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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.07.1912
- Strukturtyp
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- 1912-07-08
- Erscheinungsdatum
- 08.07.1912
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- Deutsch
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8194 Börsenblatt f. b. Dischn. vuchhanvel. Nichtamtlicher Teil. ISS, 8. Juli 1912. niemals zur Ausführung gekommen, denn obgleich Zola seine ganze Autoritäl in die Wagschale legte, war er schließlich der einzige Autor »von Ruf«, der sich für diese Vereinigung er« klärl Halle. Um dem Schriftsteller die so sehnlichst erwünschte Möglich keit zu geben, den Verkauf feiner Werke kontrollieren zu können, war ihm der französische Staat vor Jahren entgegengekommen und hatte ein Gesetz geplant, wonach auf jedes verkaufte Buch eine Stempelmarke (im Betrage von 1 oder 2 Cts.) geklebt werden sollte. Da aber fürchteten die Autoren die Einmischung des Staates in literarische Dinge und setzten es durch, daß der Antrag zur Ablehnung kam. Die Schriftsteller geben gern zu, daß die Verleger im allgemeinen ehrliche Geschäftsleute sind, aber sie sähen es doch noch lieber, daß diese Ehrbarkeit nachweisbar sei. Weil man gerade von seiten der großen Verleger Schwierigkeiten be treffs der Kontrolle in ihren Büchern durch dar Syndikat fürchtet, wünscht man, daß die bedeutendsten Autoren, wie Mirbeau, France, Louys, Barräs, Bourget usw., um dieser Idee möglichst Nachdruck zu geben, sich für das Syndikat aus sprächen. Da aber die Zahl derjenigen Schriftsteller, deren Bände von vornherein auf einen bedeutenden Absatz in der 3 Frcs. 50 Cts.-Ausgabe rechnen können, nur klein ist, wird das Syndikat der großen Menge der Berufzschriftstcllcr Wohl kaum zu besseren Aussichten verhelfen, und die Verleger werden nach wie vor keine glänzenden Geschäfte mit den letzteren machen können. Seit mehr als 50 Jahren besteht in Frankreich die »8aeiätä riss (lens <le heitres«, von der man vielfach die entscheidenden Schritte für die Gründung des Schriftsteller- Syndikats erwartet. In diese Gesellschaft kann jeder Autor ausgenommen werden, der mindestens 4 Bücher ver öffentlichte und dadurch den Beweis erbrachte, daß er Berufs- fchriftsteller ist. Dieser 8aeiäts gehören die meisten und auch die bedeutenden Autoren an, doch beschränkt sich die Tätigkeit der Bevollmächtigten dieser Vereinigung hauptsächlich auf den Verkauf der Neproduktionsrechte von Werken für den Abdruck in Zeitungen. Die von diesen gezahlten Beträge (die Pariser Zeitungen zahlen durchschnittlich 5 Cts. für die Zeile) werden durch die Kasse der Gesellschaft dem Mitglied überwiesen. Es scheint aber, daß mancher Schriftsteller die Ehre, seinen Roman in einer bedeutenden Tageszeitung abgedruckt zu sehen, dem Gelde vorzieht, denn die »8oeiätä ckes (lens cke I-ottrss« hat scharf das Gebaren einiger Mitglieder gerügt, die die von den Tageszeitungen überwiesenen Honorare späterhin direkt an diese zurückgezahlt hatten. Außerdem würde dem Syndikat der Schriftsteller die Auf gabe zufallen, das Muster eines Verlagskontraktes aufzustellen, worin das Minimum der dem Autor zu zahlenden Ent schädigung für das hergestellte oder verkaufte Exemplar, die Höhe der von dem Verleger zu betreibenden Reklame und die Bedingungen für den Neudruck und eventl. Übersetzungen fest gesetzt werden. Dann aber soll das Syndikat auch die Frage der »axemplaires cle passe« regeln. Man versteht hierunter im französischen Vcrlagsbuchhandel diejenige Anzahl eines Werkes, die über die dem Autor zu zahlende Ziffer hinaus gedruckt wurde, im allgemeinen 10"/», sodaß z. B. mit 1100/1000 Exemplaren gerechnet wird. Diese Überschutzbände dienen als Nezensions- und Freiexemplare und für die etwa notwendig werdenden Defekte. Da nun diejenigen Autoren, deren Werke die Magazine ihrer Verleger füllen, nur selten glauben wollen, daß der Absatz tatsächlich so gering war, wie der Verleger an der Hand seiner Bücher nachweist, so sind die Schriftsteller leicht geneigt zu glauben, daß der Verleger eine viel größere Anzahl von »exoinplnires cks passe« hergestellt, diese verkauft und daraus so verbotenerweise einen großen Ge winn gezogen hat. Wenn man aber bedenkt, welche bedeutende Anzahl von Rezensionsexemplaren ein Pariser Verleger ver- senoen mutz, und dann diejenigen Exemplare berücksichtigt, die der Autor beim Erscheinen seines Buches erhält, so kann für einen Eingeweihten kein Zweifel bestehen, daß die Ziffer der »exsmplalres ckv passe« nicht zu hoch berechnet wird. Der sich immer mehr ausbreitende Amaleurismus in der Literatur hat es dahin kommen lassen, daß manche kleineren Verleger, deren Häuser früher zu den angesehensten gehörten, heute offen eingestehen: »Das Werk taugt zwar nichts, da mir jedoch der Autor für die Kosten gut ist, macht es mir nichts aus, es zu verlegen«. Der Vorwurf, den die Schriftsteller dem Verlag hieraus machen, gipfelt darin, daß der Verleger früherer Zeiten die Chancen eines Werkes abwog, ehe er es in Verlag nahm, und daß die Herausgabe von Werken auf Kosten des Autors selten war. Aber wenn man dann andererseits berücksichtigt, wieviel Menschen sich gedruckt sehen möchten, so sollten die Autoren den kleinen Verlegern, die es ihnen ermöglichen, ihre Werke als Buch erscheinen zu lassen, doch eine gewisse Dank barkeit bewahren. Schon Balzac, den die fortwährenden finanziellen Schwierigkeiten nötigten, sich sowohl als Drucker, wie auch als Verleger zu betätigen — allerdings ohne jeglichen Erfolg —, hatte sich über die große Menge derjenigen Zeit genossen beklagt, die auch Anspruch aus den Namen »Schrift steller« machten. Und zu seiner Zeit waren die bllcher- schreibenden Frauen noch eine Ausnahme! Aus der Menge der Meinungen über dies »Syndikat« verdient die des Verlagsbuchhändlers Louis Michaud be sonderes Interesse. Er antwortete dem »611 Lias«, der diese Rundfrage einleitete, daß er sich für dies Syndikat erkläre, das »die armen Schriftsteller vor denVerleger-Banditen schützen soll«. Er schließt seine sarkastische Zuschrift mit den Worten: »Wenn dies Syndikat uns Verleger vor dem Überdruß am Geschäft und vor der mangelnden Gewissenhaftigkeit der Autoren schützt, von denen manche — und nicht die geringsten — es fertig bringen, ein Manuskript mehrmals zu verkaufen, so schließe ich mich ihm an«. Alan zitierte in den Zeitungen das Beispiel einer Gesellschaft von englischen Schriftstellern, die 1730 unter dem Vorsitz des Herzogs von Nichmond gegründet wurde. Diese Gesellschaft verlegte selbst, schaltete die Verleger aus, arbeitete jedoch mit den Sortimentern und hat nach 18 Jahren schweren Daseins aufgelöst werden müssen. — Als höchst nach- ahmenswürdiges Beispiel schwebt den französischen Autoren die Art ihrer englischen Kollegen vor. Diese haben seit mehr als 20 Jahren, den Zeitungsartikeln zufolge, die Gewohnheit, mit ihren Verlegern nur noch durch ihre literarischen Agenten zu verkehren. Dies hat den allen Schriftstellern ins Auge fallenden Effekt gehabt, daß man nicht mehr: »I-v I-Ibraira an «grosse ab I'Lerlvain ä xiecl« sieht, sondern daß heute beide ihr Auto haben. Unter den vielen Zuschriften in dieser Angelegenheit aus Schriststellerkreisen, die in der Hauptsache den Verleger dafür verantwortlich machen, daß er es nicht verstehe, aus den Büchern seiner Autoren einen Gewinn zu ziehen, ist eine her- vorzuheben, die in verständiger Weise den Standpunkt des Verlegers klarlegt. Dieser kann, so führt ein Autor aus, oft gar nicht genau feststellen, wieviel Bände eines Werkes wirklich abgesetzt sind, da er immer noch Rcmittenden zu erwarten hat. Dadurch aber kommt es, daß der Verleger meistens mehr Bände bezahlt, als er tatsächlich abgesetzt hat. Das Syndikat müsse es sich angelegen sein lassen, die Nonchalance und Interesselosigkeit der Sortimenter zu bekämpfen, und dann von einem jeden, der ein Verlagshaus eröffnen wolle, den Nachweis verlangen, daß er über die nötigen beruflichen Kenntnisse verfüge. Außerdem sei die Hinterlegung einer Kaution zu bedingen, die den Autoren die Bezahlung der Rechte garantiert. Schließlich ! müßte cs noch Sache dieses Spndikats sein, die Frage der Ausgaben zu 95 Cts. zu regeln. So könnte beispielsweise
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