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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 17.03.1925
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- 1925-03-17
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- 17.03.1925
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64, 17. März 1925. Redaktioneller Teil. VSrsnrblaU f. d. Dychn. Buchhandel. 4569 wohl nach den Blütezeiten von Mainz und der süddeutschen Buchstätten (Augsburg, Nürnberg, Straßburg) als Druckstätte in künstlerischer Hinsicht in der vordersten Reihe. In zahlreichen Schriften zur Buch- gewerbekunüe und Geschichte des Buchgewerbes ist im Laufe der letzten Jahrzehnte eine Fülle des interessantesten Materials und der wichtig sten Untersuchungen über Kunst und Kunstfertigkeit der Frankfurter »Schwarzkünstler« niedergelegt worden, das in der nun eröffneten Ausstellung unter der Abteilung »Bibliographie« einen ansehnlichen Raum einnimmt. Als jüngste Erscheinung auf diesem Gebiete möge Alfons Paquets Schrift: Frankfurt am Main als Bücherstadt lVcrlag R. Th. Hauser L Co., Frankfurt 1924) besondere Erwähnung finden. Wie die neuere Geschichtsbetrachtung in allen Gebieten des Geistes, der Kultur, des Handwerks und des öffentlichen Lebens eine »Wiederkehr des Gleichen«, ein ewiges Auf und Ab feststellen will, so kann der geschichtliche Betrachter der Ausstellung auch im Verlaufe dieser zwei Jahrhunderte Blühen und Verfallen, künstlerische Höhe punkte auf der einen Seite und Verfallerscheinungen auf der anderen fcststellen. Die annähernd 300 alten Drucke aus dem Besitz der bekann ten Frankfurter Sammler Justizrat Haeberlcin, H. Stiebel, P. Hirsch, H. Nestle, vr. V. Fleischer i. Fa. Frankfurter Verlagsanstalt, A. Osterrieth. W. Treyfnß und der Frankfurter Staötbibliothek sowie der Lineel-Sammlung selbst, bieten unschätzbares Material zu einer ver gleichenden Geschichte des Buchdrucks und des Buchhandels in Frank furt im 16. und 17. Jahrhundert. Eingeleitet wird die Ausstellung durch eine sehr reichhaltige und prächtige Sammlung von Frankfurter Verleger-Zeichen und Frankfurter Titelblättern des 16. und 17. Jahr hunderts. Die großen Meister der Kupferstich- und Jllustrations- kunst dieser Zeit, von denen im Verlaufe der Betrachtung noch öfters die Rede sein wird, haben bei diesen »Visitenkarten« des Verlags, diesen Wahrzeichen der stolzen vibUopolas, sowie bei der Herstellung und dem Entwurf der Titelblätter meist regen Anteil genommen. Von hervorragender Schönheit sind die von Christian Egcnolff, Her mann Gülfferich, Nicolaus Basse und Sigmund Feyer- abend. Den Neigen der alten Drucke eröffnet der älteste bis jetzt bekannte Frankfurter Drucker Beatus Murner (vergl. hierzu M. Sondheim, die ältesten Frankfurter Drucke sBeatus Murners 1511-12, Frankfurt 1885, Privatdruck). Die ausgestellten Drucke dieser Offizin: vensckioits ckuclsorum, kl. 8°. mit schönem Schlußstück in Holzschnitt und Tttelholzschnitt, Frankfurt 1512; Der ckucken vensckleits, kl. 8°, Frank furt 1512; Uiiu8 ei eslsbralio, kl. 8", 1512, mit Holzschnitten nach Thomas Murner; Vucku3 siuäenium vriburZeiwium, kl. 8°, 1512, mit Titelholzschnitt, erregen weniger wegen ihrer typographischen Schön heit als wegen ihres kostbaren Sammlerwertes das größte Aufsehen bei den Fach- und Sammlerkreisen der Besucher. In Christian Egcnolff lernen wir »den ersten ständigen Buchdrucker und Ver leger in Frankfurt« kennen. Dieser Meister des Fachs steht wohl unter den Frankfurter Meistern seines Jahrhunderts unstreitig an erster Stelle. Wie Mainz mit Gutenbergs Wirken Glanz und Höhepunkt im 15. Jahrhundert zu verzeichnen hatte, so Frankfurt mit Egeuolffs Schaffenskraft und Schaffensfreudigkeit. Besonderes Interesse erregen in der Egcnolff gewidmeten Abteilung die Original-Matrizen d e r E g c n o I f f s ch e n S ch r i f t g i e ß e r e i, Frankfurt 1526. Diese Originalmatrizen einer »Cöllnisch C u r r e n t - F r a k t u r« und einer »D u t s ch - F r a k t u r« sind Meisterstücke eines jungen schaffen den Handwcrkskünstlers. von edelster Formenschönheit erfüllt und durchdrungen von dem gewaltigen Geiste Gutenbergs. Mit 24 Jahren hat sic der junge Meister gezeichnet und geschnitten. Mit Erlaubnis des jetzigen Besitzers Jnstizrat Haeberlein konnte die berühmte Schrift gießerei D. Stempel A.-G. in Frankfurt im Jahre 1913 einen Nach- gnß der Schriften von diesen durch die Jahrhunderte hinubergeretteten Original-Matrizen Herstellen. Die höchste künstlerische Weihe und Note erhielten aber die herrlichen Drucke Egenolffs erst, als sich einige der berühmtesten Kupferstichkünstler der Nenaissancezeit in den Dienst der Egenolffschen Offizin stellten: H. S. Beham, Hans Burgk mai r, H. Schäuffelein, Hans Wciditz waren von 1535 bis zu Egenolffs Tode 1555 und darüber hinaus bei Egenolffs Erben bis zum Ende des Jahrhunderts schaffende Künstler der berühmten Offizin. Der geschäftstüchtige und geschäftskundige Drucker kannte die literari schen und geistigen Bedürfnisse seiner Zeit. Geschichtswcrke, Bibeln, Kräutcrbiicher, medizinische Bücher beherrschten damals den Bücher markt und die Vüchermcssen. Einige besonders interessante und typo graphisch hervorragende Werke dieser Gattungen zeigt die Ausstellung: Belagerung von Jerusalem, Frankfurt 1632; Melodiae 16° (mit Noten satz), 1532; Der Kaiser Bildnis und Weben, mit Holzschnitten von H. S. Beham, 1635; lZidlia deutsch, mit Holzschnitten von H. S. Beham. 1534; Chronika, mit Holzschnitten von H. S. Beham, 4", 1535; Kaiser und Könige Conterfey, mit Holzschnitten von H. S. Beham, 1538; Scherz mit der Wahrheit, mit Holzschnitten von H. Schäuffelin, 1550; Lehre. Leben und Sterben Jesu Christi, mit Holzschnitten von H. Börsenblatt f. den Deutschen Buchhandel. S2 Jahrgang. Schäuffelin, 1550; Geschichte -es Helden Theuerdanck, 1553. Das Rechenbuch des Erfinders des Einmaleins AdamNiese (Rechenbuch, mit Holzschnitten, 16°, 1558) hat der kundige Händler in mehreren Auf lagen herausgegeben; Hans Burgkmair lernen wir als Buch künstler der Egenolffschen Offizin in den ausgelegten Drucken Nol- weilische Hofgerichtsordnung, 4», 1564, und dem »Theuerdanck« von 1589 kennen. Eine billige Volksausgabe des Theuerdanck in kleinem Oktavformat (1596) zeigt deutlich das Fehlen buchkünstlerischen Emp findens und damit den Verfall des Hauses, das noch einige Jahr zehnte nach dem Tode des großen Meisters recht kunstvolle Publika tionen aus seinen Pressen lieferte. Neben diesem Drucker und Händler »größten Formats« verzeich net die Geschichte des Buchdrucks im Frankfurt des 16. Jahrhunderts natürlich noch eine stattliche Anzahl kleinerer Drucker, -ie aber oft Werke von gewähltestem künstlerischen Geschmack in der typographischen und buchkünstlerischen Ausstattung bringen. Die Ausstellung zeigt Werke aus den Offizinen von Cyriacus Jacob (1545), »Schimpf und Ernst« in einer prachtvollen Gotisch gesetzt 1545, Peter Braubach (ein schöner Plinius mit Figuren 1563), David Zöp fe! (Kaiser Karls V. Gerichtsordnung mit prachtvollen Holzschnitten. 1558, und Von Neinicken Fuchs, 1563), Hermann Gülfferich (Bibl. Historien, mit Holzschnitten von Hans Brosamer, 1551; Dede- kinds Grobianus mit hübschem Titeldruck in Not und Schwarz. 1555), Johann Wcchel, der sich besonders dem Druck klassischer Texte und philosophischer Werke widmete (llwtoria rsruin persiearum, 1601 in einer prächtigen Antiqua gesetzt und gedruckt; Aristoteles, in grie chischer Schrift, 1584; Uomilias spirltualeZ, mit griechischem und latei nischem Paralleltext, 1594). Bei dem ferner ausliegenden Werk seiner Offizin: »8eripturs8 rerum meularium, 1579« verdient der schöne alte Schweinsledcrband von der Meisterhand Jakob Krauses beson dere Beachtung. Von besonders reger kaufmännischer fachgewcrblicher Tätigkeit zeugen die Ausstellungen der Druckerzeugnisse aus den Offi zinen W e y g a n ö Han und Hanen Erben, sowie Georg Nab und Feyerabend. Für beide Offizinen waren drei Künstler der Buchillustration tätig, deren Namen damals bereits weit über die Grenzen der alten freien Reichsstadt und des Reiches besten Klang hatten und deren feinsinnige Künstlerhand und schaffender Geist höchste Meisterleistungen buchgewerblich-künstlerischer Druck- uud Jllustrations- kunst erstehen ließen. Diese beiden Offizinen, die scheinbar einer Fa miliendynastie angchören, haben das künstlerische Erbe des alten Ege- nolff angetretcn. Ihre frühen Drucke sind typographisch durchdacht und von selten schönem druckästhetischen Reize. Die Künstlerhände eines Virgil Solls, Iost Amman und H. Brosamer gaben ihnen die letzte und höchste künstlerische Note, um derentwillen sie heute in Sammlerkreisen die großen Liebhaberwerte erzielen. Größtes Ent zücken aller Besucher erregt der »Katechismus (Luthers)« mit Holzschnitten von H. Brosamer, 4°, 1550, aber auch »Ovids Meta morphosen« mit Holzschnitten von Virgil Solis, 1575, steht dieser prächtigen Meisterschöpfung an künstlerischer Qualität nicht nach. Dieses letztere scheint bei dem bücherkaufenöen Publikum einen beson deren Anklang gesunden zu haben, denn im Laufe der Jahrzehnte sind mehrere Auflagen davon gedruckt worden. Jost Amman widmete sich besonders der Illustration religiöser Werke. Die schönen Quar tanten »viblia« (lateinisch), 1556, »Biblia« (deutsch), 1567, und Josephus' Jüdische Geschichte, 1571, erfreuen jeden Freund typo graphischer Kunst und sind beste Schulbeispiele für das Wirken der Illustration im Satzbilöe. Bei der Biblia (deutsch, 1567) berührt die schöne Wirkung des zweifarbigen Titeldruckes in Not und Schwarz besonders angenehm. Mit Anfang des 17. Jahrhunderts ist ein neuer Aufstieg, ein neues künstlerisches Reifen im Handwerk der Buchdrucker Frankfurts festzustcllen. Neben A m m o n - S e r l i n, Jacob de Zelter, Chr. Wust liefern besonders schöne Quartdrucke mit schönen Kupfern die Brüder de Bry (»America«, 1618). I o h. Bringer druckt in einer edlen Antiqua von auserwählter Schönheit einen stattlichen Quartanten: »Vs Vitw Irnpsratorum«. Diese Drucker, die zugleich Verleger sind, bevorzugen besonders Geschichts-, Arznei- und Kräutcr- bücher, die jedenfalls damals zu den »meistgekauften Büchern« ge zählt haben. Höchsten Aufstieg erreicht dieses Jahrhundert aber erst, als sich der aus Basel gebürtige und in den Hauptstädten Europas zum Künstler herangcrcifte Kupferstecher, Verleger und Drucker Mat thäus Merian in Frankfurt ansässig macht. Ursprünglich für und mit I. Th. de Bry tätig, dann eigener Verleger seines ersten großen Kupferstichwcrkes: »Iksatrum suropasum«, bei Hofmann in Frankfurt gedruckt, gestochen und verlegt von M. Merian, Frankfurt 1635 u. s. Ein »Toten-Dantz«, kl. 8°. 1640, und eine Groß 8°-Ausgabe von' 1640 mit prächtigen sorgfältigen Abdrücken der Kupfer erregen unter Merians Drucken besonderes Aufsehen. Die Zierde der Abteilung. öie'M. Merian gewidmet ist (4 große Vitrinen), bildet jedenfalls bas ent zückende Kupferstichwerk »^ r o k o n t o I o § i a 6 o 8 m i c a«, 4°, 1695. 6lO
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