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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.07.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 17.07.1876
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- Deutsch
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2536 Nichtamtlicher Theil. 2iS 163, 17. Juli. Bitte Brockhaus' um nähere Mittheilungen über die Angelegenheit, I antwortete denn auch Peucer sofort: „Von Hoffmann habe ich keinen Auftrag. Ich weiß bloß, daß sie sich mit Vortheil aus der Affaire zu ziehen gedenken. Die hiesige Censur ist aus eine fast lächerliche Weise ängstlich, und der Groß herzog und das Staatsministcrium machen den guten Hoffmann's die Hölle so heiß, daß sie entweder das Unternehmen ausgeben oder ins Ausland verlegen möchten. Sie haben an Wcißenfels gedacht; aber das Hinsendcn des Manuscriptes nach Berlin macht zu viel Umstände. Ich höre, sie stehen mit Clauren (als Rcdacteur) und mit Reimer (als Verleger) in Unterhandlung. Meine Privatansicht! ist allerdings die, daß gerade Sie der Mann wären, den Gebrüdern Hoffmann das Ding, dem sie nicht gewachsen sind, abzunehmen. Einem bedeutenden Verlagshändler kann es nützen und zum kleinen Kriege paßt das „Literarische Wochenblatt" ganz charmant. Worte habe ich fallen hören von 200 Louisd'or. Ich weiß nicht, wie das gemeint ist. Ein gemachtes Institut ist freilich immer mehr wcrlh als ein erst zu machendes, erst zu begründendes. So wie das Un ternehmen noch in diesem Augenblick im Gange ist, könnten die 200 Louisd'or oder wieviel das Ankaufsquantum betragen möchte, schon beim 6. Bande, der etwa im Juni anfangen würde, gewon nen sein." Brockhaus wandte sich, nach Empfang dieses Briefes, sofort an die Gebrüder Hoffmann und ersuchte dieselben um Angabe der Bedingungen, unter welchen sie das „Literarische Wochenblatt" abtreten würden. Trotz der erst kurz vorhergegangenen wenig er quicklichen Streitigkeiten antwortete die Firma in offener und wür diger Weise, die den unangenehmen Eindruck wieder verwischte, welchen die frühere Correspondenz hervorgcbracht hatte, freilich nicht verhehlend, daß sie ihr Unternehmen ungern gerade an Brock haus übergehen lassen würde, was nach dem Vorgefallenen ja auch ganz natürlich war. Die Gebrüder Hoffmann schrieben an Brockhaus: „Daß wir bei der Strenge unserer Censur, bei unserer Stel lung gegen unser« Hof, bei den ewigen diplomatischen Quälereien wegen der Parenthesen unseres Blattes, längst dem Gedanken Raum gegeben haben, unser »Literarisches Wochenblatt« in Weimar auf hören zu lassen, ist kein Geheimniß. „Bei den Vortheilen und dem Gewinn, dessen wir uns seit der Gründung desselben zu erfreuen hatten, wünschten wir natür lich, dieses Institut in Freundes Hände zu legen, und trugen es da her einigen Freunden in Berlin an, mit welchen wir noch in Unter handlung stehen, die so weit gediehen sind, daß wir an einem Ab schlüsse nicht mehr zweifeln. „Jetzt gehen, da das »Wochenblatt« in Oesterreich verboten ist, noch über 900 Exemplare. Daß wir ein solches schon gegründetes Institut nicht wegwerfen, versteht sich von selbst. Wir verlangen dafür 200 Louisdor; 160 sind uns von Berlin schon geboten. Bei verändertem Verlagsort und Verleger darf es in Oesterreich wieder eingeführt werden, und der oesterreichische Absatz bezahlt diese Summe in einem Jahre. „Ob wir die Cession an Sie machen würden? Aufrichtig ge sprochen, nicht gern — aus Ursachen, die nahe genug liegen; aber eine Ursache ist diese. Wir sagten im Eingänge: Wir wünschen dieses Blatt in Freundes Hände zu legen, weil unsere Erfahrungen dazu gehören, es mit Glück fortzusetzen, und weil wir den Gewinn lieber einem Freunde gönnten. Wir lieben dieses »Wochenblatt« als unfern Pflegling und lassen es ungern aus unseren Händen; es kann nur bei einer humoristischen Bearbeitung gedeihen, zu welcher eine liberale Censur gehört, deren sich Leipzig bis jetzt zu erfreuen hat; daher könnte uns nur der Gedanke dazu bestimmen, die Cession an Sie zu machen: Leipzig, der Mittelpunkt unseres Handels, eigne sich am besten für die Fortsetzung des »Wochenblattes«." Brockhaus war nach Empfang dieser Zeilen sofort entschlossen, nichts zu versäumen, um die günstige Gelegenheit zur Erwerbung des Unternehmens für sich zu verwerthen. Umgehend schrieb er deshalb an die Gebrüder Hoffmann: „Ich habe den Inhalt Ihres Briefes vom 15. d. Mts. er wogen und um darin gleich zu einem Resultate zu kommen, sende ich Ihnen meinen Freund und Gehilfen Herrn Bochmann, da ein anderes Geschäft ohnehin einen von uns nach dort ruft. Herr Boch mann ist von mir vollkommen instruirt und bevollmächtigt, und was derselbe mit Ihnen abschlicßt, werde ich genehmigen. „Was unsere früheren Verhältnisse betrifft, so werden Sie mir die Gerechtigkeit erzeigen, zu gestehen, daß ich gegen Sie nie anders als höchst freundschaftlich und gefällig gehandelt habe! Und was unsere neuern Verhältnisse betrifft, so unterwerfe ich mich nach Verlaus einiger Zeit, wo Sie, ohne Interesse dabei, ruhiger darüber denken werden, gern Ihrem eigenen Urtheile. Ich wenigstens werde immer in dem Sinne gegen Sie und gegen Jeden handeln, als ich habe wünschen müssen, daß gegen mich gehandelt werde. „Berlin wird sich in keinem Falle zur Fortsetzung des In stitutes des »Literarischen Wochenblattes« so eignen, als es hier der Fall sein würde. Daß ich schon seit zwei Jahren mit der Bildung eines ähnlichen, unter dem Titel »Literarisches Conversations-Blatt« in der Idee beschäftigt gewesen, weiß Peucer und auch Müllner, mit welchem Letzteren ich sogar viel deshalb gesprochen habe. Allein die Gründung eines neuen Instituts ist allerdings schwieriger, als die Fortsetzung eines schon bestehenden. Auch hatte ich die Idee nach den Bundestagsbeschlüsscn vom 20. September gänzlich auf- gegeben." Bochmann einigte sich sehr bald mit den Gebrüdern Hoffmann wegen des Ankaufes des „Literarischen Wochenblattes" und ging auf diese Weise ein lange gehegter Wunsch Brockhaus' in Erfüllung, durch dessen Realisirung er zugleich seinem Gegner Müllner eine empfindliche Niederlage beibrachte, indem er denselben eines Organes beraubte, durch welches dieser in kleinlicher und gehässiger Weise sein Gift gegen Brockhaus spritzen konnte. Mit dem sechsten Bande ging das „Literarische Wochenblatt" in Brockhaus' Besitz über, der bis zu seinem Tode die oberste Lei tung davon selber in den Händen behielt. Sehr schnell hob sich das Blatt, das bald einen ansehnlichen Kreis von Mitarbeitern hatte; doch die Seele des Ganzen blieb immer der Herausgeber selber, der es verstand, das Unternehmen neu zu beleben und frisch und anregend auch für die weiteren Kreise zu gestalten. Dabei vermied Brockhaus alles, was an die Leicht fertigkeiten Kotzcbue's, wie an die hämische Polemik Müllner's streifte, wodurch der Ton des Ganzen ein dem Zwecke viel ent sprechenderer wurde. So erfreulich und aufmunternd auch die Erfolge der neuen Zeitschrift für Brockhaus waren, so brachte dieselbe doch auch manche Sorgen in ihrem Gefolge mit sich, wohin namentlich Con- flicte mit der Censur gehören. So wurden gleich die als Probe versandten ersten sechs Nummern in Berlin confiscirt, wodurch leicht die auf das Unternehmen gegründeten Hoffnungen hätten vernichtet und die Existenz der Zeitschrift hätte in Frage ge stellt werden können. Grund zu der erwähnten Maßregel war ein Auszug aus dem damals eben erschienenen letzten Bande der „Oor- rssponäanee insäits äs dlaxolöon Uonaparts", in Welchem einige Stellen aus einem diplomatischen französischen Berichte über den König und die Königin von Preußen mitgctheilt waren, worin, es hieß, daß der König schwach sei und geäußert habe, daß er eigent lich den Wunsch hege, sich mit Napoleon zu verbinden, aber auf Rußland Rücksicht nehmen müsse; die Königin habe dasselbe „un ter Thränen und auf Schauspielerart" wiederholt. Natürlich mußte Brockhaus alles daran gelegen sein, daß die
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