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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.07.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 12.07.1876
- Sprache
- Deutsch
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8482 Nichtamtlicher Theil. 159, 12. Juli. hatten, und Aller, die heute mit ihres Geistes und ihrer Hände Arbeit an dem Behagen der Menschheit schassen. Wenn wir die gestellte Aufgabe überblicken, so ist sofort klar, daß ein erster Versuch zur Lösung derselben eben die Spuren eines ersten Versuchs sehr deutlich an sich tragen muß. Wenn auch durch die wahrhaft großartige Liberalität einer ganzen Reihe von öffent lichen und privaten Sammlungen die Ausstellung eine nie gesehene Menge von Schätzen alter Kunst vereinigt, wenn auch aus allen Gegenden von Deutschland unsere mitlebendcn Meister in Kunst und Gewerbe, jeder Einzelne Einzelnes, zur Schau dargeboten haben — ein Totalbild, ein einheitlicher Eindruck in irgend welcher Richtung wird nicht geboten. Der Grund hiervon liegt mehr in dem mangeln den Vcrständniß der Aussteller für den Grundgedanken des Planes, als in dem Arrangement der Ausstellung selbst. Wir können natürlich hier die Richtigkeit dieses Satzes nicht an anderen Zweigen der Künstindustrie erweisen, als an denen, für welche die Leser dieses Blattes ein natürliches und naheliegendes Interesse haben. Aber — wir bedauern dies aussprechen zu müssen, — vielleicht kein anderes Gebiet in der ganzen Ausstellung beweist so sehr die Richtigkeit unserer Behauptung, als das bezeichnet«:. Fehlen doch Firmen des deutschen Verlagsbuchhandels gänzlich, welche durch einzelne ihrer Verlagswerke von entscheidendem Einfluß auf die Geschmacksbildung der deutschen Industrie gewesen sind — die Firma F. A. Brockhaus hat nicht ausgestellt; ist doch die Kunst Gutenberg's fast nur insoweit vertreten, als sich ihre Leistungen aus den um ihres einschlägigen Inhalts willen ausgestellten Druck erzeugnissen bcurtheilen lassen; und wenn wir „die Werke unsrer Väter", wie die officiellc Ueberschrift der historischen Abthcilung lautet, mustern, wie traurig ist cs da nnt den Musterbeispielen deutschen Kunstgcwerbfleißes in unserem Gebiet bestellt! Freilich — das müssen wir zugeben — darf man an eine solche Ausstellung nicht mit Erwartungen hinantreten, wie sie nur durch eine Fachaus stellung und da nur unter Mitwirkung einer Fachsammlung, wie die Lempertz'sche und die des Börsenvereins, befriedigt werden konnten; allein wenn einmal die Münchener Hof- und Staatsbibliothek einen Theil ihrer Schätze zugänglich gemacht hat, dann hat man doch das Recht zu fragen, warum das Gebotene so weit zurückblcibt, nach Qualität und Quantität, hinter dem, was mit den Mitteln einer solchen Bibliothek hätte geboten werden können. Doch es ist ein erster Versuch; wollen wir hoffen, daß die An regung, die von dieser ersten derartigen Ausstellung ausgeht, reifere Früchte bringt und daß mit der Erkenntuiß der Bedeutung solcher Ausstellungen auch die Betheiligung eine reichere und eine rich tigere wird. Bei alledem dürfen wir nicht säumen, zu bekennen, daß auch das Lückenhafte, was geboten ist, die Betrachtung im Einzelnen reichlich lohnt. Wir werden deshalb unsere Leser bitten, in den folgenden Briefen uns durch die Ausstellung zu begleiten und mit uns das zu betrachten, was für unser Buchhändlerauge von specieller Anziehungskraft ist. Freilich ist ein solcher Gang durch die Aus stellung durch das Arrangement derselben einigermaßen erschwert. Zum ersten Mal nämlich hat man — wiederum dem besonder« Zweck dieser Ausstellung entsprechend — nicht das Gleichartige ver einigt, sondern in mehr als 200 Cabineten die Ausstellungsgegen stände möglichst so gruppirt, daß jeder abgeschlossene Raum (Cabinet) auch für sich betrachtet ein künstlerisch angeordnetes Ganzes darstellt. Dieser Umstand erschwert es einigermaßen, eine Uebersicht über die Leistungen einzelner Industriezweige zu gewinnen, wenn auch zuge standen werden muß, daß die Betrachtung der Einzelnheiten in dieser Anordnung weitaus nicht jenen verwirrenden und das ganze Nervensystem in Aufregung setzenden Einfluß ausübt, welchem mau bei anderen Ausstellungen stets ausgesetzt war. Auch für des Leibes Nahrung und Nothdurft hat das Directo- rium der Ausstellung entsprechende Sorge getragen. Wir würden dessen nicht speciell erwähnen, wenn nicht die diesem Zweck gewid meten Räumlichkeiten in ihrer doch nur auf die Dauer der Aus stellung berechneten inneren Ausstattung gleichfalls einen Theil der Ausstellung bildeten, indem räumliche Eintheilung, Tapete, Meuble ment, ja sogar die Bedienung diese Räumlichkeiten als eine Muster leistung in diesem für des Lebens Behagen doch wahrlich nicht un wichtigen Gebiete erscheinen lassen. Historischer Sinn im Buchhandel. Der Hausvater der früheren Zeit pflegte (oft auf den Vorsatz blättern seiner Bibel) eine Familienchronik zu führen. Wie die Familie die Basis des sittlichen, so ist das Geschäft (die Firma) die Basis des bürgerlichen Lebens und wie jede Familie, so hat auch jedes Geschäft seine Geschichte, die, sei es für den Gründer, sei es für den Erben oder Käufer ein natürliches Interesse hat oder doch haben sollte. Insbesondere ziemt es wohl dem Sohne, für sich und seine Nachfolger zu fixiren, was des Vaters jahrzehendelanger Fleiß geschaffen und wie er es geschaffen hat. Es leuchtet ein, wie wesentlich eine solche Schilderung erleich tert wird, wenn der Verstorbene sein eigener Chronist gewesen, wenn er am Schluffe eines jeden Jahres die wichtigeren Geschäfts erlebnisse — mit oder ohne Reflexionen — getreu niedergeschrieben hat. Ein geringer Zeitaufwand genügt dazu, während das Sam meln derselben Notizen nach 10 Jahren beschwerlich, nach 20 Jah ren vielleicht unmöglich ist. Und doch, würde man Umfrage halten, bei wie vielen oder vielmehr bei wie wenigen Firmen wird eine solche Geschäftschronik zu finden sein? Man glaubt genug gethan zu haben, wenn man die Aufgabe des Tages erfüllt hat; der historische Sinn scheint abhanden gekommen. Völlig unbegreiflich ist es z. B., wenn ein Verleger (sei er groß oder klein) es versäumt, von jedem seiner Artikel ein Exem plar sich zu reserviren — in msmoriaiu seiner — glücklichen oder verfehlten — Unternehmungen. Wenn er außerdem jedem dieser seiner Kindlein nach einer gewissen Reihe von Jahren ein aus den Geschäftsbüchern gezogenes Fuhrungszeugniß beifügt, ob und in wiefern es ihm Freud oder Leid gebracht hat — würde eine solche Sammlung von Bücherbiographien nicht für ihn und seine Nach folger ebenso interessant als lehrreich sein? Ein schönes Zengniß der Pietät gegen die Vorfahren bieten die Biographien von Fr. Perthes und F. A. Brockhaus. Andere große Firmen sollten in ähnlicher Weise Sorge tragen, daß das Ge dächtnis« ihrer Vorbesitzer der Nachwelt überliefert werde, nicht bloß als Beitrag zur Familiengeschichte, sondern auch als Baustein zur Geschichte des Buchhandels, ja zur politischen und Literatur geschichte. Gleichzeitig aber sollten sie darauf bedacht sein, daß für eine dereinstige Fortsetzung der Geschichte ihrer Firma das nöthige Material methodisch angesammelt werde — und zu diesem Material zählt in ersterLinie eine consequent und verständig geführte Chronik des Geschäfts. os- Abgesehen von den gewöhnlichen Mittheilungen aus den Kreisen des Buchhandels, finden auch anderweitige Einsendungen, wie: Beiträge zur Geschichte des Buchhandels und der Buchdruckerkunst — Aufsätze aus dem Gebiete der Preßgesetzgebung, des Urheberrechts und der Lehre vom Verlagsvertrag — Mittheilungen zur Bücherkunde — Schilderungen aus dem Verkehr zwischen Schriftsteller und Ver leger — sowie statistische Berichte aus dem Felde der Literatur und des Buchhandels willkommene Aufnahme und angemessene Honorirung
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