^ 100, 1. Mai 1S12, Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f d. Dtschn. Duchhandel. 5403 und Feuerbach heule aussehen würden, wenn sie in gewandelten Zeiten sich entwickelt hätten, Begabungen, die das Gesicht der Zukunft haben — an ihnen geht man nach wie vor vorüber. In der Poesie wenigstens. Die Heutigen sind den Vätern gegenüber sicherlich differenzierter und kritisch vorurteilsloser; das Menschentum aber versagt, wie es im ganzen neun zehnten Jahrhundert versagt hat, vor der unbedingten Reinheit und Redlich keit des Wollens, vor der Leben gewordenen Gebärde von klassischer Ein fachheit, vor jener Originalität, die aus einer vollständigen Eingabe an die Sache entspringt" oder dessen, was Ferdinand Avenarius im vorigen Jahre im „Kunstwart" einmal schrieb: „Lins scheint, wenn einer wie Paul Ernst sprechen will, so hat er den Anspruch darauf, daß man seine Gedanken ohne jede Störung^durch Dazwischenreden zunächst einmal nachdenke." Übrigens ist gerade Paul Ernstens Credo in vielfacher Hinsicht ein Werk, das über die literarischen Kreise hinaus interessieren und bekannt werden wird. Kultur und geistiges Leben unserer Zeit sind kaum jemals von so hohem Ge sichtspunkt aus gewertet worden wie in den letzten, bislang noch nicht veröffent lichten Stücken des Werkes: „Jenseits vom Christentum und Nietzsche", „Neuer Glaube", „Aus Prozessen des Jahres I9II", „Die Aufgaben des Staats mannes" (zur Politik des Jahres 191 l). Es ist freilich trotzdem wohl kaum zu hoffen, daß sich jetzt ereignen werde, was I. V. Widmann im „Berner Bund" beim Erscheinen von Ernstens Roman „Der schmale Weg zum Glück" schrieb: „Wenn der Deutsche Kaiser den Roman lesen sollte, so fliegen dem Verfasser vielleicht Adler an die Brust, ohne daß er deshalb ein Prometheus zu sein braucht." In dem Vorwort schreibt Paul Ernst: „Wenn ich heute, mit sechsundvierzig Jahren, auf mein Leben zurück blicke, so sehe ich, daß eine große Arbeit eine geringe Anerkennung gefunden hat; es ist das wohl natürlich für einen Mann, der in seinem Wollen nie bescheiden war. Ich bin weit entfernt davon, mich über dieses Resultat zu beklagen, denn anders konnte ich nicht höher kommen. Aber ich möchte denen, welche mich in schweren Jahren durch Freundschaft und Hilfe unter stützt haben, desto wärmer meinen Dank aussprechen: vor allem Karl Scheffler und der Leitung des „Dresdener Hoftheaters". Hoffentlich kann der Dichter, wenn ein Neudruck nötig wird, den letzten Satz erweitern und^ seinen Dank aussprechen „vor allem Karl Scheffler, der Leitung des Dresdener Äoftheaters und auch dem deutschen Buchhandel".