5672 Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Künftig erscheinende Bücher. 105, 7. Mai 1912. Verlag für Litteratur und Kunst Albert Langen München Z) Ende Mai wird erscheinen: Alfred Polgar Ein Novellenband Amschlag- und Einbandzeichnung von Alphons Woelfle Geheftet 2 Mark, gebunden Z Mark Die Novellen Alfred Polgars bieten die knappste, komprimierteste und boshafteste Psycho' logie in leichtgewichtigem Rahmen. Sie treffen, in der Verzerrung und Karikierung,, ins Lerz der Dinge. Sie treiben einen Leroenkultus mit den großen Gefühlen des Lebens, indem sie die kleinen Gefühlchen zeigen und die Verkrüppelung der großen. Sie sehen die verkümmerten und blasierten Menschlichkeiten liebevoll und belustigt an, und hinter diesen erblicken sie plötzlich, wie im Reflex einer Kontrastwirkung, das echte Pathos, den Schwung der erhabenen Dinge. Polgar ist beileibe nicht geistreich oder gar charmant; seiner Studien Grazie ist eine intellektuelle, ihre Anmut ein Spiel des Geistes, nicht mit dem Geist. In diesen Novellen schlägt ein die Liebe liebendes Dichterherz, dessen Spott Trauer, dessen Bosheit Notwehr, dessen Skepsis Selbstschutz ist. Die novellistische Form ist bei Polgar trotz mutwillig sprunghafter Impressionistik der Struktur eine vollendete, schlagkräftige und runde. Die Sprache, frei und selbstschöpferisch, unbekannt mit allem herkömmlichen Lausrat epischer Kleinkunst, hat niemandem als sich selbst etwas zu danken. HI Früher ist von Alsvbd Pvlgar erschienen: A Der Quell des Übels Novellen Geheftet 1 Mark, gebunden 1 Mark 50 Pf., in Leder 2 Mark 80 Pf. Deutsche Tageszeitung, Berlin: Das Bändchen ist eine angenehme literarische Nach- tischkost für Feinschmecker. Der junge Novellist Alfred Polgar ist keine besonders wuchtige, aber eine sehr fröhliche Erscheinung unter den jüngeren Wiener Schriftstellern, und inbesondere jeine Welt, die Cafehaus-Boheme der Donausladt, weiß er wie kein zweiter zu schildern. Dabei hat er einen überraschend treffsicheren Strich, der oft mit einer kecken Linie einen ganzen Charakter und eine verzwickte Situation vollständig umreißt, der aber gleichzeitig soviel wirklichen Lumor verrät, daß seine Skizzen niemals die öde Herzlosigkeit gewisser moderner Karikaturen zeigen. Einzelne Stücke, wie z. B. „Tennis", gehören zum Lustigsten und Launigsten, was wir seit langem gelesen haben. Bezugsbedingungen: i. Komm, mit 25^, bar mit ZZ'ä'X,, Partie 7/6 Wir bitten zu bestellen. Albert Langen, Verlag, München Münchens 4. Mai 1912