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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1876
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 24.05.1876
- Sprache
- Deutsch
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Lesebücher für Volksschulen beweisen. Das Charakteristische bei allen diesen Unternehmungen aber ist, daß er dabei dem Wesen der Buchhandlung, die er vertrat, getreu alles der Reclame Dienende, Ungesunde, wie es nur zu oft auf diesem Gebiete sich geltend zu machen sucht, durchaus fern hielt, und nur wahrhaftig Tüchtiges in Verbindung mit ansprechender Ausstattung darbot. Ein nicht geringeres, ja nach seiner persönlichen Neigung leb hafteres Interesse widmete er der anderen, auf die Ausdehnung des gelehrten Verlags gerichteten Seite seiner Thätigkeit. Zu diesem Zwecke und aus eigenem Triebe trat er von Anfang seiner hiesigen Wirksamkeit an in lebhaften Verkehr mit vielen Docenten der Uni versität, die ihm bei seinem regen Sinn für die Wissenschaft und der Liebenswürdigkeit seines Wesens ihrerseits aus das freundlichste entgegeukamen. So bildete sich eine sehr nahe Beziehung niit vielen derselben, an welche sich allmählich vielfach weitergchende Verbin dungen knüpften. Die Frucht davon war eine außerordentlich große, mit jedem Jahre wachsende Zahl gelehrter Werke, deren Verlag er übernahm, und von denen die von ihm publicirten Vcrlagskataloge Kunde geben. Es war kein Gebiet wissenschaftlicher Thätigkeit von seiner Berücksichtigung ausgeschlossen, mit Vorliebe jedoch wandte er sich der auf die historische Forschung gerichteten und der Linguistik, speciell der Germanistik zu, und die Zahl der auf diesem Gebiete von ihm verlegten Werke ist sehr bedeutend. Dies beruhte jedoch nicht etwa auf persönlicherNeiguug, sondern aus der klaren Erkennt- niß der in dem ganzen Zuge der Zeit mehr und mehr zur Geltung kommenden wissenschaftlichen Richtung. Denn er hielt fest im Auge, daß, wie sehr auch seiner auf das Ideale gerichteten Ansicht vom Buchhandel nach, dieser berufen sei, der Wissenschaft zu dienen, er sich zu hüten habe, Liebhabereien zu folgen, wenn er seine Existenz nicht gefährden wolle. Und er Hielt sich stets gegenwärtig, daß die Buchhandlung des Waisenhauses den Franckischen Stiftungen als erwerbendes Institut angehöre. Und auch nach dieser Seite hat er Außerordentliches geleistet. So gelang ihm die Erfüllung seiner Aufgabe mit jedem Jahre in steigendem Maße, und es bewährte sich auch an ihm das bekannte Wort „Es wächst derMensch mit seinen Zwecken" im vollsten Maße, denn wie viel er auch bereits erreicht hatte, so standen seine Gedan ken und Pläne zur Vervollkommnung der seiner Leitung anvertrau ten Anstalten keineswegs still, sondern beschäftigten ihn bis in die letzte Zeit seines Lebens auf das lebhafteste. Es kam darauf an, durch äußere Concentration der verschiedenen in getrennte Locali- täten zertreuten Zweige derselben eine größere Einfachheit und zu gleich eine noch größere Vollkommenheit und Ausdehnung des Betriebes zu erzielen. Mancherlei Entwürfe wurden zu diesem Zwecke gemacht, aber seine bereits im Frühjahr v. I. durch ein Brustleiden veranlaßte Abwesenheit, und die bald nach seiner Rück kehr eintretende Krankheit und endlich sein Tod hinderte die wei tere Verfolgung derselben. Immerhin hatte er erreicht, was mit vollcrWahrhcit von ihm in den„Annalen derTypographie" gesagt ist, daß er die Buchhandlung und Buchdruckerei des Waisenhauses auf eine solcheHöhe gehoben, daß sie zu den vorzüglichsten Deutschlands gehören. Bei solchen Leistungen und der dadurch, sowie in dem durch seine Stellung bedingten mannigfaltigen geschäftlichen Verkehr be währten ausgezeichneten Tüchtigkeit konnte es nicht fehlen, daß er allmählich unter seinen Fachgenossen eine hervorragende Stellung einnahm. Dies trat in ganz besonderem Maße hervor, als die namentlich seit 1870 begonnenen Bestrebungen der Bnchdrucker- gehilfen, die bis dahin in den meisten Druckereien übliche patriarcha lische Abschätzung der Arbeitsleistung zu beseitigen und durch einen bis in die kleinsten Details die verschiedenen Arbeiten normirenden, erheblich gesteigerten Tarif zu ersetzen, eine immer wachsende und drohendere Ausdehnung gewannen. Er erkavule sofort die ganze Tragweite einer solche» Reform für Buchdruckerei und Buchhandel, und ging mit dem vollsten Interesse und der ganzen Kraft seiner Begabung in alle daraus sich entwickelnden Verhandlungen und Maßregeln ein. Das Ziel, welches er dabei verfolgte, war überall, die beiden sich gegenüberstehendeu Parteien und Interessen zu ver söhnen, und dadurch, daß er die Forderungen derselben in gerechte Bahnen leitete, das Wohl Aller zu fördern. Seine Mitwirkung an der Ausarbeitung der Statuten für den Deutschen Bnchdruckerverein, der Statuten für den Thüringisch-Sächsischen Kreisverein, zu dessen Vorsitzer mau ihn erwählte, der Statuten-Entwurf der Central- untcrstützuugscasse des Deutschen Buchdruckervereins, der Entwurf des Statuts für eine Invaliden- und Wittwencasse für die Gehilfen der Höllischen Buchdruckereien und Schriftgießereien, sein Bericht über die Tarifrcvision und die Lohn-Enquate, sein Antrag in Bezug aus „die deutsche Rechtschreibung und die Presse", eine große Menge von Berichten und Protokollen in Bezug auf die Lohnfrage legen ein beredtes Zeugniß ab von der außerordentlichen Arbeitskraft und Thätigkeit, die er nach dieser Seite hin entwickelte, und zugleich von der Klarheit und Sicherheit des Urtheils, welche er darin bewies. Aufs deutlichste zeigt sich dies in dem bereits oben angeführten Schriftchcn „Manuscript und Correctur". Zugleich trat in allen seinen Vorschlägen und Anträgen neben strenger Gerechtigkeit das lebendigste Gefühl des Wohlwollens hervor. Hiernach konnte es nicht fehlen, daß ihm je länger je mehr die ehrendsten Beweise der Anerkennung und des Vertrauens zutheil wurden. So wurde er in den letzten Jahren in den Vorstand des Börsenvereins der DeutschcnBuchhändlergewähltund kurz vor seinem Tode von dem Hrn. Minister vr. Falk zu der von demselben be rufenen Conferenz zur Feststellung der deutschen Orthographie als Vertreter des Deutschen Buchdruckervcreins berufen. In wie aner kannter Weise er auch hier gewirkt, geht, von den mannigfaltigen sonstigen Mittheilungen in Zeitschriften abgesehen, ans den ge druckten Protokollen der Conferenz hervor. Von welcher Bedeutung seine Mitwirkung zur Erreichung der auf der Conferenz erreichten Ergebnisse war, beweist am besten der ehrende Nachruf, welchen Hr. Dir. Duden, der selbst Mitglied der Conferenz war, in der Vor rede seiner soeben erschienenen Schrift „Die Zukunftsorthographie" seinem Andenken widmet. Das ist in kurzen Zügen das Bild des amtlichen und geschäft lichen Lebens Bertram's. Von seinem reichen Gemüthsleben, wie es sich vor allem in seiner Familie und in den Beziehungen zu seinen Geschwistern und Freunden, dann aber auch nicht selten in dem Ver hältnisse zu seinen zahlreichen Untergebenen und den verschieden artigen von der Buchhandlung abhängigen Arbeitern offenbarte, eingehender zu reden, ist hier nicht der Ort. Es mag genügen aus zusprechen, daß er mit tiefer Liebe an seiner Familie hing, ein liebe voller Gatte, ein sorgsamer und gewissenhafter Vater, ein treuer Bruder und Freund, ein gerechter und wohlwollender Prinzipal und Arbeitgeber war. Nicht weniger war er ein, seinem Könige in aller Treue ergebener Patriot, ein eifriger Bürger unserer Stadt, der er, so viel sein Amt gestattete, eine Zeit lang auch als Stadt verordneter, gern diente, endlich ein herzlichgläubiges Mitglied der Kirche, was er in den letzten Jahren seines Lebens namentlich als Mitglied des Kirchenvorstandes der Gemeinde, welcher er angehörte, thatsächlich bewies. Früher als es nach menschlicher Berechnung zu erwarten war, in noch nicht vollendetem 49. Lebensjahre, wurde er aus seiner so mannigfaltigen Wirksamkeit vom Herrn abgerufen. Seine, wie oben bemerkt, von früher Jugend an zarte Gesundheit war allmählich eben durch jene für seine Kräfte wohl öfter zu große Thätigkeit er schüttert; seine Lebhaftigkeit gestattete ihm nicht, sich zu schonen. Auch
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