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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.09.1922
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- 1922-09-23
- Erscheinungsdatum
- 23.09.1922
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Mrl-lldlM f. d, Dtschn. »»chtzandil. Redaktioneller Teil. Xi 223, 23. September l922. Ruhmes und als Sittenbild ein Werk, das sich für die indische Kultur im 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. mit den ihm darin ähn. lichen belebt-bunten Schilderungen der 1001 Nacht vergleichen läßt. Fügt man noch hinzu, daß der Übersetzer seine Wissenschaft, liche Sorgfalt allseitig dem Werke zuwendete, daß er nicht allein dessen künstlerische Form dem deutschen Leser erkennbar macht, sondern ihm auch auf das bequemste den schrifttumsgeschicht lichen Zugang zu diesem indischen Klassiker eröffnet, wie auch durch einen handlichen Realienindex sowie sonstige Erläuterun- gen des Stofflichen und Zuständlichen das rasche Zurechtfinden in dem fernen fremden Lande ermöglicht, so hat man damit eigent- lich auch schon betont, daß diese Ausgabe für deutsche Über- fetzungen aus den orientalischen Sprachen mustergültig scheint. Der deutsche Buchfreund, der Weltliteratur sammelt, wird meist für die Orientalin aus Übersetzungen in die europäischen Spra chen angewiesen bleiben und jede wirkliche Bereicherung dieses Teiles seiner Bücherlistcn um so dankbarer begrüßen, als sie noch große Lücken zeigen, die man, für den Stand um 1960, in Eduard Grisebachs Weltliteratur-Katalogen auffinden und mit manchen seitdem hinzugekommenen Ergänzungen ausfllllcn kann. Aber auch da, wo mau sich für die europäischen Sprachen klassi scher deutscher Übersetzungen berühmt, ist Vorsicht geboten, um so mehr, je klassischer diese Übersetzungen sind. Denn auch die Übersetzungsliteratur vermag sich nicht ganz und gar den lite rarischen Strömungen ihrer Entstehungszeit zu entziehen. Die klassische deutsche Übersetzung ist die Shakespeare-Über tragung A. W. v. Schlegels, deren ebenso dem englischen Dichter wie dem deutschen Übersetzer gerecht werdende wissen schaftliche Sicherung eben erst die neue Ausgabe des Insel- Verlages vornimmt. Sie hat den allein möglichen Weg ge sucht, die Eigenart der Shakespeare-Übersetzung Schlegels zu er halten. Shakespeare mutzte Schlegel als Klassiker, im Sinne Weimars, mit romantischen Zügen erscheinen, derart hat er vom damaligen Standpunkte der Shakespearephilologie her das dich terische Werk des Dramatikers gesehen und herausgearbeitet. Der barocke Shakespeare versteckte sich vor dem Kunstempfinden seiner Epoche überhaupt, wodurch dann häufig ein falscher Grundton in Schlegels Übertragung hineinkam. Dazu kommt noch etwas anderes. Wir wissen heute, daß die Shakespeare- Textüberlieferung bereits in des Dichters Lebenszeit aus man cherlei Gründen durch fremde Hinzufiigungen und Überarbei tungen verändert wurde. Es ist leider ein negatives Wissen, das eher die zweifelhaften Textstellen auffinden, als sie durch die rich tigen ersetzen läßt. Immerhin war es wünschenswert, daß auch diese Ergebnisse der Shakespearephilologie, obschon sie des öfte- ren nicht schwarz auf weiß, das heißt nur durch begründete Ver mutungen, zu beweisen sind, einmal folgerichtig einem Über setzungsversuch zugrundegelegt wurden. Die Anwendung der hierhergehörigen modernen philologischen Arbeitshypothesen hat mit nicht geringem Erfolge Hans Rothe für seine neue Sha kespeare-Übersetzung versucht, deren erste, im Verlage von Meyer L Jessen, München, erscheinenden Bände den kühnen Neuerer rechtfertigen. Die Rekonstruktion des echten Macbeth- Textes, 'soweit sie möglich wurde, die Auswertung des Troilus und Cre ssid a-Stückes im Sinne des Ver- sassers, die Einstünimung der in Einzelheiten nicht leicht ver ständlichen Hoffestdichtung des »W i e « s Euch gefällt« auf seinen ursprünglich noch vernehmbaren Ton, die Kennzeichnung der Theaterbearbeitungsverstümmelungen des König Lear sind die ersten Proben, die Hans Rothe vorlegt. Er ist, wie die Titel zeigen, den Schwierigkeiten nicht aus dem Wege gegangen und hat seiner neuen Übertragung Geltung, auch bereits Büh nengeltung, neben den älteren deutschen Vorgängern zu verschaf fen verstanden. Die Bemühungen, Shakespeare der deutschen Sprache zu gewinnen, reichen auf den Bücherbrettern nun von Wieland bis Rothe. Doch nicht lediglich als ein Buchwerk ist die neue Übersetzung zu verstehen, sondern auch als ein sehr schätzens werter Helfer zum besseren Hören des englischen Wortlautes. Wer ausgerüstet ist mit feinen und gebildeten Sinnen für den Klang des lebenden Wortes, dem muß es auch daran liegen, deutlicher Shakespeares Sprache zu hören, der, wie der aller großen Dichter, die Fähigkeit eigen ist, Menschenstirnmen verschie denster Art erklingen zu lassen. Das ist noch mehr, als es etwa dem eminenten Talente eines Tallemant des Rsaux glückte, die verschiedenen Sprechweisen in ihrer Tönung fast phonographisch zu protokollieren. Eine ausführlichere Begründung seiner Über setzung wird Hans Rothe Wohl noch veröffentlichen. Einstweilen sei hier gesagt, daß es sich dabei nicht um Bacon-Shakespeare- Theorien oder ähnliches handelt, sondern um die Durchleuchtung des sehr wenig sicheren Shakespeare-Textes nach exakten lin guistischen Methoden, und wenn man will, sogar um eine Über windung des Ästhetentums, das im Formalen besangen bleibt, mit seinen eigenen Waffen. Der Bestimmung der Anteile der einzelnen Autoren in einem Textgewebe verschiedener Verfasser läßt sich das Auffinden des ursprünglichen einer Landschaft, einem Ort, einem Volks stamm Eigenen vergleichen, das verwischt wird von den Ausglei chungen einer Entwicklung, die auf den Gleichmachungszwang hinsührt. Das romantische Deutschland, das noch um die Mitte des neunzehnten Jahrhunderts großangelegte pittoreske Reise beschreibungen zu schildern unternahm, ist nicht mehr so leicht aufzufinden. Aber verschwunden ist es nicht, wenn man es suchen will. Das schnelle Reisen ist dem Verweilen wenig günstig, nicht dem Verweilen an einem Orte, aber auch nicht dem Verweilen bei seiner Vergangenheit, bei den mannigfachen ge schichtlichen und ^sonstigen Beziehungen, die in ihrer Gesamtheit und in ihrem Zusammenhangs das ihm Eigentümliche ausmachen. Der Reisende überschlägt in den Reisehandbüchern die gelehrten Anmerkungen, die lokachistorische Forschung mit ihren Vereinen und Zeitschriften bleibt isoliert. Dem entspricht es, daß in den deutschen Bibliophilen-Bibliotheken — ganz im Gegensatz zu denen anderer Länder — für die historisch-topographischen Fächer nur sehr wenig Raum gelassen wird oder doch 'wurde. Denn in letzter Zeit ist eine recht starke Teilnahme für die alten hierher gehörigen Bücher rege geworden, und auch die neuen vermehren sich, die sich mit ihren Darstellungen eines deutschen Landes teiles nicht lediglich mehr an die »Einheimischen« wenden wol len, die ein allgemeineres Interesse finden. Ein Zeichen, daß die deutsche Landeskunde, oder wie man sonst dieses Literaturgebiet nennen will, in dem sich Geographisches und Historisches, Folk- loristisches und Kulturhistorisches verbinden, zu einer mehr an erkannten Selbständigkeit kommt. Das mag auch an den Zeit verhältnissen liegen, das Reisen ist nicht mehr so leicht gemacht, man erweitert es mehr als früher durch einen literarischen Vor- und Nachgenuß, die politischen Geschehnisse haben Empfindungen gestärkt und geweckt, die früher weniger hervortraten, kurz und gut, nicht allein ein allzulange vernachlässigt gewesenes Sam- melgebiei, dessen Wahrzeichen der vollständige Merian ist, kommt wieder zu Ehren, sondern auch der deutsche Leser verlangt eifriger nach den für ihn den Heimatbegriff verkörpernden Wer ken. Eine Anzahl neuer und schöner Veröffentlichungen solcher Art kommt aus Bayern. Daß es auch in diesem beliebten Touristenlande an vielbesuchten Orten kennenswerte, stille Win kel gibt, zeigt ein von Julius Diez ausgestattetes Büchlein: Aus Alt-Bayern. Städte und Bilder von Hans Karlinger. München, Verlag für praktische Kunstwissenschaft, l920, das trotz seines schon etwas zurückliegenden Datums nicht vergessen sei, weil es durch die Art seiner Anlage und Ausführung, die von dem Einzeleindruck ausgeht, manches Mustergültige zu haben scheint. Ein ähnliches Verfahren wendet vorteilhaft an: Armin Haus laden, Köstlichkeiten aus dem Münchener Nesidenz- muscum. Mit 59 Bildtafeln. München, Verlag für praktische Kunstwissenschaft, 1922. Er lehrt die jetzt allgemein zugänglich gewordene Münchener Residenz ken nen, nicht in einer ausführlichen Beschreibung, sondern an aus- gewählten Beispielen ihrer Kunstschätze. Bald ist es ein Pracht möbel, bald eine Raumkunstwirkung, bald ein einzelnes Zierstück, das dem Betrachter in Bild und Wort erläutert wird, und aus diesem Bunterlei festigen sich für ihn die Stützpunkte eines Ge samteindruckes, die zu vermehren und zu verstärken er so geschult wird. Nicht mit Unrecht hat man die Baedekersternchen auch der Museumsführer verspottet, obschon diese ebenso wie die Reise handbücher für das Sehenswerte einige Vollständigkeit ihrem 1344
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