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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 11.10.1876
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- Erscheinungsdatum
- 11.10.1876
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- Deutsch
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macht, sowohl zum Zweck des Studiums, als zu dem des ästhetischen Genusses Werke zu schaffen, die früher an der Kostspieligkeit und Schwierigkeit der Herstellung scheiterten oder, wenn sich ein reicher und opferwilliger Verleger fand, durch ihren theuern Preis nur einem Kreis von Auserwählten zugänglich waren. Wie anders heute! Wenn vor Jahrzehenden die deutschen Ver- lagshandluugen kaum nach Dutzenden gezählt werden durften, welche den ausübenden Künstlern und den Kunsthistorikern Material an Vorbildersammlungen oder Originalstudien zuführten, wenn die deutsche Kunst so lange einer würdigen Vertretung in der Journal literatur entbehrte — heute haben über hundert deutsche Verleger die reichsten Schätze ihrer Thätigkeit hier zur Ausstellung gebracht (und andere hundert, darunter nicht die unbedeutendsten, fehlen), heute zeigen uns ganze Reihen von technischen Anstalten für Kunst druck jeder Art ihre Produkte in einer Vollendung, welche, die Ge- sammtheit der Leistungen taxirt, den Ländern deutscher Zunge in einer Concurrcnz unbedingt den ersten Platz zuweisen wird. Es ist natürlich und aus der ungenügenden Veröffentlichung des Comitäs bei Vorbereitung der Ausstellung erklärlich, daß sich in unverhältnißmäßig zahlreicherer Weise als alle anderen Verleger diejenigen betheiligt haben, deren Verlag in directer Beziehung zum Kunstgewerbe steht — so die Verleger von Vorbildersammlungen, von Ornamentstudien für die verschiedensten Arten der Ausführung. Berliner, Dresdener und Wiener Verleger wetteifern mit privaten Publicationen von großartigster Anlage (wie Zettler's Schätze der reichen Kapelle); Lichtdruck, Farbendruck, Kupferstich, Holzschnitt dienen diesen wesentlich instruktiven Zielen mit größerer oder ge ringerer Zweckmäßigkeit. Wenn es auch nicht unseres Berufes ist, auf den materiellen Werth der ausgestellten Werke beurtheilend eiu- zugchen, so möchte es sich doch den Dank des Verlagsbuchhandels verdienen, wenn ihm hier die Meinung Sachverständiger, soweit sie ^den buchhändlerischen Unternehmer trifft, vermittelt wird. So ^Lrden uns mehrfach photographisch aufgenommene Vorbilder- Mlungen, welche mehrere Gegenstände auf einer Platte vereinigt mWWost nicht einmal von der Seite ausgenommen zeigten, welche allein ein vollständiges und richtiges Bild des Gegenstandes ge geben hätte, als für den Fachmann absolut werthlose Bilderbücher bezeichnet. Die leichte und billige photographische Reproduktion sollte eben auch nicht dem Photographen allein überlassen werden, der im günstigsten Fall nur den malerischen Standpunkt wahrt, ohne an die Benutzung seines Products als Vorlage für den Tech niker zu denken. Sollte nicht in diesen Andeutungen für manchen Verleger eine Erklärung liegen, warum seine mit so großen Hoff nungen hinaus gegebenen Publicationen ohne den erwarteten Erfolg geblieben sind? Ausdrücklich erwähnen müssen wir ein Feld der Verlagsthätig- keit, welchem durch die Erfindung des Lichtdrucks die breitesten Bahnen eröffnet sind. Es ist das die absolut getreue Reproduktion der alten Meisterwerke in Kupferstich, Holzschnitt und Handzeich nung. Wer die Schwierigkeiten und die Preise kennt, welche es kostet, um sich in den Besitz von Exemplaren der Arbeiten Dürer's und seiner Zeitgenossen, nicht weniger der um fast ein Jahrhundert später blühenden Meister der Renaissance zu setzen, der weiß das Verdienst solcher Unternehmungen zu würdigen, wie Wasmuth's Reproduktion des Sibmacher'schen Spitzenbuchs oder Obernetter's Folge von Faksimiledrücken aus dem königl. Kupferstichcabinet in München (M. Kellerer's Comm.-Verlag). Beim Durchgehen der historischen Abtheilung, welche gerade in technisch verwendbaren alten Mustern eine seltene Auswahl bietet, ergibt sich die mannig fachste Anregung zu ähnlichen Unternehmungen. Welche willkommene Gabe für Kunstgewerbeschulen, für Maler, für Architekten wäre nicht eine billige Vervielfältigung der Handzeichnungen aus der Sammlung des Landamman Dietrich Schindler in Zürich, der Ori ginalzeichnungen zu dem Schmuck der Herzogin Anna und des Her zogs Albrecht V. von Bayern von Hans Mülich (aus dem Besitz des vr. v. Hefner-Alteneck), der prächtigen Originalzeichnungen, sowie der äußerst seltenen Arbeiten Dürer's in Holzschnitt und Kupferstich in der „Gruppe Heraldik", gesammelt und ausgestellt von v. Hefner- Alteneck, nicht zu gedenken der einzelnen von Mayer v. Mayerfels in derselben Gruppe zur Ausstellung gebrachten Raritäten! Aber mögen auch noch so manche Schätze zu heben sein, das muß doch zugegeben werden, daß ohne den jetzt bereits vorhandenen Rcichthum bester instruktiver Literatur, au dessen Verdienst der Buchhandel ja doch wenigstens einen guten Bruchtheil in Anspruch nehmen darf, die Ausstellung auf der ersten Gallerie des Glaspalastcs, welche die Leistungen der deutschen Kunstgewerbeschulen vorführt, das nicht aufzeigen könnte, was hier in Wirklichkeit geboten wird. Wir können freilich auf dieses an sich uns fernliegcnde Gebiet nicht eingehen. Allein auch unsere Leser mag es interessiren, daß, wenn die gesammte Ausstellung dem deutschen Kunstgewerbe einen ehren vollen Platz in der Gegenwart anweist, diese specielle Abtheilung die Garantien in sich schließt, daß dieser Platz uns so leicht nicht verloren gehen kann. Daran mitzuhelfen ist auch die Aufgabe des deutschen Buchhandels! Aber nicht nur den Lehr- und Studienzwecken haben die tech nischen Erfindungen der letzten Jahrzehcnde neue Wege erschlossen und neue Mittel geschaffen. Auch die nur dem ästhetischen Genuß dienende Literatur hat dadurch eine bis in die untersten Bevölkerungs klassen dringende Ausdehnung gewonnen. Freilich — und das ist zu bedauern — zeigt die Ausstellung des Verlagsbuchhandels fast nur die großartigsten Leistungen der sogen. „Prachtwerke" auf; allein die Wahrheit unseres Satzes erweist sich in den Ausstellungen der Holzschneideateliers, der Chromolithographieverleger, welche uns Artikel vorführen, die trotz künstlerisch vollendeter. Ausführung, für die weitesten Kreise des Volks ihrem Preise nach bestimmt sind. Eben solch weitem Kreis des Publikums sind auch die illustrir- ten Classikerausgaben der Grote'schen Verlagshandlung bestimmt, von denen wir nur einige wenige Proben hier sehen. Im Allgemeinen wiegt, wie schon erwähnt, die Salonliteratur vor, die „Prachtwerke", von denen Pallete von Circularen uns die letzten 10 Wochen vor Weihnachten versichern: „daß zum Fest keines davon auf Lager fehlen dürfe". Dazu sind sie alle auch in ihr Salonkleid gesteckt, den vorderen Deckel schwer mit Gold, Email und — wo es recht üppig sein soll — mit Metallbeschlägen geziert, Medaillons aus allen möglichen und unmöglichen Compositionen, aber ohne die vielfach nöthigen Hebemaschinen und Umblättermecha nismen. Da bricht ein Tisch fast unter Dorä's Bilderbibel, des selben Märchen und den sonstigen Publicationen Hallberger's; dort glänzen P. Neff's prächtige Ausgaben von Schwind's Melusine, Göschen's alte und neue Prachtausgaben, zugleich Muster geschmack voller Typographie und gediegener Buchbinderkunst, auf der andern Reihe der Cabinete hat Leipzig, Dresden, Berlin seine Schätze auf gestapelt; wieder an andern Plätzen sind einzelne Münchner und Wiener Firmen zu finden — aber den Mittelpunkt des Interesses aller Derjenigen, die sich von den verschiedensten Standpunkten aus für die illustrirte Literatur interessiren, bilden die Cabinete der Hrn. Fr. Bruckmanu in München und Kirchner L Stroefer in New-Aork. Elfteres bietet eine Auswahl der schönsten Leistungen dieser Firma, zum Theil dem Buch- und Kunsthandel längst bekannt, zum andern Theil erst in Vorbereitung; letzteres gibt Proben aus nur einer in Vorbereitung befindlichen, im Augenblick, wo diese Zeilen in Druck gehen, wohl der Vollendung nahen Publikation, welche zur Verglei chung mit dem von Bruckmann Gebotenen geradezu heraussordert. Es ist auf den ersten Blick eine eigenthümliche Erscheinung daß im
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