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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.04.1912
- Strukturtyp
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- 1912-04-30
- Erscheinungsdatum
- 30.04.1912
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- Deutsch
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5338 Börlcnblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. Nichtamtlicher Teil. L9. 30 April 1912. Frauenartikel und allerlei hygienische Artikel, die zur Verhütung der Empfängnis und zum Schutz vor Ansteckung beim Geschlechtsverkehr dienten. Um diese anzupreisen, hatten die Inhaber der Firma zwei Broschüren: »Hochwichtiger Ratgeber für Eheleute« und »Illustrierte Broschüre« Herstellen lassen, in denen zum Teil in grober Form dargestellt war, wie die Artikel zu gebrauchen und wie ihre Wirkungen seien. Die Angeklagten bestritten in ihrer beim Reichsgericht eingelegten Revision, sich durch diese Broschüre gegen Z 184 des Strafgesetzbuchs vergangen zu haben, da die Bücher, wie in ihnen, bzw. auf den auf diesen aufgeklebten Zetteln aus- drücklich gedruckt war, nur für Eheleute bestimmt und auch nur an solche geiandt worden seien. Der Reichsanwalt schloß sich jedoch den Ausführungen der Revision nicht an. Durch das erkennende Gericht sei vielmehr festgestellt worden, daß die Broschüren nicht nur an Eheleute abgegeben worden seien. Die Broschüren aber ent hielten Anpreisungen von Schutzmitteln gegen die Empfängnis und gegen Ansteckung beim geschlechtlichen Verkehr, die ihrer Be- schaffenheit nach geeignet sind, auch dem außerehelichen Verkehr zu dienen und somit auch diesen zu begünstigen. Der höchste Gerichtshof schloß sich der Ansicht des Reichsanwaltes an und verwarf dessen Antrag gemäß die Revision der Angeklagten als unbegründet. (Aktenzeichen 6v 146/12.) Personalnachrichten. Jubiläum. — Am 25. d. M. waren 40 Jahre vergangen, seit Herr Johannes Faßbender in Elberfeld Inhaber der seinen Namen tragenden Firma wurde. Diese war im Jahre 1864 von W. Fröhling gegründet, nach dessen Tode sie Faßbender Übernahm und durch eine Buchdruckerei erweiterte. Der Hauptnachdruck des Geschäftes, das auch einen Verlag führt, liegt auf dem Sortiments- und Antiquariatshandel. Mit dem Wachsen der Stadt hat auch das Geschäft immer weiteren Aufschwung ge nommen, und es steht zu hoffen, daß Herr Faßbender, der sich bei vegetarischer Lebensweise einer guten Gesundheit erfreut, auch noch den 60. Gedenktag feiner Selbständigkeit feiern kann. Dies unser Wunsch zum 40. Gedenktag. Friedrich Fittiea. — Der bekannte Chemiker Friedrich Bernhard Fittica, a. o. Professor an der Marburger Universität, ist vor einigen Tagen an den Folgen eines Unglücksfalles im 62. Lebensjahre gestorben. Fittica war in Amsterdam als Sohn deutscher Eltern geboren, kam aber frühzeitig nach Jever, wo er seine Jugendzeit verlebte; er schlug zuerst den Apothekerberuf ein, wandte sich dann aber im Jahre 1872 in Leipzig dem Studium der Chemie zu, wurde 1876 Assistent am Chemischen Institut des Stuttgarter Polytechnikums und habilitierte sich 1876 in Marburg, wo er seitdem als Universitätslehrer gewirkt hat. Er hat in verschiedenen Zeitschriften wertvolle Abhandlungen ver öffentlicht, von denen sich die 1876 bis 1886 erschienenen mit kriti schen Untersuchungen der strukturchemischen Theorien A. Kekules befaßten. In einer Arbeit »Über schwarzen Phosphor« (1900) ver suchte er den Nachweis, daß Arsen kein Element, sondern eine Ver bindung von Phosphor mit Stickstoff und Sauerstoff sei; nach seiner Theorie gehört auch Bor als eine Siliciumverbindung nicht in die Elementenreihe. Neuere Untersuchungen Fitticas galten der an geblichen Überführung der Oxalsäure in Chlor (Göttingen 1904). Von 1877 bis 1900 gab Fittica den von Liebig und Kopp begründeten »Jahresbericht über die Fortschritte der Chemie« heraus. Seine letzten Arbeiten befaßten sich besonders mit der Umwandlung der Elemente auf Grund der neuesten Theorien in der Chemie (»Umwandlung von Aluminium in Beryllium und Thallium«, 1908/10). Außerhalb seines Berufes ist Fittica als Dichter hervorgetreten. Von seinen Arbeiten auf diesem Gebiete sind zu nennen: eine Tragödie »Apollina« (Leipzig 1872), die Dramen »Jngenutes« (1876) und »Richilde« (1878), ein Lustspiel »Liebesscherz« (1877), »Gedichte« (Marburg 1896) und »Neue Ge- dichte« (Leipzig 1897). Michael Flürscheim -s-. — In Berlin ist am 26. April der bekannte Bodenreformer Michael Flürscheim gestorben. Im Jahre 1844 in Frankfurt a. M. geboren, begann er seine Laufbahn mit der Übernahme der Gaggenauer Eisenwerke, die anfangs 40 Arbeiter beschäftigten und 1400 Arbeiter zählten, als sie in eine Aktiengesellschaft umgewandelt wurden. Flürscheim widmete sich hierauf ganz ökonomischen Studien und ließ eine große Reihe von Werken in deutscher und englischer Sprache erscheinen, so: »Auf friedlichem Wege«, »Der einzige Rettungs- weg«, »üsnt, Iotsr68t8 Lllck 1iVg.S6?«, v'I'bs Lcouornieal 1-a.b^riotd«, »Tue Islavä« u. a. m; sie vertraten alle den Gedanken der Bodenreform und später auch der Wäh- rungsreform. Die Ideen seine Freundes Henry George, der die Verstaatlichung des Bodens mittels allmäh- licher Konfiskation durch Besteuerung verlangte, erachtete Flürscheim für unerwünscht; er forderte statt dieses Ver fahrens die Verstaatlichung gegen Entgelt. Später kam er zur Überzeugung, daß die Bodenreform von einer Währungs reform begleitet sein müsse. An Stelle des Goldwährungs monopols sollten nach seinem Dafürhalten elastischere Währungs systeme treten, damit sich die Menge des für die Produktion ausgegebenen Papiergeldes dem Produktionsquantum anpasse. Er suchte diesen Gedanken in die Wirklichkeit überzu führen, indem er auf Neu-Seeland eine Warenbank gründete, wo die Weikleute die von ihnen verfertigten Waren ablieferten und dafür Währungsscheine erhielten, die dann in Umlauf gesetzt wurden. Das Unternehmen verschlang viele Tausende, ohne jedoch Erfolg zu haben. Überhaupt verwandte Flürscheim Unsummen auf die Verwirklichung seiner Ideale. Da sein ganzes späteres Leben diesen gewidmet war, verlief es ziemlich weltfremd. Flürscheim, der schließlich auch ein überzeugter Spiritist wurde, hat in der Schweiz, in England, Neu-Seeland, Kalifornien und zuletzt in Berlin gelebt. J»ftin Me L«rtbh -j-. — England hat einen literarischen und politischen Charakterkopf verloren: Justin Mc Carthy, der Geschichtsschreiber des viktorianischen Zeitalters, der zugleich als irischer Politiker sehr bekannt geworden ist,ist indem sehr würdigen Alter von 82 Jahren still aus dem Leben geschieden. Er war am 2. November 1830 zu Cork in Irland geboren und entwickelte von frühauf einen heißen Wissensdurst. Außer den alten Sprachen hatte er sich Deutsch, Französisch und Italienisch vollständig zu eigen gemacht. Für die deutsche Literatur hatte er viel Interesse; er hat Übersetzungen aus dem Deutschen veröffentlicht, und eine Arbeit über Goethes Balladen hat ihm den Weg in die vornehme Londoner Presse geöffnet. Da sein Vater eine ver kommene Existenz war, so hatte Mc Carthy von seinem 14. Lebens jahre an für seine Familie zu sorgen. Er erwarb sich sein Brot als Stenograph, ward nachher Journalist und erreichte endlich 1860 das langersehnte Ziel einer Anstellung bei einem Londoner Blatte. 1868 ging Mc Carthy nach Amerika, wo er ein paar glückliche Jahre verlebte und sich als Romanschriftsteller einen Ruf erwarb. Auf dem Gebiete der englischen Geschichte veröffentlichte er eine Reihe von annalistiichen und bio graphischen Arbeiten, die zum besseren Verständnis der politischen Entwicklung und zur richtigeren Beurteilung hervorragender eng lischer Staatsmänner und Parteiführer wesentlich beigetragen haben. Sein Hauptwerk in dieser Hinsicht ist die »üi8tor^ ok Our 1'iw68«, die die Ereignisse während der Regierung der Königin Viktoria von 1837 bis zu den Wahlen von 1880 in fesselnder Dar stellung behandelt und einen großen, wohlverdienten Erfolg hatte. Eine Fortsetzung dieses Buches, die die Ereignisse bis zum Tode König Eduards darstellt, erschien vor zwei Jahren. Andere her vorragende publizistische Arbeiten betreffen: »Die Epoche der Reform«, »Die Regierung der Königin Anna«, »Geschichte der vier George« u. a. Außerdem behandelte er in umfassenden Bio graphien die Lebensgeschichte Sir Robert Peels und Gladstones; auch eine Geschichte Papst Leos XIII. erschien aus seiner Feder. Kaum weniger erfolgreich betätigte sich McCarthy auf femlleto- nistischem und novellistischem Gebiete; von seinen belletristischen Ar beiten dürfte seine Erzählung »'l'bo üi^dt LouourLdls«, die 1886 erschien und von der Lesewelt und der Kritik sehr beifällig aus genommen wurde, wohl den höchsten Wert beanspruchen. Aber und andere novellistische Arbeiten zeichnen sich durch geschickten Aufbau, Erfindungsgabe und glänzenden Stil aus. Noch im letzten November veröffentlichte der greise Schriftsteller unter dem Titel »Iri8b Ü6eoIl6otioo8« ein Bändchen prächtiger Erzählungen, die kein Nachlassen seiner Phantasie und seiner Gestaltungskraft erkennen lassen.
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