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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 24.05.1876
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- Erscheinungsdatum
- 24.05.1876
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- Deutsch
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.V 119, 24. Mai. Nichtamtlicher Theil. 1881 keit in den wenigen Jahren, die er dort blieb, eine geachtete Stel lung. Der im Juli 1858 erfolgte Tod des bisherigen Administra tors der Buchhandlung des Waisenhauses führte eine entscheidende Wendung seines Lebens herbei. Das Directorium der Franckischcn Stiftungen richtete unmittelbar nach jenem Todesfall seine Augen auf ihn, als den für jene Stellung geeignetsten Mann, und cs hat sich in seinem Urtheil nicht getäuscht. Er selbst ging freudig auf den ihm gemachten Antrag ein, verkaufte seine Buchhandlung und trat im October 1858 seine neue Stellung an. In dieser fanden sich nun in seltener Weise die Bedingungen vereinigt, welche seiner Wirksamkeit einen so hervorragenden Erfolg, wie sie gehabt hat, möglich machte. Zunächst und vor allem waren es die Eigenschaften, welche er in dieselbe mitbrachte, einerseits die hohe und ideale Auffassung der Aufgabe des Buchhandels und das rege Interesse für Wissenschaft und geistiges Leben überhaupt, andererseits die in seinen verschiedenen Stellungen erworbene mannigfaltige praktische Erfahrung, die daraus geflossene Einsicht, Umsicht und Gewandtheit in der Behandlung alles Geschäftlichen, verbunden mit der Freude an der Betreibung desselben und dar aus fließender unermüdlicher Thätigkeit, endlich die specielle Kennt lich des Bodens, auf welchem er wirken sollte, und die Pietät gegen die Stiftungen A. H. Francke's, denen er so viel verdankte. Dann aber war es auch eben dieser Boden selbst, die Anstalten, an deren Spitze er trat, die Buchhandlung, die Bibelanstalt und die mit bei den verbundene Buchdruckerei mit ihren anderthalb Jahrhunderte hindurch bewährten Leistungen, mit ihren hieraus und aus ihrer ganzen Stellung in der Geschichte hervorgehenden Forderungen, zu gleich aber auch den in ihnen ruhenden reichen Mitteln — alles dies kurz zusammengefaßt, war es, was wesentlich zur Herbeifüh rung jenes Erfolgs beitragen mußte. Und Bertram war sich dessen wohl bewußt, und war vom ersten Augenblick seiner Amtsführung an darauf bedacht, nach Kräften jenen Forderungen zu genügen und jene Vortheile zur Geltung zu bringen. Zuerst wandte er seine Thätigkeit der Buchdrnckerei, als dem den beiden andern Anstalten dienenden Instrument zu, durch dessen Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit nicht allein großentheils die Lei stungen der beiden andern wesentlich bedingt sind, sondern das auch an sich eine große Bedeutung hat. Es kann nicht die Aufgabe sein, die Entwickelung dieser Anstalt während seiner Amtsführung im Einzelnen zu verfolgen, es mag genügen anszusprechen, daß dieselbe nach der bereits 1859 erfolgten Aufstellung einer Dampfmaschine sich mit jedem Jahre nicht allein in ihrer äußern Ausdehnung, son dern auch und noch mehr in ihrer inner» Ausgestaltung und der ausgezeichneten Trefflichkeit ihrer Leistungen auf eine Höhe hob, die ihr die allgemeinste Anerkennung erwarb, wie dies sowohl durch die auf den Ausstellungen in Merseburg und Wien ihren Productcn zu- theil gewordenen Auszeichnungen, als auch durch zahlreiche Auf träge insbesondere schwieriger Art von auswärts, selbst aus fremden Ländern, wie Frankreich und England, bekundet ist. Viele aus ihr hervorgcgangene Werke, die anfzuzählen zu weit führen würde, werden für alle Zeiten eine Ehre der Officin sein. Eine überaus günstige Fügung war es, daß er in dem ihm seit lange befreundeten, in seinem Fache selten erfahrenen und für dasselbe begeisterten Leiter der Druckerei, Hrn. Carl Bobardt, eine außerordentliche Stütze fand. Um aber sich selbst ein möglichst unabhängiges Urtheil über alles in dieses für den Buchhändler so wichtige Gebiet Einschlagendc zu verschaffen, machte er selbst Anfangs der 60 er Jahre einen Cursns als Setzer durch und eignete sich die darauf bezüglichen Kenntnisse und Fertigkeiten in solchem Grade an, daß er das zu jener Zeit zum selbständigcu Betriebe einer Buchdruckern erforderliche Examen vor der betreffenden Behörde in Merseburg gut bestand. Dies befähigte ihn, in den später ans diesen Gebieten sich entwickelnde» so schwie rigen Verhältnissen mit sicherem Urthcile anstretcn und mit solcher Entschiedenheit in dieselben eingreifenzu können. Einen interessanten Beweis dieser seiner Kcnntniß und zugleich ihrer Bedeutung für den Buchhandel und die damit zusammenhängenden Verhältnisse hat er in dem lehrreichen Schristchen „Manuscript und Correctnr" in dem letzten Jahre vor seinem Tode gegeben. Die erste Frucht der in der Druckerei cingeführtcn Verbesserungen kam der Bibelanstalt zu gut, in deren Interesse sic auch zuerst vornehmlich angebahnt waren und fort und fort, namentlich auf dem Gebiet der Stereotypie unter Benutzung jeder neuen Erfindung weiter geführt wurden. Hierdurch wurde es nicht allein möglich, bessere Ar beit zu liefern, sondern auch bei dem sehr rasch infolge davon sich steigernden Absatz den an sie gerichteten Ansprüchen zu genügen, und den allmählich durch sehr verschiedene Verhältnisse, besonders auch durch die Entziehung der Postsreiheit in Preußen, welche sie lange genossen hatte, entstandenen großen Schwierigkeiten die Spitze zu bieten. Wenn Bertram so in den äußern Verhältnissen dieser An stalt seine Geschicklichkeit glänzend bewährte, so widmete er zugleich dem eigentlichen Ziele derselben, der Wirksamkeit des Wortes Gottes zu dienen, das lebhafteste Interesse. Die von dem Kirchentage in Stuttgart 1857 angeregte und auf den Antrag desselben von der Canstein'schen Bibelanstalt in die Hand genommene Revision der Luther'schcn Uebersctznng des Neuen Testamentes förderte er, soweit es in seiner Stellung möglich war, mit dem lebhaftesten Interesse, und stimmte freudig den nicht geringen Opfer» bei, welche die seiner Leitung anvertraute Anstalt dafür brachte. Wenn das Ziel, welches man sich dabei gesteckt hatte, nicht erreicht ist, und wie es scheint auch nicht erreicht werden wird, so ist dies durch Verhältnisse be dingt, aus welche einen Einfluß auszuüben völlig außer seiner Macht lag. Welches Interesse er übrigens dieser Anstalt widmete, geht am deutlichsten aus der von ihm zur zweihundertjährigen Feier des Geburtstags A. H. Francke's herausgegebencn „Geschichte der Can- stcin'schen Bibclanstalt in Halle" hervor, die zugleich ein vollgülti ges Zeugniß von seinem schriftstellerischen Geschick ablcgt. Das eigentliche Gebiet indessen seiner schöpferischen und wahr haft fruchtbaren Thätigkeit war die Buchhandlung. Hier kamen vor allem die oben bezcichncten Bedingungen des Erfolgs in vollem Maße zur Geltung. Wenn dieselbe schon ihrer Lage in einer von dem lebhafter» Verkehr entfernten Gegend der Stadt wegen vor nehmlich auf den Verlag eigener Werke angewiesen ist, so hat sie in dieser Beziehung eigenthümliche Vortheile einerseits durch ihre enge Verbindung mit den zahlreichen Schulen der Stiftungen, andrerseits durch die Leichtigkeit, mit den an der Universität vertretenen wissen schaftlichen Kreisen fruchtbare Verhältnisse anzuknnpfen. Nach bei den Seiten hin galt es vornehmlich Thätigkeit zu entwickeln. Und er entwickelte sic in der allcrregstcn und erfolgreichsten Weise. Was die erste Richtung derselben betrifft, so fand er ans dem Gebiete der Schul- und Jugendschriftcn sehr wcrthvolle Artikel des Verlags vor, unter denen nur Echtermcher's Sammlung und Daniel's Lehrbuch genannt zu werden brauchen. Hier kam cs nur darauf an, die all mählich cingctrctcnen Vernachlässigungen, die bei dem ersten Werke sehr groß waren und seine Verdrängung in nahe Aussicht stellten, zu beseitigen und ihren Vertrieb durch erhöhte Thätigkeit anszu- dchnen. Beides geschah »»verweilt und mit dem glücklichsten Erfolg, so daß sie, sowie ähnliche Werke, mit jedem Jahre ein größeres Ge biet eroberten. Aber ebenso war er darauf bedacht, die Zahl solcher Vcrlagsartikel zu vermehren, was ihm in gleich glänzender Weise gelang, wie, um nur Einiges zu nennen, die lange Reihe der durch ihn veranlaßten Bünde der schon früher begonnenen, für die reifere Jugend bestimmten Jngcndbibliothek und die trefflichen von ihm erworbenen und in schwunghaften Vertrieb gebrachten Keck'schen
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