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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.06.1884
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- Erscheinungsdatum
- 23.06.1884
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- Deutsch
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144, 23. Juni. Nichtamtlicher Theil. 29tl richten hat. Nur ist hier der in Anbetracht der Herstellungskosten sehr wesentliche Unterschied, daß auf der Buchdruckerpresse, sobald durch die Kunstfertigkeit des Druckers ein gut zugerichteter Abdruck erzielt worden ist, die unbeschränkte Vervielfältigung auf rein mecha nischem Wege und mit bedeutender Schnelligkeit erfolgen kann. Diese Vortheile: der vereinigte Druck von Text und Bild und die Möglichkeit, dem Zuge der Zeit entsprechend, große Massen durch wohlfeilen Druck zu produciren, sind von so großer Bedeu tung, daß die Aufgabe, mit Hilfe der Photographie Druckformen herzustellen, welche den Anforderungen der Typographie entsprechen, die Fachkreise in ausgedehntestem Maße anziehen und beschäftigen mußte. Die ersten Erfolge wurden durch die Anwendung der Photo graphie auf die schon vorher bekannte Zinkätzung erzielt. In der Photozinkotypie wird die in Linien und Punkten ausgeführte Zeich nung entweder durch photographischen Uebcrdruck auf die Zink platte übertragen, oder letztere wird zur dirccten Aufnahme des Bildes mit einem lichtempfindlichen Ueberzug versehen. Das auf der Zinkplatte befindliche Bild wird für die nun folgende Operation des Aetzens durch einen Deckgrund gegen die Einwirkung der Säure geschützt; dasselbe bleibt dann als erhabenes, druckfähiges Relief stehen, während alle weißen Partien (ähnlich wie beim Holzschnitt) vertieft werden. Das Verfahren, welches mit seiner Ausbreitung auch eine größere Sicherheit in der Technik erlangt hat, gewährt zum Mindesten den Vortheil schneller und billiger Herstellung. Wenn die Originalzeichnungen für das Verfahren geeignet, d. h. in reinen, tiesschwarzen Linien und Punkten ausgeführt sind, so kann auch das Endresultat ein künstlerisch befriedigendes sein. Die Beschaffung dieser Originalzeichnungen für die Photo zinkotypie ist nun aber bisher eine der größten Schwierigkeiten gewesen. Denn man kann es kaum einem Künstler zumuthen, mit Feder und Tusche so zu zeichnen, daß alle Theilc des Bildes von gleicher Intensität in der Farbe sind. Es werden unwill kürlich immer graue, tonige Linien mit aus der Feder laufen, die im Originale recht gut wirken mögen, die aber in der Reproduktion, wie sie durch die Photozinkotypie vermittelt wird, einen ganz ver änderten Charakter anuehmcn müssen; denn sie werden im Buch druck entweder schwarz oder zerrissen erscheinen. Ueber die Art, wie man diesem Uebelstande abzuhelfen suchte, wird »ns die Ausstellung selbst Aufschluß geben. Es liegen uns in dieser Richtung zwei Neuerungen vor von hervorragender Bedeu tung, nämlich die Autotypie von Mei send ach in München und die Zeichnungen auf granulirtem Papier von Angerer L Göschl in Wien. Wir werden Gelegenheit haben, auf diese beiden Verfahren zurückzukommen. Betrachten wir nun die neuen Methoden in Bezug auf ihre künstlerische Bedeutung; suchen wir der schon oft laut gewordenen Besorgniß auf den Grund zu kommen, daß für die graphische Kunst im engeren Sinne „die Tage gezählt" seien, daß es bei weiterer Vervollkommnung der photographischen Technik „vorbei sein" müsse mit Kupferstich, Radirung und jeder selbständigen Kunstschöpsung auf graphischem Gebiete. Wenn es so wäre, so müßten wir es auf das Tiefste beklagen, und vor Allem im Interesse der Photographie selber, der wir doch wünschen müssen, daß sich ihre Entwickelung unter künstleri schem Einfluß vollzieht. Diesen Einfluß üben aber in ganz hervorragender Weise unsere Meister in der graphischen Kunst selbst aus; — mögen sie sich dessen bewußt sein, oder nicht. Ihre Werke geben der photographischen Technik das Vorbild und die Richtschnur für ihre Bestrebungen. Das Aufhören der eigentlich künstlerischen Thätigkeit müßte unfehlbar die Graphik verflachen; dagegen kann Nichts erfreulicher sein, als der rege Wetteifer, der in dieser Kräfte schön vereintem Streben zu Tage tritt. Wir haben keineswegs zu befürchten, daß der älteren Kunst durch den jüngeren Gefährten zum Dank für die empfangene Belehrung der Boden entzogen werde. Die Photographie vermag das nimmermehr; es ist dafür gesorgt, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen. Offenbar hat der internationalen Ausstellung, welche die Gesellschaft für vervielfältigende Kunst in Wien im vorigen Jahre veranstaltete, auch die löbliche Absicht mit zu Grunde gelegen, irrige Meinungen über diese Frage zu berichtigen. Entsprechend der Aufgabe, welche sich diese Gesellschaft gestellt hat, war die Wiener Ausstellung ganz speciell der Förderung künstlerischer Thätigkeit, also den älteren graphischen Künsten im eigent lichen Sinne, gewidmet. Man wollte dieselben in's rechte Licht setzen gegenüber den besten Erzeugnissen moderner, d. h. photo graphischer Technik. Diese konnten daher nur bedingungsweise zugelassen werden und zwar nur soweit, daß eine Vergleichung zwischen alter Kunst und neuer Technik möglich war. Diese Ver gleichung mußte zu der Einsicht führen, daß die Stellung der Photographie gegenüber dem Kupferstich und der Radirung sich erfreulicher Weise bereits geklärt und einen Abschluß gefunden hat. Dagegen wird der Holzschnitt bei dem unaufhaltsamen Fort schreiten der chemigraphischen Methoden schwerlich im Stande sein, den ausgedehnten Wirkungskreis, den er gegenwärtig inne hat, auf die Dauer in seinem ganzen Umfange zu behaupten. Wir werden diesen Verhältnissen im weiteren Verlaufe noch eine eingehendere Betrachtung widmen müssen. Was endlich die photographischen Methoden in ihren gegenseitigen Beziehungen zu einander betrifft, so wird der Gährungs- und Läuterungs- proceß, in dem sie sich befinden, voraussichtlich noch lange Zeit andauern. Auf die Radirung hat die Photographie gar keinen be schränkenden Einfluß zu üben vermocht; im Gegentheil: die so lange vernachlässigte Radirung steht jetzt wieder in voller Blüthe. Dagegen hat die Photographie der Thätigkeit des Grab stichels wesentlich engere Grenzen gezogen, wenn auch ihr Einfluß nur das Minderwerthige treffen konnte; — sie hat namentlich unter den Erzeugnissen, die durch den Kupfer- und Stahlstich früher fabrikmäßig hervor gebracht wurden, gewaltig aufge räumt und sich damit das Verdienst erworben, die herrliche Kunst des Kupferstichs von untergeordneten Leistungen zu säubern. Was jetzt auf diesem Gebiete erscheint, erhebt den An spruch, schön und vollendet sein zu wollen; zum wenigsten soll es das Merkmal künstlerischen Strebens tragen. Hier heißt es fortan wieder: „dlon multa, soll raattnm". — Die Technik des Kupferstichs und der Radirung soll der unmittelbare Aus fluß künstlerischen Empfindens und Könnens sein, und das ist es, was uns bei meisterhaft gestochenen und radirten Blättern so unwiderstehlich anmuthet, — selbst dem blendendsten Erzeugnisse der Photographie gegenüber. So lange es einen Kunstgeschmack gibt, werden vorzügliche Kupferstiche und Radirungen noch begeisterte Freunde, und — last not loast — auch Käufer finden. Im Gegensatz zu dieser künstlerischen Technik steht die photographische Technik durchaus nicht in künstlerischer Beziehung zum reproducirten Original, sondern sie ist lediglich das Product eines rein chemisch-mechanischen Prozesses, der mit derselben Leichtigkeit das schönste Original wie das schlechteste reproducirt, der uns bei der Reproduction von Gemälden und Haudzeichnungen selbst die Textur der Leinwand und des Papiers nicht vorenthält, der uns bei Naturaufnahmen neben der feinsten Sculptur eines 410*
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