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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 06.03.1889
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 06.03.1889
- Sprache
- Deutsch
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1216 Nichtamtlicher' Teil. 55, 6. März 1889 zu Halle gebvrcn, hatte sich zunächst der Buchdruckerei gewidmet, jedach in diesem Fache nicht die rechte Befriedigung gefunden. Er wurde, wie er selbst sagte, des »kümmerlichen Lebens, welches trvtz allen Fleißes nicht zu verbessern war« und der »Roheit der Gesellen« überdrüssig und trat 1804 zum Buchhandel über. Zunächst in Leipzig thätig, ging er zur Ostermesse 18 ll nach Darmstadt und nahm hier in der Hosbuchhandlung von Heyer L Leske eine Stellung ein, die ihn in jeder Hinsicht befriedigte Er genoß in der Nheingegend, wie er selbst sagte, die glücklichsten Jahre seiner Jugend, erfreute sich besonders auch des berühmten Kometcnweines von 1811, streifte ini Odenwald und der Bergstraße umher und fand reiche Nahrung für sein klares Auge und offenes Gemüt.*) Hier gewann er auch einen Freund fürs Leben, Ellinger, Provisor in der Hof-Apotheke, der ihm später zur Begründung der eigenen Selbständigkeit sofort mit 1000 Gulden unter die Arme griff. Zu Ostern 1814 nahm Mittler eine Stelle in der Ame- lang'schcn Buchhandlung in Berlin an, fand jedoch, wie er selbst sagte, »einen verschlossenen, kalte» und mißtrauischen Prinzipal«. Der Friedcnsschluß von 1815 trieb ihn zur Eröffnung eines Geschäfts und noch in demselben Herbst niietete er einen Laden ani Schloßplatz unter der Stechbahn, den ihm der befreundete Hausbesitzer anbot. Bald lernte er auch Fräulein Henriette Dieterici kennen und vermählte sich mit derselben im Jahre 1817. Man kann wohl sagen, daß E. S. Mittler von Beginn seiner eigenen Geschäststhätigkeit bis zu deren spätem Ende großes Glück gehabt hat. Allein dieses Glück war nicht eine blinde Gabe des gütigen Geschickes, sondern die natürliche Folge seiner Einsicht und Thätigkeit- Der junge Buchhändler war ein ebenso fleißiger und umsichtiger Sortiments- wie Berlcigsbnch- Händler, der stets mit Eifer und Geschick, mit Thatkraft und hohem Rechtssinn handelte. Wie sehr er die Aufgaben seiner Zeit verstand, das lehrt allein schon ein Blick auf die Entstehung des »Militär-Wochenblattes«, worüber er selbst sich in folgender Art ausgesprochen hat: »Meine Idee, bei dem jetzigen Friedensstande (1816) ein Militär-Wochenblatt herauszugeben, teilte ich dem damaligen, kürzlich nach Berlin versetzten Hauptmaun v. Decker vom General stabe mit, den ich im Dietcricischen Hause kennen gelernt hatte, mit dem seine Frau weitläufig verwandt war. Dieser veraulaßte den Oberst Rühle v. Liliensteru, der Ausführung des Planes bcizutretcn. Der König bestätigte denselben nicht nur, sondern verfügte auch, daß die offiziellen Veränderungen in der Armee in das Blatt ausgenommen werden sollten. So erschien das Militär-Wochenblatt fast gleichzeitig mit der Eröffnung meines Geschäfts. Es fand großen Beifall und bedeutenden Absatz.« Die Entwickelung des Mittlerschen Geschäfts machte bald erfreuliche Fortschritte. Im Jahre 1828 vereinigte der thätige Mann mit demselben die Buchdruckerei seines Schwiegervaters und pflegte besonders die militärische Verlagsrichtung. In Brom berg und Posen legte er Filialbuchhandlungen an, die er später ebenso wie sein Berliner Sortimentsgeschäft veräußerte, um sich ausschließlich dem Verlage und der Buchdruckerei zuzuweuden. I» der Kochstraße kaufte er einen große» Grundbesitz, wohin beides verlegt wurde, und dort hat noch heute (in den Häusern 68—70) das alte Geschäftshaus seine Stätte. Daß eine so langjährige und verdienstvolle Geschäftsthätig- keit von reichem Segen begleitet war, erscheint ganz natürlich. Auch an äußeren Auszeichnungen fehlte es nicht. Als E. S. Mittler am 12. März 1854 sein fünfzigstes Berufsjahr schloß, verlieh *j Der Schreiber dieser Zeilen, welcher im Jahre 1860 den damals schon sünfundsiebzigjährigen, aber völlig geistcsfrischcn »Vater Mittler« bejuchle, wurde auss höchste überrascht durch die außerordentliche Ge dächtnisstärke, mit welcher der prächtige alte Herr die Erlebnisse seiner Jugcndjahrc in Darmstadt festhielt. »Eine sonnige Zeit« nannte er seinen Aufenthalt in der Nheingegend. ihm König Friedrich Wilhelm IV. den roten Adlerorden vierter Klasse, zehn Jahre später folgte die Auszeichnung durch denselben Orden dritter Klasse mit der Schleife; 1867 wurde er zum Ritter des Hohenzollernschen Hausordens ernannt; den Titel eines Hofbuchhändlers erhielt er im Dezember 1866. Bis in die letzten Lebensjahre hatte sich der Greis einer sehr festen Gesundheit zu erfreue». Gegen Ende des Jahres 1869 traten bei ihm die Zeichen einer schweren Krankheit, der Wassersucht, auf; schwere und lange Leiden waren die Folge und am 12. April 1870 erlöste ihn ein sanfter Tod von denselben, nachdem er beinahe das fünsuudachtzigste Jahr erreicht hatte. Sein einziger Sohn Ernst, den er im Jahre 1848 als Teilhaber in sein Geschäft ausgenommen hatte, welches hierauf die Firma »E. S. Mittler L Sohn« erhielt (die dasselbe chach seiner letztwilligen Bestimmung beibehalten soll), starb 1853 an der Lungenschwindsucht, und auch seine beiden verheirateten Töchter wurden ihm frühzeitig dnrch den unerbittlichen Tod entrissen. Geschäftsnachfolger wurde nun. sein ältester Enkel Theodor Toechc. Derselbe hatte 1857 das Gymnasium verlassen, drei Jahre studiert und mit besonderer Vorliebe sich Geschichtsforschungen hingcgeben; am 3. Juli 1860 promovierte er an der Berliner Universität, und, wie es in unserer Quelle so hübsch heißt: »am Tage darauf schrieb er in seines Großvaters Schreibstube wohl gemut de» ersten Auslieferungsschein und knotete die Bücher pakete.« Was das Geschäftshaus E. S. Mittler L Sohn während der Zeit seines jetzigen Besitzers, also in den letzten achtzehn Jahren geworden ist, weiß jeder Leser dieses Blattes. Der gegenwärtige Leiter hat es verstanden, der alten Firma einen hohen Auf schwung zu geben. Erfüllt hat sich der Wunsch, den der dama lige Kronprinz Friedrich Wilhelm von Preußen — der hochselige Kaiser Friedrich Ikl. —> schon im Jahre 1863 dem Vater Mittler aussprach: »daß Ihr Geschäft auch unter der Mitwirkung Ihres Enkels, vr. ptiiloo. Toeche, zu Ihrer Freude denselben Glanz behalten möge, dessen es sich bisher mit Recht zu rühmen hatte.« Daß dieser Glanz nur noch strahlender werden und das würdige deutsche Geschäftshaus mit gleiche» und wo möglich noch gesteigerten Erfolgen einer langen und reichen Zukunft entgegen- gesührt werden möge, ist ein Wunsch, den viele Berufsgenossen teilen. Vivat, orsaeat, üorsat! Eduard Zernin. Wir knüpfen an die obige geschichtliche Darlegung den folgenden Bericht über den Verlaus der Feier, welchen wir der Naiionaj-Zcitung entnehmen: Das Haus E. S. Mittler L Sohn in Berlin feierte am 3. d. M das hundertjährige Bestehen. Das seltene Fest brachte deni derzeitigen In haber der Firma, Or. Thcodor Tocchc. zahlreiche Beweise ehrendster An erkennung nud Wertschätzung. Die erste llcbcrraschung des Tages war ein Ständchen, welches aus höhere Weisung das Musikkorps der Haupt- Kadcttcnanstalt der Jubclsirma brachte. Der eigentliche Festakt vollzog sich in den großen Geschäftsräumen des Hauses Kochstraße 68. Die Räume waren in würdigster Weise geschmückt; dem Eingang gegenüber prangte zwischen herrlichen Blumen das von Guirlandcn umgebene Bild E. E. Mittlers, um die Säulen schlangen sich Laubgewindc, der große Mittelraum aber war mit roten Gehängen drapiert, von denen sich die auf vergoldeten Konsolen stehenden Büsten der drei Hohcnzollernkaiser abhobcn. Um 9 Uhr versammelte sich hier die Familie des Besitzers mit allen Angestellten zu einer Andacht, die vom Sängerchor der Buchdruckcrci mit der herrlichen Beethovcnschcn Hymne »Die Himmel rühmen des Ewigen Ehre- cingcleitct wurde. Nachdem alsdann die ganze Versamm lung den Choral »Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren« gesungen hatte, hielt Konsistorialrat Dyrander im Anschluß an die Geschichte des Hauses eine kurze Ansprache, an deren Schluß der Chor in das »Heilig ist Gott der Herr«, einficl. Die festliche Versammlung begab sich sodann nach den vorderen Räumen, wo der Geschäftsführer, Hr. Paul Szicatzky, die Jubclgabe der Angestellten, die vom Bildhauer Robert Bärwald modellierte Büste Ernst Siegfried Mittlers überreichte. Or. Toechc dankte in be wegten Worten im Namen der Familie. Die Büste selbst fand den Ehrenplatz unter dem obenerwähnten Bilde. Zu Seiten der Büste war
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