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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.03.1876
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 22.03.1876
- Sprache
- Deutsch
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Ich bin der Ansicht, daß Fractur und Antiqua ruhig neben einander bestehen können, wie bisher, ohne daß fortwährend Streit über die Vorherrschaft stattfindct. Ich bin unbefangen genug, um mich au der vornehmen glatten Antiqua der kunstwissenschaftlichen Werke im Verlage des Hrn. See mann ebenso zu erfreuen, wie an der prächtigen Fractur, die A. Kröner in seiner „Rheinfahrt" verwendet, oder den anheimeln den Lettern, in denen Scheffel's „Frau Aventiure" gedruckt ist. Mit gleicher Liebe und gleichem Entzücken vermag ich den Eindruck des hellenischen Parthenon und den des gothischen Domes in Ulm, denjenigen der wunderbaren Renaissance des Palazzo Strozzi oder der zierlichen Erker (deutsche Renaissance) des Fürstenhauses in der Grimmaischen Straße zu Leipzig in mich aufzunehmen. Ich er freue mich der guten und schönen Dinge neben einander und finde es nicht für nöthig, daß eines über dem andern vorherrsche. So komme ich auch nicht in die Versuchung, einen Geschmack ausschließlich als den unfehlbar mustergültigen aufzustellen und Andern aufdrängen zu wollen, indem ich ironisch von ihrer „After kunst", ihrem „Schnörkelwesen", ihrem „Ballast", der in die „Rari tätenkammer" gehöre, spreche. Wenn Hr. Seemann mir daher einseitige Bewunderung der eckigen Gewandfalten an den Dürer'schen Schnitten zuschrieb, so hoffe ich ihn jetzt anders aufgeklärt; eigentlich hätte Hr. Seemann zu einer solchen Schlußfolgerung gar nicht kommen dürfen; ich habe in meinem ersten Aufsatze nur erwähnt, daß sich seit Dürer's Zeiten die Deutschen mit Ausbildung der Fractur beschäftigt hätten. Hr. Seemann ist so freundlich gewesen, durch Mittheilung des Thau- sing'schen Citats zu belegen, daß sich der große Albrecht in der That mit der Fractur beschäftigt hat; weiter habeich ja auch gar nichts behauptet, und wenn Hr. Seemann aus dieser Andeutung folgert, daß ich der Ansicht sei, als ob Dürer ein besonderer Freund der Antiqua sei, so muß ich dies lediglich als ein Gebilde seiner Fantasie bezeich nen; dies Gebilde also und das weitere Fantom, daß ich go- thisch und deutsch für zusammenfallcnd halte, sind es, gegen die sich Hr. Seemann in seiner Entgegnung wendet; ich glaube aber nach gewiesen zu haben, daß jene Gebilde mit meinem ersten Aussatze nichts zu thun haben. Damit ist die Sache für mich abgethan. Ich ge denke ohne ganz besonders zwingende Gründe in dieser Sache nicht wieder zur Feder zu greifen, es fehlt mir an Zeit, alle etwaigen Ent gegnungen an dieser Stelle so ausführlich zu widerlegen, wie es heute der Fall war, obwohl ich überzeugt bin, daß es mir in jedem einzelnen Falle gelänge, solche Entgegnungen richtig zu stellen; es fehlt mir endlich auch an Lust, etwaigen mißverständlichen oder gar übelwollenden Auffassungen, denen meine Ausführungen ja unver meidlich ausgesetzt sind, sowie etwaigen Unterstellungen von Absich ten, Ansichten und Ideen, die ich gar nicht habe, fortwährend aus klärend entgegenzutreten. Wohl weiß ich, daß meine Anschauungen im Einzelnen noch vielfach berichtigt werden können; aber im Ganzen werde ich keine Ursache haben, von meiner Ueberzeugung in der Sache, die durch fünfjährige Betrachtung des Für und Wider sich gebildet und ge festigt hat, abzugehen, von der Ueberzeugung nämlich: daß die Be strebungen für gänzliche Abschaffung der Fractur aus inneren und äußeren Gründen Anssicht auf Erfolg nicht haben können. Max Booch-Arkossy. VIII. In Nr. 60 dieser Blätter behauptet ein Liebhaber der Fractur- schrift, Hr. N. in 0., daß im Auslande die in Fractur gedruckten Werke von Gebildeten vorgezogen werden. Dies ist nach meiner beinahe vierzigjährigen Erfahrung nicht allein unrichtig, sondern das Gegentheil läßt sich mit Recht be haupten. Der Druck in Fractur ist eines der größten Hindernisse für einen Ausländer beim Lesen deutscher Werke. Ich möchte noch hinzufügen, daß es mir unmöglich erscheint, irgend ein vorurtheilsfreier Mensch könne einen Augenblick zögern, der Antiqua den Vorzug vorderFracturzuzuerkennen, geschweigedenn ein Ausländer, dem die Antiqua von Jugend auf geläufig ist. London, den 16. März 1876. S. Williams. Miscellcn. Unter dem Titel: „Verhandlungen der zur Herstellung größerer Einigung in der deutschen Rechtschreibung berufenen Konferenz. Berlin den 4. bis 15. Januar 1876. Veröffentlicht im Aufträge des König!. Preußischen Untcrrichts- ministers." (gr. 8. 192 S. Halle 1876, Buchhandlung des Waisen hauses. Preis 2 50 liegt nun das gesammte Material zur Prüfung dieser wichtigen Frage vor. Nach den Mittheilungen, welche das Börsenblatt bereits über dieselbe brachte (Nr. 18, 24 u. 26), haben wir uns jetzt nur noch auf die Notiz zu beschränken, daß die Schrift 1) die beiden von R. v.Raumer als Vorlage für dieKonferenz ausgcarbeiteten Schriften, 2) das Protokoll über die Verhandlungen der Konferenz, und 3) Regeln und Wörterverzeichnis für die deutsche Orthographie, wie dieselben aus den Beschlüssen der Konferenz hervorgegangen sind, enthält, und also zur gründlichen Orientirung über die beabsichtigte Orthographiereform, an deren verständiger Ausführung dem Buchhandel ein großer Antheil zufallen würde, jetzt sämmtliche Aktenstücke vorliegen. Dieselben seien hiermit ange legentlich zur allgemeinen Beachtung empfohlen! Aus Wien wird der „Elberfelder Zeitung" geschrieben: „Daß die Finanzen Oesterreichs sich wieder in dem Stadium einer erfreu lichen Blüthe befinden, scheint die Mittheilung vieler Zeitungen zu beweisen, daß die Regierung 100,000 fl. zur Gründung des jüngst in der Presse oft erwähnten hiesigen Concurrenzblattes der Leipziger »Gartenlaube« bewilligt hat. Angesichts dieses Fak tums gehört eine hübsche Portion Naivetät dazu, der wiederholt aus gesprochenen Behauptung des Hrn. Vincenti, designirten Redakteurs jener neuen Zeitschrift, Glauben zu schenken, das Unternehmen werde keinen officiösen Charakter tragen. — Aber mit dieser interessanten Thatsache noch nicht genug! Wir waren zufällig in der Lage, einen Brief aus der Feder des Chefs des hiesigen officiösen Preßbureaus, des Hrn. Hofrath Falke von Lilienstein, einzusehen, in welchem der Genannte den Schriftsteller N. N. ausfordcrt, sich durch Beiträge an dem neuen illustrirten Familicnblatt im Charakter der Leipziger »Gartenlaube« zu bctheiligen. Ein Blatt unter der Aegidc des Chefs des officiösen Preßbureaus und doch nicht osficiös!? — Die That sache, daß die sogenannte österreichische »Gartenlaube« von der k. k. Regierung zur Verdrängung des verhaßten Leipziger Journals ins Leben gerufen worden, kann nicht mehr bezweifelt werden, wie denn auch die in solchen Dingen gut unterrichtete »Germania« die Meinung ausspricht, daß nicht der incriminirte Gödöllö-Artikel allein den An laß zu der Maßregelung der Leipziger »Gartenlaube« gegeben habe, sondern daß das Keil'sche Blatt schon lange in Regierungs- und kle rikalen Kreisen schlecht angeschrieben gewesen und die Herausgabe eines kirchlich-frommen Concurrenzblattes längst geplant worden sei." Notiz für die Herren Verleger. — Aus Dresden er halten wir folgende Mittheilung: „Den Herren Verlegern, welche der Bach'schen Buchhandlung (Otto Kübel) Commissionswaaren ge liefert haben, ist die traurige Mittheilung zu machen, daß infolge ge richtlicher Requisition nicht nur das gesammte feste Waarenlager, sondern auch sämmtliches Commissionsgut abgepfändet worden ist. Nur dem Zusammengehen mehrererHerren Verleger wird es gelingen, dieseBeschlagnahme auszuheben, um ihrEigenthum wiederzu erhalten."
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