolfs die Stelle eines Gehilfen in der deutschen Abteilung eröffnet hätte, Marcks, damals noch ein Jüngling, nahm die Stelle mit Vergnügen an. Das Gehalt war mit Wohnung und Kost (wie damals fast allgemein üblich) 30 Rubel monatlich Aber gleich in den ersten Tagen seines Eintritts machte sich Die gefährlichste Konkurrenz war wohl die -M-vu- seines ehemaligen Kollegen! P. Börsenblatt sür den deutschen Buchhandel. 72. Jahrgang. bei Marcks ein Mangel bemerkbar. Offenbar war er in den letzten Monaten viel nach Stellungen herumgelaufen, und dadurch hatten sich seine Stiefel so abgenutzt, daß er sich dem Publikum nicht zeigen konnte, und Marcks, der künftige reiche Verleger, erhielt von seinem neuen Chef einen Vor schuß von sechs Rubel für Stiefel, Bei Wolfs blieb der junge Mann nur sehr kurze Zeit, Man sagt, daß er trotz seiner Armut sehr stolz und selbst bewußt gewesen sei und eine zu selbständige Rolle im Ge schäft beansprucht habe, als daß ihm die bescheidene Stellung eines Handlungsgehilfen hätte genügen können. Schließlich gab der junge Mann nicht nur die Stellung im Geschäft auf, sondern verließ auch den Buchhandel überhaupt. Aber die schon lange bei ihm reifende Idee der Heraus gabe eines russischen illustrierten Journals in der Art der »Gartenlaube« gab ihm keine Ruhe, In einem kleinen Restaurant auf dem Simin-Gäßchen verkehrten damals deutsche Gehilfen, Kontoristen und kleine deutsche Geschäftsleute, Zu den Stammgästen gehörte auch der junge Marcks, Dort wirkte er für das Zustandekommen seines Journals und forderte seine Gesellschafter auf, als Teilhaber bcizutreten. Nicht ohne Mühe gelang es ihm, einige Leute zum Beitritt zu bewegen. Es kamen einige tausend Rubel zusammen, denen Marcks auch seine kleinen Ersparnisse beifügte, und nachdem er sich noch den Kredit eines der Teilnehmer an dem geplanten Unternehmen, des Buchdruckers Transchel, gesichert hatte, eröffnete er die Sub skription auf das neue Journal für Familienlektllre, die Das war im Jahre 18KS, und im Januar 1870 erschien die erste Nummer der »Uivo« mit einem Gedicht von A, Majkow an der Spitze und unter Redaktion von W, Kljuschnikow, Das Glück war dem unternehmenden, energischen Ver leger hold. Während andre Verleger, einer nach dem andern, bankrott machten, während andre Zeitschriften entweder wegen Mangels an Mitteln oder Abnehmern eingingen, machte Marcks immer größere Fortschritte, und sein Ver mögen wuchs von Jahr zu Jahr, Während der 35 Jahre wechselten mehrmals die Redaktion, der Stab der Mit arbeiter; aber der Charakter der Zeitschrift blieb so, wie ihn Marcks selbst geschaffen hatte. Nachdem er die Anteile seiner Gesellschafter ausgezahlt hatte, blieb er der alleinige Inhaber seines Blattes, mit dem er allmählich, aber äußerst vorsichtig, einen Bnchverlag verband, Marcks war ein Lelk-maäs nwo, der alles seiner Energie, seinem Talent, aber auch dem glücklichen Stern, der seine ganze Tätigkeit begleitete, zu danken hatte. Interessant sind einige Einzelheiten. Als Marcks 1865 von Wolfs fortging, bemerkte dieser, aus ihm (Marcks) werde nichts werden, »Na, das wollen wir erst sehen«, antwortete Marcks mit dem ihm eignen Selbstvertrauen. Der alte, erfahrene Buchhändler, der M, O, Wolfs tatsächlich war, verstand sich offenbar besser auf die Beurteilung von Büchern als von Menschen, Aus Marcks, den er sür einen unfähigen, eingebildeten, ja sogar geistig beschränkten Menschen hielt, ist ein großer Verleger geworden, der eine sichtbare Spur im russischen Journal- und Buchverlag hinterlassen hat, Marcks selbst bemerkte einstmals rücksichtlich seiner Tätig keit bei Wolfs: »Wie sonderbar sich manchmal das Schicksal gestaltet! Hätte mich seinerzeit Wolfs richtig beurteilt, mich als einen nützlichen Arbeiter anerkannt, so wäre ich wohl noch jetzt erster Gehilfe oder, wenn es hoch gekommen wäre, abhängiger Geschäftsführer einer Buchhandlung,- T, Pech, 479
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