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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.10.1876
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- Erscheinungsdatum
- 16.10.1876
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- Deutsch
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240, 16. October. Nichtamtlicher Theil. 3743 an der bisherigen (d. h. eben bis 30. Juni 1849 bestehenden) Verpflichtung wird nichts geändert — also, es wird nichts daran geändert, daß die Verpflichtung nicht mehr besteht. Hätte das gedachte Rechtsgutachten diesen wesentlichsten Um stand nicht übersehen, so wäre dasselbe nicht zu dem Schluffe ge langt, daß kein Zweifel obwalte, daß die Bestimmung der Ablie ferung der Pflichtexemplare in Preußen zu Recht bestehe. Es ist das vielmehr sehr ernstlich zu bezweifeln! Dagegen glaube ich selbst nicht, daß der vorstehende juristische Beweis, daß die Bestimmung nicht zu Recht besteht, die factische Execution der Bestimmung aufheben wird, zumal die Beschrei tung des Rechtsweges, solches auf diesem zu erreichen, ausgeschlos sen ist. Der Reichstag hat sich bei der Berathung des jetzigen Reichs- Preßgesetzes bei der Beschlußfassung bezüglich der sog. Pflichtexem plare durch die höchst einseitige Darstellung seitens einiger der Literatur nahestehenden Mitglieder des Reichstages zu der Bestim mung, welche das Gesetz jetzt enthält, verleiten lassen; hoffen wir, daß, wenn der Gegenstand, sei es früher oder später, an den preu ßischen Landtag kommt, derselbe dort mit mehr Sachkenntniß und mehr Unbefangenheit entschieden wird. — o — Die literarische Production Italiens. Es sei mir im Folgenden gestattet, aus einen Artikel hinzu weisen, den der jüngst erschienene dritteBand von KarlHillebrand's „Jtalia" aus der Feder Paolo Lioy's enthält und der für die Leser des Börsenblattes von ganz besonderem Interesse sein dürfte.*) Lioy war, wie wir aus der Vorbemerkung zu seiner Abhandlung ersehen, Berichterstatter der parlamentarischen Commission über die Erwei terung des Stimmrechts aus alle diejenigen Italiener, welche lesen und schreiben können, und diese Aufgabe der Berichterstattung führte ihn zu der Untersuchung, welches Wohl die geistige Nahrung der un tersten Schichten des italienischen Volkes sei, und auf Grund dieser Prüfung unternahm er es, eine Moralstatistik anzubahnen, soweit eine solche auf der Grundlage der literarischen Productions-Statistik möglich ist; denn ihr Ergebniß wird ja freilich stets mehr oder weniger problematisch sein und schon Oettingen hat in seiner „Mo ralstatistik" die Schwierigkeit, aus der Literaturstatistik einigermaßen sichere Schlüsse auf die Socialethik zu ziehen, mit Nachdruck betont. Die Quantität der Bücher und Zeitschriften, welche die Lectüre eines Volkes bilden, kann naturgemäß keinen Aufschluß über die Qualität derselben geben und diese Einschränkung ist bei allen der artigen Untersuchungen die gegebene Prämisse. Ich will im Folgenden die statistischen Nachweise, soweit sie über die literarische Production Italiens Auskunft geben, aus der erwähn ten Abhandlung herausheben. Der Vergleich mit den statistischen Er gebnissen unserer Literatur ergibt sich von selbst und dürfen die letz teren wohl als hinreichend bekannt vorausgesetzt werden. Als Hauptquelle diente dem Verfasser Ottino's „Zeitschriften, Buchhandel und Buchdruckereien in Italien", ein Werk, welches vom Verein italienischer Buchhändler auf die Wiener Ausstellung geschickt wurde, um von der Thätigkeit des italienischen Buchhandels Zeugniß abzulegen. Daß unsere Bibliographie die Italiener um ein Beträchtliches überflügelt, wird von Lioy bedingungslos zuge standen, und die musterhafte Organisation des deutschen Buchhan dels — durch welche allein diese annähernde Vollständigkeit unserer Kataloge erreicht werden kann — tritt in seiner Schilderung, gegen über der Zerfahrenheit des italienischen Buchhandels, dem jede straffe Concentration mangelt, in doppelt Helle Beleuchtung. Das *> Paolo Lioy: „lieber die geistige Nahrung des italienischen Volkes". Jtalia. Bd. 3., S. 90 n. ff. Publicum ist dort mit der literarischen Production fast gänzlich un bekannt; nicht zum geringsten Theil auch durch Schuld der Autoren, die bis heute vielfach die Vorliebe für den Selbstverlag sich bewahrt haben. Was sie auf eigene Kosten, zum Theil in den kleinen Städten, drucken lassen, kommt selten an die literarische Oberfläche und in den meisten Fällen hängt es lediglich vom Zufall ab, ob das Publicum von der Existenz ihres Werkes Kunde erhält. An Reformversuchen hat es nicht gefehlt. Versuche zur Her ausgabe eines regelmäßig erscheinenden Katalogs sind gescheitert, und auch Pomba's Vorschlag auf dem Turiner Congreß zur Errich tung einer Buchhändler-Messe ist ohne Resultat geblieben. Aber wenn wir die literarische Bewegung Italiens an der Hand der Sta tistik betrachten, so werden wir mit Freuden einen stetigen und nicht unbeträchtlichen Aufschwung constatiren können. Hier, wie überall, haben große politische Ereignisse den literarischen Wellenschlag ver stärkt, und wenn derVerfasser seine Abhandlung mit dem hoffnungs freudigen Satz beschließt, daß die Königin der Welt sich aufs neue verjünge und sich vorbereite, die Stellung wieder zu erobern, die sie in ihrer ruhmreichen Vergangenheit einnahm — so können wir uns gern und rückhaltlos dieser Hoffnung anschließen. Unter anderem constatirt derVerfasser als ein erfreuliches Symptom die entschiedene Abnahme der Einfuhr französischer Literatur im Verhältniß zur eigenen Production, was ich hier nicht unerwähnt lassen will. Italien ist immer ein geeignetes Feld für die Buchdruckerkunst gewesen. Im Jahre 1480 waren bereits in 80 italienischen Städten Buchdruckereien, während zur selben Zeit in Deutschland erst 9 Städte in Besitz einer Druckerei sind. Aber in der Folgezeit hat die Geschichte ein arges Darniederliegen des literarischen Lebens zu verzeichnen. Der Mangel allgemeiner Bildung, der Druck der Cen- sur, der weltlichen und geistlichen, hemmte den freien Aufschwung des Buchhandels. Auch in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts sah es noch traurig aus. Im Jahre 1835 gab es in ganz Italien nur 464 Buchdruckereien und Buchhandlungen. Ein nicht unbe trächtlicher Aufschwung datirt von jenem 26. März 1848, an wel chem in Piemont die Preßfreiheit eingeführt wurde; allein die eigentliche Blüthezeit beginnt mit den Jahren 1859 und 60. Seit dem ist ein stetiger Aufschwung zu verzeichnen. Gegenwärtig hat Italien 1083 Buchhändler, von denen 150 zugleich Verleger sind. Die Vorliebe für den Selbstverlag ist freilich bei den Autoren noch nicht ganz erloschen und dort wie überall ist die Klage über schlechte Honorare der Verleger im Schwange. Mit wie viel Berechtigung, wage ich nicht zu entscheiden. Ueber die Production geben die folgenden Zahlen Kunde. Im Jahre 1835 erschienen 2819 Werke in 4295 Bänden und steigt diese Zahl im folgenden Jahre auf 3314 Werke. Die folgenden Jahre hat der Verfasser übersprungen, weil genaue Nachweise dar über fehlen. Er geht gleich zum Jahre 1863 über, in welchem 4243 Werke gedruckt sind, welche sich auf die einzelnen Wissenschaften in folgender Weise vertheile»: 685 über Literatur, 608 Pädagogik, 460 Religion, 286 Oekonomie und Statistik, 257 Geschichte, 339 Jurisprudenz, 232 Politik, 238 Medicin, 226 Technologie, 226 Polygraphie, 155 Handel und Finanzwesen, 144 Biographien, 117 Mathematik, 93 Philosophie, 93 Naturwissenschaften, 82 Kunst, 45 Geographie, 33 Philologie und 30 Varia. Weit bedeutsamer ist die Zahl der im Jahre 1872 erschienenen Druckschriften; von 6798 Werken kommen, um nur 3 Disciplinen herauszugreifen, 1756 auf Literatur (gegen 685 im Jahre 1863), auf die Naturwissenschaften 430 (gegen 93 im Jahre 1863) und auf die Philologie 171 (gegen 33 im Jahre 1863). Mit diesem Fortschritt der heimischen Production wächst auch der Verkehr mit dem Ausland, wenn gleich naturgemäß die Einfuhr immer noch größer ist als die Ausfuhr. Ueber die Zeitschriften-Production gibt der Verfasser folgende
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