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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.11.1878
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- Erscheinungsdatum
- 27.11.1878
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- Deutsch
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4798 Nichtamtlicher Theil. 275, 27. November. Nichtamtlicher Theil Weiteres vom französischen Buchhandel auf der Pariser Weltausstellung.*) (Vergl. Nr. 164.) Eine schönwissenschaftliche Buchhandlung ersten Ranges ist jene von Calmann Lövy, welche vor etwa 50Jahren von Michel Lövh gegründet wurde. Dieselbe trat zuerst mit Theaterstücken auf, viele Zeitgenossen werden sich noch ihrer bescheidenen Erfolge er innern. Gegenwärtig läßt sie alljährlich 150 — 200 neue Bände erscheinen, in neuer Auflage 7 — 800, bisweilen selbst 900 alte Bände, was zusammen 114 bis 2 Millionen Exemplare vorstellt. Allerdings befinden sich in dieser großen Zahl von Büchern ganz kleine Bändchen, welche solche Schriften enthalten, die gerade in der Mode sind; letztere bilden gegenwärtig eine Anzahl von mehr als 6000, woraus sich ein offenbares Interesse für die Geschichte des heutigen Theaters ergibt. In dieser Verlagshandlung erscheint die größte Zahl jener Romane, welche für gewisse Classen von Lesern — und das sind nicht die am wenigsten zahlreichen — die ganze Literatur bilden. Von sämmtlichen französischen Büchern sind es ferner die Romane, welche am meisten im Auslande gelesen werden, denn wenn man auch behauptet, daß die Wissenschaft und Gelehrsamkeit der Fran zosen nicht die Tiefe der Leistungen jenseit des Rheins besitzen, so hat man doch keineswegs zu bestreiten gewagt, daß die Gebilde der Einbildungskraft in Frankreich die Ueberlegenheit behaupten. Das Haus Lsvy setzt im Auslande ein Drittel aller Bücher ab, die es verlegt. Jedermann weiß, daß Rußland seine geistige Nahrung aus der französischen Literatur fast ebensosehr zieht wie Frankreich selbst, wogegen dasselbe seinerseits einige unserer modernen Autoren beeinflußt. Aber man sollte kaum glauben, daß das stolze Deutsch land selbst es nicht verschmäht, aus dieser Quelle zu trinken, und daß unsere Tagesromane nicht weniger schnelle Verbreitung in Berlin, München und Wien finden wie unsere Sittenschauspiele und Operetten. Die Verlagshandlung von Calmann LLvh veröffentlicht auch eine große Zahl von geschichtlichen Werken, ebenso auf dem Gebiet der gelehrten Kritik, Politik, oder Religions-Philosophie, wie z. B. die Studien von Renan und Havet über den Ursprung des Christen thums, die Schriften von Edgar Quinet, ja selbst Victor Hugo, von Michelet, Mörimöe, Prövost-Paradol, Römusat, Scherer, Jules Simon, Louis Reybaud, Edm. About und so vielen Anderen. Wenn hohe politische Persönlichkeiten ihre Gedanken den Sterblichen offenbaren wollen, so ist es gewöhnlich das Haus Lövy, das zu ihrem Vertrauten gemacht wird. So ist es gekommen, daß diese glückliche Firma die Ehre gehabt hat, in ihren Katalog Namen einzutragen, wie den Grafen von Paris, den Herzog von Broglie, den Herzog von Aumale, den Prinzen von Joinville, den Herzog von Alenyon, Ernst Beulä, den Grafen von Haussonville und viele andere bedeutende Köpfe, die nach Casimir PLrier und dem Herzog von Orlöans aufgetreten sind. Aber es leuchtet ein, daß bei allen diesen Werken die Initiative des Verlegers nicht die Hauptrolle spielt. Wir finden in der Buch handlung von Calmann Lövy keine jener großen Unternehmungen und hervorragenden Erscheinungen, wie sie das Verdienst der Ver lagshandlungen Hachette und Firmin Didot zum Beispiel bilden, und ihre illustrirten Lieferungswerke überragen, wenn sie auch ver dienstliche Unternehmungen sind, durchaus nicht die Schriften an derer weniger bedeutender Handlungen. Eine besondere Erwähnung *) Nach der „lläpudligus kraoyaigs" bearbeitet von E. Zern in in Darmstadt. muß man jedoch hier dem „vuivors iUustrd" zutheil werden lassen; es ist dies eine Wochenschrift, die gegenwärtig schon 21 Jahrgänge umfaßt und viel Glück macht. Ein Unternehmen, welches vom industriellen Standpunkt be sondere Aufmerksamkeit erregen muß, ist die „Oollsetion Uiolisl- Iwvz?" L 1 Fr., oder vielmehr 1)4 Fr., die bis jetzt 1400 Baude umfaßt, fast lauter Romane, verfaßt von den bedeutendsten Namen unserer heutigen Literatur, von Balzac u. Alexandre Dumas bis zu Lamartine, Georges Sand u. Frtdöric Souliö, um nur Ver storbene hier anzuführen. Hier ist es, wo die Pariser Handlung die größte Thätigkeit entfaltet, um die Werke den kleineren Börsen zu gänglich zu machen. Diese Thätigkeit, welche sich auf einen Literaturzweig erstreckt, der im Stande ist, sich die Gunst eines Jeden zu erringen, hatte natürlich mehr als irgend eine andere große Aussichten auf Erfolg. Dieser Erfolg ist nun thatsächlich eingetreten und scheint durchaus nicht Nachlassen zu wollen. Die Auflagen vermehren sich täglich, und diese Bändchen machen einen sehr bedeutenden Theil des Ab satzes der Firma aus. Bisher hatte man in Frankreich nichts Besse res in dieser Art veranstaltet, allein man muß zugestehen, daß im Auslande, besonders in England, derartige Bücher, die eines so großen Absatzes fähig sind, in weniger vernachlässigter Ausstattung erscheinen, ohne deshalb theurer zu sein. Die Firma Hetze! kann als bestes Beispiel angeführt werden, um den tiefgreifenden Einfluß zu zeigen, welchen ein Verleger auf die literarische Bewegung einer Epoche ausüben kann und soll. Dieselbe trägt dabei gleichzeitig ein ganz besonderes Gepräge und den Charakter einer bestimmten Einheit, weil sie fast ganz und gar sich aus einer einzigen Idee entwickelt hat. I. Hetze!, welcher die Handlung vor 40 Jahren gegründet hat, begann seine Thätigkeit mit großen illustrirten Ausgaben; es geschah dies zu einer Zeit, in der diese Art von literarischen Erscheinungen in Frankreich noch kaum unternommen worden waren, allein der zweite December 1851 unterbrach mit einem Schlage die weitere Entwickelung. Da Hetze! Secretär des Generals Cavaignac während dessen Staatsleitung war, so schien die Verbannung das geringste Loos, welches er von jener neuen Regierung erwarten konnte, die durch die Erschießun gen auf dem Boulevard Montmartre begründet worden war. Nach Belgien geflüchtet, veröffentlichte er 8 Jahre hindurch seine Bücher unter den Firmen der Hrn. Hachette und Michel Lovy. Als er nach Erlaß der Amnestie wieder in Frankreich erschien, brachte er einen neuen Gedanken mit, der auf einen bedeutenden und wohlverdienten Erfolg berechnet war: den Gedanken einer Special literatur für die Jugend. Man speiste damals die Kinder und die Jugend mit einer Art von hofmeisternder Literatur ab, die durch aus albern war und bei der Feenmärchen und fromme Legenden die Hauptzierde bildeten. Hetze! hatte in England und Deutschland ein weniger abgeschmacktes Erziehungssystem und eine mehr beleh rende Literatur wahrgenommen; nun unternahm er es, letztere in einer originellen Form in Frankreich einzuführen. Es handelte sich thatsächlich darum, eine neue Art von Literatur zu schaffen, die fähig wäre, die Jugend zu interessiren, sie zu unterhalten und zu belehren. Im Jahre 1864 gründete er das „LlaZasin illuströ ä'Läueation et äs rüerdation", ein periodisches Werk, welches gegen wärtig 30 schöne Bände umfaßt und als Sammelpunkt für eine Bibliothek gedient hat, die aus 200 Werken zusammengesetzt ist, welche sämmtlich von einem Geist durchweht werden. Hetzet, der selbst ein ganz ausgezeichneter Schriftsteller ist, zählt zu seinen Mitarbeitern eine zweite Personificirung seiner selbst, welche sich mit dem Namen Stahl unterzeichnet. Er hat sich
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