261, 8. November IS12. Fertige Bücher. «srl-»«l-u f. d. risch». «uchh»»d-i. izsgz Die„LeipzigerNeuefienNachrichten" weisen in nachfolgenden Worten hin auf das literarische Ereignis, das mit „Reymont, Die polnischen Bauern" in Erscheinung tritt Die polnische Literatur besitzt damit den Bauernroman, den wir Deutschen seit langem ersehnen, zu dem aber erst An sätze und Versuche vorliegen. Keinem deutschen Poeten ist die Erfassung und Bezwingung der Dorfseele und der Bauernkultur in ihrer Totalität gelungen. Sie alle haben nur Einzelheiten gebracht, Löns, Lulu von Strauß und Torney, Frenssen, Bartels, Luggenberger, Sohnrey, Rosegger und wen man auch heranziehen möge. Reymont aber hat wie in einem Hohlspiegel das gesamte Leben und alle markanten Typen vom Bettler und Kätner bis zum Großbauern und Gutsherrn, vom stol- zestenTatmenschen biszumWanderpredtgerTolstojscherArt, von der leidenschaftlichen und freien Bauerndirne bis zur keuschen und demütigen Bauernfrau aufgefangen und zur Darstellung gebracht und ist, da er selbst Bauernstamm ent sprossen und mitrechtem Verständnis und feinster Einfühlung an die Charakterisierung ging, bis in die dunkelsten und ver- borgenstenTtefen der Seele eingedrungen. DerRomanmuß als die bis jetzt einzig erschlossene Quelle zur Kennt nis polnischen Bauerntums, als sein klarstes und treuestes Dokument angesehen werden. Das erhebt ihn aber auch über eine rein kulturelle Abschrift zu einem Kunstwerk erster Größe. — Einer besonderen Er wähnung bedarf noch die Sprache Reymonts. Wir rühmen beispielsweise bei Clara Viebig ihre Schilderungskraft und ihrVermögen, dieVolksseele zu erfassen und darzustellen, aber ihre Kunst erscheint klein, gemessen an der grandiosen Kunst dieses polnischen Dichters. Das muß in aller Gerechtigkeit zu gestanden werden. Man lese einmal die Schilderung derFrüh- lingsstürme,einesSchneetretbens,desTodes des altenBoryna, der Wiederkehr der Gefangenen usw und vergleiche sie etwa mitViebigschen Eiffelstimmungen und -Schilderungen, sowie ihrer Charakterisierung eines einheitlichen Massenwillens, wie er etwa im Weiberdorf zutage tritt. Sie verblassen und verschwinden gegen die Großzügigkeit und Großartigkeit derReymontschen Kraft, der wir in derTat keine Parallele an die Seite zu setzen haben. Ich glaube nicht zuviel zu sagen, wenn ich die Einführung dieses kulturhistorischen Romans in die deutscheLiteraturfüreinliterarisches Ereignis halte. Eugen Diederichs Verlag in Jena Muselmanen und Slaven Balkanbilder von Gino Bertolini überseht von Martha Rumbauer 314 Seiten, 32 Vollbilder und 2 Karten. geh M.5.— ord,,M.3.75no., M.3.50bar;gebM.6.—ord., M. 4.50 no., M. 4.25 bar. Freiexemplare 7/6. Durch den Balkankrieg wird diesem Buche des be kannten geistvollen Verfassers erneut lebhaftestes Interesse cntgegengebracht. Ich bitte den prächtig ausgestatteten Band in diesen Tagen nicht am Lager fehlen zu lassen. Vorzugsangebot: 2Expl.geb.fürM.6.— bar. Dieterich'sche Verlagsbuchhandlung Theodor Weicher, Leipzig Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel. 79. Jahrgang. 1822