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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.06.1912
- Strukturtyp
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- 1912-06-14
- Erscheinungsdatum
- 14.06.1912
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- Deutsch
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7264 Böritmblarr f. v. Dtscha. -vuqyand««. Nichtamtlicher Teil. ^ 136, 14. Juni 1912. daß er schwindelfrei sei, und auf den Felsen, der jäh ins Tal fällt, hinaustrat. Ein paar Regentropfen, die einzigen, die der sonst so einsichtige Jupiter pluvius am Ausflugstag verlor, trieb die hungrige und durstige Schar ins Hotel zurück, wo an einem großen, fast quadratischen, schön geschmückten Tisch ein Reklame- diner eingenommen wurde, das den sachverständigen Vorstand de- »Württemberger Vereins« veranlaßte, den Antrag beim »Stuttgarter« zu stellen, alljährlich um diese Zeit ein Mittagessen hier einzunehmen. Ob's dann wieder ein Reklameessen gibt wie 14 Tage nach Eröffnung des Hotels? — Herr Holland hielt nun den offiziellen Trinkspruch, nach gewohnter Weise etwas gewagt anzüglich und gewagt bilderreich, so daß er danach wie gewöhnlich tüchtige Gegenstöße aushalten mußte. Tut ihm aber nichts, er steht trotz seiner langen dürren Gestalt fest hin und lacht fröhlich mit und nimmt nichts übel nach seinem Grundsatz: Man muß das Leben bejahen, nicht verneinen, und die Schwächen der Menschen sind dazu da, daß man sie harmlos geißelt. Er ließ die angeblich feindlichen Brüder, die Provinzial- und Großstadt buchhändler zusammen hochleben, worauf Herr Sperling die Firma Bader-Rottenburg, die kürzlich ihr fünfzigjähriges Jubiläum be gangen hat, besonders feierte. Einen Mittagsschlaf, wie manche wünschten, gab's zwar nicht, aber eine Verdauungspause und einen Kaffee, dem nach einem einstündigen Gang um den prachtvollen Talschluß zum hoch- ragenden Lichtensteinschloß ein zweiter im Försterhaus folgte. Wir Württemberger sind zwar sonst mehr für Bier und Most, aber der Stuttgarter Verein ist sehr stark angesächselt — sitzen doch im Ausschuß allein zwei Stocksachsen —, und in der Nähe der Hochburg der Temperenzler (der Reutlinger Wein soll frei lich so gut sein, daß der dort beheimatete Mimirverlag besonders leicht am Platz selbst Abnehmer für seine Temperenzschriften finden kann!) bringen wir es auch ausnahmsweise auf zwei Tassen Kaffee. Vom schönen Schloß wehte die württembergische Fahne halbmast, war doch die edle Frau des Besitzer-, die Her zogin von Urach, acht Tage zuvor unerwartet plötzlich ihrer großen Kinderschar durch den Tod entrissen worden. Da war gerade jetzt keine Stätte zu fröhlichem Umtrunk. Neben dem Schloß steht auf einem Felszacken Hauffs schönes Denkmal, nur für ganz Schwindelfreie erreichbar; in Erinnerung daran, daß vor etlichen Jahren ein Tübinger Student beim Ver such, dem jugendlichen Dichter einen Kranz aufzusetzen, zu Tode gestürzt ist, hat der »Württemberger Vorstand« der Aufforderung doch noch widerstanden, seinem verdienten Autor den wohlver dienten Dichterlohn persönlich zu überreichen. Hier teilte sich auch der Heerhaufen: die Jugend wollte unter Kollega Hebsakers Anführung den 3—4 ständigen Weg über die Berge mit ihrem Fernblick zum Schwarzwald nach Reutlingen marschieren, die Alten aber unter der Anführung eines andern Genossen, der in der Nähe des Telephons zu bleiben vorzog, um auf den Ruf der »weißen Frau« rasch sorteilen zu können, zogen zu Tal und stärkten sich von ihren Anstrengungen in Honau Der Berichterstatter war ausnahmsweise bei der Jugend, glaubt aber nicht recht, daß die Honauer nur Wasser aus der dort ent springenden Echazquelle getrunken haben. Jedenfalls kamen beide Teile sehr vergnügt und befriedigt im Hotel zum Kron prinzen in Reutlingen zusammen, nachdem sie die alte Reichs stadt mit ihrem Gemisch von Mittelalter, Warenhaus und ge schmackvollen Villen eingehend besichtigt hatten. Daß den Berg- läufern ihr Abendbrot und Trunk schmeckte, war kein Wunder, daß aber die Talschleicher auch noch weitervesperten, war doch sehr verwunderlich. Das Lachen und Scherzen muß den Appetit doch unglaublich anregen! Als der Schnellzug, der programm mäßig die Stuttgarter heimführen sollte, um 8 Uhr abfuhr, ent- schied sich die lustige Gesellschaft in großer Mehrheit, sie wolle lieber den 1'/, Stunden später abgehenden Bummelzug und Lumpensammler benutzen. Die Liebenswürdigkeit der Reutlinger, die in seltener Einigkeit diesmal die Stuttgarter und die vom württembergischen mittleren Neckarkreis so herzlich ausgenommen und nicht wie zu Graf Eberhards Zeiten blutig heimgeschickt haben, fand jetzt auch einen Sänger im Kollegen Hosemann. Hochbefriedigt fuhr man nach allen Seiten spät auseinander, und wenn in den nächsten Tagen zwei, die dabei waren, sich trafen, nickten sie sich zu und flüsterten: »'s war nett, hoffentlich wird es auch so nett bei der Stuttgarter Junimesse am 16. Juni«. 8. Personal»« chrichten. «eh. Rat Prof. Vr. Ferdinand Zirkel -s-. —Am 11. Juni abends verstarb in Bonn am Rhein, seinem Geburts-und jetzigem Aufenthaltsorte, der seit 1. Oktober 1909 im Ruhestand lebende frühere ordentliche Professor der Mineralogie und Geognosie an der Universität Leipzig Geheimer Rat vi-. pkil. et sc. Ferdinand Zirkel. Am 20. Mai 1838 geboren, war es ihm vergönnt, im Jahre 1908 in Leipzig, wo er 40 Jahre hindurch eine äußerst segens- reiche Wirksamkeit entfaltete, seinen 70. Geburtstag feierlich zu begehen. Als Ordinarius der Mineralogie und Geographie war er gleichzeitig Direktor des Mineralogischen Museums und Instituts der Universität Leipzig gewesen. Nach berg- und hüttenmännischen, sowie mineralogischen Studien an der Universität seiner Vaterstadt und in Wien, und nachdem er 1860 eine wissenschaftliche Reise nach Island unternommen hatte, war er 1861 zunächst in Bonn tätig und führte dann am Hof-Mineralien-Kabinett und an der Geologischen Reichsanstalt in Wien mineralogische und geo logische Untersuchungen aus. 1863 wurde er als außerordentlicher Professor an die Universität Lemberg berufen und erhielt zwei Jahre danach die ordentliche Professur. Michaelis 1868 kam er als Ordinarius nach Kiel und 1870 in gleicher Eigenschaft an die sächsische Landesuniversität Leipzig. Zirkel hat sich mit Vorliebe dem mikroskopischen Studium der Beschaffenheit und Struktur der Mineralien und Felsarten zugewandt. Die Ergebnisse dieser Arbeiten sind in zahlreichen Abhandlungen in Fachzeitschriften, z. B. im Neuen Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Paläon tologie und in der Zeitschrift der Deutschen Geologischen Gesell schaft usw., niedergelegt. An größeren Werken schrieb er: »Reise nach Island im Sommer 1860«; Lehrbuch der Petrographie»; »Unter suchungen über die mikroskopische Zusammensetzung und Struktur der Basaltgesteine«; »Die mikroskopische Beschaffenheit der Mine ralien und Gesteine«. Am bekanntesten ist er geworden durch die Herausgabe und Neubearbeitung von Naumanns »Elementen der Mineralogie«, ein Buch, das auf diesem Gebiete geradezu klassisch genannt werden kann und 1907 bereits in 16. Auflage er schienen ist. Frädsric Passy f-. — Der berühmte Friedensapostel Frederic Passy ist am 12. Juni im 91. Lebensjahre in Paris ge storben. Mit ihm verliert die Sache des Weltfriedens und der internationalen Verständigung ihren ältesten und einen ihrer unermüdlichsten Vorkämpfer. Er war seit den sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Lehrer der Nationalökonomie und Sozialwissenschasten an verschiedenen höheren Lehranstalten in Paris, zuletzt an der höheren Handelslehranstalt; von dieser Stellung trat er 1902 bei Erreichung seines 80. Lebensjahres zurück. Daneben war er immer unermüdlich für die Sache des Weltfriedens tätig und gehörte dem Burear» der Internationalen Friedensliga in Bern seit 1892 als Ausschußmitglied an. Im Dezember 1901, bei der erstmaligen Verteilung der Nobelpreise, wurde ihm gemeinsam mit dem Schweizer Henri Dunant der Friedenspreis zuerkannt. Es war dies der letzte große Moment und der Höhepunkt seines der Sache der Brüderlichkeit und Menschlichkeit geweihten Lebens; seitdem lebte er, von der Öffent lichkeit selten mehr genannt, in stiller Zurückgezogenheit. Literarisch ist Passy mit einer großen Zahl von Schriften über volkswirt schaftliche und sozialpolitische Fragen hervorgetreten, von denen aber die meisten außerhalb der Fachkreise nur wenig bekannt ge worden sind; auch verdankt man ihm einzelne Biographien, wie von George Stephenson, Ed. Laboulaye u. a. Landschaftsmaler Haus Schleich -f. — Nach längerem Leiden ist am 1V. Juni in Berlin der Landschafts- und Marine maler Hans Schleich kurz vor Vollendung seines 78. Lebensjahres gestorben. Aus Stettin gebürtig, studierte er in Berlin als Schüler der kgl. Kunstakademie; später schloß er sich besonders eng an den Norweger Hans Gude an, von dem er mannigfache Anregungen empfing. Gleich diesem Meister hat er besonders die nordische Gebirgs- und Küstenlandschaft in seinen Bildern wiederzugeben versucht. Eines seiner bedeutenderen Werke »Am Bottnischen Meerbusen« ist im Besitz des Städtischen Museums in Neubrandenburg. Seit mehr als drei Jahrzehnten lebte der Künstler in Berlin, wo er auch als Lehrer tätig war.
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