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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 07.08.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 07.08.1876
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- Deutsch
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er gern bereit, bei ehester Gelegenheit mit irgend einem neuen Unternehmen die Verbindung anzuknüpfen. Die erste persönliche Bekanntschaft zwischen Beiden fand in Tübingen statt und hier wurden auch die ersten Verabredungen ge troffen, die, ohne auf einen bestimmten Verlagsartikel zu zielen, die Verbindung im Allgemeinen im Auge hatten. Die schriftliche Correspondenz begann dann alsbald mit der Bitte Schiller's um einen Vorschuß von 200 Rthlr. (der Brief ist leider verloren gegangen!), welchem Verlangen Cotta sofort ent sprach — und hicmit war sowohl der geschäftliche Verkehr zwischen Schiller und seinem Verleger, als auch der Briefwechsel, das Denk mal dieses seltenen Freundschaftsbundes eingeleitet. Wenn nun die ersten Verabredungen im Eigentlichen nur eine dramatische Arbeit aus Schiller's Feder im Auge hatten, so trug sich wenigstens Cotta von vorn herein mit den größten und umfassend sten Plänen. In Stuttgart (genauer: auf dem jetzigen Rosenstein bei Cannstatt) hatte er mit Schiller den Plan einer auf breitester Grundlage zu gründenden „Allgemeinen Europäischen Staaten zeitung" und der literarischen Monatsschrift „Horen" verabredet, da er sich sagen mochte, daß diese Unternehmungen, an sich zeitgemäß, in Schiller, dem vielgefeierten Dramatiker und Geschichtsschreiber, den geeignetsten Herausgeber finden müßten, in dem Dichter, der wie kein Anderer befähigt schien, den Sturm und Drang der viel- bewcgten Zeit in großen Zügen zu gestalten und den Lesern der zu gründenden Zeitschriften in reifster und zugleich wirksamster Form zu bieten. Der Vollmer'sche Briefwechsel bietet uns beide Originalver träge, die darthun, daß der „Hofrat" Schiller nicht übersehen hatte, die ihm aus der Redaction erwachsende Mühwaltung sich bezahlen zu lassen, wie denn ein Jahreshonorar von 2000 und bzw. 3500 Gulden (für die Staatenzeitung) in Ansehung damaliger Verhält nisse wohl reichlich genannt werden muß. Beide Verträge sind klar und lichtvoll: Form und Inhalt be weisen, daß ein gediegener Schriftsteller und ein tüchtiger Geschäfts mann sie ausgearbeitet hatten; zumal der von Schiller's Hand ge schriebene Vertrag über die Horen enthält in seinen 29 Paragraphen eine Reihe minutiöser Abmachungen, die alle den Dichter als einen überaus vorsichtigen und auf seine und seiner Mitarbeiter Interessen bedachten Geschäftsmann documentiren. Konnte Schiller dann auch wegen andauernder Kränklichkeit die Redaction der Staatenzeitung schließlich nicht übernehmen, so widmete er doch den Horen durch drei Jahre seine gewissenhafte und umfassende Thätigkeit, bis dieses in seiner Art einzige Organ 1797 an der Gleichgültigkeit des Publicums zu Grunde ging. Die Euro päische Staatenzeitung aber, an deren Entstehung Schiller den reg sten Antheil nahm und auf welche er bestimmenden Einfluß ausübte, verwandelte sich nicht viel später in die heutige (Augsburger) Allge nieine Zeitung, die wie bekannt ein politisches Organ ersten Ranges werden und Cotta's äußere Lebensstellung zu nicht geringem Theile mit begründen helfen sollte. Und wie Cotta durch die Horen mit Schiller in dauernde Verbindung trat, so erwuchsen ihm trotz mannigfacher pccuniärer Verluste aus denselben anderweitige we sentliche Vortheile, die Bekanntschaften nämlich und Verbindungen mit den Mitarbeitern, den edelsten Geistern ihrer Zeit, von denen wir hier nur Archenholz, Herder, Hölderlin, die beiden Humboldt, A. W. Schlegel, Voß und vor allen Goethe nennen wollen. Gerade in jenen Briesstellen aber, welche die Horen betreffen, zeigt sich Cotta von seiner liebenswürdigsten und gewinnendsten Seite. Ohne Rücksicht aus zeitweilige pccuniäre Verluste, die Schiller mißtrauisch machen und ihm die Fortsetzung des Blattes verleiden, behält Cotta unverrückbar das Ziel im Auge, daß trotz aller Ungunst der Verhältnisse ein derartiges Unternehmen, getragen von den Beiten her Nation, sich Bahn brechen müsse. Im November 1795 war dem Dichter die weitere Herausgabe offenbar beschwerlich und da das Unternehmen absolut nicht nutz bringend war, so glaubt er dem Verleger schreiben zu sollen: „Ich wünschte sehr zu wissen, wie cs mit dem Absatz der Horen jetzt steht, denn noch immer steht es ja bey uns, ob wir sic überhaupt nur fort- / setzen wollen. Lassen Sie Sich hierinn ja von keinem falschen point ä'bonnsrir verleiten, mehr zu wagen, als mit dem strengsten Calcul bestehen kann." Cotta aber bleibt unverzagt, er glaubt die vermißte Rentabilität auf Acußerlichkciten in der Redaction zurückführen zu sollen und daß ein Theil des Publicums (und wie er meint, mit Recht!) zu wenig von dem Inhalte der Horen befriedigt sein könne. Er legt dem Dichter die ihn leitenden Gesichtspunkte dar, die auch von ersterem ins Auge zu fassen seien, wie die Aufsätze allgemein verständlich sein müßten und fährt dann fort: „Ich habe Ihnen hier meines Herzens Meinung gesagt, weil ich von Ihrer Freund schaft zu viele Proben habe, als dass ich mich scheuen solte, es Ihnen ganz zu öffnen, und weil dieser Brief gleichsam das Resultat meiner Prüfung, so wie ich sie mir selbst zu geben veranlasst wurde, enthält." Aber wie einmal das Schmerzenskind für ein längeres Leben nicht bestimmt war, so mußte auch Cotta im Jahr 1797 sich wohl oder übel überzeugen, daß es gerathen sei, ein nicht lebensfähiges Blatt wieder eingehen zu lassen, und so schreibt er denn zum Schluß dieses Jahres an Schiller: „Mit der gestrigen Post erhielte ich Manuscript für die Horen, es reicht aber nicht für das Octoberhest, inzwischen scheint dise Verzögerung die Leute auf den Glauben zu bringen, daß mit disem Jahr der Beschluß gemacht werde. Wenigstens steht dises in mehreren erhaltenen Briefen. Ich glaube Ihnen diese An zeige machen zu müssen, vielleicht liegt doch ein kleiner Wink für uns darinnen, den wir zu befolgen hätten. Was Sie entscheiden, ist mir anständig." „Ich bins recht wohl zufrieden", erwidert Schiller alsbald, „dass die Horen aufhören, und bitte bloß allen Eclat zu vermeiden, und bei Versendung des eilften und zwölften Stücks den Buchhand lungen es zu notifizieren, ohne eine öffentliche Erklärung." Und an Goethe schreibt Schiller in derselben Angelegenheit: „Eben habe ich das Todesurtheil der drei Göttinnen Eunomia, Dike und Irene förmlich unterschrieben.... Wir werden, wie sichs von selbst ver steht, beim Aushören keinen Eclat machen, und da sich die Erschei nung des zwölften Stücks 1797 ohnehin bis in den März verzögert, so werden sie von selbst selig einschlafen." Das war das Ende eines Unternehmens, von dem Schiller 1794 an Cotta schrieb: „Was den Verleger betrifft, so zweifle ich, ob ein Buchhändler etwas ehren volleres unternehmen kann, als ein solches Werk, das die ersten Köpfe der Nation vereinigt, und wenn dieß die einzige Schrift wäre, die Sie verlegten, so müsste schon diese einzige Ihren Nah men unter den deutschen Buchhändlern unsterblich machen." Und in Wahrheit, etwas Ehrenvolleres als die Horen konnte nicht unternommen werden! — Daß der Erfolg den berechtigten Erwartungen nicht entsprach, dürfte zumeist den Zeitverhältnissen zuzuschreiben sein, die eine neue Ordnung der Dinge vorbereiteten und vermöge ihrer politischen Wichtigkeit den wissenschaftlichen Be strebungen eines ernsten Journals abhold sein mußten. Miscrllcn. EineZählung in den Bibliotheken von Paris hat folgende Resultate ergeben: Die Bibliothek des Arsenals besitzt 200,000 Bände und 8000 Handschriften; diejenige der Sorbonne 80,000 Bände; diejenige der Medicinschule 35,000 Bände: die National bibliothek hat 1,700,000 Bände, 80,000 Handschriften, 1 Mill. Kupferstiche und Karten und 120,000 Medaillen. Die Bibliothek Mazarin besitzt 200,000 Bände, 4000 Handschriften, 80 Reliefs und pelasgische Monumente. Die Bibliothek Sainte-Gönüviöve hat 160,000 Bände und 35,000 Handschriften.
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