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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.09.1876
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- 18.09.1876
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Theil. 3319 Nichtamtlicher Theil Der Buchhandel in der Lausitz im 19. Jahrhundert. (Schluß aus Nr. 210.) Die Hauptstädte der jetzt sächsischen Oberlausitz sind: Bautzen, Zittau, Löbau. Bautzen, bis in die neuere Zeit eigentlich eine Beamtenstadt, hatte im Anfänge dieses Jahrhunderts 9000 Einwohner, jetzt 13,000. In gewerb licher Hinsicht stand es hinter Görlitz; die Tuchmacherei und die Strumpfwirkerei wurden jedoch ziemlich stark betrieben; nach den Freiheitskriegen kam erstere aber immer mehr und mehr in Verfall. Bautzen als Sitz einer Oberamts-Regierung mit einem stattlichen intelligenten Beamtenstande, einer sehr großen Anzahl von Advo- caten, mit einem unter Siebelis (1604—41) berühmten Gymnasium, einem Schullehrer-Seminar, einem Domcapitel mit 12 Domherren und einer reichen, schönen Landschaft mit altem, intelligentem Adel, bot dem Buchhandel eine gute Basis. Im Jahre 1804 gründete C. Schulze ein Geschäft und betrieb dasselbe bis 1840 in einem kleinen, unscheinbaren Laden mit Leihbibliothek ohne Lehrling und Gehilfen, nur mit einem Ausläufer, der gleichzeitig die Leihbiblio thek besorgte. Schulze war an und für sich durch eine Heirath sehr wohlhabend, trotzdem aber immer rührig und thätig. Im Jahre 1840 verkaufte er an R. Helfer, der bis 1846 die alte gesegnete Firma beibehiclt, von da ab aber R. Helfer firmirte und sich dem Antiquariat, wozu die Menge alter Bibliotheken in den Beamten- samilien reichliches Material boten, zuwandte; indeß mußte doch zuletzt die Frau als Besitzerin eintreten und dann übernahm 1860 der Commissionär K. F. Köhler in Leipzig das Sortimentsgeschäft und führte es unter seiner Firma fort. Helfer's Wittwe behielt das Antiquariat bei, doch erlosch auch dieses 1864. 1863 ging die Firma Köhler'sche Buchhandlung durch Kauf auf E. Rühl über und von 1867 firmirte derselbe unter seinem Namen. Ein Candidat der Theologie Mag. A. Weller, den Krankheit von den Studien abzog, kaufte 1825 von Whistling eine Leih bibliothek von etwa 2500 Bänden, meist ältere Romane aus dem vorigen Jahrhundert und begründete neben dieser eine Buchhand lung in seiner Vaterstadt Bautzen. In den Betrieb des Geschäfts wurde er durch H. Franke (später in Freyburg a. d. Unstrut), da mals in der Weygand'schen Buchhandlung in Leipzig, eingeweiht. Der Hauptkundenkreis im Buchhandel blieb indeß bei Schulze, da gegen nahm die Leihbibliothek, die bis auf 10,000 Bände kam und weit über die Anforderungen, die man gewöhnlich an eine solche macht, hinausging und eine Auswahl des Besten bot, wie der Journalzirkel, der einige siebzig Zeitschriften aus allen Gebieten der Literatur umfaßte, bedeutenden Aufschwung.*) Nach Weller's Tode 1836**) übernahm durch Heirath der Wittwe der letzte Geschäftsführer, Schlüssel, die Handlung, der 1868 wieder an O. Rösger verkaufte. Unter der alten Firma blüht dieselbe noch heute, verbunden mit einem Antiquariat, das besonders für sächsische Geschichte einen weiten Kundenkreis hat. Im Jahre 1836 ctablirte ein Kaufmann, F. A. Reichel, ein drittes Geschäft, das hauptsächlich den Kunsthandel betrieb und noch besteht. Ein wendischer Candidat der Theologie, I. E. Schmaler, gründete 1851 eine Buchhandlung, die ganz besonders den Ver trieb wendischer Schriften im Auge hatte und mehrere Zeitschriften in dieser Sprache verlegte, sie erlosch aber 1855 wieder; doch grün *) Diesen Instituten verdanken ich und der Verlagsbuchhändler G. Hempel in Berlin während unserer Lehrzeit bei Weller viel. **) Lebensbeschreibung siehe: Nekrolog d. Deutschen 14. Jahrg. 1. Bd, dete Schmaler 1858 aufs neue ein Geschäft, in das 1863 I. C. T. Pech als Gesellschafter eintrat; die Firma änderte sich nun in Schmaler L Pech. 1870 trat Schmaler aus und ging nach Ruß land; Pech siedelte nach Leipzig über und nahm den Verlag mit dahin, behielt aber die alte Firma bei, die Contiuuationslisten rc. übernahm die Weller'sche Buchhandlung. Im Verlage leisteten die Bautzner Handlungen sehr wenig, nur Weller brachte Einiges und Schmaler Wendisches. Die nächst größte Stadt der sächsischen Oberlausitz ist Zittau. Hier bestand schon seit 1705 eine Buchhandlung, von Joh. David Schöps gegründet. Zittau war jener Zeit eine der größ ten Industriestädte Sachsens und betrieb einen großen, weit aus gedehnten Handel. Im Anfang dieses Jahrhunderts zählte sie 8000 Einwohner, jetzt 18,000. Das Geschäft erbte in der Fami lie fort, 1750 unter der Firma I. I. Schöpfens sel. Erben, später I. D. Schöps und sodann Schöpsische Buchhandlung; zuletzt besaß es Joh. Jacob Schöps und dann dessen Söhne Joh. Wilh. und Joh. Eduard, die aber den Namen änderten und sich Heyn nannten. Das Schöpsische Geschäft, in einem unschein baren Laden betrieben, konnte von Anfang seiner Begründung bis 1830 ein blühendes genannt werden, wozu vornehmlich die nahe böhmische Grenze viel beitrug. Oesterreich war für die deutsche freiere Literatur durch sein strenges Ccnsurwesen fast hermetisch verschlossen, die Bücherpascherei blühte wie das gesammte Pascher wesen, und die Schöpsische Buchhandlung hatte reiche, schöne Kund schaft in Böhmen. Indeß, alles hat seine Zeit; so schien es, als ob mit dem Namenswechsel der Besitzer, die zwar den alten Namen als Firma behielten, der Segen geschwunden wäre; sie verkauften 1858 an E. Förster mit Firma, der aber 1861 fallirte, nachdem die Firma 155 Jahre bestanden hatte und durch ihren Verlag, ganz besonders der Peschek'schen Rechenbücher, die im vorigen Jahrhundert, und noch in diesem starken Absatz fanden, weit und breit bekannt war. Nach 125jährigem Bestehen als einzige Buchhandlung Zittaus erhielt dieselbe einen Concurrenten an I. G. Taubert, der 1830 daselbst eine neue Sortimentsbuchhandlung begründete. Sie bestand jedoch nicht lange und ging 1834 auf C. G. F. Birr und O. M. Nauwerk, die in diesem Jahre sich etablirteu, über. Nauwerk schied 1836 aus und Birr firmirte allein, gab 1844 das Sortimens- geschäft auf und behielt bloß den geringen Verlag; er siedelte 1848 nach Dresden über, wo seine Firma 1855 gänzlich erlosch. Nau werk hatte einen Theil des Hilscher'schen Verlages in Dresden ange kauft, woraufhin er 1836 ein Verlagsgeschäft in Zittau gründete, das aber auch 1839 einging. 1846 etablirte sich W. Pahl als Buchhändler, der 1856 an A. Huch mit Firma verkaufte; Letzterer trat das Geschäft 1860 wieder an E. Arnold, ebenfalls mit Firma, ab; es besteht noch heute. Im ersten Viertel dieses Jahrhunderts waren Atlanten in den Schu len selten im Gebrauch, in den untern Classen der Gymnasien und in den Stadtschulen gar nicht; die Schüler kauften aä libitum einzelne Kärtchen zu 2 Gr. und die Hauptlicferungsquelle derselben war der Landkartenverlag von Schreiber's Erben in Leipzig, um 1770 gegründet. Nach 1830 trat dieser Verlag in den Hintergrund. Merkwürdigerweise kaufte denselben 1848 Joh. Eduard Heyn und firmirte: Schreiber's Erben, Landkartenhandlung in Zittau; 1857 verkaufte derselbe jedoch diesen wieder an F. Geißlcrin Leipzig und er wunderte nun wieder an seinen Ursprungsort. 453*
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