Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.09.1922
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1922-09-16
- Erscheinungsdatum
- 16.09.1922
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19220916
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-192209163
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19220916
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1922
- Monat1922-09
- Tag1922-09-16
- Monat1922-09
- Jahr1922
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. >'» 217, 16. September 1822. zuvor in Königsberg eingetroffen war, um ia corpore an dem, Jubiläum der Firma Gräfe L Unzer teilzu- nehmen (vergleiche Börsenblatt Nummer 215) und in Voistandssitzungen borzuberaten, traf sich das Gros am Sonn abend morgen an einer geistigen Stelle, der Universität, und zog nach dem Knciphof, wo der Pietät vor einem Geistesgrößen da durch Ausdruck verliehen wurde, daß an Immanuel Kants Grabstätte ein Kranz niedergelegt wurde, dessen schwarze, silbergefaßte Schleife die Jnschrist trug: »Dem Andenken Kants —die Deutschen Buchhändler«. Herr WaltherJäh,der Vor- sitzende des Verbandes der Kreis- und Ortsverein« im deutschen Buchhandel, sprach kurze Worte des Gedenkens. Er sprach von den beiden Begriffen Freiheit und Humanität, die in der Kantischen Philosophie eine so überragende Rolle spielen. Er schloß: »Wenn deutsche Buchhändler diese stille Stunde dem Andenken des größ ten Sohnes der Stadt Königsberg, eines der größten Söhne ihres Vaterlandes weihen, so können sie als Diener, Hüter und Verbreiter des unverlierbaren geistigen Schatzes, dessen Mehrer Kant war, ihm nicht besser gerecht werden als in dem Gelöbnis, Freiheit und Humanität im Kantischen Sinne auch zu den Leitsternen ihres beruflichen und menschlichen Wirkens zu machen«. Nach einer Dom besichtigung traf sich die Schar von etwa 360 Gästen an der Grünen Brücke, von wo aus unter Führung von Bürgermeister Or. Gör deler eine Hafenrundfahrt unternommen wurde. Am Hafenbecken IV wurde zu kurzem Imbiß gehalten; nach Weiterfahrt bis in Haffsicht wurde bei der Walzmühle an Land gegangen und der Weg nach der Scheffnerschule zu Fuß zurückgelegt, wo in der Turnhalle blondköpfige Jungen und Mädel der Gäste harrten. Rektor Börschmann wies auf die Verbindung von Schule und Buchhandel hin und machte auf die Lehrer, wie Schülerbibliothek aufmerksam. Unter dem Taktstock von Lehrer Morr brachten die Hellen Kinderstimmen dann eine Reihe von wohleingellbten Liedern zu Gehör, bei denen die reichsdeutschen Herzen warm wurden. Durch diesen Gesang haben die Kinder — und die sie betreuen — einen vaterländischen Dienst erwiesen, denn wenn andere Eindrücke aus Königsberg verwischt sein werden, wird die durch das deutsche Lied erzeugte Stimmung noch nachklingen. Eine spontane Sammlung zugunsten der Kinderbücherei ergab im Handumdrehen die schöne Summe von über 6000 Mark. Nach einem Frühstück im Blutgericht, einer Stätte, die als eine der romantischsten Künstlerkneipen Deutsch lands auch aus die Buchhändlergemiiier ihre Wirkung nicht ver fehlte, nahm die eigentliche Tagung in der Stadthalle ihren An fang. Nach den oben skizzierten Eingangsworten des Herrn Jäh erhob sich der n. Schriftführer des Börsenvereins, Herr Otto Paetsch - Königsberg? und begrüßte seine Kollegen mit folgender Ansprache: »Unsere an der äußersten Grenze Deutschlands gelegene Stad! Königsberg kann weder mit den Naturschönheiten des Südens, noch mit dem Reichtum des Westens wetteifern, unsere Kultur ist auch eine junge, aber die stille treue Ostmark, die mit deutschem Blut gegen fremden Ansturm so oft behauptet wurde, hat höchste Rechte an deutsche Liebe, namentlich jetzt, wo sie sich in politischer und wirtschaftlicher Not befindet. Jener Liebe Ausdruck zu geben, sind Sie zu uns gekommen, und dafür haben Sie Dank. Im Zukunftskampf des Deutschtums um sein Dasein im Osten fällt dem Buchhandel eine hohe Aufgabe zu. Der deutsche Buch händler verwahrt und verwaltet mit dem deutschen Buch gerade die wirksamste Waffe für diesen Kampf, und von seinem Idealis mus wird viel für das Durchhalten und für den Erfolg in diesem Ringen abhängen. Durch Ihren Besuch erhalten wir eine wert volle Rückenstärkung. Dem deutsche» Volke in seiner Gesamtheit, deutscher Art und deutscher Geltung galt unsere Arbeit in den Ta gen der Macht und des Glanzes, ihr soll sie auch in den heutigen Zeiten der Not gelten. Die deutsch« Ostmark, als Grenzmark gegen die slawische Welt, soll wiebisher Trägerin und Hüte- rin des Deutschtums bleiben. Das Deutschtum liegt nicht allein im Geblüt, sondern nach Lagardes Wort vor allem im Gemü t. Seine Pflege ist die Lebensquelle deutschen Volkstums. Die deutsche Seele aber hat sich eine Heimat ge schaffen in der deutschen Sprache, in den Werken deutscher Dichter und Denker, und gerade i h ne n g I l t uns e r e A r b e i t. Liegt! >314 ^ auch das Vaterland zurzeit aus tausend Wunden blutend am Boden, ohne inneres Krastbewutztsein, ohne Ideale, w i r geben die Ideale nicht auf, wir hören nicht auf zu hoffen und glauben nicht, daß das starke große Deutschland ins ewige Grab sank. Das glaube, wer es glauben kann, Doch nimmer dars's «in deutscher Mann! So lang' sich deutsche Kraft noch regt. So lang' ein deutsches Herz noch schlägt, So lange glaub' ich unverzagt, Daß einst ein neuer Morgen tagt, An dem mein deutsches Volk erwacht Zu neuem Glanz, zu alter Pracht!- Oberpräsident Siehr dankte den Buchhändlern, daß sie die Beschwernisse der weiten Reise aus sich genommen. Nicht neugierige Sehnsucht trieb Sie Wohl her, was Wohl heute ein Mitteleuropäer unter dem »polnischen Korridor« zu verstehen habe, auch kaum der Gedanke an landschaftliche Schönheiten, — denn von den tiefen, intimen Schönheiten unserer Heimat weiß man im Reich leider viel zu wenig; — Sie wollten uns hier, die wir auf äußerstem Posten kämpfen, wissen lassen, daß das ganze große deutsche Vaterland hinter uns steh t (Lebhafter Beifall). Und in diesem Kampfe können gerade Sie uns Helsen. Wir haben hier in unserem Nord-Ostwinkel eine Kultur in Wissenschaft, Kunst und Literatur zur Blüte gebracht, die nicht hinter der anderer Landesteile zu rücksieht und sich in regem Austauschverkehr mit dem Reiche be findet. Seit sich das Gebilde des Korridors zwischen uns und das Reich geschoben hat, ist außer der wirtschaftlichen und politischen auch eine kulturelle Gefahr entstanden. Sic wäre ein schweres Unglück, wenn sich unsere Kultur in sich abschlietzen wollte. Für die Deutscherhaltung unserer Provinz ist es von allergrößter Be deutung, baß hier eine möglich st vollständige Samm lung über unsere Wirtschaft, Literatur und Kultur entsteht. Bei der Schaffung dieses Archivs könnte der Buchhandel helfen. Das Gefühl, nicht allein zu sein, ist uns in unserem Kampfe besonders wertvoll, wie vor zwei Jahren bei dem glänzenden Abstimmungssieg in Masuren, der manchem im Reich damals das Herz warm gemacht hat. In der reichen Be schickung sehen wir das Zeugnis, daß jeder das Gefühl hat, daß hier ein einsamer Stamm sitzt, der einen schweren Posten ver- teidigt, aber ein Stamm, der nicht dar am denkt, sich unter kriegen zu lassen. (Beifall und Händeklatschen.) Verbreiten Sie es, wenn Sie in Ihre Heimat zurückkehren, daß wir entschlossen sind, an unserm Deutschtum fest zu halte n. Bürgermeister vr. Gördeler entbot den Gruß des Ober bürgermeisters. »Von allen Vereinigungen, die unsere altehr würdige und doch so jugendlich-frische Stadt besucht haben, be grüßen wir die Buchhändler besonders. Sie hören hier immer wieder einen Ton: Unsere Aufgabe ist eine vaterlän disch e. Der polnische Korridor ist eine große Wunde, die bis an unser Herz reicht. Diese Wunde zu heilen, ist unsere und un- serer Kinder Aufgabe. (Bravo uNd Händeklatschen.) Dank Ihrer unübertrefflichen Organisation, durch die Sie ein einzig dastehendes Werk geschaffen haben, werden Sie die schwierigen Zeiten zu überwinden wissen. Ihnen ist es bereits gelungen, Ihre Erzeug nisse auf einem billigen Preisniveau zu erhalten, dazu gehört Idealismus. Neben dem kategorischen Imperativ wünsche ich Ihnen Wagemut, wie ihn die Stadt Königsberg mit ihrem Hafenbau beweist. Schwere Arbeit haben wir in schwerer Zeit begonnen, aber wenn wir nicht arbeiten, werden wir von der slawischen Flut verschlungen werden«. Der Bürgermeister gedachte auch der Jugend der Stadt, die sich in die Herzen hineingesungen hätte, und bankte für die schöne Spende. Der Prorektor der Universität Geheimrat Professor vr. Mat 1 hes wies auf die B e z i e h un gen z w i s ch e n Wis senschaft und Buchhandel hin, die in Ostpreußen von jeher besonders eng gewesen seien. Die Königsberg» Buch handlungen sind immer etwas Besonderes gewesen. Sie waren ein Zentrum der Kultur. Wissenschaft und Buchhandel haben beide einander zu danken, so auch für eine erst kürzlich 1 den Studierenden zur Verfügung gestellte Spende.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder