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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.04.1912
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1912-04-09
- Erscheinungsdatum
- 09.04.1912
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- Deutsch
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4418 Sdrienölkiü I. .. «ychn. vuqtzaE. Nichtamtlicher Teil. 81, 9. April 1912 bewußter Weise, in solch taktvoller Art Auswüchse unseres Be- j rufes bekämpfen. Auch der Verein »Die Lese«, der dem Buchhandel ja schon durch die gleichnamige Zeitschrift als praktischer Kämpfer gegen die Schundliteratur bekannt ist, hat einen Schritt vorwärts getan, indem er zu den bereits in andern Städten bestehenden Ortsgruppen eine solche auch für München, die eigentliche Zentrale, errichtete und dabei das Arbeitspro- gramm für die Vorträge, Diskussionsabende, für Rezitationen, für Autoren-, Eltern- und Leseabende festsetzte. Unbeabsichtigt zur selben Zeit hat auch die hiesige Polizei- dtrektion ein bißchen mitgeholfen, indem sie an den Landes verband der bayerischen Presse die Anfrage richtete, ob er nicht auf die Tagespressc einwirken könne, daß in Zukunft nicht mehr Einzelheiten von Gerichtsverhandlungen über rohe und gemeine Taten, sondern nur noch die Urteile gebracht würden. Nun zählen ja tatsächlich die Tageszeitungen häufig durch solche widerliche Ausführlichkeiten auch zu den geheimen schlechten Miterziehern, und die Presse weiß dies auch. Der befragte Landesverband konnte aber keine einseitig bindende Zusage geben, er mutzte vielmehr auf die im Juni hier statt- findende Hauptversammlung des Reichsverbandes der Presse Hinweisen, die vielleicht befriedigende Beschlüsse zeitigt. Ein drittes wichtiges Glied in der Kelle der Bildungs oder Verbildungsmöglichkeiten wurde gleichfalls von der Polizeidirekiion behandelt, indem sie eine amtliche Erklärung über den Münchner Zensurbeirat versandte, in der in langer Ausführung die Notwendigkeit, die Entstehung und die Be setzung dieser Institution dargelcgt wurde. Sie beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Verbot oder der Freigabe dramati scher Aufführungen, einer Frage, die hier, wie in andern Groß städten, das ganze Jahr über ventiliert wird. Im März wurde von dieser nicht immer mit einem Segenswort auf- genommcnen Fürsorge Leonor Goldschmied bedacht, dessen Vor lesung seiner Tragödie »Die Entweihung der Erde« von der Polizei verboten wurde. Der Verlag hat diese Tatsache, wie zu erwarten war, durch die Bauchbinde quittiert: Von der Münchener Zensur für die öffentliche Vorlesung verboten. Daß wir aber doch keinen Mangel an außerordentlichen Bildungsmöglichkeiten hatten, das beweist die nachfolgende Liste der im März hier stattgefundenen Vorträge: Ol'. Stolberg, über Grönland und die Eskimos. Pros. Klaatsch, Menschenrassen und Menschenaffen. Itr. Zugmayer, über meine Reise in Beludschistan. Pros. Or. Hans Meyer, über Ostafrika. Ang. Kahl, Weltschöpfung und Weltuntergang. Wilhelm Bölsche. Im Paradies der Urwelt. 11r. Braß. Die Abstammung des Menschen. Hauptmann v. Ramsay, Reiseabenteuer aus Kamerun. Frau Carry Brachvogel, Hebbel und die moderne Frau. Otto Cesar Axtbauer. Der Kamps um Tripolis. Pros. Voll, National und international in der Kunst. I. A. Lux. Die Schwestern Fröhlich. Or. Julian Marcuse. Sexuelle Pädagogik und sexuelle Ab stinenz. Pater Expeditus Schmidt. Vortragszyklus über Frauenleben und -Streben auf der Bühne des 19. Jahrhunderts. Pastor S. Keller, Eine Reihe religiöser Vorträge. Man sieht an dieser Auswahl, daß es auch diesmal mög lich war, unter der Leitung berufener Führer die große und die kleine Welt zu durchschreiten. Dabei sind natürlich alle Vorträge auf musikalischem Gebiete von vornherein ausge schlossen worden, die, selbst hier in der Mnsikstadt mutz man so sagen, sonderbarerweise in fast dreifacher Anzahl den Dar bietungen über Literatur und Kunst gegenllberstehen. — So manch besonderer Genuß wird durch den Neuen Verein ge boten. der im März allein einen Vortragsabend mit Rezi tationen von Hans Brandenburg brachte, dann den schon oben erwähnten Vortrag von I. A. Lux ermöglichte, Emile Ver- haeren zu einem persönlichen Vortrag gewann und schließlich noch die Uraufführung von Wilhelm Weigands Schauspiel »Psyches Erwachen« unternahm. Wer den ganzen Kreis der stattgefundenen Vor träge überblickt, mutz zu der Überzeugung gelangen, daß in München ein reiches literarisches Leben herrrschl. Und er hat recht. Wenn er nun aber den Schluß daraus zieht, daß all diese Rezitationen, Vorlesungen und Vorträge eine besondere Nachfrage nach der einschlägigen Literatur bewirkten, dann ist er in einem kleinen Irrtum befangen, denn wohl nirgends herrscht das Trägheitsgesetz so bestimmt wie aus geistigem Gebiete. Die Massen können auf kurze Zeit einer gewissen Suggestion unterworfen werden, die sich aber gar bald wieder, meist schon nach dem gespendeten Beifall, verflüchtigt. Es wer den immer nur einzelne sein, die einen nachhaltigen Eindruck mithinwegnehmen. Aber diese wenigen feinen Köpfe erhalten dann Wohl auch durch die weitergegebenen Anregungen das Interesse wach und bewirken, daß sich an ihrem Feuer andere entzünden. Wenn wir daher nach den augenblicklichen Er folgen urteilen wollten, so dürsten gegenwärtig nur Vor träge über Naturwissenschaft, hauptsächlich aber über Geo graphie gehalten werden, da nach solchen immer noch die größte Nachfrage herrscht. Sonst ist es auch im Sortiment ziemlich ruhig. Das Oster- und Kommunion-, refp. Konfirmationsgeschenk hat für die meisten Buchhändler nicht viel zu bedeuten, wenigstens so lange nicht, als nicht nach dem schon so oft erwähnten Rezept, das uns auch ein Ostergeschäft bringen soll, gebraut wird. Und so arbeiten wir uns denn durch Remittenden und Disponen- den allmählich zur Fremdensaison hinüber, deren erwartetem reichen Strom wir dann wenigstens etwas ganz Neugebacke nes, wirklich Originelles bieten können: das Münchener Groß stadt-Bilderbuch, das die Firma G. W. Dietrich schon seit Monaten vorbereitet hat und das sie demnächst herausbringt. Das prächtige Buch, das zu billigem Preise verkäuflich ist, ge hört zu den wenigen Bilderbüchern, die Lokales in wirklich originaler Weise bringen — es zeigt sogar den Leiter der hiesigen Schulbehörde Oberstudienrat Kerschensteiner. Es wird den Kleinen, die damit bedacht werden, eine rechte Freude bereiten. G. Recknagel. SldttoLrapbre äes ttapoleonkcken 2eit- sivselrlissslieli äsr Vsrsioixtsll 8taat6n von Noräam6rilca. Von krieärlctl Kirctieisen II. Lanä. I. I'sil: Napoleon I. unä 86106 ksmiÜ6. — >l6lnoir6ll, kri6k>V6oli86l, LioArapbiou. Loriin 8.V^. 1912. Lrv8t 8i6Akr.L1itt.l6r L 8obn, LöniAliodo HokbueßtianälunA. Or. 80. 208 8. kreis brosob 8.— orä. Dieses Jahr und das nächste sind Jahre der Erinnerung an große Zeiten, bedeutsame Kämpfe, wie wir sie nur selten erleben. Das Jahr 1812 sah Napoleon auf dem Gipfel seiner Macht und sah seinen Stern sinken, im Jahre 1813 schüttelten die Völker Europas das napoleonische Joch in gewaltigem Ringen ab. So ist es kein Wunder, daß jetzt fast allwöchentlich neue Kriegs- und Memoirenliteratur auf dem Markte des Buchhandels auftaucht. Da kommt gerade zur rechten Zeit, um den Forscher zu orien tieren, den Buchhändler und Laien zu beraten, der erste Teil des zweiten Bandes von Kircheisens großangelegter Bibliographie des napoleonischenZeitalters, deren erster Band 1908 erschienen und an dieser Stelle (Nr. 31 des Bbl., 8. Februar 1910) angezeigt worden ist. Uber die Gesichtspunkte, die ihn bei der Auswahl der zitierten Werke geleitet haben, — denn natürlich kann es sich bei der fast unübersehbaren Fülle der Literatur nur um eine kritische Auswahl handeln; eine Bibliographie von annähernder Vollständigkeit würde nach Kircheisens Schätzung wenigsten- 20 Oktavbände von je 500 Seiten umfassen — will Kircheisen, zurzeit wohl der beste Kenner des napoleonischen Zeitalters,
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