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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.10.1924
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- 1924-10-10
- Erscheinungsdatum
- 10.10.1924
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13584Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Redaktioneller Teil. X- 23g, 10. Oklober 1924. Ein Vergleich der einzelnen Zahlen zeigt deutlich, daß die Steigerung in erster Linie auf die Gruppe l zurückgeht. Mit Recht ^ ist hier auch betont, daß die Vorgänge auf den Auslandsmärkten bestimmend mitwirkten. Das gilt Por allem bezüglich der ame rikanischen Getreidepreise. In Frankreich wirkt sich der Ernte- ausfall angesichts der seit dem Kriege verminderten Anbauflächen und zurückgegangenen Arbeitsintensität doppelt stark aus. Ruß land fehlt als Getreidelieserant immer noch ganz. So muhten die Preise in Amerika anziehen. Dabei sprachen doch aber auch Rücksichten auf die in Vorbereitung befindliche Präsidentenwahl sehr stark mit. Die Farmerstimmen können dort ausschlaggebend sein. Die schlechte Preislage ihrer Produkte drohte sie ganz ins Lager der dritten, übrigens von den Deutschamerikanern stark mit getragenen Partei La Folettes zu treiben. Mit der Preis steigerung hofft sie das Börsenkapital aber zurückzugewinnen. Insbesondere die Republikaner weisen triumphierend auf diese »günstige« Wirkung des Eingreifens ihres Kandidaten Dawes hin. Insofern schon können wir die Hausse nur mit einem nassen Auge betrachten. Die Getreidepreise bei uns schlossen sich aber um so lieber an, als sie lange genug viel zu tief unter den Welt marktsätzen gestanden hatten. Die Folge ist zunächst vermutlich nur eine Beunruhigung der Lohnlage, und leicht kann dabei wieder das Wettrennen zwischen Preisen und Löhnen losgehen. Ob die steigende Tendenz bleiben wird, ist noch nicht zu über sehen. Man rechnet an manchen Stellen ganz allgemein auf eine solche für die nächste Zeit, da von der Durchführung der Dawes- Anleihe eine gewisse inflationistische Wirkung ausge-hen kann. Zwar besteht noch ein gewaltiges Kreditminus und demgegen über ein vorläufig nicht voll ausgenutzter Produktionsapparat. Soweit die zu erwartende Kapitalzufuhr lediglich die Wieder ingangsetzung dieses heute nur zinsenfressenden Apparates zu voller Leistungsfähigkeit bringt, wird von einer inflationistischen Wirkung nicht gesprochen werden können, vorausgesetzt, daß über haupt die aufnahmefähigen Märkte gewonnen werden. Aber es wird einer klugen Diskontpolitik bedürfen, um die Kredite so zu verteilen, daß sie die Volkswirtschaft wirklich befruchten und nicht erneut stören. Der ganzen Preisbewegung sind bei uns aber naturgemäß Grenzen gesetzt durch den Zwang, auf dem Weltmarkt unbedingt wettbewerbsfähig zu bleiben, da wir eine möglichst große Aus fuhr zu erzielen suchen müssen. Statt neuer Preissteigerung muß für uns daher auch weiter das Streb ennach Erspar nissen und verbilligten Arbeitsmethoden im Vordergrund bleiben. Das ist das wichtigere. Aus intensivste Spar politik muß auch der Buchhandel weiter besonders bedacht blei ben. In Stuttgart ist jetzt mit Recht gerade auch darüber ge sprochen worden. Dabei ist nicht zuletzt zu bedenken, daß wirk liche Ersparnis gerade in einer gewissen Großzügigkeit liegen kann, während das kleinliche Hinterherjagen hinter dem Pfennig, das in falsch angewandtem Genauigkeitssinn und überspannter Peinlichkeit leider noch viel zu oft eine Rolle spielt, geradezu zur Verschwendung und Vergeudung führt. Vor mir liegt z. B. wieder einmal eine Barfaktur aus dem letzten Monat, durch die für eine direkte Postkarte, mit der aus eine Anfrage geantwortet worden war, sage und schreibe ganze 5 Pfennige erhoben worden sind. Davon sei ganz abgesehen, daß die laufenden Korrespondenz kosten doch in die allgemeinen Unkosten einkalkuliert sein sollten. Hat der Aussteller dieser Faktur aber überhaupt einmal überlegt und gerechnet? Was kostet das Formular, das Ausschreiben, die Verbuchung allein ihn selbst? Was verursacht dieser Einzug beim Kommissionär an Unkosten? Was bleibt denn eigentlich noch von den 5 Pfennigen übrig? Hat er nicht schwer zuzahlen müssen, um nur die Genugtuung zu haben, seinem Geschäfts freund nichts »geschenkt« zu haben? Hier erscheint eine gründ liche Überprüfung der bisherigen Methoden doch Wohl einmal dringend geboten. Im übrigen kommen solche Fälle nicht nur im Buchhandel vor. Manches ähnliche Beispiel läßt sich viel mehr vor allem auch aus dem Verkehr der Behörden beibringen. Die Postverwaltung leistet z. B. jetzt ja besonders viel in pein lichster Kontrolle des Drucksachenverkehrs. Offenbar um die Umstellung auf kaufmännische Geschäftsführung zu beweisen, wird genauestens nach jeder Möglichkeit gesucht, sei es auch auf Kosten der Verkehrsleistung des Instituts, statt 3 Pfennigen 5 Pfennige Portoeinnahmen zu erzielen. Hat die Verwaltung Wohl schon einmal wirklich nachgerechnet, was sie diese »Erfolge» kosten? Sollte sich nicht lieber auch sie zu dem Grundsatz »Großer Umsatz, kleiner Nutzen» bekehren, der sonst von der Reichsregie rung, und zwar mit Recht, überall so warm empfohlen wird? Dann sei auch noch darauf hingewiesen, daß Sachverständige in letzter Zeit erneut festgestellt haben, trotz aller bisherigen Spar maßnahmen sei unsre öffentliche Verwaltung doch immer noch wesentlich teurer als vor dem Krieg«. Sie mutet dem Volke da für etwa die doppelte Steuerlast zu. Auch hier muß unbedingt Abhilfe geschaffen werden. Denn die Wirtschaft kann auf die Dauer angesichts der Reparationsverpslichtung eine solche, völlig unproduktive Steuerbelastung nicht ertragen. Sparen darf dabei nicht lediglich Adbauen und Ausgabekllrzung heißen, sondern es gilt, die Arbeitsmethoden so zu verbessern, daß sie bei womög lich noch gesteigerter Leistung doch weniger kosten. Zu Adolph Müllners 15V. Geburtstag. Amandus Gottfried Adolph Müllner wurde am 18. Oktober 1774 in Langendorf bei Weiszenfels geboren und starb als Hofrat am 11. Juni 1829 zu Weifzenfels an den Folgen eines Schlaganfalls: mit ihm sein kurzer literarischer Ruhm, wie Goedeke in seinem Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung sagt. In den Literaturgeschichten wird er heute mit einigen Zeilen abgetan, dessen Stücke seinerzeit über alle bedeutenden Bühnen gingen und die im Buchhandel riesige Erfolge erzielten, ohne allerdings ungeteilten Beifall zu finden. Es sollen uns auch hier nicht seine Schicksalstragödien beschäftigen, son dern die buchhündlerischen Erfolge seiner Werke und die Beziehungen Müllners zu seinen Verlegern, zu denen Breitkopf L Härtel, Göschen, Cotta und Biewcg gehören. Cr selbst hat sie in einem kleinen Büchlein nach dem Zerwürfnis mit Vieweg, dem er die Gesamtausgabe der dramatischen Werke anvertraut hatte, nach seinem Standpunkt uieder- geschrieben; der Titel lautet: »Meine Lämmer und ihre Hirten. Historisches Drama in vier Handlungen. Ein Supplementband für Schriftsteller, Buchhändler und Ncchtsgelehrte. Wolfenbttttel 1828«. . Müllner war Advokat in Weifzenfels und kam, abgesehen von einem anonym erschienenen Roman (Jncest, oder der Schutzgeist von Avignon. Greiz 1799) und der Fachschriftstellerei, ziemlich spät zur Literatur. Seine ersten Verleger waren Breitkopf L Härtel in Leipzig, bei denen 1812 »Der neunundzwanzigste Februar« erschien; das Stück wurde 1815 in der Sammlung: Spiele für die Bühne zusammen mit drei früheren Lustspielen Müllners von Brcitkopf L Härtel in einer Aliflage von 1500 Exemplaren neu herausgcgeben, die schnell ver griffen waren, denn mittlerweile war »Die Schuld« von mehreren Theatern mit großem Erfolg gespielt worden. »Der neuliundzwanzigste Februar« hatte mehrere Nachahmungen gefunden, darunter eine von Müllners Landsmann Anton Richter: »Eumenides Düster«. Trauer spiel in Müllners Weise von Ludwig Stahlpanzer. 1819, die später noch ein tragikomisches Nachspiel haben sollte. In der Vorrede der Gesamtausgabe schrieb nämlich Müllner, daß er sie seinem eigenen Drama, das den Vorwurf einer zu heftigen Gemüts-Erschütterung hat erdulden müssen, ganz gern mit dem Apothckerzettel: als niedcrschla- gendes Pulver zu gebrauchen, ansügen würde, wenn dies rechtlich er laubt wäre. Als nun Viewcg diesen Wunsch wirklich ausführte, paßte es auf einmal Müllner nicht mehr, und er protestierte gegen den Ab druck. Inzwischen war jedoch schon die Entzweiung erfolgt, der Ver leger kehrte sich nicht mehr an die Wünsche seines Autors und gab das Stück als Supplement zu Müllners Werken heraus. Mit Härtel unzufrieden, suchte Müllner einen Verleger fiir »Die Schuld«, den er in G. I. Göschen fand. Dieser zahlte ihm für die erste Auflage von 2000 Exemplaren 200 Taler; nach vier Monaten war sie verkauft und eine neue von der gleichen Stärke wurde gedruckt, für die der Verfasser 70 Friedrichsdor erhielt. Schon ein Jahr darauf, im Jahre 1817, wurde trotz der drei inzwischen erschienenen Nachdrucke eine neue Auflage nötig, die auf 2500 Exemplare festgesetzt und mit 100 Friedrichsdor honoriert wurde. Von dem Erfolge ermutigt, regle Göschen Müllner zur Herausgabe des Almanachs für Privatbühncn au, der 1817, 1818 und 1819 in einer Auslage von 3000 Exemplaren erschien; er enthält Stücke von Contessa, Soden, Kind u. a. Müllner erhielt außer einem beträchtlichen Herausgebcrhonorar 26 Taler pro Bogen für die eigenen Stücke und 16 für die seiner Mitarbeiter. Cr konnte also wohl mit seinem Verleger zufrieden sein, der sich selbst den bereitwilligen Pächter der Müllnerschen Grundstücke nannte. Als auch diese Verbindung später von Müllner gelöst wurde, schrieb Göschen au Böttiger: »Ich war sein Pächter und Kolporteur. Wenig werden
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